Hausärzte warnen vor «Alarmismus beim Boostern»

Mainz (dpa/lrs) – Der rheinland-pfälzische Hausärzteverband hat seine Mitglieder aufgerufen, sich bei Corona-Impfungen «nicht von der Politik treiben zu lassen». In einem Schreiben des Vorstands an die Mitglieder, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, kritisiert der Verband den Vorstoß des geschäftsführenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) scharf. Der hatte sich dafür ausgesprochen, allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus zu ermöglichen – auch wenn die letzte Impfung noch nicht sechs Monate her ist. «Dieser Alarmismus bei den Boosterimpfungen und die teilweise politisch gezeichneten Apokalypse-Szenarien sind fern jeder Realität», erklärte der Hausärzteverband und sprach von Politikversagen.

Vorrang bei den Auffrischungen müssten die besonders gefährdeten Patientengruppen haben. Die Entscheidung, wer das höchste Risiko habe und zuerst «geboostert» werden müsse, liege in ärztlicher Verantwortung, betonte der Verband. Viele Ärztinnen und Ärzte hielten auch jetzt schon «nicht akademisch an der Sechs-Monats-Frist» fest. «Wir Ärztinnen und Ärzte gehen schon immer mit Fristenregelungen so um, wie es für unsere Patientinnen und Patienten am besten passt» Das müsse der Ärzteschaft nicht noch einmal extra erklärt werden, heißt es mit Blick auf ein gemeinsames Schreiben von Spahn und dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, an alle Vertragsärzte in Deutschland.

Viel wichtiger in der aktuellen Situation sei jetzt konsequentes Handeln mit Blick auf die «schlichtweg ungenügende Erstimpfungsquote» sowie allgemeine und einheitliche Schutzmaßnahmen, um eine unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus insbesondere unter den Ungeimpften bestmöglich zu stoppen. «Diese fast täglichen Rochaden bei den staatlichen Regelungen sind eine Katastrophe.»

 

 

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