Viel Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge – Rund 200 in Cottbus angekommen

Die Hilfswelle für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Brandenburg rollt und rollt. Kommunen und die Deutsche Bahn unterstützen die Menschen. Initiativen organisieren Transport Richtung Kriegsgebiet.

Berlin/Cottbus (dpa/bb) – Transporte mit lebensnotwendigen Gütern an die ukrainische Grenze, Sonderzüge für Kriegsflüchtlinge, organisierte Hilfe in den Kommunen: Die Unterstützung für Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine fliehen oder noch dort sind, ist in Brandenburg ungebrochen. Am Wochenende kamen auf Bahnhöfen in Frankfurt (Oder) und Cottbus wieder Sonderzüge mit Geflüchteten an.

Rund 200 Menschen trafen am Samstagmittag mit einem Sonderzug der Deutschen Bahn in Cottbus ein. Dort wurden sie nach Angaben der Stadt von bis zu 200 Helferinnen und Helfern empfangen. Am Bahnhof stand ein Zelt für die Menschen. Dort wurden die Kriegsflüchtlinge mit Lebensmitteln versorgt.

«Viele haben sich unterwegs Sorgen um Schlafplätze gemacht. Als sie gesehen haben, wie sie hier von uns begrüßt worden sind und das alles vorbereitet ist, waren sie überwältigt», beschreibt Markus Adam die Ankunft der Menschen auf dem Cottbuser Hauptbahnhof. Der Regionalleiter der Caritas Südbrandenburg und sein Team sorgen gemeinsam mit der Stadt, Verbänden und über private Netzwerke für die Betreuung, Weiterleitung und Unterbringung der geflüchteten Menschen.

Nach Angaben der Deutschen Bahn hatte der Zug die Menschen am späten Freitagabend direkt an der ukrainischen Grenze im polnischen Ort Przemysl aufgenommen. Unterwegs seien die Geflüchteten mit Getränken und Lunchpaketen versorgt worden, wie eine Sprecherin sagte. Die Bahn setze für diese Züge eigene Lokführer ein – mit Erfahrung im grenzüberschreitenden Verkehr und Polnischkenntnissen.

Der Zug hatte auf der rund 900 Kilometer langen Strecke von Przemysl mehrere Stopps in Polen eingelegt – für Menschen, die dort persönliche Anlaufstellen wie Verwandte oder Freunde hatten. Von den 400 Mitfahrenden sei etwa die Hälfte in Polen ausgestiegen, sagte die DB-Sprecherin. In den kommenden Tagen sollen weitere Züge zur Beförderung von Geflüchteten zwischen Polen und Berlin-Brandenburg eingesetzt werden, wie es hieß.

Wer keinen Pass oder keine Aufenthaltsgenehmigung und auch keinen sonstigen Bezug zur Ukraine nachweisen kann, wird von der Polizei an der Weiterreise gehindert. Nach einer Prüfung werden die Reisenden zur Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung nach Eisenhüttenstadt gebracht, um dort einen Asyl-Antrag zu stellen.

In den Erstaufnahmestellen des Landes sind nach Angaben des Innenministeriums bislang rund 900 Geflüchtete mit Ukraine-Bezug registriert worden, damit stieg die Zahl gegenüber den Vortagen weiter an.

Der Caritas zufolge wird versucht, die Angekommenen zu registrieren, damit niemand auf dem Weg zu Freunden und Verwandten verloren geht. Die Bahn stelle Fahrkarten aus, damit Geflüchtete auf Wunsch in andere Städte fahren könnten. Viele hätten Berlin als Ziel angegeben, sagte Adam. «Wir raten ihnen davon ab, hier in Brandenburg finden sie Unterkunft und Platz» In den Städten Forst und Spremberg etwa seien extra Wohnungen hergerichtet worden. «Wir haben eine Übersicht über Privatquartiere und vermitteln»

In Frankfurt (Oder) wurden die Geflüchteten am Sonntag von vielen Helfern empfangen, darunter waren junge Krankenschwestern und Dolmetscher, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Auf dem Bahnsteig wurden Lebensmittel und Kinderspielzeug verteilt. Auch Oberbürgermeister René Wilke und die Kinderbeauftragte der Stadt, Jacqueline Eckardt, waren bei der Ankunft vor Ort und halfen. Etliche Ukrainer, die in Brandenburg wohnen, holten ihre Verwandten ab. Vor dem Bahnhof waren Zelte zur medizinischen Versorgung aufgestellt.

«Am Anfang kamen auf jeden angekommenen Menschen gefühlt 50 Helfer, jetzt ist es anders herum», sagte Wilke der dpa. Jetzt kämen zwischen 700 und 2000 Menschen pro Zug an, teilweise in einem schlechten Zustand. Die vielen ehrenamtlichen Helfer könnten die Hilfe auf Dauer nicht leisten. «Wir brauchen hier professionelle Strukturen» Das Land habe deshalb Unterstützung zugesagt, sagte Wilke nach einer Schalte mit dem Innenministerium.

Der deutsch-polnische Verein Slubfurt hat auf beiden Seiten der Oder Spenden gesammelt. Anlaufpunkt in der polnischen Partnerstadt Slubice sei eine Turnhalle, von dort würden die Hilfsgüter in die Ukraine gebracht. «Wir sammeln aber auch für Geflüchtete, die aufgenommen worden sind und sich selber versorgen können», sagte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Michael Kurzwelly.

Insgesamt können Flüchtlinge laut Bahn in rund 40 internationalen Fernzügen über Polen, Österreich und Tschechien nach Deutschland einreisen. Bis Berlin, Dresden, Nürnberg und München reicht der ukrainische Pass oder Personalausweis. Für die Weiterreise können Flüchtlinge den Gratisfahrschein «helpukraine» erhalten.

Unterdessen sind Transporte mit Hilfsgütern aus Südbrandenburg auf dem Weg an die ukrainische Grenze. Nachdem der Stadtsportbund Cottbus Kleinbusse mit Spenden in die Ukraine geschickt hatte, machten sich Mitglieder des Vereins zur Förderung der Cottbuser Parkeisenbahn am Samstag auf den Weg. Das Auto sei unter anderem vollgepackt mit Medikamenten, warmer Kleidung und Babynahrung, sagte der Vereinsvorsitzende Denis Kettlitz auf dem Weg an die ukrainische Grenze der Deutschen Presse-Agentur. Die Hilfsgüter sind für die Stadt Saporischschja. Der Verein hatte von dort einen Hilferuf seiner Partner-Kindereisenbahn erhalten, mit der er Kinder- und Jugendaustausche organisiert.

Auch vom Carl-Thiem-Klinikum aus machte sich am Samstag ein Spendentransport Richtung Ukraine auf. Er war unter unter anderem mit Medikamenten, Verbandsmaterialien und Infektionslösung gepackt. Außerdem gingen nach Angaben des Klinikums ausrangierte, aber noch funktionsfähige Beatmungsgeräte und Spritzpumpen mit auf den Weg.

Das Klinikum hat mehrere ukrainische Mitarbeitende, darunter Dmytro Zinchenko aus der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. «Ich bin in der Ukraine aufgewachsen. Die Ukraine und Russland – die beiden Länder waren wie Brüder. Meine Großeltern wohnen in St. Petersburg (…). Wir starten jetzt jeden Tag mit dem Blick aufs Handy, ob unsere Eltern noch am Leben sind», sagt er.

 

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