Saarland drängt auf schnelle Entscheidung für Ford-Standort

Vor zwei Monaten hat sich Ford bei seinen E-Auto-Plänen für Valencia und gegen Saarlouis entschieden. Nun verhandelt das Saarland mit neuen Interessenten für den Standort. Denn die Zeit drängt, meint der Wirtschaftsminister.

Saarbrücken (dpa/lrs) – Das Interesse am Ford-Standort in Saarlouis, der nur noch bis 2025 gesichert ist, ist nach Angaben des saarländischen Wirtschaftsministers Jürgen Barke (SPD) groß. «Wir haben Interessenten, die kommen aus der ganzen Welt», sagte er am Donnerstag in Saarbrücken. Vor allem sei man mit Autoherstellern im Gespräch. «Weil wir glauben, dass man am Ende damit auch die höchsten Beschäftigungseffekte am Standort sichern kann.»

Ende Juni hatte der US-Autobauer Ford bekannt gegeben, sich für das spanische Valencia als Standort für die Produktion von Elektroautos – und damit nicht für Saarlouis – entschieden zu haben. Aktuell arbeiten im saarländischen Werk 4600 Beschäftigte.

Eine Lösung «ganz ohne Ford» werde es für diesen Standort nicht geben können, meinte Barke. Schließlich sei der Autobauer Eigentümer des Geländes. Mit dem Ford-Europamanagement wolle man sich am kommenden Donnerstag (1.9.) zusammensetzen, um sich «in abschließender Form» über die künftige Zusammenarbeit zu verständigen. Die Ergebnisse sollen einfließen in eine Vorlage für den Ministerrat am 6. September. Um zielführend verhandeln zu könne, brauche man als Land auch die Sicherheit von Ford, dass mögliche Vorhaben nicht blockiert würden.

Und die Zeit drängt, so der Wirtschaftsminister. «Diejenigen, mit denen wir reden, haben ein hohes Interesse an schnellen Entscheidungen.» Mehr als die Ausstattung der Hallen stünde bei den Interessenten jedoch die Verfügbarkeit des Personals im Fokus. «Die Rückmeldung von den Ansiedlungsinteressenten ist: Sind die guten Leute noch da, sind sie motiviert und bleiben sie bei der Stange?», berichtete Barke. Deshalb werde man diesen Prozess jetzt nicht noch ein halbes Jahr ausdehnen können, «sondern wir werden relativ schnell Entscheidungen treffen müssen, mit wem wir sehr vertieft in die weiteren Beratungen einsteigen».

Auch der Autobauer Ford ist nach Einschätzung Barkes an schnellen Lösungen interessiert und werde alles tun, um auf kurzen Zeitachsen zu sehr positiven Ergebnissen zu kommen. «Nicht, weil sie Menschenfreunde sind, sondern weil jede Transferleistung von Mitarbeitern zum jetzigen Zeitpunkt ihnen Ärger hintenraus spart.»

Mit Betriebsvereinbarung und Kündigungsfrist seien die Mitarbeiter bis Ende 2025 abgesichert, danach würde man noch über Abfindungspakete reden. «Das wird richtig teuer», so Barke. Er glaube daher, dass Fords Motivation, «gut mitzuwirken an der Zukunftsgestaltung», auch von der Finanzseite gesteuert sei.

 

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