Caroline Links Serie «Safe» über seelische Kindernöte

TV-Tipp
Von Cordula Dieckmann, dpa

München (dpa) – Psychotherapieplätze für Kinder und Jugendliche sind rar und wer einen ergattert, kann sich glücklich schätzen. «Es kann nicht sein, dass ein junger Mensch in großer seelischer Not ein halbes Jahr auf einen Therapieplatz warten muss», kritisiert deshalb die Regisseurin Caroline Link. Für ihre eindrucksvolle Serie «Safe» hat sie sich mit dem Thema befasst.

Die Therapeutin Katinka und ihr Kollege Tom versuchen darin, ihren jungen Patienten zu helfen. Nicht ganz leicht, die Erwachsenen haben auch mit einigen privaten Dingen zu kämpfen, zu sehen ist die Serie ab Dienstag (8. November) um 20.15 Uhr auf ZDFneo. Alle acht Folgen gibt es zudem bereits jetzt in der ZDF-Mediathek.

Die Oscar-Preisträgerin Link («Als Hitler das rosa Kaninchen stahl») beweist in «Safe» einmal mehr, dass sie die große Gabe besitzt, Kinder vor der Kamera zu führen. Die hervorragend gecasteten jungen Schauspielerinnen und Schauspieler agieren unbefangen und natürlich und beeindrucken mit der überzeugenden Darstellung ihrer Charaktere.

Da ist etwa die sechs Jahre alte Ronja (Lotte Shirin Keiling), die es liebt, sich zu schminken – und befremdlicherweise genau weiß, was Männern gefällt. Ganz anders der Jugendliche Samuel (Valentin Oppermann), der beim Klauen erwischt wurde und eine ungeheure Wut und Frustration in sich trägt.

Die Theaterschauspieler Judith Bohle («Bettys Diagnose») als Katinka und Carlo Ljubek («Ein Wochenende im August») als Tom begegnen ihren verunsicherten, oft sehr aufgewühlten kleinen Patienten mit großer Ruhe, geben ihnen Halt und Kraft. Doch in ihrem Privatleben bekommt diese Professionalität Risse, etwa wenn Tom sich mit seiner Tochter Hanna auseinandersetzt oder Katinka in ihrer Affäre mit einem verheirateten Mann leidet und obendrein noch ständig gute Ratschläge von ihrem Vater erdulden muss.

Link legte bei diesem sensiblen Thema viel Wert auf genaue Recherche. «Durch die Gespräche mit den Therapeuten habe ich viel gelernt über Kindheit und über den Zusammenhang zwischen bedingungsloser Liebe und einem gesunden Selbstwertgefühl», sagt sie und erklärt ihr Interesse an psychologischen Themen auch mit ihrer Arbeit als Filmemacherin. «Wenn man Regie macht, muss man zwangsläufig auch an Psychologie interessiert sein. Wir sind ständig gefordert, auf unser Gegenüber einzugehen. Und ich muss mich als Regisseurin psychologisch für meine Figuren und für mein Team interessieren.»

Dass es in der Serie um Kinder geht, lag für Link nahe. «Die meisten Themen im Leben haben ihre Wurzel in der Kindheit. Was uns alle verbindet, ist der Wunsch, so wie wir sind geliebt und verstanden zu werden», erklärt die Münchnerin. Das Wichtigste sei, Kindern zu einem guten Selbstwertgefühl zu verhelfen. «Man muss nicht jeden Quatsch, den sie machen, loben, aber Kinder sollten aufwachsen mit der Sicherheit, ohne Bedingungen oder Erwartungen geliebt zu werden. Ich werde geliebt, einfach weil ich da bin. Das klingt so leicht und vielleicht etwas pathetisch, aber es ist schwierig.»

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