Ahr-Anwohner: Kritik, Lob und Chancen nach Lewentz-Rücktritt

Mainz (dpa/lrs) – Nach dem Rücktritt des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) hat die Landrätin des Flut-Kreises Ahrweiler von einer Chance für neue Impulse gesprochen. Cornelia Weigand (parteilos) erklärte am Donnerstag, es habe wohl zwischen Lewentz und Behörden Probleme in der Kommunikation gegeben. Seine Aussagen zu erst kürzlich aufgetauchten dramatischen Polizeivideos der Flutnacht seien «extrem schmerzhaft und schier unerträglich» für Hochwasseropfer gewesen. Der Sozialdemokrat hatte gesagt, es seien keine Toten und keine eingestürzten Häuser auf den Videos zu sehen.

Laut Weigand gilt es, den Katastrophenschutz gemäß den Erkenntnissen bei der Sturzflut für das Land und länderübergreifend neu aufzubauen. Beim allgemeinen Wiederaufbau sei mit der Landesregierung vertrauensvoll und konstruktiv zusammengearbeitet worden. Sie hoffe, dass sei auch künftig so. Bei der Flut im Juli 2021 waren im Ahrtal mindestens 134 Menschen getötet und Tausende Häuser verwüstet worden.

Der Bürgermeister des hochwassergeschädigten Dorfes Rech, Benjamin Vrijdaghs, sagte zum Rücktritt von Lewentz: «Ich bin parteilos, ich halte mich raus, ich habe da zu wenig Hintergrundwissen.» Mit dem Rückzug von Lewentz gehe Rech jedoch «ein sehr guter Ansprechpartner verloren». Er habe auch abseits medialer Aufmerksamkeit geholfen.

Der Dorfkümmerer des ebenfalls flutgeschädigten Ortes Marienthal, Rolf Schmitt, erklärte gleichfalls, er könne die Hintergründe des Rücktritts von Lewentz nicht beurteilen. Über die Unterstützung des Wiederaufbaus im Ahrtal seitens des Innenministeriums «kann ich nichts Negatives sagen», ergänzte Schmitt, der bis zur Wiedererrichtung seines hochwassergeschädigten Hauses immer noch in einem Container wohnt. Er hoffe, dass der zum Nachfolger von Lewentz erkorene bisherige Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) auf die gleiche Weise das Ahrtal unterstützen werde.

Lewentz hatte am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt: Er übernehme damit die politische Verantwortung für in seinem Verantwortungsbereich gemachte Fehler. Es ging um ein womöglich zu spätes Erkennen der Flutkatastrophe und verzögertes Handeln.

 

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