Lob und Tadel für Deutschlandticket in Rheinland-Pfalz

Ein Mann hält ein Smartphone in der Hand mit einem D-Ticket auf dem Display.

Mainz. Das vor einem Jahr eingeführte Deutschlandticket kommt nach Einschätzung des Fahrgastverbands Pro Bahn in Rheinland-Pfalz und dem Saarland grundsätzlich gut an. Es erfreue sich hoher Beliebtheit, sagte der Landesvorsitzende Noah Wand der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Fragwürdige Verbundgrenzen seien so für Fahrgäste quasi verschwunden, ein „undurchschaubares Tarifsystem“ sei eliminiert worden. Insofern sei das Ticket ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Ein Mann hält ein Smartphone in der Hand mit einem D-Ticket auf dem Display.
Foto: Fabian Strauch/dpa/Archivbild

Doch mit dem Deutschlandticket seien nicht alle Probleme gelöst, betonte Wand. Noch wichtiger als ein einfacher Tarif sei ein attraktives Angebot. Besonders auf dem Land müsse das mit Blick auf Routenführung und Fahrtzeiten weiter optimiert werden. Pro Bahn appelliere außerdem an den Bundesverkehrsminister und die Länderminister, eine dauerhafte Finanzierung des Tickets zu gewährleisten.

„Die sich aktuell immer wieder wiederholenden Debatten um die Finanzierung bieten Pendlerinnen und Pendlern keine Planungsgrundlage“, monierte Wand. Planungssicherheit sei für sie aber elementar, um über den Verkauf eines Autos, den Wohnort oder ähnliches zu entscheiden. „Ob sich der Preis halten kann, ist eine politische Entscheidung“, sagte Wand. Der Fahrgastverband halte eine Preiserhöhung durchaus für legitim. Wichtig sei jedoch, dabei soziale Komponenten zu berücksichtigen.

RMV: Ticket hat Nachfrage nach Pandemie wieder nach oben getrieben

Auch der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), dessen Gebiet bis nach Rheinland-Pfalz hineinreicht, findet die finanzielle Sicherung des Angebots über mehrere Jahre hinweg wichtig, um weitere Fahrgäste zu gewinnen, damit sich Menschen mit ihren Mobilitätsgewohnheiten anpassen und die Nahverkehrsbranche eine einheitliche Vertriebsplattform realisieren kann. Zudem müssten mehr Linien und Fahrten angeboten werden.

Allein im RMV-Gebiet gibt es laut eigenen Angaben aktuell rund 430.000 aktive Deutschlandticket-Abos. „Das Deutschlandticket hat zweifelsohne erheblich dazu beigetragen, dass aktuell die Fahrgastnachfrage wieder etwa auf Vor-Corona-Niveau ist – trotz beispielsweise verstärktem Homeoffice“, teilte ein Sprecher mit. Besonders groß sei die Nachfrage nach Fahrten am Wochenende für die Freizeit und auf schnellen Linien, die über einzelne Regionen hinausgingen.

Vom Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRN) mit Sitz in Koblenz, dem Verkaufszahlen bis einschließlich Februar 2024 vorliegen, heißt es, bei den Käufen über die App dominieren die Dauer-Abos. Einzelverkäufe oder Kündigungen nach einer kurzen Nutzungsdauer seien eher selten. Im Schnitt würden pro Monat rund 21.500 Deutschlandtickets verkauft, hinzu kämen durchschnittlich etwa 63.000 Deutschlandtickets, die im Rahmen der Schülerbeförderung von den Kreisen beziehungsweise der Stadt Koblenz ausgegeben würden.

Einstieg der Hochschulen brachte weiteres Plus

Insgesamt seien es zum Stand Februar 2024 knapp 87.400 Deutschlandtickets gewesen inklusive der an Schüler ausgegebenen Karten. Große jahreszeitliche Sprünge gebe es beim Verkauf nicht, teilte der VRN mit, in der Tendenz stiegen die Verkäufe weiter leicht an.

Dem Verkehrsverbund Region Trier (VRT) zufolge kletterte die Zahl der Deutschlandtickets bei den im VRT-Gebiet verkaufenden Verkehrsunternehmen zunächst auf rund 42.000. Auf dem Niveau habe es sich eingependelt, bevor von März an ein erneuter Anstieg auf nach neuesten Zahlen mehr als 44.000 zu verzeichnen gewesen sei – wegen des Einstiegs der Unis und Hochschulen bei dem Ticket.

Nicht eingerechnet sind laut VRT dabei Tickets, die auf anderem Wege – etwa über den DB-Navigator der Deutschen Bahn – erworben wurden. „Wir schätzen, dass die Verkehrsunternehmen im VRT rund 70 Prozent der Verkäufe an Einwohner im VRT tätigen – der Rest läuft unseren Schätzungen nach über andere Vertriebsdienstleister“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

RNN sieht deutliche Zuwächse beim Deutschlandticket Job

Dem Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund (RNN) in Ingelheim liegen nach eigenen Angaben lediglich die Verkaufszahlen der Busunternehmen aus dem Verbundgebiet vor. Die meldeten laut RNN für den Zeitraum vom Start im Mai 2023 bis zum 25. April dieses Jahres 280.000 Deutschlandtickets. Ein Großteil entfalle auf Schülerfahrkarten. Bislang sei ein stetiger Anstieg der Zahlen erkennbar.

Zugenommen habe auch die Zahl der Unternehmen, die beim sogenannten Deutschlandticket Job mitmachten. Bislang seien rund 30 000 dieser Deutschlandtickets über die App ausgestellt worden. Beim Deutschlandticket Job seien langlaufende Abos die Regel, es gebe deutlich weniger Fluktuation als beim normalen Deutschlandticket. Während die durchschnittliche Abolaufzeit bei Ersterem bei aktuell acht Monaten liege, betrage sie bei Letzterem lediglich sechseinhalb Monate.

Die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder verbindet mit dem Deutschlandticket eine echte Entlastung für Bürgerinnen und Bürger. In Rheinland-Pfalz gebe es seit Einführung mit insgesamt vier Millionen Ticketkäufen so viele wie Einwohner, sagte die Grünen-Politikerin der dpa. Ein Viertel der Rheinland-Pfälzer sei mindestens einmal im Besitz des Deutschlandtickets gewesen und habe sich damit zum Einstieg in nachhaltige Mobilität bekannt.

Ministerin Eder spricht von echter Entlastung

Außerdem sei im Land die Uni Trier die erste Universität bundesweit gewesen, die ihren Studierenden das Angebot gemacht habe, der Rest der Hochschulen ziehe nach und biete das Deutschlandticket ebenfalls vergünstigt an. Knapp 55.000 Studierende hätten bereits die Möglichkeit, Deutschland vergünstigt zu bereisen, sagte Eder, die auch Klimaschutzministerin von Rheinland-Pfalz ist. (dpa/lrs)

 

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