Höchststand bei unbesetzten Azubi-Stellen

Von Jörg Ratzsch, dpa

Berlin (dpa) – Auf dem Ausbildungsmarkt bewegt sich wenig. Neue Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), die am Mittwoch vorgestellt wurden, zeigen zwar ein leichtes Plus bei den geschlossenen Ausbildungsverträgen in diesem Jahr. Doch die grundsätzlichen Probleme im System verschärfen sich weiter.

Eine sinkende Zahl junger Menschen interessiert sich für eine Berufsausbildung, während Unternehmen Nachwuchs suchen und immer mehr Stellen nicht besetzen können. «Das ist ein Warnsignal, dass wir dringend mehr junge Menschen in Ausbildung bringen müssen», sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP).

Stagnation bei Ausbildungsverträgen

Insgesamt 475 100 neue Ausbildungsverträge wurden in diesem Jahr laut BIBB geschlossen. Das sind zwar 2100 mehr als im vergangenen Jahr, die Experten sprechen bei diesem geringen Anstieg aber von einer Stagnation. Im Vergleich zu 2019, vor Corona, waren es fast 10 Prozent weniger neue Ausbildungsverträge. Das Angebot an Stellen steigt nach dem Corona-Einbruch 2020 seit dem vergangenen Jahr wieder an und lag in diesem Jahr bei 544 000. Dem standen 535 000 junge Leute gegenüber, die an einer Ausbildung interessiert waren (erfolgreiche und erfolglose Bewerber).

Höchststand bei Zahl unbesetzter Lehrstellen

Die Zahl der Ausbildungsinteressierten sinkt allerdings seit Jahren. Unternehmen haben zunehmend Probleme, Nachwuchs zu finden. Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ist 2022 den Angaben zufolge nun im dritten Jahr in Folge gestiegen und erreichte mit 68 900 erneut einen Höchststand. «Damit wird die Entwicklung der stetig steigenden Besetzungsprobleme fortgesetzt», heißt es. Die Gewinnung von Jugendlichen für eine duale Ausbildung bleibe eine der zentralen Herausforderungen zur Sicherung des künftigen Fachkräftebedarfs, sagte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser.

Bau und Handwerk suchen besonders

Als eine Ursache für die Entwicklung wird neben der «generellen Attraktivität» der Berufsausbildung die demografische Entwicklung genannt. Verwiesen wird auf sinkende Schulabgängerzahlen. Probleme, junge Leute zu finden, hatten auch in diesem Jahr vor allem Unternehmen im Handwerk und im Baugewerbe, während Bewerber in kaufmännischen oder Medienberufen auf der anderen Seite auch erfolglos blieben. Auch regional gibt es Unterschiede: So wurde in Bayern oder Thüringen ein rechnerisches Überangebot an Stellen festgestellt, in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gab es dagegen mehr Interessierte als Plätze.

Wirtschaft fordert bessere Schulbildung

Aus der Wirtschaft kamen am Mittwoch Klagen über schlecht ausgebildete Schulabgänger. Viele Ausbildungsplätze könnten nicht besetzt werden, weil Schülerinnen und Schülern die notwendigen Kompetenzen in Kernfächern wie Deutsch und Mathematik nicht ausreichend vermittelt worden seien, sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander der Deutschen Presse-Agentur. «Hier muss die Politik endlich ihre Verantwortung wahrnehmen und das Grundrecht auf schulische Bildung sowie Bildungsmindeststandards gewährleisten.»

Gewerkschaften fordern Ausbildungsgarantie

Die Gewerkschaften sehen die Verantwortung bei den Unternehmen: «Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich auf alle Jugendlichen zugehen und ihnen attraktive berufliche Perspektiven bieten. Die Rosinenpickerei der Unternehmen auf dem Ausbildungsmarkt kann sich das Land nicht mehr leisten», sagte Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall, der dpa.

Erneuert wurde von IG Metall und Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) auch die Forderung nach einer Ausbildungsgarantie, an deren Finanzierung sich Betriebe, die nicht ausbilden, beteiligen sollen. Die Regierung müsse das im Koalitionsvertrag festgehaltene Vorhaben zügig auf den Weg bringen, sagte Elke Hannack, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

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Leichter Anstieg bei Ausbildungsverträgen

Berlin (dpa) – Die Zahl der neu geschlossenen Ausbildungsverträge ist in diesem Jahr leicht gestiegen. Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) am Mittwoch mitteilte, wurden bis zum Stichtag am 30. September 475 100 Verträge geschlossen. Das waren 2100 mehr als 2021. Das Institut wies aber darauf hin, dass die Zahl weiterhin deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau liege – um fast 10 Prozent. Weiterlesen

Falscher Alarm sorgt für Großeinsatz an Schule

Linz (dpa/lrs) – Ein mutmaßlich durch einen technischen Defekt ausgelöster Alarm hat einen Großeinsatz an einer Schule in Linz am Rhein ausgelöst. Die Schule wurde am Dienstagnachmittag evakuiert, es waren zahlreiche Kräfte der Polizei im Einsatz, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz. Schließlich gab die Polizei Entwarnung. Die Umgebung wurde während des Einsatzes gesperrt.

MINT-Programm wird für vier weitere Jahre gefördert

Mainz (dpa/lrs) – Vor sechs Jahren ging es los mit einem Runden Tisch im Bildungsministerium – jetzt hat die rheinland-pfälzische Landesregierung die Förderung des Unterrichts in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – kurz MINT – um vier weitere Jahre verlängert. Rheinland-Pfalz sei «ein starkes MINT-Land» geworden, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Montag bei der Unterzeichnung der Vereinbarung mit Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP), Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) und Klimaschutz-Staatssekretär Michael Hauer (Grüne).

MINT sei für viele Berufe wichtig, sagte Hubig. «Wir brauchen dringend Fachkräfte, und deshalb sollen die Kinder und Jugendlichen schon heute in der Schule interessante Berufsfelder in diesem Bereich kennenlernen.» Am Anfang komme es entscheidend darauf an, das Interesse für diese Fächer zu wecken und Kompetenzen zu fördern. Weiterlesen

Wann kommt die 200-Euro-Einmalzahlung für Studierende?

Berlin (dpa)- Die Auszahlung der Einmalzahlung von 200 Euro für Studierende und Fachschüler zur Entlastung in der Energiekrise droht sich weiter zu verzögern. Hintergrund ist ein Streit zwischen Bund und Ländern über die praktische Umsetzung des Vorhabens.

In einem Brief an Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kritisieren die Kultusminister der Länder einen «gut gemeinten, aber nicht hinreichend vorbereiteten» Gesetzentwurf, mit dessen Umsetzung sie nun konfrontiert seien. Sie fordern, diesen schnell «gesetzgeberisch nachzubessern», damit es zu einer baldigen Auszahlung der 200 Euro kommen kann. Der von der Präsidentin der KMK, Karin Prien (CDU), unterschriebene Brief liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Weiterlesen

Experten sehen dringenden Handlungsbedarf an Grundschulen

Berlin (dpa) – Bildungsforscher sehen wegen der schlechten Deutsch- und Mathematik-Kompetenzen vieler Viertklässler und angesichts eines relevanten Anteils von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten dringenden Handlungsbedarf.

Die «alarmierenden Befunde» entsprechender Studien müssten als Weckruf verstanden werden, schreiben die Wissenschaftler Felicitas Thiel und Michael Becker-Mrotzek in der Zusammenfassung zu einem wissenschaftlichen Gutachten für die Kultusministerkonferenz (KMK), das in Berlin vorgestellt wurde.

Erstellt hat es die «Ständige Wissenschaftliche Kommission» (SWK), ein bei der KMK angesiedeltes Beratergremium aus 16 Bildungsforschern, die regelmäßig Expertisen und Empfehlungen für die Bildungspolitik in Deutschland erarbeiten. Weiterlesen

Messerangriff an Uni Hamm: Mutmaßlicher Täter schweigt

Dortmund (dpa) – Ohne eine Aussage des Beschuldigten hat am Dortmunder Schwurgericht der Prozess um eine tödliche Messerattacke an der Hochschule Hamm-Lippstadt begonnen. Der 28-Jährige soll am 10. Juni in einem Uni-Foyer und einem Hörsaal auf vier Menschen eingestochen haben. Eine 30 Jahre alte Gastdozentin erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass sie am Tag darauf starb. Die drei weiteren Opfer überlebten die Angriffe mit zum Teil schweren Verletzungen. Weiterlesen

Saarland will deutlich mehr Pflegekräfte bis 2030

Saarbrücken (dpa/lrs) – Der saarländische Sozialminister Magnus Jung (SPD) hat sich zuversichtlich gezeigt, dass die Landesregierung bis zum Jahr 2030 die Zahl der Pflegerinnen und Pfleger deutlich erhöhen kann. «Unser zentrales gesundheitspolitisches Ziel ist die Stärkung der Pflege», sagte er am Donnerstag im Landtag am zweiten Tag der Debatte über den Landeshaushalt 2023. «Wir wollen tatsächlich 4000 zusätzliche Menschen für die Pflege gewinnen bis zum Jahr 2030. Weil das der Bedarf ist, den wir aller Voraussicht nach dann haben werden.» Weiterlesen

Immer mehr Studenten wandern ab

Bad Ems (dpa/lrs) – Immer mehr Studentinnen und Studenten aus Rheinland-Pfalz zieht es in andere Bundesländer, während zugleich von dort immer weniger an die Hochschulen an Rhein und Mosel kommen. Diese Entwicklung lässt sich nach Mitteilung des Statistischen Landesamtes in Bad Ems vom Donnerstag bereits seit 2014/15 beobachten. Zuvor habe es noch einen «positive Wanderungssaldo» bei den Hochschulen in Rheinland-Pfalz gegeben, weil hier zum Beispiel im Gegensatz zu anderen Bundesländern im Regelfall nie Studiengebühren verlangt worden seien.

Doch mit dem allmählichen Wegfall dieser Gebühren auch in anderen Ländern habe sich dieser Trend umgekehrt. Als weiteren Grund dafür nannte das Statistische Landesamt «die hohe Attraktivität einzelner Hochschulen in benachbarten Bundesländern, beispielsweise die Exzellenz-Universitäten in Aachen, Bonn, Karlsruhe, Köln (bis 2019) und Heidelberg». Weiterlesen

Gravierende Unterschiede im Wortschatz bei Viertklässlern

Dortmund (dpa) – Unter Viertklässlern in Deutschland gibt es einer Studie zufolge beim Wortschatz erhebliche Unterschiede. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse, für die das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund Daten von bundesweit gut 4600 Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse ausgewertet hatte.

Der Förderbedarf sei besonders groß bei Kindern, die selten oder nie ein Buch lesen, die nicht in Deutschland geboren sind und deren Eltern einen eher niedrigen Bildungsabschluss haben. In der repräsentativen Erhebung zu Leseverhalten und Wortschatz schnitt das digitale Lesen sehr schlecht ab.

Der Wortschatz sei eine Säule der Sprachkompetenz, die wiederum zentrale Bedeutung für den Bildungserfolg habe. Schon in der Grundschule bestehen beim Wortschatz große Unterschiede – und diese hängen «systematisch mit dem familiären Hintergrund zusammen», wie Ulrich Ludewig vom Forscherteam schilderte. Wie der Bildungsabschluss der Eltern ausfalle, ob es einen Zuwanderungshintergrund gebe und wie die familiäre Leseumgebung aussehe, spiele eine große Rolle. Weiterlesen

Schüler plante Anschlag: Geständnis vor Gericht angekündigt

Von Frank Christiansen, dpa

Düsseldorf (dpa) – Vor dem Prozess um einen vereitelten rechtsextremen Terroranschlag auf ein Gymnasium in Essen hat die Verteidigung ein Geständnis angekündigt. Angeklagt ist ein 17-Jähriger. Sein Mandant werde «geständig sein», sagte Verteidiger Andreas Wieser in Essen auf dpa-Anfrage. «Mir ist wichtig, dass man bei einem so jungen Menschen genau hinguckt», sagte der Strafverteidiger.

«Pubertät, Corona-Pandemie, wenig soziale Kontakte» – es gebe einige Faktoren, die zu berücksichtigen seien. Der Gymnasiast habe sich bereits umfassend gegenüber dem psychiatrischen Gutachter geäußert. Die Radikalisierung des Jugendlichen habe unbemerkt von den berufstätigen Eltern über das Internet stattgefunden, sagte der Anwalt.

16 Rohrkörper, einige präpariert mit Uhren und Nägeln

Der Zugriff erfolgte am 12. Mai um 4.20 Uhr morgens: Schwer bewaffnete Spezialeinheiten stürmten ins Kinderzimmer des damals 16-Jährigen in Essen-Borbeck. Die Beamten stießen nicht nur auf rassistische, antisemitische und antimuslimische Schriften, sondern auch auf Materialien zum Bombenbau.

16 Rohrkörper, einige präpariert mit Uhren und Nägeln, wurden abtransportiert. «Möglicherweise hat die NRW-Polizei heute einen Alptraum verhindert», sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) nach dem Einsatz.

Danach übernahm die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen wegen der «besonderer Bedeutung» des Falls. Nun vertritt sie auch die Anklage. Sie wirft dem Schüler die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, Terrorismusfinanzierung sowie Verstöße gegen das Waffen- und Sprengstoffgesetz vor. Dem Angeklagten drohen nach Jugendstrafrecht dafür bis zu fünf Jahre Haft.

Der im Mai festgenommene Gymnasiast soll den rechtsextrem motivierten Terroranschlag über einen langen Zeitraum hinweg geplant haben. Der Prozess wird als Jugendstrafverfahren an diesem Freitag beginnen und voraussichtlich weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat zehn Verhandlungstage vorgesehen.

Er wollte «Lehrer sowie eine größere Anzahl von Schülern töten»

Die Ermittler gehen davon aus, dass der damals 16-Jährige am 13. Mai dieses Jahres am Essener Don-Bosco-Gymnasium ein Blutbad anrichten wollte – erst einen Tag vorher wurde er nach dem Hinweis eines Mitschülers in seinem Elternhaus festgenommen. Er habe «Lehrer sowie eine größere Anzahl von Schülern töten wollen», heißt es in der Anklage.

Der Bundesgerichtshof hatte dem Schüler im August ungewöhnlich deutlich in einem Beschluss eine «gefestigte rassistische Gesinnung», «massive Gewaltbereitschaft» und «schädliche Neigungen» attestiert.

Polizisten hatten bei dem Deutschen unter anderem Armbrüste, Messer, Macheten, Luftdruckpistolen und alle wesentlichen Utensilien für den Bau potenziell tödlicher Rohrbomben gefunden, wie eine Untersuchung später ergab.

«Massakers» in einem «Manifest» ausgearbeitet

Die Einzelheiten des geplanten «Massakers» habe der Jugendliche in einem Tagebuch und einem «Manifest» ausgearbeitet. Für Nachahmer habe er umfangreiche Handlungsanweisungen verfasst und Videobotschaften aufgezeichnet.

Im Gefängnis habe er gegenüber Bediensteten «offen von seinem Anschlagsplan, seinen Mordfantasien, seinem Ausländerhass» und seiner Bewunderung für frühere rechtsextremistische Attentäter gesprochen und «hiervon bisher keinen Abstand genommen», sondern im Gegenteil «blinde Entschlossenheit» gezeigt, hatte der Bundesgerichtshof ausgeführt.

Das Essener Don-Bosco-Gymnasium war nach Bekanntwerden der Terrorpläne vorübergehend geschlossen und mit Sprengstoff-Spürhunden gründlich durchsucht worden. Der Jugendliche soll seine dunklen Pläne gegenüber Mitschülern gegenüber angedeutet haben. Einer von ihnen nahm das Ernst und vertraute sich einer Lehrerin an.

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