«Versöhnungsgespräch» oder Last? Wenn Kinder beichten sollen

Von Kathrin Zeilmann, dpa

München (dpa) – Wer sein Kind katholisch taufen lässt, schickt es später meist auch zur Erstkommunion. Das betont die Deutsche Bischofskonferenz (DBK): «Katholisch getaufte Kinder gehen laut Statistik fast ausnahmslos zur Erstkommunion», heißt es im jährlich veröffentlichten Zahlenwerk zur Situation der Kirche in Deutschland.

Vor der Erstkommunion, die meist in den Wochen nach Ostern gefeiert wird, müssen die Kinder jedoch etwas tun, was den meisten erwachsenen Mitgliedern der katholischen Kirche längst fremd geworden ist – nämlich zur Beichte gehen. «Nach vorheriger sakramentaler Beichte», so heißt es im Kirchenrecht, folgt die Erstkommunion. Grundschüler der dritten Klasse, meist neun oder zehn Jahre alt, sollen also einem fremden Mann, dem Priester, beichten, was sie so falsch gemacht haben in ihrem bisherigen Leben. Und das natürlich alleine, so dass niemand zuhört.

Können Kinder sündigen?

Auch Seelsorgende sehen dieses Thema zunehmend kritisch, wie Helmut Heiss, Leiter des Fachbereichs Sakramentenpastoral im Erzbischöflichen Ordinariat München-Freising, sagt. Das Kirchenrecht sei gar nicht so eindeutig, wie es der erste Blick vermuten lässt. An anderer Stelle heiße es, die Beichte sei nur bei schweren Sünden vorgeschrieben. «Es ist sehr strittig, inwieweit acht- oder neunjährige Kinder zu schweren Sünden fähig sind.» In zwei Erstkommunion-Konzepten, die er mitverfasst habe, werde der Akzent aber beim Thema Versöhnung gesetzt, betont Heiss. Es werde beispielsweise Wert auf die Versöhnungskultur in der Familie gelegt. «Versöhnung muss geübt und gelernt werden», heißt es darin.

Die Beichte ist besonders für Kinder in den vergangenen Jahren zunehmend kritisch hinterfragt worden. Eine Rolle hierbei spielt der Missbrauchsskandal, der die katholische Kirche seit nun schon mindestens 13 Jahren erschüttert

Harald Dreßing, Leiter des Bereichs Forensische Psychiatrie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim, hat die sogenannte MHG-Studie geleitet, die sexualisierte Gewalt von Priestern und Diakonen in den deutschen Diözesen untersucht hat. Die Studie habe gezeigt, dass auch der Beichtstuhl Tatort für Missbrauch gewesen ist, sagt er. Die Beichte wurde demnach auch genutzt, um die Straftaten zu planen und vorzubereiten. «Kinder wurden ausgefragt und als potenzielle Opfer ausgespäht.»

Beichte und Missbrauch als «toxische Mischung»

Viele Menschen hätten später beispielsweise von unpassenden Fragen durch die Priester bei der Beichte berichtet. «Die Situation wurde perfide ausgenutzt. Das war eine toxische Mischung.» Beim sexuellen Missbrauch gehe es um Macht – und das potenziere sich im Beichtstuhl, wo der Beichtvater die Macht habe, von Sünden loszusprechen. «Das ist eine hochgradig ängstigende Situation.»

Daraus leite sich auch die grundsätzliche Frage ab, ob Kinder unter 14 überhaupt beichten sollten, sagte Dreßing. Aus entwicklungspsychologischer Sicht sei die Kinderbeichte kein geeignetes Format. Kinder könnten im Alter der Erstkommunion die Themen Schuld und Sünde noch gar nicht erfassen. Das setze erst mit etwa 14 Jahren ein. So werde die Beichte entweder zum inhaltslosen Ritual – oder schüre Ängste. Die Kirche jedoch argumentiere: Die Beichte sei ein Sakrament und deshalb unantastbar. Allerdings gebe es Auslegungsspielraum. Es gebe eine Reihe von Priestern, die die Kinderbeichte als problematisch ansehe.

Beichte nicht mehr ganz so zentral

Die Missbrauchsstudie des Bistums Münster listet zahlreiche Fallbeispiele auf, bei denen es im Kontext der Beichte zu Missbrauch kam oder dieser vorbereitet wurde. «Während heute die Beichte für zahlreiche Katholik:innen eine randständige Bedeutung einnimmt, war sie bis in die 1980er Jahre ein zentraler und regelmäßiger Bestandteil der Glaubenspraxis», heißt es in der Mitte 2022 veröffentlichten Studie eines Teams um den Historiker Thomas Großbölting.

Mit dem Bedeutungsverlust der Beichte dürfte das Setting aber auch beim Thema Missbrauch heute eine unwichtigere Rolle spielen: «Da die Beichte in den letzten vier Jahrzehnten massiv an Bedeutung für die Glaubenspraxis verloren hat, ist zu vermuten, dass auch die absolute Zahl von Missbrauchstaten, die durch dieses Setting angebahnt und in diesem Kontext begangen wird, zurückgegangen ist.»

Viele Gemeinden bemühen sich darum, das Thema Beichte möglichst kindgerecht anzupacken. Es wird mit Symbolen und Bildern gearbeitet, unförmige Steine werden durch die Beichte in Edelsteine verwandelt. Vom «Versöhnungsgespräch» ist etwa in einer Broschüre der Gemeindekatechese des Bistums Eichstätt in Bayern zu lesen.

Ruf nach allgemeinem Schutzkonzept

Und was das Thema Prävention betrifft: Alle Pfarreien müssten sich zu einem Schutzkonzept bekennen, das von der Stabsstelle Prävention auch genehmigt werden musste, betont Helmut Heiss aus dem Münchner Ordinariat. Es sei zum Beispiel sinnvoll, dass auch die Möglichkeit zur Beichte in einem nicht-sakralen Raum besteht bei geöffneter Tür.

Vertrauenspersonen könnten so in Sicht-, aber nicht in Hörweite bleiben. Das Kind habe auch die Möglichkeit, den Raum zu verlassen, wenn es sich unwohl fühlt. «Der Sensibilität der Seelsorgenden gegenüber den Eltern in Bezug auf die Erstbeichte ist sehr groß.» Ein Sichtkontakt werde in der Regel immer ermöglicht, wenn dies gewünscht werde.

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Feuer auf Lastkahn im Schifffahrtskanal in Berlin-Neukölln

Im Berliner Stadtteil Neukölln hat im Schifffahrtskanal ein Lastkahn gebrannt. Gegen 21.30 Uhr sei eine Brandmeldung über ein Feuer in der Wasserstraße eingegangen, sagte der Pressedienstsprecher der Berliner Feuerwehr, Torsten Vollbrecht, in der Nacht zum Donnerstag. Demnach seien große Mengen Schrott aus zunächst unbekannten Gründen auf dem Lastkahn in Brand geraten. Weiterlesen

«Multitudes» – Feist veröffentlicht ein neues Album

Von Julia Kilian, dpa

Berlin (dpa) – Manchmal hinterlassen gerade die Momente, die man nicht mit der Handykamera festhalten kann, einen besonderen Eindruck. Man behält sie dann vielleicht mehr im Innersten. Als Sängerin Feist vor zwei Jahren im Hamburger Kulturzentrum Kampnagel auftrat, war das Szenario ziemlich ungewöhnlich. Die Musikerin hatte nach etlichen Jahren neue Musik angekündigt – aber erstmal nur für kleinere Konzerte, ohne Album.

Auf Hockern saßen die Menschen also um die Sängerin herum. Man durfte weder Fotos machen noch ihren Auftritt filmen. Die Lieder kannte man nicht, sie waren ja neu. Und anschließend ließ sich die Musik nirgendwo finden. Alle Google-Suchen vergeblich.

Es blieb einem nicht viel mehr, als den Moment im eigenen Gedächtnis festzuhalten und die Unsicherheit auszuhalten, ob man wohl eines der Lieder nochmal zu hören bekommt. Jetzt erscheint am Freitag (14. April) das neue Album «Multitudes», das den gleichen Titel trägt wie die Konzertreihe und darauf aufbaut.

Die Kanadierin Leslie Feist ist schon vor rund zwei Jahrzehnten bekanntgeworden. Mit «Let It Die» legte sie 2004 ein Album vor, das bis heute zeitlos geblieben ist. Später tauchte ihr Song «1234» vom Album «The Reminder» im Werbespot eines Technikgiganten auf. Mit «Metals» und «Pleasure» wurde die Musik dann komplexer. Man konnte sie seltener einfach so wegdudeln, sondern musste hinhören.

Ein Album der großen Themen

Auch «Multitudes» fordert einen beim Hören heraus, macht es einem dann aber bald leicht. Das Album erzählt von den großen Themen, die einen im Leben beschäftigen, von Verlust und Neuanfang. Die 47-Jährige hat das selbst in den zurückliegenden Jahren erlebt, mit dem Tod ihres Vaters und ihrer Rolle als Mutter.

Zwischen dem Verlust ihres Vaters und der «Ankunft» ihrer Tochter habe es diesen messerscharfen Moment im Erwachsensein gegeben, der unglaublich herausfordernd gewesen sei, sagte Feist im Interview mit «Variety». Darin erzählte sie auch, sie habe in ihren 30ern gedacht, jetzt sei sie erwachsen – und dann geschehe etwas und plötzlich stehe alles im Zusammenhang mit Trauer, Last, Angst und Selbstverlust. «Es stellt sich ein neues Verständnis von Zeit als endlich ein, Zeit als wertvoll, Zeit im Sinne von: Wie verbringen wir sie miteinander?»

Die Stimme nimmt gefangen

Das neue Album beginnt mit «In Lightning» scheppernd, wechselt dann aber schon im ersten Lied zwischendrin zu klareren Passagen. Immer ist es Feists Stimme, die so besonders ist, dass man sich davon gefangen nehmen lassen kann. Besonders schön erlebt man das bei «Forever Before» oder «The Redwing». Das Album klingt klarer und eingängiger als die zurückliegende Platte «Pleasure».

Mit übereinandergelegtem Gesang erinnert «Calling All the Gods» an eine Hymne. Das Lied «Love Who We Are Meant To» ist ein sehr erwachsenes Liebeslied. Und «Become the Earth» klingt wie eine Geisterbeschwörung. Darin heißt es: «Some people are gone / and the people who stay / will eventually go / in a matter of days.» Eine Erinnerung daran, dass sich alles verändert im Leben und niemand bleibt. Das neue Album von Feist kann einen tief berühren, wenn man das möchte. Dafür braucht es übrigens auch kein Handyfoto.

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Atom-Aus: Bleibt die Stromversorgung sicher?

Von Helge Toben und Andreas Hoenig, dpa

Berlin/Bonn (dpa) – Die drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland produzieren bis zum Schluss jede Menge Strom. So wird etwa das RWE-Kraftwerk Emsland im niedersächsischen Lingen allein in diesem Jahr bis zum 15. April nach Unternehmensangaben rund zwei Milliarden Kilowattstunden erzeugen. «Das entspricht etwa dem Jahresstrombedarf von rund 500.000 Haushalten», sagt ein Sprecher. Nach der Abschaltung steht dieser Strom nicht mehr zur Verfügung.

Hat die Abschaltung Auswirkungen auf die Stromversorgungssicherheit?

«Nein», heißt es bei der Bundesnetzagentur: «Es steht genügend gesicherte Kraftwerksleistung aus anderen Anlagen bereit, um die Stromnachfrage auch nach Abschaltung der Atomkraftwerke zu decken.» Auch aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums ist die Versorgungssicherheit weiter gewährleistet.

Was hat der Weiterbetrieb bis Mitte April gebracht?

Einen überschaubaren Beitrag. Im Januar und Februar hatte Kernenergie nach Angaben des Branchenverbandes BDEW einen Anteil von vier Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland – ein Drittel weniger als im Gesamtjahr 2022. Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen sagte, der Weiterbetrieb sei insofern hilfreich gewesen, als dass französische Atomkraftwerke in großer Zahl noch immer nicht am Netz seien.

«Das Stromangebot in Europa war im Winter also niedriger als sonst, und die Nachfrage ist andererseits im Winter besonders hoch, nicht zuletzt, da in Frankreich viele Haushalte mit Strom heizen.» Der Weiterbetrieb deutscher Atomkraftwerke habe nicht nur zur Versorgungssicherheit beigetragen, sondern auch geholfen, dass teure Erdgaskraftwerke weniger zum Einsatz kamen. Das habe sich dämpfend auf Strompreise ausgewirkt. Insgesamt seien die Effekte durch den Weiterbetrieb überschaubar gewesen, aber keinesfalls vernachlässigbar.

Haben die Abschaltungen Auswirkungen auf die Strompreise im Großhandel und bei Haushaltskunden?

«Weder noch», sagt Energiemarkt-Expertin Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW. «Die Marktakteure haben sich bereits auf die neue Situation eingestellt. Strom wird bereits jetzt für die kommenden Wochen und Monate gehandelt, und es sind keine Preisanstiege an den Märkten erkennbar.»

Aus Sicht von Mirko Schlossarczyk von der Beratungsgesellschaft Enervis wäre der Preiseffekt bei einer Verlängerung der Laufzeit bis Jahresende sehr überschaubar gewesen. Der Stromgroßhandelspreis hätte 2023 im Jahresmittel um drei Euro je Megawattstunde niedriger gelegen. «Für Haushaltskunden wäre das ein um 0,3 Cent je Kilowattstunde geringerer Preis, ein Rückgang von nicht einmal einem Prozent.»

Auch das Vergleichsportal Verivox erwartet kurzfristig keine konkreten Auswirkungen auf die Strompreise für Haushaltskunden. «Mittel- bis langfristig könnte die Abschaltung schon Auswirkungen haben, da mit der Kernkraft günstige Stromkapazitäten aus dem Markt genommen werden, die vor allem in Zeiten hoher Nachfrage ersetzt werden müssen», sagt Energieexperte Thorsten Storck. «Hier wird es darauf ankommen, wie schnell der Ausbau der Erneuerbaren voranschreitet und wie gut die fehlenden Kapazitäten ausgeglichen werden können.» Frondel sagt: «Wir machen uns bei unseren europäischen Nachbarn zunehmend unbeliebt, da der doppelte Ausstieg aus Kern- und Kohlekraft die Strompreise in ganz Europa treibt.»

Wie werden sich die Strompreise entwickeln?

Laut Verbraucherzentrale sind die Strompreise für Haushaltskunden, die einen neuen Tarif abschließen wollen, deutlich gesunken. «Aktuell gibt es Stromtarife ab circa 32 Cent pro Kilowattstunde plus Grundpreis», sagt Wallraf. Preissenkungen bei Bestandskundentarifen seien noch eine Ausnahme. Für die kommenden Monaten rechnet sie mit einer weiteren Entspannung: «Es werden noch mehr Anbieter um Kunden werben mit Preisen leicht oberhalb der 30 Cent-Marke.»

Das Vergleichsportal Check24 sieht «weiterhin eine positive Entwicklung der Strompreise». Haushalte könnten nach dem Ende des Winters vor allem bei alternativen Anbietern mit günstigen Preisen rechnen, sagt Energie-Geschäftsführer Steffen Suttner. «Die Entwicklung bleibt allerdings abhängig von den weltpolitischen Ereignissen sowie den Füllständen der Gasspeicher.» Auch Schlossarczyk rechnet mit sinkenden Endverbraucherpreisen. Fraglich sei aber, wie sich Kostenkomponenten wie Netzentgelte oder Umlagen entwickelten: «Sollten diese weiter steigen, könnte dies einen Preisrückgang bei den Endverbraucherpreisen bremsen.»

Was raten Verbraucherschützer Stromkundinnen und -kunden?

Laut der Verbraucherzentrale NRW zahlen viele Haushalte aktuell «noch sehr hohe Preise», die jenseits der 40 oder sogar 50 Cent pro Kilowattstunde lägen. Wallraf empfiehlt daher, zeitnah zu wechseln, sofern man seinen Vertrag jetzt kündigen könne. Auch Tarife eines Stadtwerks könnten eine Option sein, gerade für Kunden, die in der Energiekrise schlechte Erfahrungen mit Discountern gemacht hätten.

Welche Kraftwerke übernehmen die Produktion der drei Anlagen?

«Langfristig haben sich die Händler und Versorger je nach Beschaffungsstrategie seit langem mit ausreichend Strom für die kommenden Monate und Jahre eingedeckt», sagt ein Sprecher der Netzagentur. Die Abschaltung der Atomkraftwerke sei längst einkalkuliert. Kurzfristig entscheide das Marktgeschehen auf den Spotmärkten, welche Kraftwerke tatsächlich Strom produzierten. «Dabei werden jeweils die preiswertesten, aktuell zur Verfügung stehenden Erzeugungstechnologien zuerst eingesetzt.»

Sind also keine Probleme zu erwarten?

«Die Versorgungssicherheit sollte aus heutiger Sicht und unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien nicht gefährdet sein», sagt Enervis-Experte Schlossarczyk. Er begründet dies auch mit der Reaktivierung von Kohlekraftwerken aus der Netzreserve und Sicherheitsbereitschaft. «Damit stehen dem Markt nun etwa sieben Gigawatt zusätzliche Kraftwerkskapazität zur Verfügung.»

Auch seien Kapazitäten im Übertragungsnetz erweitert worden und könnten effizienter genutzt werden. Weil der Gaspreis stark gesunken sei, könnten Gaskraftwerke vermehrt in der Stromerzeugung eingesetzt werden. Experte Christian Rehtanz hält die Versorgungssicherheit zumindest die nächsten Monate für nicht gefährdet. Kohlekraftwerke seien zurück in den Markt geholt wurden, sagt der Professor für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der TU Dortmund.

Was muss mittelfristig passieren?

Nach dem Atomausstieg strebt die Bundesregierung bis 2030 auch einen Ausstieg aus der Kohleverstromung an. «Damit steigen wir aus wichtigen Säulen für die gesicherte Stromerzeugung aus, also Kraftwerken, die liefern, wenn Wind und Sonne nicht bereitstehen», sagt Timm Kehler vom Branchenverband Zukunft Gas. Neben erneuerbaren Energien müssten schnellstmöglich wasserstofffähige Gaskraftwerke aufgebaut sowie weitere, flexibel steuerbare Kapazitäten wie Stromspeicher verfügbar gemacht werden.

Ähnlich äußert sich BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. RWI-Experte Frondel sagt mit Blick auf den Kohleausstieg, zusätzliche Erdgaskraftwerke hätten längst gebaut werden müssen. «Deutschland lebt zunehmend vom Prinzip Hoffnung und vertraut darauf, dass die Nachbarländer die wegfallenden Kapazitäten ausgleichen. Das ist aber wegen begrenzter grenzüberschreitender Netzkapazitäten nur eingeschränkt möglich.»

Viel Wind und Regen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland

Offenbach (dpa/lrs) – Windböen, Schauer und einzelne Gewitter: Am Donnerstag wird es ungemütlich in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Bei Temperaturen zwischen 10 und 14 Grad bleibt es dazu stark bewölkt, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte. Im Bergland könne es starke Böen geben, die am Nachmittag nachlassen. In der Nacht zum Freitag bleibe es weitgehend trocken. Frost und Glätte können sich den Wetterexperten zufolge am Boden bilden. Weiterlesen

Pfälzerwald-Verein modernisiert Wegekonzept

Von Birgit Reichert und Wolfgang Jung, dpa

Neustadt/Püttlingen (dpa/lrs) – Ohne dieses fein abgestimmte Navigationssystem kommt kein Tourist im Süden von Rheinland-Pfalz aus: das etwa 5000 Kilometer lange Fernwanderwegenetz der Pfalz. Seit etwa 120 Jahren betreut der Pfälzerwald-Verein (PWV) das verzweigte Geflecht – nun soll ein neu konzipiertes, ausgedünntes Netz den Aufenthalt in der beliebten Urlaubsregion noch attraktiver machen.

«In etlichen Workshops haben wir ein Lenkungskonzept erarbeitet, das für die nächsten 15 oder gar 20 Jahre trag- und konsensfähig sein kann», sagt der PWV-Vorsitzende Martin Brandl im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. Es habe Kontroversen gegeben, aber mittlerweile seien auch Kritiker des Projekts an Bord.

Ausgangspunkt der Überlegungen sei ein «Markierungschaos» gewesen, sagt Brandl. «Jeder markiert im Pfälzerwald, wie er will. Da wirkt wenig koordiniert. Ob Kommunen, Naturfreunde oder PWV – jeder zieht seine Linien.» Die Initiative der Landesregierung, 50 Millionen Euro für die Tourismusförderung bereitzustellen, sei die Initialzündung gewesen, sich an die Arbeit zu machen. «Geredet wird über ein neues System schon 25 Jahre», meint Brandl. Nun stehe das Konzept.

Zeichenwende im Wald – was sagt ein leidenschaftlicher Wanderer wie Manuel Andrack dazu? «Man setzt bewusst auf die Reduzierung von markierten Wegen, um die Qualität zu heben. Das finde ich super», meint der prominente Flaneur, der einst in den TV-Shows von Entertainer Harald Schmidt bekannt wurde. Wenn eine Region ein dichtes Netz von hochwertigen Wegen habe, sei sie gut beraten, alte Markierungen von früheren Wegen zu entfernen – wie im Pfälzerwald.

Der gebürtige Kölner Andrack lebt seit 2008 an der Saar. Der 57 Jahre alte Autor meint, ein Lenkungskonzept sei auch gut, um Menschen aus Gründen des Naturschutzes aus bestimmten Bereichen herauszuhalten.

Nach seinen Erfahrungen wollen Wanderer bei ihren Touren immer Neues entdecken. «Der Wanderer ist eigentlich kein Wiederholungstäter», sagt der Wanderpromi der Deutschen Presse-Agentur in Püttlingen. Von daher könne es von guten Wanderwegen nicht genug geben.

PWV-Vorsitzender Brandl ist froh, bei dem geplanten neuen Konzept alle unter einen Hut bekommen zu haben. «Vor dem Hintergrund bin ich sehr zufrieden.» Die Kosten für die Umsetzung beziffert er auf etwa zwei Millionen Euro. «Das neue Konzept hat mindestens zwei Vorteile: Es ist naturfreundlich, weil durch das neue Anzeigen der Wege deutlich wird, wo der Wald geschont wird. Zweitens ist es ein guter Ausgangpunkt zur weiteren touristischen Vermarktung der Region.»

Nun wünsche er sich, dass im laufenden Jahr die Finanzierung geklärt werden könne. «Dann wäre viel gewonnen. Bei der Umsetzung müssen wir sicher noch einmal mit zwei bis drei Jahren rechnen», meint Brandl.

Baden-Württemberg oder auch Bayern hätten diesen Schritt schon vor Jahren gemacht. «Dort wurden die Wanderwegeleitsysteme mit Unterstützung der Landesregierungen professionell neu organisiert.»

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Deutsches Weininstitut: Trend geht zu trockenen Weinen

Bodenheim (dpa) – Bei der Weinproduktion geht der Trend zu trockenen Rebensäften. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) am Donnerstag in Bodenheim mitteilte, wurde im vergangenen Jahr die Hälfte aller Qualitäts- und Prädikatsweine in der trockenen Geschmacksrichtung angeboten. Das entspreche einem Plus von zwei Prozentpunkten im Jahresvergleich. 20 Jahre zuvor waren laut DWI nur 35 Prozent der deutschen Qualitätsweine trocken.

Der Anteil halbtrockener Weine sei im Vergleich zum Jahr zuvor mit 21 Prozent konstant geblieben und habe sich auch in den vergangenen 20 Jahren kaum verändert. Zurückgegangen sei stattdessen die Produktion lieblicher und süßer Weine. Sie machten im Jahr 2022 nur noch 29 Prozent aller qualitätsgeprüften Weine aus; im Gegensatz zu 45 Prozent im Jahr 2002. Weiterlesen

BASF steckt Absatzeinbruch besser weg als gedacht

Ludwigshafen (dpa) – Ein Einbruch der Absatzmengen hat den weltgrößten Chemiekonzern BASF zum Jahresstart deutlich getroffen. Im ersten Quartal sackten Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft deutlich nach unten. Allerdings steckte der Dax-Konzern die Entwicklung besser weg als gedacht. Denn während die Einnahmen noch stärker zurückgingen als von Analysten erwartet, kam es bei der Gewinnentwicklung nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Vor allem das Geschäft mit der Landwirtschaft überraschte positiv, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Ludwigshafen mitteilte.

An der Börse wurden die Neuigkeiten vom Nachmittag eher positiv aufgenommen. Hatte der Kurs der BASF-Aktie vor den Nachrichten noch im Minus gelegen, sprang er danach um bis zu 1,2 Prozent ins Plus. Am Abend ging das Papier mit einem Aufschlag von 0,64 Prozent auf 49,425 Euro aus dem Handel. Das war mehr als sechs Prozent mehr als zum Jahreswechsel. Kurz vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine im Februar 2022 war das Papier allerdings noch zu rund 69 Euro gehandelt worden. Weiterlesen

344 300 Euro für Restaurierung der St. Ottokirche

Der Freistaat unterstützt den Erhalt von Orgel, Altar und Kanzel der St. Ottokirche in Wechselburg (Landkreis Mittelsachsen). Die Kirchgemeinde erhält für die denkmalpflegerischen Maßnahmen 344 300 Euro aus Bundes- und Landesmitteln. Die Kirche, die derzeit restauriert wird, sei «für die ganze Region identitätsstiftend», sagte Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt (CDU) laut Mitteilung bei seinem Besuch am Mittwoch in Wechselburg. Weiterlesen

Digitales Lkw-Buchungssystem für Brennerroute geplant

Kufstein (dpa) – Mit einem digitalen Verkehrsmanagementsystem für den Güterverkehr wollen Bayern, Tirol und Südtirol den Dauerstreit über die chronisch überlastete Brennerroute lösen. Konkret soll dies so aussehen, dass Lastwagen für die Route über den wichtigen Alpenpass verpflichtend bestimmte Zeitfenster (Slots) buchen müssen.

Am Mittwoch unterzeichneten der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher bei einem Treffen in Kufstein eine entsprechende gemeinsame Absichtserklärung. Rechtliche Grundlage soll am Ende eine zwischenstaatliche Vereinbarung zwischen Italien, Österreich und Deutschland sein, die nun gemeinsam vorangetrieben werden soll. Weiterlesen

Das Mountainbike-Erlebnis Stoneman Arduenna startet wieder

Der MTB-Marathon-Trail Stoneman Arduenna startet am 15. April in seine vierte Runde. Die 176 km lange Strecke mit ihren 3.900 Höhenmetern kann individuell im eigenen Rhythmus in 1, 2 oder 3 Tagen befahren werden. Die Route führt quer durch den Süden Ostbelgiens und verbindet Malmedy, Sankt Vith und Bütgenbach mit dem Dreiländereck in Ouren und dem Signal de Botrange. Weiterlesen

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