Heil: Koalition schafft Aktienrücklage für die Rente

Berlin (dpa) – Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) setzt für eine langfristige Absicherung der Rente in Deutschland jetzt auch auf den Kapitalmarkt. Vor der mit Spannung erwarteten Vorlage seines zweiten Rentenpakets sagte Heil der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Um langfristig Vorsorge zu treffen, schaffen wir ein Generationenkapital in Form einer Aktienrücklage für die gesetzliche Rentenversicherung.»

Mit der Aktienrücklage will die Ampel-Koalition Neuland in der Geschichte der Bundesrepublik betreten. Bisher wird die Rente nur durch Beiträge und Steuern finanziert. Die FDP hatte bereits vor der Bundestagswahl 2021 für eine Aktienrente geworben, wobei ein Teil der Rentenbeiträge direkt in einen Fonds fließen sollte. Im Koalitionsvertrag kündigten SPD, Grüne und FDP dann einen Kapitalstock von zunächst 10 Milliarden Euro an. Heil betonte: «Wichtig ist, dass das Geld gut, sicher und langfristig angelegt wird.» Weiterlesen

Das Dschungelcamp kehrt nach Australien zurück

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

Köln (dpa) – Retro ist ja gerade schwer angesagt im deutschen Fernsehen. Und so kommt man nicht um den Gedanken herum, dass auch in der neuen Staffel von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» ein bisschen Nostalgie-Gold schlummern könnte, das RTL mit Beginn der Ausstrahlung am Freitag (21.30 Uhr) zu Tage zu fördern gedenkt. Eigentlich ist (fast) alles wie früher. Und das kann nach den zurückliegenden Corona-Jahren ein wärmender Gedanke sein.

Zunächst: Das Dschungelcamp ist wieder dort, wo es angefangen hat – es wird wieder in Australien produziert. Anfang 2021 hatte es wegen Corona keine reguläre Staffel gegeben, sondern eine latent heruntergedimmte Ersatz-Variante aus dem so gar nicht dschungeligen Hürth bei Köln. 2022 kam das Format zurück – allerdings wurde in Südafrika gecampt, nicht wie üblich in Down Under. Das war ganz schön, fühlte sich aber auch anders an. Ein bisschen so, als habe jemand im eigenen Wohnzimmer alle Möbel um einen Meter verrückt.

Darüber hinaus: Auch eine schnelle Durchsicht des neuen Promi-Personals lässt bisweilen Erinnerungen an vergangene Unterhaltungszeiten aufsteigen. Manches Reality-Format fokussiert sich mittlerweile darauf, besonders verhaltensauffällige Kandidaten aus wiederum anderen Reality-Formaten zweitzuverwerten. Diese bringen dann viel Krawall, aber wenig Geschichte mit. An Geschichten mangelt es im Dschungel – auf dem Papier – nun zunächst mal nicht.

Einer der Camper, der Sänger Markus Mörl (63), ist so etwas wie «Mister 1982/1983». Damals schaffte es der Hesse innerhalb kurzer Zeit, einen etwas infantilen Hit («Ich will Spaß») zu landen und mit seiner Kollegin Nena eine Art Kino-Traumpaar der Neue Deutsche Welle zu bilden (Filmtitel: «Gib Gas, ich will Spaß!»). Was danach geschah? Wird er womöglich am Lagerfeuer aufklären. Mit Lucas Cordalis (55) zieht der Sohn von Costa Cordalis ein, der 2004 als erster RTL-Dschungelkönig Fernsehgeschichte geschrieben hat.

Martin Semmelrogge (67), der 1981 im Kino-Erfolg «Das Boot» mitspielte, war wiederum schon immer gut für die ein oder andere Schlagzeile auch abseits der Schauspielerei. Schon vor dem Dschungel-Start war das nicht anders, da es tagelang ein gewisses Rätselraten gab, ob er wirklich sein Feldbett beziehen wird. RTL.de verkündete am Tag vor dem Start, ein Update dazu werde es in der ersten Show geben. In der offiziellen Auflistung der zwölf Kandidaten tauchte er am Donnerstag nicht mehr auf, stattdessen wurde die Visagistin Djamila Rowe als Kandidatin bekanntgegeben.

Spielerfrauen

Hinzu kommen zwei Namen, die man mit Zeiten verbindet, in denen die deutsche Fußballnationalmannschaft noch nicht in Vorrunden ausschied. Verena Kerth (41) ist dabei, Radiomoderatorin und einer größeren Öffentlichkeit bekannt geworden durch ihre Liaison mit dem «Torwart-Titan» Oliver Kahn. Vor dem Dschungelcamp gab sie bei RTL zu Protokoll, noch nie campen gewesen zu sein. Vielversprechend.

Claudia Effenberg (57) wiederum, Designerin, ist die Ehefrau des ehemaligen FC-Bayern-Kapitäns Stefan Effenberg (54). Sie glaubt, Konflikte «sehr gut lösen» zu können – «nachdem meine Kinder mich Mutter Teresa nennen und mein Mann sagt, dass ich einer der lustigsten und angenehmsten Menschen bin». Darüber hinaus scheint der Ex-Kicker ihr eine Art Benchmark bezüglich der Strapazen in der Show gesetzt zu haben, von denen man sich in der Not mit dem Ausruf «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» erlösen kann. «Als Stefan gehört hat, dass ich in den Dschungel gehe, hat er gesagt “Du weißt schon, dass ich die Champions League gewonnen habe, du wirst diesen einen Satz definitiv nicht sagen”», so Claudia Effenberg.

Der «Checker vom Neckar» über seine Laktoseintoleranz

Wie üblich steht vollkommen in den Sternen, ob aus interessanten Namen am Ende auch interessante Camp-Bewohner werden. Sozusagen als Sicherungsnetz sind daher auch ein paar Leute dabei, von denen man recht gut weiß, was sie liefern. Das sind dann oft die erprobten Kandidaten aus anderen Shows. Etwa Cosimo Citiolo (41), der vor allem durch die Casting-Show «Deutschland sucht den Superstar» gegangen ist und den Spitznamen «Checker vom Neckar» trägt. Über seine Camping-Erfahrung sagte er RTL: «Ich war mal zelten, aber leider habe ich so viel gepupst. Danach wollte niemand mit mir weiterzelten.» Damals habe er aber noch nicht gewusst, dass er laktoseintolerant sei. Nun ernähre er sich anders und das Problem sei behoben. Puh!

Neu dabei ist auch der Co-Moderator Jan Köppen. Er löst Daniel Hartwich ab und wird fortan mit Sonja Zietlow durch die Sendung führen, in der ein Nachfolger für den amtierenden Dschungelkönig Filip Pavlovic gesucht wird. «Von oben herab jemanden fertig zu machen, ist nicht meine Art und mein Anspruch», sagt er der Deutschen Presse-Agentur über seinen avisierten Umgang mit den darbenden Reis-und-Bohnen-Promis im Camp. «Ich nehme jeden Einzelnen, der reingeht, ernst als Mensch.» Das Finale soll am 29. Januar steigen.

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Dauerregen führt zu zahlreichen Einsätzen im Sauerland

Halver (dpa) – Starke Regenfällen haben im Nordwesten des Sauerlands in Nordrhein-Westfalen zu zahlreichen Einsätzen von Feuerwehr und Rettungsdienst geführt. In den frühen Nachtstunden habe es im Märkischen Kreis 480 Einsätze gegeben, sagte ein Sprecher der Kreisleitstelle am frühen Freitagmorgen. Die Feuerwehr habe etwa vollgelaufene Keller auspumpen müssen. Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht.

Der Märkische Kreis hatte zuvor wegen des Dauerregens vor Hochwasser wegen übertretender Bäche und kleinerer Flüsse sowie vor Überflutungen von Straßen gewarnt. In Solingen, wo es in der Nacht einen Hochwasseralarm gab, stabilisierte sich die Lage an der Wupper wieder. Weiterlesen

Drosten: Neue Omikron-Sublinie dürfte dominant werden

Berlin (dpa) – Die in den USA zunehmend nachgewiesene Coronavirus-Sublinie XBB.1.5 dürfte aus Sicht des Virologen Christian Drosten auch in Deutschland vorherrschend werden. «Einfach, weil die relative Übertragbarkeit von diesem Virus gegenüber den anderen momentan zirkulierenden Viren so viel größer ist», sagte der Forscher der Berliner Charité im Podcast «Coronavirus-Update». Der Vorteil erinnere an die Zeiten, als die Delta- und Omikron-Varianten aufkamen. Das heiße aber längst nicht, dass eine riesige neue Welle noch in diesem Winter drohe, sagte Drosten.

Die Zahl der nachgewiesenen Fälle von XBB.1.5 in Deutschland ist Ende 2022 noch relativ gering gewesen. «Die in den Vereinigten Staaten von Amerika stark verbreitete Variante XBB.1.5 hatte einen Anteil von 1 Prozent», schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem Covid-19-Wochenbericht von Donnerstagabend. «Ihr Anteil in den Vorwochen lag unter 0,5 Prozent.» Die Sublinie stehe wie andere Sublinien unter Beobachtung. Vorläufige Daten deuteten auf einen Wachstumsvorteil gegenüber anderen und zuvor zirkulierenden Sublinien hin. Die Angaben beziehen sich auf Daten aus der letzten Woche des vergangenen Jahres und basieren auf geringen absoluten Zahlen. Weiterlesen

Über rote Ampel gefahren: Zwei Verletzte nach Unfall bei Ludwigsburg

Ein 35 Jahre alter Autofahrer soll im Landkreis Ludwigsburg über eine rote Ampel gefahren sein und so einen schweren Unfall verursacht haben. Der Mann habe bei Möglingen nach links auf eine Auffahrt der Autobahn 81 abbiegen wollen und sei dabei mit dem entgegenkommenden Wagen eines 24-Jährigen zusammengestoßen, teilte die Polizei am Freitagmorgen mit. Der Wagen des Unfallverursachers kippte durch die Wucht des Aufpralls auf die Seite und rutschte demnach gegen die Ampel. Beide Männer wurden bei der Kollision am Donnerstagabend verletzt. Weitere Einzelheiten wie die Schwere der Verletzungen waren zunächst aber nicht bekannt.

 

Bella oder Millionengrab? – Lufthansa prüft Italien-Einstieg

Von Christian Ebner, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Italien ist schon seit Jahrzehnten das Sehnsuchtsland deutscher Airline-Manager, ohne dass diese Liebe bislang groß erwidert worden wäre. Doch nun mehren sich in Frankfurt und Rom die Signale, dass der Lufthansa-Konzern sehr bald bei der Staatsfluglinie Ita einsteigen könnte. Im Airline-Monopoly nach überstandener Corona-Krise scheint die Alitalia-Nachfolgerin ein attraktives Ziel zu sein. «Bella Italia» sei eben nicht nur eine attraktive Destination für Reisende aus der ganzen Welt, sondern auch ein kaufkräftiger und lukrativer Ausgangsmarkt, erläutert Accenture-Berater Andreas Jahnke.

Bereits vor Weihnachten rollte die neue Rechts-Regierung unter Giorgia Meloni dem Kranich-Konzern den Teppich aus. Die Ita soll dem Dekret zufolge nur an ein Luftverkehrsunternehmen gehen, das zudem selbst bei einer Minderheitsbeteiligung den vollen Durchgriff auf das operative Geschäft erhalte. Immer wieder wurde danach in den Medien kolportiert, dass Lufthansa zunächst für einen Anteil von um die 40 Prozent bieten könne. In Rede stehen Beträge zwischen 200 und 350 Millionen Euro.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat die Zugeständnisse der Regierung wohl gerne gehört, doch letztlich wollen die Deutschen im politisch wankelmütigen Italien mehr. Am besten eine wasserdichte Vereinbarung, wie sie die übrigen Anteile übernehmen können – oder eine komfortable Ausstiegsklausel. Jahnke sagt dazu: «Man muss auch die Risiken veränderter politischer Konstellationen in Italien und mögliche Abkehr von früheren Zusagen im Blick behalten. Eine bessere Lösung wäre daher die vollständige Übernahme und Befreiung von jeglicher Einmischung durch den italienischen Staat.»

Umsatzstarker Markt

Italiens Ex-Premier Mario Draghi hatte die legendäre Ita-Vorgängerin Alitalia mal als «teure Verwandtschaft» bezeichnet, die man trotzdem nicht fallen lasse. Tatsächlich kränkelte die Exklusiv-Airline des Papstes bereits seit Jahrzehnten. Seit 2002 hatte sie keinen Gewinn mehr ausgewiesen und befand sich zuletzt 2017 in der Insolvenz. Neben immer wieder bewilligten Milliarden-Subventionen versickerten auch Investorengelder der arabischen Etihad oder der Air France-KLM.

Die seit Oktober 2021 aktive Nachfolgerin Ita ist nach mehreren Pleiten der Alitalia vom Staat herausgeputzt worden, flog aber aktuell auch nur Verluste ein. Nur ein gutes Viertel der Beschäftigten blieb an Bord, die Airbus-Flotte von zuletzt 66 Flugzeugen soll umfassend erneuert und auf 104 Jets erweitert werden. Die Ita wollte zuletzt auch wieder rund 1200 Mitarbeiter neu einstellen und wäre dann größer als die bislang größte und lukrativste Lufthansa-Tochter Swiss.

Der Markt südlich der Alpen gehört zu den umsatzstärksten in Europa. Bereits Spohrs Vorvorgänger Wolfgang Mayrhuber hatte 2009 versucht, die neu gegründete «Lufthansa Italia» gegen die damals gerade privatisierte Alitalia zu etablieren. Nach hohen Verlusten verblieb 2011 nur noch die Lufthansa-Tochter Air Dolomiti, um Umsteiger aus dem reichen Norditalien nach München abzusaugen. Nicht ohne Erfolg: Nach den USA ist Italien für Lufthansa der zweitwichtigste Auslandsmarkt, wie Spohr stets betont. Schon vor der sich nun abzeichnenden Übernahme hat der Kranich mehr Passagiere aus den USA mit dem Endziel Italien geflogen als nach Deutschland.

Lufthansa war einem Einstieg in Italien sicherlich noch nie näher, sagt der Prologis-Berater Jürgen Krumtünger. Aus seiner Sicht sollte sich Spohr nur mit einer Mehrheitsbeteiligung auf das Wagnis einlassen, um die «wirklich notwendigen Reformen und überfällige Sanierung der ITA ernsthaft angehen zu können». Allzu fordernde Einflüsse seitens der Politik müsse er sich verbitten, weil sich Lufthansa nach den Corona-Jahren kein neues Millionengrab mehr leisten könne.

Für Lufthansa spricht, dass der Konzern bereits in der Vergangenheit ehemalige Staatsgesellschaften in ihr Multi-Drehkreuz-System integriert hat: Die Swiss ist nach der Sanierung zur Ertragsperle unter den Lufthansa-Töchtern geworden. Auch die Austrian und die belgische Sabena-Nachfolgerin Brussels Airlines wurden nicht einfach eingestampft: Die Flughäfen Wien, Zürich und Brüssel behielten auch viele Langstreckenflüge.

Die Brussels Airlines haben die Frankfurter übrigens in einem zweistufigen Verfahren übernommen, wie es nun möglicherweise auch in Italien geplant sein könnte. Bereits mit den ersten 45 Prozent erhielt der Konzern eine Option, die übrigen Anteile zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben. Seit 2017 ist die belgische Gesellschaft vollständig im Besitz der Lufthansa.

Spohr hat damit geworben, im Fall einer Ita-Übernahme Rom als Drehkreuz zu erhalten, vor allem Richtung Afrika und Südamerika. Allzu viel Drehkreuz-Power sollte Italiens Regierung aber nicht erwarten, sagt Gerald Wissel von der Luftverkehrs-Beratung Airborne. «Der Flughafen Rom kann nur Fernflüge behalten, die aus dem eigenen Einzugsgebiet genug Passagiere haben. Eine Verlagerung aus anderen Drehkreuzen des Konzerns ist nicht zu erwarten.»

Ohnehin sei das aus politischen Rücksichten aufrechterhaltene Drehkreuz-System des Konzerns längst an die Grenzen seiner Komplexität gekommen. Wissel rät zu einem größeren Blick: «Lufthansa sollte die Ita-Übernahme als Chance nutzen, zu einem echten europäischen Airline-Konzern zu werden. Dazu müssten die einzelnen Gesellschaften stärker zentral gesteuert werden.»

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Deutsche Wirtschaft: Krisenmanagement statt Post-Corona-Boom

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

Wiesbaden (dpa) – Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat die Hoffnung auf einen kräftigen Konjunkturaufschwung in Deutschland nach zwei Corona-Jahren zunichtegemacht. Wie sich Europas größte Volkswirtschaft im vergangenen Jahr entwickelt hat, gibt das Statistische Bundesamt an diesem Freitag (10.00 Uhr) in einer ersten Schätzung bekannt. Volkswirte rechnen im Schnitt mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,8 Prozent zum Vorjahr.

Welche Folgen hat die Energiekrise?

Viele Jahre profitierte Deutschland von günstigem Pipeline-Gas aus Russland. Das änderte sich mit Moskaus Angriff auf die Ukraine. Das russische Gas, das einst 55 Prozent der deutschen Gesamtversorgung ausmachte, fließt nicht mehr. Zudem verhängten viele westliche Staaten, darunter Deutschland, Sanktionen gegen Russland unter anderem auf Öl. Die Folge: Gas, Strom und Sprit verteuerten sich rasant. Auf teils deutlich höhere Preise müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher auch in diesem Jahr einstellen. So gibt es nach jüngsten Angaben des Vergleichsportals Check24 mehr als 1000 Fälle von Preiserhöhungen in der Strom- und Gasgrundversorgung für 2023. Die Erhöhungen betragen demnach im Schnitt 38,1 Prozent bei Strom und 25,1 Prozent bei Gas im Vergleich zum 30. September 2022.

Bleibt die Inflation hoch?

Seit Monaten treiben hohe Energie- und Lebensmittelpreise die allgemeine Teuerung nach oben. Mit durchschnittlich 7,9 Prozent erreichte die Inflation in Deutschland im vergangenen Jahr nach einer ersten Schätzung den höchsten Stand seit Gründung der Bundesrepublik. Hohe Teuerungsraten mindern die Kaufkraft der Verbraucher. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. Das kann den Konsum als wichtige Konjunkturstütze dämpfen. Zwar rechnen Volkswirte mit einer gewissen Entspannung bei den Preisen, das Inflationsniveau dürfte aber auch 2023 vergleichsweise hoch sein. «Bis wir wieder richtige Preisstabilität haben, wird es im besten Fall ein bis zwei Jahre dauern», prognostizierte Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater.

Wie groß ist die Gefahr einer Gasknappheit?

Der Winter ist bislang vergleichsweise mild verlaufen. Auch deswegen sind die Gasspeicher hierzulande gut gefüllt. Nach Einschätzung der Bundesnetzagentur haben sich die Chancen spürbar verbessert, dass Deutschland ohne Gasengpässe durch den Winter kommt. «Eine Gasmangellage in diesem Winter wird zunehmend unwahrscheinlich», prognostizierte die Behörde kürzlich. Bei einer Gasmangellage müsste etwa die Gasversorgung für Firmen rationiert werden. Viele Unternehmen müssten ihre Produktion dann wohl drosseln mit Folgen für die Wirtschaftsentwicklung.

Was unternimmt die Bundesregierung in der Krise?

Von einem «Doppelwumms» sprach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Vorstellung des milliardenschweren Entlastungspaketes, mit dem die Ampel-Koalition die Folgen der gestiegenen Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen abfedern will. Dazu zählen Unternehmenshilfen sowie die Energiepreisebremsen ab März für private Haushalte sowie kleine und mittlere Firmen. Für Januar und Februar 2023 ist eine rückwirkende Entlastung geplant. Zudem mussten Gas- und Fernwärmekunden im Dezember 2022 keinen Abschlag zahlen. Diese Kosten übernimmt der Bund. Volkswirte gehen davon aus, dass die Preisbremsen die Inflation in diesem Jahr dämpfen werden.

Wie ist die Lage am Bau?

Deutlich gestiegene Hypothekenzinsen und hohe Baukosten dämpfen die Nachfrage. Der jahrelange Bauboom, der die Konjunktur stützte, geht absehbar zu Ende. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist das Bauvolumen 2022 erstmals seit vielen Jahren inflationsbereinigt gesunken. Vor allem im Wohnungsbau springen Auftraggeber und Investoren ab. «Der Gegenwind wird immer stärker. Insbesondere der Wohnungsbau ist fast zum Erliegen gekommen», sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer der Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, unlängst. Mehr als die Hälfte der in der Baubranche tätigen Unternehmen erwartet einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zufolge einen Umsatzrückgang im laufenden Jahr.

Wie geht es dem Export?

Jahrzehntelang profitierte die Exportnation Deutschland von der Globalisierung. Das Modell: Billige Energie und Vorleistungsgüter importieren, hochwertige Produkte exportieren. Doch seit geraumer Zeit nimmt der Gegenwind zu. «Eine stark abgekühlte Konjunktur, insbesondere in den wichtigen Absatzmärkten EU und China […] lässt die Exportumsätze passend zum milden Winter abschmelzen», erläuterte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Hinzu kommen gestörte Lieferketten seit der Corona-Krise. Zuletzt verbesserte sich einer Ifo-Umfrage zufolge zwar die Versorgung der deutschen Industrie mit Vorprodukten und Materialien. Wirtschaftsverbände befürchten allerdings erneuten Druck auf die Lieferketten wegen der massive Corona-Welle, die derzeit durch China rollt.

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Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt – Inzidenz auch

Berlin (dpa) – Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz heute mit 106,8 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 115,7 gelegen (Vorwoche: 162,9; Vormonat: 228,1).

Diese Angaben liefern jedoch nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierte einen PCR-Test machen lassen. Aber nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen und Übermittlungsprobleme zur Verzerrung einzelner Tageswerte führen. Weiterlesen

Scholz empfängt neuen irakischen Regierungschef Al-Sudani

Bagdad/Berlin (dpa) – Nach monatelangen Machtkämpfen im Irak reist dessen neuer Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani zum Antrittsbesuch bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Berlin. Der neue Regierungschef steht unter Druck, sein Land nach Jahren des Kriegs gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aus einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise zu führen. Vor dem Empfang bei Scholz heute mit militärischen Ehren ist auch ein Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geplant.

Zentrales Thema der Gespräche mit Scholz könnte die notorisch schlechte Stromversorgung im Irak sein. Nach Angaben aus Bagdad soll während des Besuchs eine Absichtserklärung unterzeichnet werden, um die Stromerzeugung im Land mithilfe des Münchner Siemens-Konzerns zu verbessern. Weiter Details dazu gab es zunächst nicht. Die ständigen Stromausfälle sind neben der schlechten Wirtschaftslage und Korruption einer der Gründe für die Massenproteste, die den Irak seit 2019 in mehreren Wellen erschütterten. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut. Weiterlesen

«Drogenscanner» in Gefängnissen schlagen oft an

Bruchsal (dpa) – Bundesweit noch seltene «Drogenscanner» haben in baden-württembergischen Gefängnissen im vergangenen Jahr bereits 150 Treffer gelandet.

Bei den Einsätzen der beiden modernen Detektoren seien vor allem neue psychoaktive Stoffe wie synthetische Cannabinoide aufgespürt worden, sagte Landesjustizministerin Marion Gentges (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Die Drogen kommen den Angaben zufolge meist per Post, sind auf Papier – etwa eine bunte, harmlos erscheinende Kinderzeichnung – gedampft oder auf Tabak getröpfelt und für das bloße Auge kaum sichtbar.

Die weinkartongroßen Scanner stehen seit einem Jahr in den Haftanstalten in Bruchsal und Heilbronn. Untersucht werden auch verdächtige Schriftstücke anderer Justizvollzugsanstalten (JVA), wie Gentges berichtete. Weiterlesen

Bauern sehen große Unsicherheiten beim Geschäft 2023

Berlin (dpa) – Die deutschen Landwirte blicken angesichts andauernder Risiken auf den Märkten zurückhaltend ins Jahr. «Die Unsicherheiten sind groß», sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der Deutschen Presse-Agentur vor der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin. Preise für Betriebsmittel wie Energie und Dünger seien massiv gestiegen und nach wie vor auf sehr hohem Niveau. So kosteten Düngemittel aktuell das 3,5-Fache dessen, was sie vor Ausbruch des Ukraine-Krieges kosteten. Dazu komme eine hohe Volatilität auf den Märkten. «Insofern ist es notwendig, dass eine gewisse Liquidität bei den Betrieben da ist, um überhaupt die höheren Vorkosten bei der Erzeugung zu finanzieren.» Weiterlesen

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