Dreyer reist nach Schottland: «Keinen akademischen Brexit»

Mainz/Edinburgh (dpa/lrs) – Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU ist ein enger Austausch mit Schottland für die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sehr wichtig. «Es ist wichtig, dass wir auch auf einer regionalen Ebene wirklich eng miteinander verbunden bleiben, trotz des Brexit», sagte sie vor dem Start einer mehrtägigen Delegationsreise nach Schottland vom kommenden Montag (17. April) an bis zum Donnerstag. «Schottland ist schon lange unser wichtigster Partner im englischen Sprachraum, besonders im Bereich Wissenschaft.» Mit dabei wird auch Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) sein. Weiterlesen

Angespannte Lage für deutsche Autohersteller in China

Von Jan Petermann, Robin Wille und Jörn Petring (dpa)

Shanghai (dpa) – Elektroautos fallen in der südchinesischen Metropole Shenzhen sofort ins Auge. Anders als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor haben sie kein blaues, sondern ein grünes Nummernschild. Das größte Problem deutscher Hersteller in China wird so schnell sichtbar: Während bei den «blauen» Autos viele deutsche Marken vertreten sind, dominieren bei den Autos mit grünem Nummernschild chinesische Hersteller. Im Straßenbild von Shenzhen sind Elektroautos keine Ausnahme, sondern allgegenwärtig. In manchen Stadtteilen surren bereits mehr Autos mit grünen als mit blauen Kennzeichen durch die Straßen.

China ist der größte Pkw-Markt der Welt und der wichtigste für die deutschen Hersteller. Doch die Lage ist angespannt. Zwar verkauften die Deutschen nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) im vergangenen Jahr noch 4,4 Millionen Autos in China, was einem Marktanteil von 19,1 Prozent entspricht. Im rasant wachsenden Geschäft mit Elektroantrieben lag der Marktanteil aber nur bei fünf Prozent.

Deutsche Elektroautos nicht gefragt

Unter den zehn meistverkauften Elektroautos in China befindet sich kein einziges deutsches Modell. Lediglich Tesla schafft es als einziger ausländischer Hersteller in die Rangliste, die ansonsten vor allem vom chinesischen Autobauer BYD aus Shenzhen dominiert wird.

«Die deutschen Automobilhersteller bekommen in China mittlerweile massiv Gegenwind durch einheimische Marken», sagt Autoexperte Stefan Reindl, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft. Preislich seien die chinesischen Fahrzeuge vor allem in den unteren Fahrzeugklassen interessant. Aber auch bei den Premiummarken rückten die Chinesen immer näher – zu erschwinglicheren Preisen. Reindl vermutet, «dass die deutschen Hersteller in China weiter Marktanteile verlieren werden».

Auf der am Dienstag (18.4.) beginnenden Automesse in Shanghai müssen die deutschen Hersteller Antworten liefern, wie sie die Krise meistern wollen.

Schwieriges Geschäft für Volkswagen

Für Europas größten Autokonzern Volkswagen war das Geschäft in seinem mit Abstand wichtigsten Markt in den vergangenen Jahren durchwachsen bis schwierig. Die Corona-Lockdowns und das Chaos in den Lieferketten schlugen auf die Produktion und das Händlernetz durch. 2022 rutschten die Verkäufe der VW-Marken über alle Antriebsarten gesehen in China um 3,6 Prozent auf noch knapp 3,2 Millionen Fahrzeuge ab. Beim Elektro-Absatz gelang zwar ein Plus von mehr als zwei Drittel auf 155 700 Wagen – allerdings kommt VW hier von einem vergleichsweise niedrigen Ausgangsniveau und hatte Startprobleme mit der ID-Reihe seiner Kernmarke.

Einige der jüngsten Modelle, die man in China anbot, trafen zudem nicht immer den Geschmack der Kundschaft. Die Käufer vermissten etwa bestimmte Ausstattungen und Programmfunktionen, die bei manchen anderen Autoherstellern schon Standard sind. Verzögerungen und Entwicklungsprobleme bei der internen Software-Sparte Cariad sollen nun aufgeholt werden. Zudem hofft der Konzern, hier auch durch eine eigene China-Niederlassung dichter an die Besonderheiten der Nachfrage heranzurücken, und VW arbeitet mit der KI-Firma Horizon Robotics beim autonomen Fahren zusammen.

Die deutschen Premium-Hersteller hätten die Möglichkeit, ihre Produkte noch höher zu positionieren, also in einem noch anspruchsvolleren Premiumsegment, erklärt Auto-Experte Reindl. Viele Chinesen würden immer wohlhabender und wollten sich auch bei den Autos abheben. Ein Problem sehe er bei Volkswagen-Pkw, die Marke sei wesentlich stärker von den kleineren Fahrzeugen abhängig. Das werde eine ziemlich große Herausforderung, weil chinesische Autos deutlich preisgünstiger seien.

Mercedes-Benz setzt auf Luxus-Strategie

Besser läuft es für den Stuttgarter Autobauer Mercedes-Benz. Das Unternehmen verfolgt eine Luxus-Strategie. Statt auf Quantität zu setzen, sollen die besonders teuren Autos auch besonders viel Gewinn abwerfen. In China scheint das zu funktionieren: So ging zum Beispiel mehr als jeder zweite Wagen der Luxusmarke Maybach, die zu Mercedes gehört, im vergangenen Jahr in das ostasiatische Land.

Ohne die Anteile in China könnten die deutschen Autohersteller nicht existieren, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Das liege nicht nur an der Zahl der verkauften Fahrzeuge, sondern auch an deren Wert. In China würden vor allem Premiumfahrzeuge verkauft und keine Kompaktfahrzeuge. «Das Geld, was in Deutschland den Arbeitern und Angestellten und Aktionären bezahlt wird, wird in China verdient», sagt Dudenhöffer.

Dudenhöffer: Keine Transformation ohne Chinesen

China sei außerdem wichtig, weil das Land in der Zukunft und auch schon heute in Teilbereichen Technologieführer sei, sagt Dudenhöffer. «Wir könnten ohne die Chinesen gar nicht in die Transformation gehen.» Ohne das Wissen aus China könnten die Deutschen in der Zukunft keine wettbewerbsfähigen Autos bauen.

Die Chinesen schätzten die deutschen Marken sehr für ihre hohe Qualität und weil sie ausgewogen aussehen, sagt Dudenhöffer. Bei den Fahreigenschaften, der Verarbeitung und auch beim Design seien deutsche Fahrzeuge führend. Aber bei Zukunftsthemen wie Elektromobilität oder Software setzten die Chinesen die Maßstäbe.

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Das sind die Streaming-Trends 2023

Von Wilfried Urbe, dpa

Cannes (dpa) – Die wichtigsten Fernseh-Macher der Welt treffen sich nächste Woche drei Tage an der Côte d’Azur. Auf der Branchenmesse MIPTV in Cannes entscheidet sich, was im Herbst über den Bildschirm läuft. Nie war das Thema Streaming so präsent wie dieses Mal. Dabei zeichnen sich fünf wichtige Trends – nicht nur für Deutschland – ab.

Immer mehr Anbieter auf dem Markt: Streaming ist aus dem Medienalltag nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder, dass die Zahl der Anbieter immer weiter steigt: Inzwischen gibt es über 50 – als Bezahlmodell oder auch werbefinanziert. Erst Ende des Jahres ist Paramount+ gestartet. In diesem Jahr kommt in Deutschland möglicherweise noch HBO Max dazu. Auch das schwedische Unternehmen Viaplay, das etwa schon in den USA und den Niederlanden aktiv ist, könnte noch dieses Jahr dazustoßen.

Werbefinanzierung wird wichtiger: Abonnieren und dann schauen, was man will? Das ist inzwischen nur noch einer von mehreren Wegen, um zeitunabhängig an die gewünschten Filme oder Serien zu kommen. Der Grund: Nur allein durch Abos lassen sich noch bei keinem Anbieter die kostspieligen Inhalte finanzieren. Die Alternative sind kostenlose oder deutlich vergünstigte Abos, bei denen Werbeclips eingeblendet werden. Freevee von Amazon etwa kostet nichts. Netflix indessen offeriert eine preisgünstigere Version seit Ende letzten Jahres, Disney+ wird bald folgen und Paramount+ voraussichtlich ebenfalls.

FAST-Channels boomen: Während die Werbung Einzug hält, haben die Medienmacher das gute alte lineare TV-Modell fürs Internet wiederentdeckt, mit Inhalten, die nur zu bestimmten Zeiten laufen: Die Plattform Joyn zum Beispiel nimmt auch Anbieter wie ARD oder ZDF in ihren Live-Stream. Ein weiteres von vielen Beispielen für FAST (Free Ad Supported Streaming) ist das US-Streamingportal Pluto TV.

Streamer haben das Geschäft mit den Daten entdeckt: Auch wenn Werbung den Kunden finanzielle Entlastung verheißt – zahlen müssen sie trotzdem. Und zwar mit den eigenen Daten. Denn hier liegt der wirklich lukrative Vorteil für die Streaminganbieter. Als beispielsweise Disney+ in den Vereinigten Staaten im Dezember sein Werbeangebot startete, waren direkt 46 Unternehmen am Datengeschäft beteiligt, darunter Amazon Web Services, Google und Microsoft.

Mehr Dokus:Hochwertige fiktionale Serien sind teuer. 200 Millionen Dollar hat zum Beispiel «The Gray Man» gekostet. Das können sich die Videoportale immer weniger leisten. Die Lösung: gut gemachte serielle Dokumentationen. Die Kosten können sich zwar immer noch auf zwei Millionen Euro pro Stunde belaufen, sind damit aber immer noch günstig im Vergleich zu Serien und können auf ähnlichen Sendeplätzen wie Fiction laufen. «MH370: Das verschwundene Flugzeug» etwa war im März auf Netflix in den deutschen Serien-Top-Ten vertreten.

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KI-Chatsysteme erobern Produktionshallen in der Industrie

Von Christoph Dernbach, dpa

Hannover (dpa) – Textroboter mit Funktionen Künstlicher Intelligenz sollen künftig auch die Fabrikhallen erobern. Dieser Trend zeichnet sich im Vorfeld der Hannover Messe ab. Doch während bislang beim aktuellen Rummel um die KI vor allem Systeme aus den USA Schlagzeilen machen, sind auf der Industrieschau in Hannover auch Initiativen mit maßgeblicher Beteiligung aus Deutschland zu sehen.

Im Vorfeld der Hannover Messe kündigten das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha und der IT-Dienstleister Hewlett Packard Enterprise (HPE) einen virtuellen Assistenten mit Künstlicher Intelligenz für die Industrieproduktion an. Auch Siemens stellt seine Erfahrungen mit dem Einsatz von KI in der Industrie vor. Der deutsche Industrieriese kooperiert dafür mit dem US-Softwarekonzern Microsoft.

Aleph Alpha und HPE führen auf dem Messegelände vom kommenden Montag an in einer Live-Demo vor, wie sich Fabrikpersonal in natürlicher Sprache und mithilfe von Bildern mit dem Roboter austauschen kann. «Der KI-Assistent agiert dabei quasi wie ein hoch spezialisierter Servicetechniker, der das Fabrikpersonal unterstützt, sehr komplexe Aufgaben zu lösen», sagte HPE-Sprecher Patrik Edlund.

Austausch mit KI-Assistenten auch über Bilder

Beim Dialog mit der Maschine muss sich das Fabrikpersonal nicht an eine vorgegebene Systematik halten oder nur bestimmte Schlüsselbegriffe verwenden, sondern kann ganz natürlich mit dem System sprechen. Der KI-Assistent antwortet ebenfalls in natürlicher Sprache. Der Dialog mit dem KI-Assistenten kann in verschiedenen Sprachen erfolgen, auch wenn das Handbuch beispielsweise nur auf Deutsch oder Englisch vorliegt.

Der Austausch mit dem KI-Assistenten kann nicht nur mit gesprochenem Text stattfinden, sondern auch über Bilder. So könnte eine Fachkraft zum Beispiel die Standposition des Roboters fotografieren und fragen, ob diese Position sicher sei. «Bei akuten Problemfällen kann der KI-Assistent entscheidende Hinweise liefern, um Schäden oder Produktionsausfälle zu verhindern», versprechen die beiden Anbieter.

Auf der Hannover Messe sind aber nicht nur Anbieter aus Deutschland präsent, sondern auch KI-Schwergewichte aus den USA. So werden an dem Stand des deutschen Industrieriesen Siemens die Ergebnisse einer Kooperation mit dem US-Softwareriesen Microsoft gezeigt. Auch hier steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den industriellen Produktionsprozessen im Fokus.

Erzeugung von Codes von gängigen Programmiersprachen

Im Gegensatz zum Dialog mit der Maschine bei Aleph Alpha und HPE in natürlicher Sprache geht es bei dem Projekt von Siemens und Microsoft auch um den Programmcode. ChatGPT vom Microsoft-Partner OpenAI kann nämlich nicht nur geschliffen formulieren wie ein Mensch, sondern auch den Code von gängigen Programmiersprachen erzeugen. Am Siemens-Stand in Hannover kann man nun sehen, wie das KI-System die Programmierung des Codes für speicherprogrammierbare Steuerungen beschleunigen kann.

«Leistungsstarke, fortschrittliche künstliche Intelligenz entwickelt sich zu einer der wichtigsten Technologien für die digitale Transformation», sagte Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries. «Siemens und Microsoft arbeiten gemeinsam an der Bereitstellung von Tools wie ChatGPT, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit zu geben, auf neue Weise zusammenzuarbeiten und innovativ zu sein.»

In der deutsch-amerikanischen Kooperation wird außerdem eine Herausforderung adressiert, die in vielen Industriebetrieben nicht einfach zu lösen ist – nämlich das Erkennen und Vermeiden von Produktfehlern. Dabei sollen die Maschinen mit Hilfe der KI sehen lernen. In Hannover werden Siemens und Microsoft zeigen, wie von Kameras aufgenommene Bilder und Videos durch maschinelles Lernen analysiert und für die Überwachung und Optimierung der Fertigung verwendet werden können.

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Ein ziemlich irischer Präsident: Biden auf der Grünen Insel

Von Christiane Jacke und Christoph Meyer, dpa

Dublin/Dundalk (dpa) – US-Präsident Joe Biden hat seine Irland-Reise mit politischen Gesprächen fortgesetzt. Bei strahlendem Wetter traf er in der Hauptstadt Dublin zunächst Präsident Michael D. Higgins und später Premierminister Leo Varadkar. Dabei sollten sowohl der Krieg in der Ukraine als auch der Friedensprozess in Nordirland eine Rolle spielen.

Für Biden ist der mehrtägige Besuch in der Heimat seiner Vorfahren weitgehend ein Wohlfühltrip mit vielen netten Bildern. Und doch holten ihn auch die zunehmend beunruhigenden Nachrichten über gestohlene US-Geheimdokumente ein.

«Es ist eine Ehre, nach Hause zu kommen in die Heimat meiner Vorfahren», sagte Biden in Dublin. Am Mittwoch hatte er in Dundalk im Nordosten Irlands, von wo Vorfahren vom ihm stammen, in der Innenstadt Hände geschüttelt, Selfies mit Einwohnern gemacht und in einem Pub gesprochen. Einen großen Teil der Reise wendet er auf für persönliche Begegnungen und Spurensuche zu seiner Familiengeschichte. Dass sich der US-Präsident für Irland derart viel Zeit nimmt, nicht aber für Großbritannien, stößt bei manchen Briten auf Unverständnis.

Familie Biden im Schlepptau

Diverse Vorfahren des katholischen US-Präsidenten stammen aus Irland – einige stammen aus dem County Louth im Nordosten, wo Biden am Mittwoch seinen ersten längeren Stopp einlegte. Gemeinsam mit seinem Sohn Hunter und seiner Schwester Valerie ließ sich der 80-Jährige dort zunächst die Burg Carlingford Castle an der Ostküste zeigen. Ganz in der Nähe hatten Vorfahren von ihm, die Finnegans, Mitte des 19. Jahrhunderts Abschied von ihrer alten Heimat genommen. Die Burg sei vermutlich eines der letzten Dinge gewesen, das die Familie gesehen habe, als sie nach Amerika aufbrach, sagte Biden. Eine seiner Enkelinnen heißt mit Vornamen Finnegan.

Er verstehe zwar schon, warum seine Vorfahren das Land verlassen hätten inmitten der damaligen Hungersnot, sagte der Demokrat später an einem improvisierten Pult in einem Pub im nahegelegenen Dundalk. «Aber wenn man hier ist, fragt man sich, warum jemand überhaupt jemals weggehen wollen würde.» Biden schwärmte: «Es fühlt sich an wie zu Hause.» Und: «Es ist gut, wieder hier zu sein.»

Biden hatte zuvor Nordirland besucht – in dem britischen Landesteil blieb er aber nur kurz. In Belfast traf er den britischen Premier Rishi Sunak und hielt eine Rede zum 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens. Direkt im Anschluss reiste er jedoch sofort weiter zu einem ausgiebigen Besuch in Irland.

Briten vernachlässigt?

In der britischen Presse sorgte der starke Fokus des US-Präsidenten auf Irland für Irritationen. Nachdem eine Regierungsvertreterin Biden schon zu Beginn seiner Reise gegen Vorwürfe verteidigen musste, er sei «anti-britisch», stürzten sich die britischen Boulevardmedien auf einen Versprecher des US-Präsidenten, bei dem er die Rugby-Nationalmannschaft Neuseelands «All Blacks» mit einer paramilitärischen britischen Einheit im irischen Unabhängigkeitskrieg – den «Black and Tans» – verwechselt hatte. Auch das wurde ihm als Parteilichkeit ausgelegt.

Sunak sah sich gezwungen zu betonen, dass Großbritannien eine sehr enge Beziehung mit den USA habe. Ein Journalist der «Daily Mail» klagte, Biden habe nur 15 Stunden im Vereinigten Königreich verbracht und «die Hälfte davon hat er geschlafen».

In Irland dagegen wurde Biden mit viel Enthusiasmus empfangen. Schaulustige säumten mit irischen und amerikanischen Fähnchen die Straßen. Einwohner der Orte, die Biden besuchte, hatten gebacken, dekoriert, ihre Läden auf Vordermann gebracht – alles in der Hoffnung auf einen kurzen Stopp des Präsidenten und einen Plausch mit ihm.

In Dundalk machte Biden eine längere Visite und schlenderte mit seiner Entourage durch die Innenstadt. Er gab sich dabei nahbar, schüttelte Hände, machte Selfies. In einem Imbiss plauderte und scherzte er mit Mitarbeitern, danach dann der Abstecher in den Pub. Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre sagte am Donnerstag, der Präsident habe «die Zeit seines Lebens» gehabt.

Familiäre Anekdoten statt Ausführungen zum Datenleck

Biden ist nicht der erste US-Präsident mit irischen Wurzeln. Der berühmteste war wohl John F. Kennedy. Auch Bidens Vorvorgänger Barack Obama hat teilweise irische Vorfahren. Insgesamt stammten etwa die Hälfte aller US-Präsidenten teilweise von irischen Einwanderern ab – und im Übrigen auch ungefähr zehn Prozent der US-Bürger. Doch kaum ein Amtsinhaber im Weißen Haus zuvor hat seine Verbindungen zur Grünen Insel so zelebriert wie Biden. Der Demokrat verweist oft auf seine irische Herkunft und zitiert regelmäßig irische Dichter.

Für Biden ist der gefühlige Trip auch eine Abwechslung von allerlei nationalen und internationalen Problemen – allen voran die aktuelle Affäre um ein massives Datenleck mit US-Geheimdokumenten. Fragen dazu konnte der US-Präsident auf seinem Auslandstrip zwar nicht ganz aus dem Weg gehen. Doch nach einer knappen Antwort zu der Affäre am Donnerstag schwenkte er schnell wieder um zu familiären Anekdoten.

Am Freitag plant er noch einen Besuch ins County Mayo im Nordwesten Irlands, von wo ebenfalls Vorfahren von ihm stammen. Biden warnte schon in Dundalk vor, es werde nicht sein letzter Besuch sein. «Die schlechte Nachricht für Sie ist: Wir werden wiederkommen. Es wird nicht möglich sein, uns fernzuhalten.»

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Norwegen weist mehrere russische Geheimdienstmitarbeiter aus

Oslo (dpa) – Norwegen weist 15 Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes aus. Die an der Botschaft in Oslo akkreditierten Personen hätten Tätigkeiten ausgeübt, die mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar seien, erklärte die norwegische Außenministerin Anniken Huitfeldt aihrem Ministerium zufolge.

«Wir wollen nicht zulassen, dass russische Geheimdienstoffiziere unter diplomatischem Deckmantel in Norwegen operieren.» Grundlage für die Entscheidung sei die Tatsache, dass die neue sicherheitspolitische Situation infolge des Ukraine-Kriegs zu einer erhöhten nachrichtendienstlichen Bedrohung durch Russland geführt habe. Weiterlesen

London: Kreml hat zunehmend Probleme, Krieg zu vermitteln

London (dpa) – Laut britischen Geheimdiensten hat die russische Führung zunehmend Probleme, den Ukraine-Krieg der eigenen Bevölkerung zu vermitteln. Russlands Präsident Wladimir Putin stelle die «spezielle Militäroperation» in den Kontext der sowjetischen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, hieß es heute im Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Russland begeht jedes Jahr am 9. Mai den «Tag des Sieges», an dem mit pompösen Militärparaden der Sieg der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland 1945 gefeiert wird, Gefallener gedacht und noch lebende Veteranen geehrt werden. Die Ehrung der Gefallenen früherer Generationen könnte laut London leicht dazu führen, dass das Ausmaß der jüngsten Verluste in der Ukraine, die der Kreml zu vertuschen versuche, offenkundig werde.

Diese Botschaft könnte zudem bei den vielen Russen, die unmittelbare Einblicke in die scheiternde Operation in der Ukraine haben, zunehmend auf Unbehagen stoßen. Als Zeichen für diese Entwicklung sehen die Briten auch die Absage mehrerer Militärparaden in russischen Grenzregionen nahe der Ukraine und auf der annektierten Halbinsel Krim am 9. Mai. Die Absagen hätten offiziellen Angaben zufolge auch mit Sicherheitsbedenken zu tun, hieß es aus London. Weiterlesen

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiew (dpa) – Weit über die Ukraine hinaus hat ein Video, das mutmaßlich die Enthauptung eines ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Kämpfer zeigt, für Entsetzen gesorgt. Schockiert zeigten sich etwa Beobachter der Vereinten Nationen in der Ukraine und Tschechiens Präsident Petr Pavel.

«Die lange Geschichte der russischen Straflosigkeit muss endlich aufhören», forderte unterdessen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der Kreml in Moskau hingegen zweifelte die Echtheit des Videos an. Tatsächlich war dieses von unabhängiger Seite noch nicht abschließend verifiziert. Ein ehemaliger russischer Söldner will darin aber bereits «eindeutig» seine früheren Kameraden als Täter identifiziert haben.

In der Nacht zum Mittwoch war im Internet ein rund eineinhalbminütiges Video aufgetaucht. Es zeigt, wie ein uniformierter Mann von einem anderen enthauptet wird. Der Täter trägt dabei eine für russische Soldaten typische weiße Kennzeichnung an der Kleidung. Neben der Überprüfung der Echtheit steht derzeit auch eine unabhängige Analyse des Aufnahmezeitpunkts noch aus. Weiterlesen

«Multitudes» – Feist veröffentlicht ein neues Album

Von Julia Kilian, dpa

Berlin (dpa) – Manchmal hinterlassen gerade die Momente, die man nicht mit der Handykamera festhalten kann, einen besonderen Eindruck. Man behält sie dann vielleicht mehr im Innersten. Als Sängerin Feist vor zwei Jahren im Hamburger Kulturzentrum Kampnagel auftrat, war das Szenario ziemlich ungewöhnlich. Die Musikerin hatte nach etlichen Jahren neue Musik angekündigt – aber erstmal nur für kleinere Konzerte, ohne Album.

Auf Hockern saßen die Menschen also um die Sängerin herum. Man durfte weder Fotos machen noch ihren Auftritt filmen. Die Lieder kannte man nicht, sie waren ja neu. Und anschließend ließ sich die Musik nirgendwo finden. Alle Google-Suchen vergeblich.

Es blieb einem nicht viel mehr, als den Moment im eigenen Gedächtnis festzuhalten und die Unsicherheit auszuhalten, ob man wohl eines der Lieder nochmal zu hören bekommt. Jetzt erscheint am Freitag (14. April) das neue Album «Multitudes», das den gleichen Titel trägt wie die Konzertreihe und darauf aufbaut.

Die Kanadierin Leslie Feist ist schon vor rund zwei Jahrzehnten bekanntgeworden. Mit «Let It Die» legte sie 2004 ein Album vor, das bis heute zeitlos geblieben ist. Später tauchte ihr Song «1234» vom Album «The Reminder» im Werbespot eines Technikgiganten auf. Mit «Metals» und «Pleasure» wurde die Musik dann komplexer. Man konnte sie seltener einfach so wegdudeln, sondern musste hinhören.

Ein Album der großen Themen

Auch «Multitudes» fordert einen beim Hören heraus, macht es einem dann aber bald leicht. Das Album erzählt von den großen Themen, die einen im Leben beschäftigen, von Verlust und Neuanfang. Die 47-Jährige hat das selbst in den zurückliegenden Jahren erlebt, mit dem Tod ihres Vaters und ihrer Rolle als Mutter.

Zwischen dem Verlust ihres Vaters und der «Ankunft» ihrer Tochter habe es diesen messerscharfen Moment im Erwachsensein gegeben, der unglaublich herausfordernd gewesen sei, sagte Feist im Interview mit «Variety». Darin erzählte sie auch, sie habe in ihren 30ern gedacht, jetzt sei sie erwachsen – und dann geschehe etwas und plötzlich stehe alles im Zusammenhang mit Trauer, Last, Angst und Selbstverlust. «Es stellt sich ein neues Verständnis von Zeit als endlich ein, Zeit als wertvoll, Zeit im Sinne von: Wie verbringen wir sie miteinander?»

Die Stimme nimmt gefangen

Das neue Album beginnt mit «In Lightning» scheppernd, wechselt dann aber schon im ersten Lied zwischendrin zu klareren Passagen. Immer ist es Feists Stimme, die so besonders ist, dass man sich davon gefangen nehmen lassen kann. Besonders schön erlebt man das bei «Forever Before» oder «The Redwing». Das Album klingt klarer und eingängiger als die zurückliegende Platte «Pleasure».

Mit übereinandergelegtem Gesang erinnert «Calling All the Gods» an eine Hymne. Das Lied «Love Who We Are Meant To» ist ein sehr erwachsenes Liebeslied. Und «Become the Earth» klingt wie eine Geisterbeschwörung. Darin heißt es: «Some people are gone / and the people who stay / will eventually go / in a matter of days.» Eine Erinnerung daran, dass sich alles verändert im Leben und niemand bleibt. Das neue Album von Feist kann einen tief berühren, wenn man das möchte. Dafür braucht es übrigens auch kein Handyfoto.

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Projekte der Mainzer Provenienzforschung werden vorgestellt

Mainz (dpa/lrs) – Vier Projekte zur NS-Raubkunst und postkolonialen Provenienzforschung stehen am Samstag im Mittelpunkt einer Veranstaltung in Mainz. Unter dem Motto «Geraubt, getauscht, gehandelt» können interessierte Bürger nach einer Podiumsdiskussion Fragen stellen und die Objekte und Quellen begutachten, wie Dorothee Glawe vom Landesmuseum mitteilte. Organisatoren der Veranstaltung am fünften internationalen Tag der Provenienzforschung sind das Landesmuseum, das Leibniz-Zentrum für Archäologie (Leiza) und die Universität. Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunft (Provenienz) von Kulturgütern. Weiterlesen

Digitales Lkw-Buchungssystem für Brennerroute geplant

Kufstein (dpa) – Mit einem digitalen Verkehrsmanagementsystem für den Güterverkehr wollen Bayern, Tirol und Südtirol den Dauerstreit über die chronisch überlastete Brennerroute lösen. Konkret soll dies so aussehen, dass Lastwagen für die Route über den wichtigen Alpenpass verpflichtend bestimmte Zeitfenster (Slots) buchen müssen.

Am Mittwoch unterzeichneten der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher bei einem Treffen in Kufstein eine entsprechende gemeinsame Absichtserklärung. Rechtliche Grundlage soll am Ende eine zwischenstaatliche Vereinbarung zwischen Italien, Österreich und Deutschland sein, die nun gemeinsam vorangetrieben werden soll. Weiterlesen

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