E-Auto-Analyse: Deutsche Hersteller zunehmend unter Zugzwang

Bergisch Gladbach (dpa) – Die deutschen Anbieter von Elektroautos geraten einer Branchenanalyse zufolge im internationalen Vergleich weiter unter Druck – vor allem durch die neue Konkurrenz auch günstigerer Modelle aus China. «Im Unterschied zu Tesla und chinesischen Herstellern haben sie stärker mit Versorgungsengpässen und dem grundsätzlichen Markthochlauf zu kämpfen», schrieb Experte Stefan Bratzel in einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.

Dabei komme immer stärker zum Tragen, dass Chinas Autobauer nicht nur nach wie vor den heimischen Markt – und damit den weltweit wichtigsten – beherrschen. Sie gäben sich auch in anderen Regionen zunehmend angriffslustig und setzten auf einen Ausbau ihrer Exporte. Weiterlesen

Grüne für mehr Tempo bei E-Mobilität

Berlin (dpa) – Vor dem Spitzentreffen zur Autobranche im Kanzleramt hat Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge Fortschritte bei der Sanierung von Straßen und Schienen sowie bei der Elektromobilität verlangt. «Gut, dass die Bundesregierung einen Mobilitätsgipfel macht, denn beim Klimaschutz im Verkehrssektor herrscht an viel zu vielen Stellen Stillstand», sagte Dröge der Deutschen Presse-Agentur.

«Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Verkehrssektor nun endlich seinen gerechten Beitrag leisten.» Dafür brauche es mutige Schritte und klare Prioritäten. Dröge forderte Planungsbeschleunigung bei der Brücken-Sanierung und dem Ausbau der Schieneninfrastruktur sowie mehr Tempo beim Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für E-Autos.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat für Dienstagnachmittag zu einem Spitzengespräch zur Zukunft der Autobranche geladen. Am ersten Gespräch der sogenannten Strategieplattform «Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft» im Kanzleramt sollen Vertreter von Wirtschaft, Arbeitnehmern, Wissenschaft, Ländern und Kommunen teilnehmen. Es dürfte vor allem um einen Meinungsaustausch gehen. Weiterlesen

Autobauer treiben eigene E-Ladenetze voran

Von David Hutzler und Roland Losch, dpa

Stuttgart (dpa) – Der Ausbau des E-Ladenetzes hinkt der wachsenden Zahl von Elektroautos weiter hinterher. Kamen etwa Anfang 2021 noch 14 E-Autos auf einen Ladepunkt, waren es nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) zuletzt 23.

Zwar will die Bundesregierung gegensteuern – etliche Autobauer wollen sich aber nicht nur auf die Politik verlassen und treiben den Aufbau der Ladeinfrastruktur selbst mit voran. Am Donnerstag kündigte auch Mercedes-Benz ein eigenes Netz mit weltweit 10.000 Ladepunkten bis Ende des Jahrzehnts an. Einen einstelligen Milliardenbetrag wollen die Stuttgarter investieren.

«Wir wollen nicht zusehen und abwarten, bis es gebaut ist. Daher errichten wir selbst ein globales Schnellladenetzwerk», sagte Mercedes-Chef Ola Källenius. Man habe zunächst gedacht, dass andere Player wie Energieunternehmen den Bedarf decken würden, sagte Technikchef Markus Schäfer. «Aber das ist nicht passiert.»

Zum Vergleich: Der US-Autobauer Tesla betreibt nach eigenen Angaben 40.000 Hochleistungs-Ladestationen weltweit – der Großteil davon ist aber im Vergleich zu Mercedes der eigenen Kundschaft vorbehalten. Der VW-Konzern will bis Ende 2025 mit Partnern weltweit gut 45.000 Schnellladepunkte einrichten.

Zahl der Ladestationen bislang unklar

Wie viele Ladepunkte konkret in Deutschland entstehen werden, teilte Mercedes nicht mit. Klar ist aber: Für die weltweiten Ausbauziele – alleine die Bundesregierung will eine Million öffentlich zugängliche Stecker bis 2030 – sind die Pläne der Stuttgarter allenfalls ein Tropfen auf dem heißen Stein. Daraus machte Källenius im Gespräch mit Journalisten auch keinen Hehl. Vielmehr gehe es darum, weitere Mercedes-Kunden zu locken. Sie sollen etwa von der bevorzugten Nutzung mittels Reservierung profitieren.

Weitaus größer sind die Ladenetze, die sich die Autokonzerne mittels Kooperationen gesichert haben. Für Mercedes-Fahrer stünden etwa eine Million Ladepunkte weltweit zur Verfügung, sagte Källenius. Das auf eine BMW-Initiative zurückgehende Digital Charging Solutions-Netz (DCS), an dem auch Mercedes und der Ölkonzern BP beteiligt sind, kommt nach eigenen Angaben auf über 400.000 Ladepunkte in Europa in Japan. Mercedes betreibt unter anderem gemeinsam mit BMW, VW, Ford und Hyundai das Konsortium Ionity, das in Deutschland bislang 480 Schnellladesäulen mit bis zu 350 Kilowatt Ladeleistung errichtet hat.

Auch der paneuropäische Autobauer Stellantis hat 2021 in Italien mit dem Aufbau seines Schnellladenetzes begonnen. Neben dem auf Südeuropa beschränkten Projekt Atlante gibt es eine Kooperation mit dem Anbieter TheF Charging, bis 2025 ein Netz mit mehr als 15.000 Standorten und zwei Millionen Stellplätzen aufzubauen.

Muss die Industrie die Fehler der Politik ausbügeln?

Hat die Politik den Ausbau der Ladeinfrastruktur in den vergangenen Jahren also so sehr verschlafen, dass die Autoindustrie den einzigen Ausweg in der Eigeninitiative sieht? VDA-Präsidentin Hildegard Müller formuliert es so: «Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur gelingen kann, wenn alle Akteure diese tragen und Verantwortung übernehmen.» Jeder müsse seinen Beitrag leisten – und dabei sei natürlich auch die Autoindustrie engagiert.

Dabei zeigt der Blick auf die Zahlen, dass die Ziele der Regierung noch in weiter Ferne liegen. Laut Daten der Bundesnetzagentur von Anfang November 2022 wuchs die Zahl der Ladepunkte binnen eines Jahres um rund 17.000 auf insgesamt 72.000. Ginge es in diesem Tempo weiter, wäre das Ziel von einer Million Ladepunkte rein rechnerisch erst im Jahr 2077 erreicht. Um schneller zu werden, beschloss das Kabinett im Oktober einen «Masterplan Ladeinfrastruktur» und will dafür 6,3 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Das zeige zumindest, dass sich die Bundesregierung der Herkulesaufgabe bewusst sei, hieß es vom ADAC.

ADAC bewertet Ausbautempo positiv

Das Ausbautempo 2022 bewertete der Automobilclub vergleichsweise positiv. Immerhin habe die Zahl der Ladepunkte im vergangenen Jahr einigermaßen mit der Zahl der neu zugelassenen E-Autos Schritt gehalten, lobte auch VDA-Chefin Müller. Aber: «Das Angebot müsste der Nachfrage vorauseilen, damit das Vertrauen der Menschen in die E-Mobilität weiter wachsen kann.» Davon sei Deutschland noch weit entfernt. Vor allem bei den Schnellladern müsse es daher mit hohem Tempo weiter vorangehen.

Für Deutschland zählt die Bundesnetzagentur bislang rund 12.000 solcher Stecker, die ab einer Ladeleistung von mehr als 22 Kilowatt als Schnellladepunkte definiert sind. Rund ein Viertel davon erreicht die höchste Leistungsklasse von über 300 Kilowatt. In diese Bereiche will auch Mercedes mit seiner neuen Infrastruktur vorstoßen. Eine Batterie könne so von 10 auf 80 Prozent in rund einer halben Stunde geladen werden. «Wir werden das noch signifikant verkürzen», kündigte Technikchef Schäfer auf der Technik-Messe CES in Las Vegas an. Mit besserer Ladeinfrastruktur werde die Elektroauto-Akzeptanz steigen.

Der Karlsruher Energiekonzern EnBW etwa schätzt, dass es bis 2030 bundesweit etwa 130.000 bis 150.000 Schnellladepunkte – und nicht eine Million überwiegend langsame normale Ladepunkte – brauche, um die von der Bundesregierung angepeilten 15 Millionen Elektroautos zu versorgen. Rund 30.000 davon will EnBW selbst bauen. Schon heute betreibt der Konzern mit 2800 Ladepunkten das nach eigenen Angaben größte Schnellladenetz Deutschlands.

Die Ausbauzahlen sind das eine – aber wie sieht es angesichts der zig Anbieter mit der Nutzerfreundlichkeit aus? Der ADAC beklagte, dass ein E-Autofahrer schnell den Überblick verlieren kann. Mal brauche er eine Ladekarte, mal eine App. An dieser Säule zahle er per Smartphone, an der anderen per Rechnung zum Monatsende. Einige Anbieter verlangen eine Grundgebühr, einige ab einer gewissen Standzeit an der Ladesäule einen Aufschlag pro Minute. Es bleibt also noch einiges zu tun auf dem Weg in die vollelektrische Mobilität.

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Erste Million reine Elektro-Pkw in Reichweite

Duisburg/München (dpa) – Der Bestand an reinen Elektro-Pkw auf deutschen Straßen nähert sich einer Million. Der Wert könnte Anfang 2023 erreicht werden, wie Modellrechnungen des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer ergeben, im Falle eines extremen Zulassungsschubs sogar noch im Dezember. Dieses sei aber eher unwahrscheinlich, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Zum 1. Oktober lag der Bestand an batteriebetriebenen Elektro-Personenwagen laut Kraftfahrtbundesamt bei 840.645. Im November und Oktober wurden knapp 94.761 weitere neu zugelassen. Doch zugleich gibt es auch Abmeldungen, wie Dudenhöffer berichtete, unter anderem durch den Verkauf ins Ausland, aber auch nach Totalschäden. Im dritten Quartal verschwanden rund 21.000 Autos aus dem Bestand. Bei einer ähnlichen Größenordnung im vierten Quartal müssten im Dezember mehr als 86.000 reine Elektroautos neu zugelassen werden, um die Millionengrenze zu knacken – das wäre fast das Doppelte des bereits sehr starken Vorjahreswertes. Weiterlesen

Mercedes baut Teile für E-Autos in Deutschland

Stuttgart (dpa) – Der Autobauer Mercedes-Benz will wichtige Bauteile für seine Elektroautos auch künftig in Deutschland produzieren und damit hierzulande Tausende Arbeitsplätze absichern.

Insgesamt will das Unternehmen in den nächsten Jahren einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag in Europa und China in die Hand nehmen, wie es in Stuttgart mitteilte. Ein Arbeitnehmervertreter sprach für Sicherheit für die betroffenen Mitarbeiter bis ins nächste Jahrzehnt. Mercedes will bis 2025 die Hälfte seiner Autos elektrisch produzieren und bis 2030 in der Lage sein, nur noch Elektroautos zu bauen.

Konkret soll am bisher auf Verbrennermotoren spezialisierten Werk in Kölleda in Thüringen eine Batteriemontage entstehen. Entsprechende Gespräche mit der Landesregierung dazu seien auf einem guten Weg, eine finale Entscheidung sei in wenigen Wochen zu erwarten, sagte Produktions- und Logistikchef Jörg Burzer. Ähnlich äußerte sich das Thüringer Wirtschaftsministerium. An dem Standort mit 1300 fest angestellten Mitarbeitern sollen Burzer zufolge grob ab 2026 oder 2027 erste Anlagen anlaufen. Neben Batterien sollen dort vorerst auch weiter Verbrenner gebaut werden. Weiterlesen

Studie: Energiekrise gefährdet Industriestandort Europa

München (dpa) – Die Energiekrise bedroht nach Einschätzung der Unternehmensberatung PwC Schlüsselsektoren der deutschen Industrie und könnte sogar eine Deindustrialisierung Europas auslösen. Europa verliere als Produktionsstandort an globaler Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität. Die deutsche Industrie werde besonders hart von den extrem gestiegenen Gaspreisen getroffen, heißt es in einer Studie der PwC-Tochter Strategy&. «Viele Unternehmen könnten sich zukünftig dazu entscheiden, ihre Produktion innerhalb Europas neu aufzustellen oder gänzlich aus Europa abzuziehen», sagte Strategy&-Europachef Andreas Späne.

Die Metall-, Auto-, und Chemiebranche seien wegen der höheren Produktionskosten unter enormem Druck. In Frankreich und Spanien stiegen die Produktionskosten vergleichsweise moderat. Ein Grund dafür sei der höhere Anteil von Atomstrom und erneuerbarer Energien im Energiemix. Stark von russischem Öl und Gas abhängige Länder wie Polen gerieten dagegen unter extremen Druck. Weiterlesen

E-Mobilität: Verträgt das Stromnetz Millionen Wallboxen?

Energiekrise
Von David Hutzler und Christian Johner, dpa

Stuttgart (dpa) – Mein Haus, mein E-Auto, meine Wallbox: Mit dem Umstieg auf die Elektromobilität schießt auch die Zahl der privaten Ladepunkte in die Höhe. Allein über einen Fördertopf des Bundes haben zuletzt mehr als 800.000 Haushalte einen Zuschuss dafür beantragt, die Bundesregierung will bis 2030 bis zu fünfzehn Millionen E-Autos auf der Straße haben.

Doch auf das Stromnetz kommen damit gewaltige Herausforderungen zu, Netzbetreiber sorgen sich vor lokalen Stromausfällen. Eine Studie präsentiert nun Lösungsansätze. Zumindest einen davon könnten auch die Verbraucher zu spüren bekommen.

Martin Konermann hatte sich schon vor Jahren Gedanken gemacht. Er ist Geschäftsführer Technik beim baden-württembergischen Netzbetreiber Netze BW, einer Tochter des Energiekonzerns EnBW. Nach einem Gespräch mit einem Daimler-Manager über deren E-Auto-Pläne habe er sich damals besorgt die Frage gestellt: «Was passiert eigentlich mit unseren Netzen, wenn perspektivisch vor jedem Haus ein E-Auto steht?» Bislang seien die größten Verbraucher im Haushalt Saunen oder Elektroherde gewesen. Eine handelsübliche Wallbox – also ein privater Ladepunkt – habe mit bis zu 22 Kilowatt aber rund doppelt so viel Leistung. Wenn dann eine komplette Straße gleichzeitig nach Feierabend ihr Auto lade, könne im äußersten Fall die Sicherung für die Straße fallen. Weiterlesen

Wandel in der Autoindustrie – Scholz ist optimistisch

Friedrichshafen (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht Deutschland für den Wandel in der Autoindustrie gut gewappnet. «Wir haben die besten Aussichten, dass wir bei der Zukunft mitmischen können», sagte Scholz nach einem Besuch beim Automobilzulieferer ZF am Samstag in Friedrichshafen am Bodensee. «Man geht hier wieder weg mit großer Zuversicht», sagte der Kanzler. Der technologische Wandel sei keine Bedrohung, sondern eine Aussicht. Weiterlesen

Experte: Preisdruck für Mercedes in China «sehr ernstnehmen»

Stuttgart (dpa) – Dass Mercedes-Benz für einige Modelle in China die Preise senken musste, sollte der Konzernführung nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer Anlass zum Umdenken geben. «Meiner Einschätzung nach sollte man das sehr ernstnehmen», sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur. Es zeige, dass die von den Stuttgartern ausgerufene Fokussierung auf hochpreisige Fahrzeuge riskant sei. «Man sollte noch mal sehr gründlich überlegen, ob das eine stabile Strategie für die Zukunft ist.» Weiterlesen

Eskalation abgewendet: Metaller bekommen deutlich mehr Geld

Ludwigsburg (dpa) – Nach zwölf Stunden Verhandlungen und einem drohenden Abbruch haben sich IG Metall und Arbeitgeber auf ein Tarifwerk für die deutsche Metall- und Elektrobranche durchgerungen.

Für die 3,9 Millionen Beschäftigten der Branche sind Lohnsteigerungen von 5,2 Prozent zum Juni 2023 und noch mal 3,3 Prozent ab Mai 2024 bei einer Laufzeit von 24 Monaten vorgesehen. Dazu kommen steuerfreie Einmalzahlungen von insgesamt 3000 Euro. Das Ergebnis verkündeten beide Parteien am frühen Freitagmorgen in Ludwigsburg bei Stuttgart. Weiterlesen

Experte: Preisdruck für Mercedes in China «sehr ernstnehmen»

Stuttgart (dpa) – Dass Mercedes-Benz für einige Modelle in China die Preise senken musste, sollte der Konzernführung nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer Anlass zum Umdenken geben. «Meiner Einschätzung nach sollte man das sehr ernstnehmen», sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur. Es zeige, dass die von den Stuttgartern ausgerufene Fokussierung auf hochpreisige Fahrzeuge riskant sei. «Man sollte noch mal sehr gründlich überlegen, ob das eine stabile Strategie für die Zukunft ist.» Weiterlesen

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