Galeria-Gläubiger sollen auf Milliardenbetrag verzichten

Düsseldorf (dpa) – Die Gläubiger des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof sollen einem Bericht zufolge im laufenden Insolvenzverfahren erneut auf einen Milliardenbetrag verzichten. Das sehe der Insolvenzplan vor, über den die Gläubiger am 27. März in Essen abstimmen sollen, berichtete die «Wirtschaftswoche».

Falls die Gläubiger das Konzept ablehnen sollten, werde «der Geschäftsbetrieb unmittelbar einzustellen sein», zitierte die Zeitschrift am Donnerstag aus einer ihr vorliegenden «Zusammenfassung des wesentlichen Inhalts des Insolvenzplans». Auch ein Verkauf des Unternehmens als Ganzes komme in diesem Fall nicht in Betracht. Der Warenhauskonzern wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren. Weiterlesen

Galeria-Warenhausschließungen stellen Städte auf die Probe

Von Erich Reimann, dpa

Köln (dpa) – Ob in diesem Jahr 40, 60 oder vielleicht sogar 80 der zuletzt knapp 130 Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof schließen werden, ist zurzeit noch ein gut gehütetes Geheimnis. Fest steht: Mit der anstehenden Schließungswelle rollt auf etliche Kommunen eine riesige Herausforderung zu. Denn eine neue Nutzung für die Warenhausimmobilien zu finden ist oft alles andere als einfach.

«Es wird in den meisten Fällen Jahre dauern, bis die von Galeria aufgegebenen Immobilien eine neue langfristige Nutzung gefunden haben», prognostiziert der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), Boris Hedde.

Zu viele Verkaufsetagen, zu wenig Tageslicht, zu niedrige Decken

Das Problem: Die Gebäude wurden fast ausnahmslos zu einer Zeit errichtet, als die Anforderungen an den Handel ganz anders waren als heute. Sie haben zu viele Verkaufsetagen, zu wenig Tageslicht und oft auch zu niedrige Decken, um heutige Ansprüche zu erfüllen. In der Regel sind aufwendige Umbauten oder gar ein Abriss unvermeidlich.

Das zeigte sich schon nach der Schließung von rund 40 Warenhausfilialen im Zuge des ersten Insolvenzverfahrens bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette im Jahr 2020. Eine Studie der Unternehmensberatung PwC, die das weitere Schicksal von 32 der Filialen verfolgte, ergab zwar, dass bereits ein Jahr nach Bekanntwerden der Warenhausschließungen für mehr als 70 Prozent der Schließungsstandorte ein Plan für die zukünftige Nutzung vorlag.

In rund drei Viertel der Fälle waren jedoch umfangreiche bauliche Veränderungen erforderlich, um langfristige Nachnutzungen zu gewährleisten. Jedes dritte Gebäude, für das es bereits Planungen gab, sollte demnach abgerissen werden. Bei weniger als einem Fünftel der Objekte kam es zu einer Nachvermietung ohne bauliche Änderungen.

«Die Warenhäuser verlieren seit Jahrzehnten an Bedeutung. Und die Corona-Pandemie hat die Entwicklung noch einmal drastisch beschleunigt», sagt Hedde. Früher hätten die Kaufhäuser durch die angebotene Warenvielfalt beeindruckt. Aber das sei vorbei. «Wer ein breites Sortiment sucht, geht heute ins Internet.»

Es braucht ein neues Geschäftsmodell

Wer heute in die Innenstadt komme, wolle Beratung und eine gelungene Vorauswahl aus der Warenflut – kurz ein Einkaufserlebnis. «Aber das bietet kaum ein Warenhaus», meint der IFH-Geschäftsführer. Ein Versuch, in den alten Galeria-Immobilien einfach mit dem gleichen Geschäftsmodell weiterzumachen, wäre nach seiner Einschätzung deshalb zum Scheitern verurteilt.

Stattdessen werde man häufig Mischnutzungen sehen: etwa Lebensmittel- und Modegeschäfte im Erdgeschoss, darüber vielleicht eine öffentliche Einrichtung wie die Stadtbibliothek und in den oberen Etagen Büro- oder Wohnnutzung, meint Hedde. Diese Entwicklung hatte sich einer anderen PwC-Studie über die weitere Nachnutzung von 52 schon in den Jahren 2009 bis 2020 geschlossenen Warenhäusern zufolge bereits abgezeichnet. «Für die großen Metropolen wird die Schließung von Galeria-Filialen kein harter Schlag sein. Denn die Warenhäuser sind dort keine großen Frequenzbringer mehr», betont Hedde. Etwas anders sei die Situation in kleineren Städten.

«Der Druck, eine Lösung zu finden, ist in kleineren Städten am größten», urteilt auch der PwC-Immobilienexperte Benjamin Schrödl. Nach einer Warenhauschließung sei es für sie vor allem wichtig, Leben in die Stadt zurückzuholen, damit nicht noch mehr Geschäfte aufgeben müssten. «Alles, was Fußgänger bringt, hilft», betont der Experte.

Pop-up-Stores können beim Überbrücken helfen

Denn es braucht geraume Zeit, bis eine neue Nutzung für einen Warenhausstandort umgesetzt ist. «Wenn man das Gebäude weitgehend unverändert lässt und nur ein bisschen renoviert, ist das in einem halben bis einem Jahr machbar. Aber so ein Minimalismus wird selten zu einer überlebensfähigen Lösung führen. Nach zwei bis drei Jahren steht das Gebäude häufig wieder leer», urteilt Schrödl.

Wenn man das Gebäude richtig umbaue, Lichthöfe hineinschneide und die Voraussetzungen für neuartige Nutzungen schaffe, dauere es schon zwei bis drei Jahre. Bei einem komplett neuen Projekt könnten es aber auch fünf bis zehn Jahre werden.

Diese Zeit müsse mit Angeboten vom Pop-up-Store bis hin zu Kulturangeboten überbrückt werden, meint Hedde. Hier seien auch die Kommunen als Möglichmacher gefragt. Beispiele, wie so etwas aussehen könne, gibt es nach seinen Worten schon etliche. Lübeck etwa habe das alte Karstadt-Haus gekauft und plane Flächen mit Bildungsangeboten zu bespielen. In Homburg an der Saar werde ein Leerstand in der Innenstadt für Modenschauen genutzt. Hanau habe ein Kunstkaufhaus geschaffen, wo Künstler aus der Region ausstellen und verkaufen könnten. In Bremen sei ein nachhaltigkeitsorientiertes Kaufhaus etabliert worden.

«Von diesen Beispielen muss es mehr geben», meint Hedde und gewinnt der Schließungswelle dann sogar etwas Positives ab. «Diese Leerstände sind eher eine Chance als eine Gefahr für die Innenstädte», meint er.

Peek & Cloppenburg sucht Rettung in Schutzschirmverfahren

Düsseldorf (dpa) – Der Modehändler Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf (P&C) sucht angesichts der schwierigen Marktsituation Rettung in einem Schutzschirmverfahren. Die Geschäftsführung habe den Antrag am Freitag gestellt, um den bereits angestoßenen Restrukturierungsprozess zu beschleunigen, teilte das Unternehmen mit. Alle 67 Verkaufshäuser in Deutschland sowie der Online-Shop blieben ohne Einschränkung geöffnet. Zuvor hatte die «Wirtschaftswoche» darüber berichtet.

P&C will das Schutzschirmverfahren nutzen, um sich an die veränderten Marktbedingungen in Deutschland anzupassen und für die Zukunft neu aufzustellen. Eine Schließung von Häusern ist nach aktuellen Planungen nicht beabsichtigt, wie der Händler betonte. Bereits jetzt sei allerdings klar, dass «ein nicht unwesentlicher Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen» notwendig sein werde. Weiterlesen

Zalando streicht Hunderte Stellen

Berlin (dpa) – Der Online-Modehändler Zalando hat nach erfolgreichen Pandemiejahren zunehmend mit der deutlich geringeren Kauflaune der Verbraucher zu kämpfen.

Das Berliner Unternehmen will nun einige hundert Stellen streichen, wie die Zalando-Chefs Robert Gentz und David Schneider in einem Brief an die Mitarbeiter ankündigten. «An diesem Programm werden viele Bereiche von Zalando beteiligt sein, auch auf der Ebene der Führungskräfte», hieß es in dem Schreiben. Wie viele Arbeitsplätze genau betroffen sind, ist noch unklar. Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern hätten gerade erst begonnen. Zalando beschäftigt 17.000 Menschen. Weiterlesen

Jede zehnte Online-Bestellung geht zurück

Berlin (dpa) – Jeder zehnte Online-Einkauf in Deutschland wird nach eine repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom zurückgeschickt. Häufigste Gründe dafür: Die Ware gefällt nicht oder das Produkt ist fehlerhaft. Viele Kundinnen und Kunden kalkulierten die Retouren aber auch von Anfang an mit ein, fasste Bitkom das Ergebnis der Umfrage unter 1024 Online-Käuferinnen und -Käufern zusammen.

Immerhin gut ein Drittel (37 Prozent) der Menschen, die bereits online bestellte waren zurückgehen ließen, gab demnach an, schon einmal absichtlich mehr bestellt zu haben als eigentlich benötigt – zum Beispiel Kleidung in verschiedenen Größen. Weiterlesen

Ceconomy punktete im Weihnachtsgeschäft

Düsseldorf (dpa) – Die Rückkehr der Kunden in die Einkaufsstraßen und massive Werbung haben Deutschlands größtem Elektronikhändler Ceconomy (Media Markt, Saturn) im Weihnachtsgeschäft Rückenwind gegeben. Der Konzern steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 (Oktober bis Dezember) um 3,1 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro, wie er mitteilte.

Währungs- und portfoliobereinigt lag das Umsatzplus sogar bei 4,9 Prozent. Damit übertrafen die Umsätze das Vor-Corona-Niveau deutlich. Allerdings wuchs der Konzern nur im Ausland. Auf dem wichtigen deutschen Heimatmarkt stagnierten die Geschäfte.

«Wir sind gut in das neue Geschäftsjahr gestartet. Unsere gute Vorbereitung auf das Weihnachtsgeschäft hat sich ausgezahlt und viel Kundennachfrage erzeugt», sagte Konzernchef Karsten Wildberger. Europaweit sei der Konzern stärker gewachsen als der Markt – und auch auf dem zuletzt schrumpfenden deutschen Markt für Elektrogeräte habe Ceconomy seinen Umsatz stabil halten können und damit Marktanteile gewonnen. Weiterlesen

Umsatzplus im rheinland-pfälzischen Einzelhandel

Bad Ems (dpa/lrs) – Der rheinland-pfälzische Einzelhandel hat im vergangenen Jahr ein Umsatzplus eingefahren. Die Erlöse lagen 2022 preisbereinigt 1,6 Prozent über denen des Vorjahres, wie das Statistische Landesamt am Montag in Bad Ems mitteilte. Deutschlandweit hingegen verbuchte die Branche den Angaben zufolge 2022 einen realen Umsatzrückgang um 0,6 Prozent. Weiterlesen

Keine Tarif-Annäherung bei insolventer Kaufhauskette Galeria

Frankfurt/Essen (dpa) – Bei den Tarifverhandlungen für die rund 17.400 verbliebenen Beschäftigten des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof zeichnen sich schwierige weitere Gespräche ab. Man habe die Forderungen der Gewerkschaft Verdi zur Kenntnis genommen, teilte das Unternehmen seinen Beschäftigten am Freitag nach der ersten Verhandlungsrunde mit. Sie seien nach erster Bewertung nicht mit dem vorgelegten Insolvenzplan in Einklang zu bringen. Es stünden Umbauten und starke Investitionen an, so dass Galeria frühestens in drei Jahren wieder profitabel wirtschaften werde.

Verdi-Verhandlungsführer Marcel Schäuble kritisierte das Vorgehen des Managements: «In den Verhandlungen hat die Bundestarifkommission ein Management erlebt, das keine anderen Antworten für die Zukunft der Warenhäuser hat als Sparen bei den Beschäftigten.» Ein weiteres Sparprogramm auf dem Rücken der Beschäftigten sei aber nicht zu machen. «Denn Lohnverzicht hat noch nie Arbeitsplätze gerettet.» Die Beschäftigten hatten bereits nach der ersten Insolvenz im Jahr 2020 auf Gehalt verzichtet. Laut Verdi will Galeria weiterhin nur die abgesenkten Gehälter zahlen. Die Parteien wollen ihre Gespräche am 22. Februar erneut in Frankfurt fortsetzen. Weiterlesen

Fressnapf wächst auch in der Konsumflaute

Krefeld (dpa) – Die Konsumflaute kann Deutschlands größter Heimtierbedarfskette Fressnapf bislang nur wenig anhaben. Trotz der hohen Inflation sehe die Unternehmensgruppe bei ihren Kunden bislang noch keinen Umstieg auf günstigere Produkte, wie etwa im Lebensmittelhandel zu beobachten sei, sagte Fressnapf-Gründer und -Eigentümer Torsten Toeller der Deutschen Presse-Agentur. «Die Kunden wollen das Beste für ihr Tier.»

Die Fressnapf-Gruppe steigerte ihren Gesamtumsatz im vergangenen Jahr noch einmal um mehr als 11 Prozent auf mehr als 3,5 Milliarden Euro. Auf dem mit einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro nach wie vor wichtigen deutschen Heimatmarkt fiel das Wachstum allerdings mit 5,7 Prozent etwas schwächer aus.

«2022 war ein gutes Jahr für Fressnapf, aber kein herausragendes», sagte der Unternehmer. Nach den wachstumsstarken Corona-Jahren 2020 und 2021, in denen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher neue Tiere angeschafft und so für ein Umsatzwachstum in Rekordhöhe gesorgt hätten, habe Fressnapf im vergangenen Jahr Gegenwind gespürt. Die Preissteigerungen, aber auch Probleme mit der Warenverfügbarkeit hätten sich bemerkbar gemacht und der Umsatz sei leicht unter Plan geblieben. Weiterlesen

Bio-Supermärkte und -läden mit deutlichen Umsatzeinbußen

Berlin (dpa) – Angesichts steigender Verbraucherpreise sind viele Menschen beim Einkauf von Bio-Ware wieder deutlich zurückhaltender geworden. Der Bio-Einzelhandel verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von mehr als zwölf Prozent im Vergleich zu 2021, wie der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) am Donnerstag mitteilte. Damit erlösten Supermärkte und Läden mit einem hundertprozentigen Bio-Angebot noch rund 3,83 Milliarden Euro.

Verbraucherinnen und Verbraucher seien seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und den in der Folge drastisch gestiegenen Kosten für Energie, Mobilität und Alltagsversorgung «deutlich preissensibler geworden», hieß es vom BNN. Allerdings lässt sich der deutliche Rückgang bei den Erlösen auch mit dem außergewöhnlich hohen Umsatzniveau des Bio-Fachhandels während der Pandemie-Jahre erklären. Weiterlesen

Einkaufen reicht nicht – Innenstädte brauchen Attraktionen

Von Erich Reimann, dpa

Köln (dpa) – Nach der Corona-Pandemie ist das Leben längst wieder in die deutschen Innenstädte zurückgekehrt. Doch die Begeisterung der Menschen über das Angebot, dass sie dort vorfinden, hält sich in Grenzen. Bei einer am Mittwoch veröffentlichten Befragung von fast 69.000 Menschen in 111 Innenstädten erhielten die Stadtzentren im Durchschnitt lediglich Schulnoten zwischen zwei minus und drei plus, wie das Institut für Handelsforschung (IFH) am Mittwoch berichtete.

Tatsache ist, die Innenstädte haben ein Problem: Nach den Daten des auf Zählen von Passanten spezialisierten Unternehmens Hystreet sind die Besucherzahlen in den meisten deutschen Einkaufsstraßen nach wie vor niedriger als vor der Corona-Pandemie.

«Es kommen wieder mehr Menschen in die Innenstädte, aber noch nicht so viele wie vor der Pandemie – und auch dieser Zuwachs bei den Kundenfrequenzen schlägt sich nicht unbedingt in den Kassen der Einzelhändler nieder», sagte IFH-Geschäftsführer Boris Hedde der Deutschen Presse-Agentur.

Und das hinterlässt Spuren. «Wir verlieren aktuell enorm viele Läden», sagte kürzlich der HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Allein 2022 dürften nach seiner Einschätzung rund 16.000 Geschäfte für immer ihre Türen geschlossen haben – gut drei Mal so viele wie in einem normalen Jahr. Und es sehe so aus, als ob sich dieser Trend im neuen Jahr fortsetzen werde.

Auch Ketten dünnen Filialnetz aus

«Das Angebot an Geschäften schrumpft», betonte der HDE-Hauptgeschäftsführer. Es gebe viele mittelständische Händler, die ihre Boutiquen, Schuhläden, Sportfachgeschäfte oder Parfümerien sang- und klanglos abwickelten. Gleichzeitig dünnten auch viele große Ketten ihre Filialnetze aus. «Das sieht man vielleicht noch nicht in den 1A-Lagen, aber man sieht es in den Stadtbezirken großer Städte, und man sieht es vor allem auch in kleineren und mittleren Städten und Gemeinden», sagte Genth.

Und die Situation könnte sich sogar noch weiter zuspitzen. Denn bei einer repräsentativen Umfrage des Beratungsunternehmens Cima, der «Deutschlandstudie Innenstadt 2022», gaben 26 Prozent der Befragten an, künftig seltener in die Innenstadt kommen zu wollen. Nur zehn Prozent wollten häufiger die City besuchen. Vier Prozent gaben an, gar nicht mehr in die Innenstadt zu kommen.

Wie schlecht es um das Ansehen vieler Innenstädte bestellt ist, zeigt vielleicht am besten eine Frage, die im Rahmen der IFH-Umfrage erstmals gestellt wurde: «Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diese Innenstadt Freund:innen oder Bekannten weiterempfehlen.» Die Antworten waren ernüchternd. In rund jeder zweiten Stadt überwog die Zahl derer, die die Innenstadt nicht weiterempfehlen würden. Nur jede vierte Stadt empfanden die Besucher als so attraktiv, dass sie Freunden zu einem Besuch raten würden. «Fakt ist, dass die Mehrzahl der deutschen Innenstädte, mehr Kritiker als überzeugte Fans hat», sagte Hedde. «Das müssen wir ändern, wenn wir wieder mehr Menschen in die Innenstädte holen wollen.»

Magnet verliert Anziehungskraft

Der größte Magnet in den Innenstädten ist der Umfrage zufolge nach wie vor der Einzelhandel. Immerhin 60 Prozent der Befragten gaben an zum Einkaufen in die Innenstadt gekommen zu sein. Doch verliert dieser Publikumsmagnet an Anziehungskraft. Junge Leute im Alter bis 25 kommen deutlich selten zum Einkaufen in die Stadt als ältere, und sie bewerten das Angebot dort auch spürbar kritischer. Generell gilt der IFH-Studie zufolge außerdem: Menschen, die auch online einkaufen – und das sind immerhin drei Viertel der Befragten – sind zwar nach Corona in die Innenstädte zurückgekehrt. Sie kaufen dort aber seltener ein.

«Das Einzelhandelsangebot ist wichtig, aber das allein reicht nicht mehr. Es geht in Zukunft vor allem um den Erlebniswert der Innenstädte, um Ambiente, Flair und Aufenthaltsqualität», fasst Branchenkenner Hedde das Ergebnis der IFH-Umfrage zusammen. Tatsächlich kommen der Studie zufolge mittlerweile mehr als jeder Dritte (35 Prozent) wegen der Gastronomie in die Innenstadt. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren – auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie – plante gerade einmal jeder vierte City-Besucher eine- Restaurant- oder Cafè-Besuch.

Ganz neue Konzepte gesucht

«Handelskonzepte, die vor allem auf den Produktverkauf ausgerichtet sind, funktionieren nicht mehr. Das ist angesichts der überwältigenden Auswahl im Internet zu wenig», sagte Hedde. Um in Zukunft bestehen zu können, sei die persönliche Interaktion beim Einkauf wichtig, der Servicegedanke, unter anderem durch Beratung und die Kombination von Einkauf und Freizeitaktivitäten. «Und es dürfen nicht nur kommerzielle Angebote sein. Es muss auch möglich sein, sich dort zu treffen, ohne viel Geld in der Gastronomie auszugeben», betonte der Experte.

Tatsächlich haben die Innenstadtbesucher klare Vorstellungen, was die Innenstädte attraktiver machen könnte: Die Stadtzentren sollen demnach vor allem ein Begegnungsort sein und zum Verweilen einladen (45 Prozent). Aber auch Shoppingangebote (43 Prozent), Kunst und Kultur (36 Prozent) sowie Gastronomie (35 Prozent) bieten. Shopping in der Innenstadt sei immer öfter ein soziales Ereignis, und der Handel müsse dem Rechnung tragen – von der Umkleidekabine bis zum Gastrobereich im Laden, meint Hedde. Für ihn steht fest: «Es muss ein bisschen mehr Menscheln in den Innenstädten.»

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