«Weltliterat» Schami mit Carl-Zuckmayer-Medaille geehrt

Mainz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer hat den deutsch-syrischen Autor Rafik Schami (76) als «Weltliteraten» mit einer «entschlossenen humanistischen Grundhaltung» gewürdigt. «Sprache ist für ihn die Tür zur Menschlichkeit», sagte die SPD-Politikerin bei der Verleihung der Carl-Zuckmayer-Medaille am Montagabend im Mainzer Staatstheater vor rund 500 Gästen. Sein «Aufstehen gegen Gewalt» finde sich vor allem in seiner Sprache, aber auch in seinem Engagement.

So habe Schami den Verein Schams gegründet, syrische Kinder und Jugendliche unterstützt. Darüber hinaus trete «der Brückenbauer zwischen den Kulturen» seit vielen Jahren für die Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis ein. «Er lässt aus Worten Taten der Versöhnung und des Zusammenhalts werden.»

«Rafik Schami gehört zweifelsfrei zu den wichtigsten und wortstärksten Schriftstellern unseres Landes», sagte Dreyer. «Er hat sich entschieden, seine Stimme gegen Gewalt und Hass zu erheben, auch in Deutschland.» Sie sei sehr froh, dass er dabei «unbequem und lautstark ist».

«Auch in unserer Sprache braucht es ein Aufrütteln gegen die Gleichgültigkeit», forderte Dreyer. «Insbesondere dann, wenn der schleichende Rassismus im Alltag ankommt.» Sie hoffe, dass dann noch mehr Menschen widersprächen. «Ich glaube, wir haben viel zu tun, um unsere Demokratie zu verteidigen.»

Der Preisträger sprach sich in seiner Dankesrede gegen Antisemitismus, Rassismus, Frauenverachtung und die Verachtung anderer Religionen und Kulturen aus. «Machen wir das gemeinsam, dass wir immer hinschauen und nicht wegschauen, hinhören und nicht weghören», forderte er die Zuhörer auf.

Die Carl-Zuckmayer-Medaille wird vom Land Rheinland-Pfalz seit 1979 jährlich vergeben, normalerweise am 18. Januar, dem Todestag des in Rheinhessen geborenen Schriftstellers (1896-1977). Geehrt werden Persönlichkeiten, die sich um die deutsche Sprache in besonderer Weise verdient gemacht haben. Wegen der Corona-Pandemie wurde der Termin in diesem Jahr verschoben.

Die Auszeichnung ist mit einer Bronze-Medaille und einem 30-Liter-Fass Nackenheimer Wein ausgestattet, dem Lieblingswein Zuckmayers («Der Hauptmann von Köpenick»).

Schami lebt in Marnheim im Norden der Pfalz. Er hat mehr als 60 Bücher veröffentlicht, darunter Romane, Erzählungen, Essays und Kinderbücher. Er ist der 45. Preisträger. Zu den Ausgezeichneten gehören unter anderem auch Friedrich Dürrenmatt, Hanns Dieter Hüsch, Mario Adorf, Katharina Thalbach, Mirjam Pressler, Herta Müller, Monika Maron, Edgar Reitz, Armin Mueller-Stahl, Udo Lindenberg, Bodo Kirchhoff, Volker Schlöndorff, Uwe Timm, Doris Dörrie, Bruno Ganz, Robert Menasse und zuletzt Nora Gomringer.

 

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