«Solarziegel» auf jedes Dach? Landtag hört Experten an

Mainz (dpa/lrs) – Bei strahlendem Sonnenschein hat der Klimaschutzausschuss des Landtags über Wege beraten, den Ausbau der Solarenergie zu beschleunigen. Zu einem Gesetzentwurf der CDU mit Einführung einer Solarpflicht auch beim privaten Hausbau hörten die Abgeordneten am Donnerstag in Mainz acht Experten an.

Platz genug ist auf den Dächern in Rheinland-Pfalz: Henrik te Heesen vom Labor für erneuerbare Energien am Umwelt-Campus Birkenfeld bezifferte das Leistungspotenzial mit satten 55 Gigawatt, wenn alle Dächern im Land mit Solaranlagen bestückt würden. «Wir müssen es schaffen, den Eigenbedarf an elektrischer Energie über die Photovoltaik zu decken», sagte der Physiker. «Die Photovoltaik ist hochwirtschaftlich für alle Beteiligten.» Auch die Speicherkosten seien im freien Fall.

Guido Dahm vom Landesverband Solarenergie Rheinland-Pfalz unterstützte den Gesetzentwurf der CDU. Der bisher eingeschlagene Pfad zum Ausbau der erneuerbaren Energien in Rheinland-Pfalz reiche nicht aus, sagte der ehemalige Landtagsabgeordnete der Grünen unter Hinweis auf die auch im vergangenen Jahr nicht erreichten Ausbauziele bei Windkraft und Photovoltaik. «Alle Potenziale zur Erzeugung von Solarenergie müssen in einem Landessolargesetz berücksichtigt werden», forderte Dahm. «Die größten Hebel, die wir haben, sind die Dachanlagen.»

Hingegen empfahl der von der SPD benannte Rechtsanwalt Fabio Longo, zunächst die anstehende Änderung von Bestimmungen des Bundes abzuwarten, bevor das Landessolargesetz erneuert wird. Der Anwalt sprach sich dafür aus, «dass man die Entbürokratisierung vorantreibt, dass es den Menschen so einfach wie möglich gemacht wird, Solarenergie zu nutzen.» Dies sei entscheidend, bevor man an weitere Verpflichtungen denke.

Aus Sicht des Handwerks sagte Erik Schöller vom Solarinstallateur Schoenergie, mit einer Ausweitung der bisher auf gewerbliche Bauten beschränkten Solarpflicht würde nur die ohnehin schon starke Nachfrage vergrößert. «Kunden haben wir genug», sagte Schöller. «Wir haben kein Nachfrageproblem, wir haben ein Realisierungsproblem.» Die Auftragsbücher seiner Firma seien für zwölf Monate voll.

Der Geschäftsführer der Firma Solteq Solar GmbH, Berkay Bayer, stellte den Abgeordneten die Idee vor, herkömmliche Tonpfannen auf dem Dach durch «Solarziegel» zu ersetzen. Dies habe nicht nur ästhetische Vorteile, sondern würde auch eine Lösung für den Fachkräftemangel bieten. Bei einer Integration der Solarpanels in Dachziegel könnte jeder Dachdeckerfachbetrieb Solaranlagen einrichten, sagte Bayer.

Der Entwurf der CDU-Fraktion geht über das erst 2021 verabschiedete Landessolargesetz hinaus und sieht eine Pflicht für Photovoltaik-Anlagen (PV) für alle neu zu errichtenden Gebäude mit mehr als 100 Quadratmetern Nutzfläche vor. «Eine PV-Anlage auf dem Dach muss das neue Normal werden», sagte der CDU-Abgeordnete Markus Wolf bei der ersten Plenarberatung über den Gesetzentwurf im November vergangenen Jahres.

Der Wohnungsbau liege am Boden, konstatierte der Geschäftsführer der Wohnbau Mainz GmbH, Franz Ringhoffer, in der Anhörung am Donnerstag. Er wandte sich gegen eine Verpflichtung, auf jedem neuen Wohnhaus Solarpanel zu errichten – es sei denn, im kommunalen Wohnungsbau komme das Land für die Kosten auf.

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