Vernehmung im Polizistenmord-Prozess gezeigt

Kaiserslautern (dpa/lrs) – Im Mordprozess um tödliche Schüsse auf zwei Polizisten Ende Januar bei Kusel (Pfalz) sind im Landgericht Kaiserslautern die Videos von frühen Vernehmungen des Nebenangeklagten gezeigt worden. In der mehr als zweistündigen Aufzeichnung einer Vernehmung vom 31. Januar sagt der 33-Jährige, der Hauptangeklagte habe die Polizisten «einfach so abgeknallt».

Den Namen des 39-Jährigen wollte der Mann bei der Vernehmung anfangs nicht nennen. «Ich habe Angst davor, dass er mich genauso über den Haufen schießt», sagt der 33-Jährige in dem Video, das in Saarbrücken aufgezeichnet worden war.

Er habe die Polizisten, die die beiden Männer bei der nächtlichen Jagdwilderei erwischt hatten, nicht getötet. «Die Wahrheit ist: Ich habe niemandem etwas getan», betont der Nebenangeklagte wiederholt. «Das schwöre ich.» Zu Beginn der Vernehmung hatte er zunächst gesagt, er sei die ganze Nacht zuhause gewesen.

Das Video wurde am Freitag zunächst auf einem großen Bildschirm abgespielt, der vom Publikum abgewandt stand. Nachdem die Verteidigung des Hauptangeklagten kritisierte, dass dies dem Grundsatz der Öffentlichkeit eines Prozesses widerspreche, wurde der Bildschirm anders platziert und das Video noch einmal abgespielt.

Die zweite Vernehmung fand am 18. Februar in Kaiserslautern statt. In diesem Video sagt der 33-Jährige, der Hauptangeklagte habe der Jagd alles untergeordnet. «Erst kam die Jagd, dann lange nichts, dann noch mal die Jagd, dann erst die Familie.» Er habe dem 39-Jährigen nur wegen des Geldes bei der Jagd geholfen. «Seit der Nacht ist der Mann für mich gestorben.» Warum sein damaliger Komplize geschossen habe, sei ihm völlig unklar. «Das ist das, was ich mich die ganze Zeit frage.» Das Gericht zeigte auch ein Video einer Tatortbegehung.

Der Nebenangeklagte hatte zwar unmittelbar nach der Festnahme ausgesagt, schweigt aber seit Prozessbeginn. Sein Verteidiger sagte am Freitag, sein Mandant sei bereit, an einem der künftigen Verhandlungstage – möglicherweise am 19. September (11.00 Uhr) – auf schriftlich eingereichte Fragen des Gerichts zu antworten. Auf Fragen der Verteidigung des Hauptangeklagten werde er aber nicht antworten.

Als Hauptangeklagter steht seit Ende Juni ein 39 Jahre alter Mann vor Gericht. Er soll bei einer Fahrzeugkontrolle eine Polizeianwärterin (24) und einen Polizeikommissar (29) mit Gewehrschüssen in den Kopf ermordet haben, um Jagdwilderei zu verdecken. Der Hauptangeklagte hatte die Vorwürfe im Prozessverlauf zurückgewiesen und gesagt, sein damaliger Komplize habe die Polizistin erschossen. Er selbst habe zwar den Polizisten getötet, dieser habe aber zuvor auf ihn gefeuert.

Dem Nebenangeklagten wird versuchte Strafvereitelung vorgeworfen. Der 33-Jährige soll geholfen haben, Spuren zu verwischen. Die Männer waren kurz nach der Tat im nahen Saarland festgenommen worden.

Auch am 14. Verhandlungstag stieß der Mordprozess am Freitag auf großes Interesse der Öffentlichkeit. Wegen des Andrangs besetzte das Publikum erneut auch einige frei gebliebene Presseplätze im Saal.

Am Freitag schaute das Gericht auch Bodycam-Aufnahmen der Ermittler an, die als erste am Tatort waren. Dabei ging es dem Vernehmen nach unter anderem um die Position der getöteten Polizisten.

 

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