Übung für den Ernstfall von Ebola oder Lassa-Fieber

Krankheiten
Von Eva Krafczyk , dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Der Spezialrettungswagen kommt mit einem Konvoi von Feuerwehr und Rettungsdienst, doch kein Martinshorn kündigt die Ankunft des Patienten an der Frankfurter Universitätsklinik an. Es dauert, bis sich die Türen des Spezialfahrzeugs öffnen und der in einem Ganzkörperanzug steckende «Patient» von Notfallsanitäter und Rettungsärztin hinausgeleitet wird. Beide stecken in einem blauen Schutzanzug mit Atemfilter. Schnell verschwinden sie hinter den Türen der Sonderisolierstation der Frankfurter Universitätsklinik, wo bereits Ärzte in gelben Gebläse-Schutzanzügen warten. Während die Helfer des Transports von der Feuerwehr dekontaminiert werden, kümmern sie sich drin um den Neuankömmling.

Was sich an diesem Mittwoch vor und in der Sonderisolierstation abspielt, ist nur eine Übung. Im Ernstfall würde es um Patienten mit Krankheiten gehen, deren Namen Schrecken verbreiten und schon das Szenario für Katastrophenfilme lieferten: Ebola etwa oder Lassa-Fieber, hochansteckend und lebensbedrohlich.

Das Szenario, das hier der Übung zugrunde liegt, ist Vorfällen der Vergangenheit nachempfunden: Ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation infiziert sich bei einem Auslandseinsatz mit einem hochpathogenen Infektionserreger der höchsten biologischen Sicherheitsstufe und reist zunächst beschwerdefrei nach Deutschland zurück. Am fünften Tag nach seiner Einreise entwickelt er grippeähnliche Symptome und meldet sich bei seinem zuständigen Gesundheitsamt. Dieses informiert daraufhin das Kompetenzzentrum für hochpathogene Infektionserreger (KHPI) in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland.

«Wenn Patienten einen gefährlichen, hochansteckenden Erreger haben, haben wir bestimmte Verfahren – und die müssen wir immer wieder auch mal üben», sagt Antoni Walczok vom Gesundheitsamt Frankfurt über den Grund der Übung. Bedingt durch die Corona-Pandemie sei das nun einige Zeit lang nicht möglich gewesen. «Diese Ereignisse sind zum Glück selten. Aber wenn ein solcher Patient mit einem solchen Erreger plötzlich hier bei uns in der Bevölkerung ist, muss sichergestellt sein, dass wir zwei Ziele erreichen: Der Patient muss so schnell wie möglich in eine gute spezialisierte Patienteneinrichtung und zum anderen soll niemand angesteckt werden.»

Die große Herausforderung bei so einem Fall sei, dass es keine Folgeinfektion geben dürfe. Für die Helfer sei die Arbeit in den Gebläseanzügen besonders herausfordernd, sie diene aber auch dem eigenen Schutz: «In diesen Anzug kann kein Erreger eindringen, dass Personal ist also optimal geschützt.»

Allerdings wird die Beweglichkeit eingeschränkt und auch das Hören fällt in dem isolierten Anzug deutlich schwerer, räumt Oberarzt Timo Wolf ein. Zur Kommunikation mit seinem Team trägt der Mediziner aus der Abteilung Infektiologie der Universitätsklinik denn auch ein Headset. Und die unhandlichen Schutzanzüge bieten auch größtmögliche Sicherheit: «Es ist nicht so, wie man das von Corona gewohnt ist – wenn man den Patienten mal anstupst, muss man sich nicht so große Sorgen machen. Es ist nicht so, dass wir mit zwei Meter Abstand arbeiten müssen.»

Neben dem KHPI, das am Gesundheitsamt Frankfurt ansässig ist, sind bei der Übung alle Einsatzkräfte einbezogen, die auch im Realfall involviert wären: die Branddirektion Frankfurt mit ihrem Infektions-Rettungswagen, die Sonderisolierstation der Universitätsklinik Frankfurt und das Labor der Virologie in Marburg mit der höchsten Sicherheitsstufe.

«In einer Stadt wie Frankfurt am Main, die durch ihren internationalen Flughafen mit der ganzen Welt verbunden ist, kann ein solches Szenario jederzeit eintreten», sagt der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer über das Szenario der Übung. Mit dem KHPI und all seinen Partnern seien die Behörden gut aufgestellt, mit einer solchen Lage umzugehen. «Mit dem KHPI haben wir vor Ort ein Zentrum mit großem Renommee in Deutschland und Europa.»

Für die Gesundheitsexperten ist die Übung für den Ernstfall nicht nur Theorie. «Wir haben diese Fälle in der Vergangenheit auch behandelt», betont Walczok. So sei Anfang der 2000er Jahre ein hochansteckender SARS-Patient behandelt worden, ohne dass es zu einer Ausbreitung der Infektion gekommen wäre – anderes als in einigen anderen Ländern. Auch beim Ebola-Ausbruch im Jahr 2014 hätten sich die Konzepte in der Praxis bewährt. Eine Übung sei aber immer auch Anlass festzustellen, ob die Abläufe noch irgendwo optimiert werden könnten.

 

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