Jagdbericht verzeichnet Rekord bei Waschbär-Abschüssen

Invasive Tierarten wie Waschbär, Nutria oder Marderhund sind durch Menschen nach Deutschland gebracht worden – ihre Ausbreitung in der Natur ist ein Problem, weil sie keine natürlichen Feinde haben und die Population anderer Arten dezimieren.

Hannover (dpa/lni) – Die Zahl der durch Jagd oder als Fallwild zu Tode gekommenen Waschbären hat in der vergangenen Jagdsaison 2021/22 einen Rekordwert erreicht. Mit 23 322 Tieren wuchs die sogenannte Jagdstrecke um 10,3 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Zeitraum, wie Helmut Dammann-Tamke, Präsident der Landesjägerschaft Niedersachsen, am Montag bei der Vorstellung des Landesjagdberichts in Hannover sagte. Das Tier gilt als eine sogenannte invasive Art; es wurde von Menschen nach Deutschland gebracht. Zu Fallwild zählen etwa Tiere, die verendet sind oder durch einen Unfall starben. Bei den Waschbären waren es etwa 1000.

Die Bejagung sei notwendig, sagte Dammann-Tamke: «Auch andere Arten leiden unter dem Waschbären.» So werfe das sehr kletterbegabte Tier gerne Jungvögel aus ihren Nestern, um sich selber darin aufzuhalten.

Andere invasive Arten sind Nutria und Marderhunde. Bei diesen beiden Arten ging die Zahl der erlegten und als Fallwild aufgefundenen Tiere zurück: Bei der Nutria – auch bekannt als Biberratte – sank sie dem Bericht zufolge um 10,2 Prozent auf 40 980 Tiere; beim Marderhund um 10,7 Prozent auf 3914 Tiere. Nutria sind vor allem für den Hochwasserschutz gefährlich, weil sie ihre Baue gern in den Deichen anlegen, was die Bauwerke schwächt, so Dammann-Tamke. Die Jägerschaft leiste mit der Bejagung dieser invasiven Arten einen Beitrag zum Natur- und Artenschutz, sagte er.

Der Landesjagdbericht wird in diesem Jahr zum 20. Mal vorgelegt. Niedersachsen habe damit ein bundesweit einzigartiges Nachschlagewerk zur Wildtierpopulation, sagte Dammann-Tamke. Das Jagdjahr beginnt am 1. April und endet am 31. März.

Mit Blick auf das Rotwild äußerte Dammann-Tamke die Sorge, dass die Lebensräume der Tiere immer isolierter voneinander werden. Damit drohe, die genetische Vielfalt verloren zu gehen. Den Tiere müsste eigentlich die Gelegenheit gegeben werden, in großen Räumen zu wandern, sagte der Chef der Landesjägerschaft. Angesichts der immer stärker zersiedelten Landschaft in Niedersachsen gebe es dafür kaum noch Möglichkeiten. Bei Autobahnneubauten müssten spezielle Wildtierbrücken über die Fahrbahnen die Wanderungen der Tiere ermöglichen. «Wir müssen darüber nachdenken, solche Brücken auch über bestehende Autobahnen zu bauen.» Von solchen Brücken würden auch andere Tierarten profitieren.

Das Interesse an der Jagd ist nach wie vor hoch: Die Zahl der erfolgreichen Jagdscheinprüfungen stieg in Niedersachsen von 3425 auf 4116 im Berichtszeitraum. Damit wurden mehr als ein Viertel der bundesweit abgelegten Jägerprüfungen in Niedersachsen abgelegt, hieß es im Jagdbericht. 48 Teilnehmer und Teilnehmerinnen legten in dem Zeitraum ihre Falknerprüfung erfolgreich ab.

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