Wohnung zuerst: Projekt gegen Obdachlosigkeit geplant

Mainz (dpa/lrs) – Um Menschen aus der Obdach- und Wohnungslosigkeit zu holen, will die rheinland-pfälzische Landesregierung die Vermittlung einer Wohnung häufiger an den Anfang der Hilfekette stellen. Gespräche über erste Projekte dazu liefen bereits, kündige Sozialminister Alexander Schweitzer (SPD) am Mittwoch im Landtag in Mainz an. Betroffene müssten bisher zunächst «alle Stufen des Aufstiegs» von der Notunterkunft bis zur Suchtfreiheit schaffen, um dann am Ende der Hilfe eine Wohnung zu bekommen. «Das ist nicht allein das glücklichmachende Prinzip»

«Housing first»-Projekte (Wohnung zuerst) verfolgten einen ganzheitlichen Ansatz, ergänzte der FDP-Abgeordnete Steven Wink. Sie sollten das Prinzip durchbrechen helfen: «Ohne Geld und Arbeit keine Wohnung, und ohne Wohnung keine Arbeit und kein Geld» Die Erfahrung aus dem Ausland, wie etwa Finnland, zeige eine Erfolgsquote von bis zu 90 Prozent.

Mehr als 6000 Menschen in Rheinland-Pfalz sind laut Statistischem Landesamt wohnungslos oder von Wohnungslosigkeit bedroht (Stand Ende September 2020). Das seien etwas weniger als im Vorjahr, «aber immer noch viel zu viele», sagte Schweitzer. Die Dunkelziffer sei allerdings hoch. Die meisten seien Männer – meist jung und auch Ausländer seien darunter.

Damian Lohr von der AfD warf der Regierung vor, sozialen Wohnraum zu wenig zu fördern. Die Zahl von rund 77.000 geförderten Wohnungen aus dem Jahr 2006 werde sich bis 2022 nahezu halbieren (auf 39.900).

Die CDU-Abgeordnete Anette Moesta forderte, «Prävention, Hilfe und Nachbetreuung nachhaltig zu finanzieren, statt eines Hangelns von Projekt zu Projekt». Schweitzer sprach dagegen von einem «guten und gesunden Verhältnis» zwischen beidem: Die Regelfinanzierung betrage elf Millionen Euro, die der Projektfinanzierung eine gute halbe Million.

 

 

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