Baerbock will engere Kooperation mit Zentralasien

Samarkand (dpa) – Außenministerin Annalena Baerbock sieht Chancen für eine engere Kooperation mit Usbekistan und Kasachstan, um eine stärkere Unabhängigkeit von China und Russland zu erreichen.

Es gebe in beiden Ländern ein großes Interesse an einer stärkeren Zusammenarbeit mit Europa, allerdings nicht als komplette Abkehr von China und Russland, sagte die Grünen-Politikerin am Rande ihres Besuches in der usbekischen Stadt Samarkand. Dies sei angesichts der geografischen Lage und der historischen Verbindungen der Region eine Herausforderung.

Ein längerer Prozess

Baerbock sagte: «Das wird kein sofortiger Schritt sein, sondern ein längerer Prozess. Aber gerade für längere Prozesse braucht es das offene Gespräch.» Sie ergänzte: «Wir brauchen in Europa vor allen Dingen grünen Wasserstoff. Wir brauchen Rohstoffe. Ansonsten können wir die Digitalisierung, die Energiewende nicht gestalten.» Es sei zentral, «dass wir engere Handelsbeziehungen auf Grundlage von fairen Wettbewerbsbedingungen, von Menschenrechten und Umweltstandards gemeinsam ausbauen». Auch dafür gebe es großes Interesse.

Baerbock will noch am Nachmittag (Ortszeit) zurück nach Deutschland reisen, um dort am Donnerstag und Freitag das Treffen der Außenministerinnen und Außenminister der G7-Länder wirtschaftsstarker Demokratien zu leiten. Auch dort soll es angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine und dessen Folgen um eine stärkere Unabhängigkeit von Russland und China gehen.

Aus der Vergangenheit lernen

Die Ministerin betonte mit Blick auf das G7-Treffen: «Wir werden weiter die Ukraine mit allem, was wir haben, unterstützen, gerade mit Blick auf den Winter und darüber hinaus.» Vor allen Dingen werde man aber darüber sprechen, wie man aus der Abhängigkeit von Russland in der Vergangenheit lerne, «uns in Zukunft breiter aufzustellen gemeinsam als Demokratien und starke Industriestaaten». Man dürfe sich «nicht mehr von einem Land so fundamental abhängig machen, das unsere Werte nicht teilt, dass wir am Ende erpressbar werden».

Baerbock nannte in diesem Zusammenhang auch Afrika. Die Industriestaaten hätten den afrikanischen Ländern 2015 das Versprechen gegeben, «dass wir gemeinsam Afrika elektrifizieren, und zwar mit grüner Energie. Und das müssen wir jetzt leisten.» Dafür seien Milliardeninvestitionen nötig, die man nur gemeinsam stemmen könne. Auch das werde ein Thema in Münster sein. Baerbock hat zu der G7-Runde auch afrikanische Politiker eingeladen.

Projekte und Kulturerbe

Am Vormittag hatte Baerbock ein von Deutschland unterstütztes Bewässerungsprojekt in der Nähe von Samarkand besucht. Damit soll die regionale Annäherung der Staaten Zentralasiens unterstützt und der Dialog über die Folgen des Klimawandels gefördert werden. In einem Frauenhaus war zudem ein Austausch Baerbocks mit der Direktorin sowie mit von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen geplant. Beim Besuch einer Jeansfabrik sollte es um nachhaltige Lieferketten gehen.

Baerbock informierte sich auch über das Kulturerbe der jahrtausendealten Stadt Samarakand. Das als Oasenstadt gegründete Samarkand war früher Knotenpunkt von Karawanen. Die antike Seidenstraße zwischen China und dem Mittelmeer verlief durch den Ort.

Zentraler Platz und berühmteste Sehenswürdigkeit ist der Registan mit alten Koranschulen, prächtigen Portalen, einer Moschee und bläulich schimmernden Majolika-Fliesen an Fassaden und Kuppeln. Die Unesco erklärte die Innenstadt 2001 zum Weltkulturerbe und lobte die «Meisterwerke islamischer Architektur».

 

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