Druck aus den Ländern für neue Corona-Rechtsgrundlage

Berlin (dpa) – Aus den Ländern wächst der Druck auf den Bund, schnell eine Rechtsgrundlage für weitergehende Schutzvorgaben bei einer neuen Corona-Welle im Herbst zu schaffen.

Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen forderten vor zweitägigen Beratungen der Gesundheitsminister ab diesem Mittwoch, noch vor der Sommerpause eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes vorzulegen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verwies auf ein mit den Ländern vereinbartes Vorgehen. Vertreter von SPD und Grünen setzen auf vorbereitende Schritte in der Ampel-Koalition. Die Infektionszahlen sind zuletzt wieder gestiegen. Weiterlesen

Prozess um Unfall mit drei Toten – «Kollision war unvermeidlich»

Frankenthal (dpa) – Zu Beginn des Prozesses um einen Autounfall mit drei Toten auf einer Pfälzer Landstraße hat der mutmaßliche Verursacher eingeräumt, zu schnell unterwegs gewesen zu sein. Seinen mit mehreren Hundert PS ausgestatteten Wagen sei er entgegen der Aussage von zwei Zeugen aber nur an der Unfallstelle schneller gefahren als erlaubt. Ansonsten habe er «keine Intention gehabt, schneller zu fahren», erklärte der 29-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht Frankenthal. Die Zeugen sagten dagegen aus, der Angeklagte habe schon kurz nach Abbiegen auf die Unfallstraße stark beschleunigt. Weiterlesen

«Kollision war unvermeidbar»: Prozess um Raserunfall

Frankenthal (dpa/lrs) – Auf dem Satellitenbild von Google Maps folgt die Richterin dem Verlauf der Straße von einem Weingut in Richtung Unglücksstelle. Umgeben von Weinbergen macht die Landstraße K1 nach einigen Schlenkern einen Knick nach rechts. Dort befindet sich der Unfallort bei Weisenheim am Berg im Kreis Bad Dürkheim, an dem im September 2020 drei Menschen starben.

Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Frankenthal um den fatalen Unfall räumte der mutmaßliche Verursacher am Dienstag ein, genau an dieser Stelle zu schnell unterwegs gewesen zu sein. Wegen des hohen Tempos von wohl mehr als 120 Stundenkilometern geriet er mit seinem PS-starken Wagen in der Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn. Weiterlesen

Erneut Antisemitismus-Vorwürfe gegen documenta fifteen

Kassel/Frankfurt (dpa) – Kurz nach der Eröffnung der documenta fifteen fachen neue Vorwürfe die seit Monaten schwelende Antisemitismus-Debatte um die Schau weiter an.

Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, forderte die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen.

Auf dem großflächigen Banner am Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht zu sehen. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift «Mossad». Das ist die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. «Das ist eine klare Grenzüberschreitung», sagte Mendel der Deutschen Presse-Agentur. «Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze.»

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat sich bestürzt geäußert. «Als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft, aber auch als Bürgerin dieses Landes bin ich entsetzt über den blanken Judenhass, der sich im Bild von Taring Padi zeigt. Personen mit Schläfenlocken und SS-Runen, dazu ein Schweinekopf mit der Aufschrift “Mossad”» – das sei plump antisemitisch, sagte Knobloch.

Banner wird verdeckt

Aufgrund einer Figurendarstellung des Kollektivs, die antisemitische Lesarten ermöglicht, habe sich das Kollektiv gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Künstlerischen Leitung «entschieden, die betreffende Arbeit zu verdecken und eine Erklärung dazu zu installieren», teilte die documenta mit. Das Gemälde teilweise zu verdecken und der Grenzüberschreitung «durch Anbringung einer Fußnote die Spitze nehmen zu können, ist absurd», so Knobloch. Die antisemitischen Vorfälle rund um diese documenta seien zu einem Thema für die gesamte Gesellschaft geworden.

Anschuldigungen immer wieder zurückgewiesen

Dem indonesischen Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt.

Bislang hatte sich Mendel in der Debatte hinter die documenta gestellt. Er sagte, er sehe dort keinen Antisemitismus, kritisierte aber die fehlenden Positionen von jüdischen Künstlern aus Israel. Mendel betonte am Montag, nicht die gesamte Ausstellung sei als antisemitisch zu bezeichnen. «Man muss da differenzieren. Da ist sicher etwas schiefgelaufen. Aber so etwas sollte nicht passieren.» Die Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, läge nun bei den Kuratoren und der Leitung der documenta fifteen.

Deutliche Worte

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth fand deutliche Worte: «Das ist aus meiner Sicht antisemitische Bildsprache», teilte die Grünen-Politikerin mit. «Ich sage es noch einmal: die Menschenwürde, der Schutz gegen Antisemitismus, wie auch gegen Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit sind die Grundlagen unseren Zusammenlebens, und hier findet auch die Kunstfreiheit ihre Grenzen.» Die documenta müsse das umgehend gegenüber den Kuratoren und Künstlern deutlich machen und «die notwendigen Konsequenzen» ziehen.

«Auch mein persönlicher Eindruck ist, dass hier eine antisemitische Bildsprache vorliegt», teilte die stellvertretende documenta-Aufsichtsratsvorsitzende, Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne), mit. Sie habe deshalb umgehend Kontakt zur Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, aufgenommen mit dem Ziel, schnellstmöglich eine Klärung herbeizuführen.

Dorn zufolge ist Schormann bereits tätig geworden. Sie rechne damit, «dass wir uns zeitnah als Gesellschafter der documenta GmbH in einer Sondersitzung mit den Ergebnissen befassen werden», erklärte sie.

«Bei der Abbildung auf dem Kunstwerk, das nach meiner derzeitigen Kenntnis erst am Samstag auf dem Friedrichsplatz installiert wurde, handelt es sich um einen antisemitischen Verstoß, der nicht von der Hand zu weisen ist», teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, mit. Er habe die Geschäftsführung der Schau gleichzeitig um Aufklärung sowie um Einleitung notwendiger Maßnahmen gebeten.

Geselle warnte davor, die documenta fifteen nun unter Generalverdacht zu stellen. «In den Preview Days, die vergangene Woche von Mittwoch bis Freitag für Fachpublikum und Medien stattgefunden haben, waren keine antisemitischen Kunstwerke vorher feststellbar.»

«Dieses Werk muss weg, und es ist Aufgabe der documenta, sich nun mit Entschlossenheit der eigenen Verantwortung zu stellen», teilte Hessens Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker mit.

Rote Linie überschritten

Empört zeigte sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Der Rat sei für seine Bedenken gegenüber der diesjährigen documenta von vielen Seiten kritisiert worden. Sogar Rassismus sei ihm indirekt vorgeworfen worden.

«Es spielt jedoch keine Rolle, woher Künstler stammen, die Antisemitismus verbreiten», betonte Schuster. Kunstfreiheit ende dort, wo Menschenfeindlichkeit beginne. «Auf der documenta wurde diese rote Linie überschritten.» Die Verantwortlichen müssten jetzt ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Konsequenzen ziehen, forderte er.

Deutliche Worte fand die israelische Botschaft in Berlin: «Die in einigen Exponaten gezeigten Elemente erinnern an die Propaganda von Goebbels und seinen Handlangern in dunklen Zeiten der deutschen Geschichte.» Alle roten Linien seien nicht nur überschritten, sie seien zertrümmert worden. «Diese Elemente sollten sofort aus der Ausstellung entfernt werden.»

Das American Jewish Committee Berlin forderte sogar die Entlassung der documenta-Geschäftsführerin. Schormann solle umgehend von ihren Aufgaben entbunden werden, «der offen zur Schau gestellte Antisemitismus unverzüglich unterbunden und die entsprechenden Werke entfernt werden», erklärte Direktor Remko Leemhuis.

Die Gesellschafter der Kunstschau – die Stadt Kassel und das Land Hessen – müssten jetzt für Klarheit sorgen, forderte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, «da die Geschäftsführung der documenta fifteen offensichtlich dazu nicht bereit oder in der Lage ist.» Die AfD im Landtag von Hessen verlangte gar, die documenta fifteen zu beenden.

Vor dem Hintergrund der Debatte um die 15. Ausgabe der documenta hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung der Schau am Samstag schon die Grenzen der Kunstfreiheit betont. «Kunst darf anstößig sein, sie soll Debatten auslösen.» Kritik an israelischer Politik sei erlaubt. «Doch wo Kritik an Israel umschlägt in die Infragestellung seiner Existenz, ist die Grenze überschritten», hatte er gesagt.

Die documenta, seit 1955 in Kassel, gilt neben der Biennale in Venedig als weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Sie wird nur alle fünf Jahre veranstaltet. Die Schau dauert bis zum 25. September.

 

 

 

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Erneut ein Mann beim Baden im Rhein ertrunken

Mainz/Wiesbaden (dpa) – Auf der Suche nach Abkühlung im Rhein ist den zweiten Tag in Folge ein Mann ertrunken. In Höhe von Mainz und Wiesbaden wurde am Samstagabend die Leiche eines 28-Jährigen geborgen, der am Freitag bei Biebesheim (Kreis Groß-Gerau) in den Fluss gestiegen und kurz danach untergegangen sein soll. Am Donnerstag war ein 49 Jahre alter Mann ertrunken, der bei Bingen mit seinen zwei Kindern im Alter von acht und elf Jahren sowie einem weiteren Mann über eine Buhne im Rhein gelaufen und in den Fluss gestürzt war. Weiterlesen

Insolventer Airport Hahn will Flugbetrieb weiter fortführen

Hahn/Frankfurt/Main (dpa) – Der insolvente Hunsrück-Airport Hahn will auch im Juli seinen Flugbetrieb fortsetzen. Das teilte ein Sprecher des Frankfurter Insolvenzverwalters Jan Markus Plathner am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit. Auch die Löhne und Gehälter der rund 430 Hahn-Beschäftigten würden weitergezahlt. Zum Sommerflugplan sei neues Personal angeworben worden, dennoch könne es wie auch an anderen Flughäfen in Stoßzeiten zu Verzögerungen kommen. Weiterlesen

Cyberangriff auf IT-Firma: Arbeit an Schadensbehebung

Wiesbaden (dpa) – Nach dem Hackerangriff auf den hessischen IT-Dienstleister Count and Care sind die Arbeiten zur Analyse und zur Behebung der Folgen weitergegangen. Die Experten kämen gut voran, sagte ein Sprecher des Energieversorgers Entega, zu dem die IT-Firma gehört, am Mittwoch. Nach seinen Worten ist derzeit aber noch nicht absehbar, wann das Problem behoben ist. Auch Fachleute aus dem hessischen CyberCompetenceCenter Hessen3C unterstützen seit Sonntag die Beweissicherung und den Wiederaufbau der IT-Systeme. Weiterlesen

100 Tage Kunst in Kassel: Alles Wissenswerte zur documenta

Kassel (dpa) – Sie wurde lange mit Spannung erwartet, jetzt beginnt die documenta fifteen.

Kassel stellt sich auf Hunderttausende Kunstfans ein, die in den kommenden 100 Tagen in die nordhessische Stadt pilgern werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Besuch der Weltkunstausstellung:

Wann findet die documenta statt?

Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst findet alle fünf Jahre statt und dauert 100 Tage. Die 15. Ausgabe startet am Samstag und endet am 25. September. Die regulären Öffnungszeiten sind von 10 bis 20 Uhr.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Das Künstlerkollektiv Ruangrupa, das die künstlerische Leitung innehat, will die indonesische Lumbung-Architektur in den Mittelpunkt stellen. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will das aus Indonesien stammende Künstlerkollektiv auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen. Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, kündigte kürzlich an, die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. «Man wird die documenta fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können.»

Wo gibt es Kunst zu sehen?

Insgesamt sind 32 Ausstellungsorte in den Kasseler Stadtteilen Mitte, Nordstadt und Bettenhausen sowie an und auf der Fulda mit angrenzenden Arealen wie Karlsaue oder Hafen geöffnet. Neben den klassischen Spielorten wie dem Museum Fridericianum und der documenta-Halle sind darunter ein Bootsverleih, ein ehemaliges Firmengelände sowie ein altes Hallenbad.

Die documenta fifteen gibt es übrigens auch zu hören – und das schon seit April. «lumbung Radio» ist ein offenes Internetradio, das aus einem interkommunalen Netzwerk unterschiedlicher Radiostationen und Audiopraktiken besteht. Der Sender überträgt zeitzonenunabhängig und in mehreren Sprachen Musik und Kunst. Laut Veranstaltern soll er «während der 100 Tage der documenta fifteen sowie hoffentlich auch danach rund um die Uhr aus der ganzen Welt in die ganze Welt» senden.

Welche Künstler sind dabei?

Das Kuratoren-Team hat als Teilnehmer 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. Dazu zählt der inzwischen verstorbene US-Konzeptkünstler Jimmie Durham (1940-2021), von dem posthum ein Beitrag zu sehen sein wird. Durham hatte mehrfach auf der Kunstbiennale in Venedig ausgestellt und war bei der dreizehnten Auflage der documenta 2012 dabei. Ebenfalls vertreten ist Richard Bell, der als einer der politischsten Maler Australiens der Gegenwart gilt. Unter den Teilnehmern ist auch die dänische Organisation Trampoline House, die Geflüchtete mit Rechtsberatung und Sprachkursen unterstützt sowie die Gruppe Britto Arts Trust aus Bangladesch, die sich um Müllvermeidung bemüht.

Was ist zur Eröffnung geplant?

Nach der offiziellen Eröffnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie dem Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, sind alle Ausstellungsorte für das Publikum offen. Begleitet wird der Tag unter anderem von Konzerten, Filmvorführungen, offenen Treffen und Workshops. Am Samstagabend sind Live-Musik und Partys in den Ausstellungsorten geplant. Kommen können alle, die ein gültiges Ticket haben. Auf dem Friedrichsplatz soll es außerdem eine Feier geben, zu der auch alle ohne Tickets eingeladen sind.

Wie sieht das Begleitprogramm der documenta aus?

Das Begleitprogramm ist vielfältig und reicht von Workshops und Führungen bis hin zu Gesprächsreihen und Partys. So finden an jedem zweiten Wochenende im Monat dreitägige «Meydans» mit verschiedenen Veranstaltungen statt, bei denen nach den Worten Ruangrupas «miteinander diskutiert, gestritten oder gefeiert» werden soll. Dazu zählen beispielsweise Lesungen und Diskussionsrunden sowie ein Weltmusikfestival und ein Food- und Flohmarkt. Beim letzten Meydan vom 9. bis 11. September sollen die Erfahrungen der documenta fifteen gemeinsam mit den Gästen der Schau in Workshops und Vorträgen reflektiert werden.

Die Kunstausstellung documenta ist zunächst für Fachbesucher geöffnet, ab dem 18. Juni steht sie allen Interessierten offen. Foto: Boris Roessler/dpa

Was kosten die Tickets?

Ein Tagesticket kostet 27 Euro – ermäßigt 19 Euro. Die Karte gilt auch für Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr. Dauertickets kosten 125 Euro. Ein Euro jedes verkauften Tickets geht den Organisatoren zufolge an langfristig angesetzte Nachhaltigkeitsprojekte in Deutschland und Indonesien: unter anderem an eine Aufforstungsaktion im Reinhardswald bei Kassel sowie an ein Projekt zur ökologischen Anreicherung von Ölpalmen- und Kautschukplantagen in der Region Jambi auf Sumatra. Wer Menschen mit weniger Geld einen Besuch der documenta ermöglichen möchte, kann ein Soli-Ticket spenden. Tickets gibt es auf der Webseite der documenta und an Tageskassen vor Ort.

Wie kommt man am besten zur documenta?

Der Intercity-Express (ICE) für Fernreisen hält am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, Regionalzüge am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe und am Kasseler Hauptbahnhof. Ticketinhaber können von dort mit Bussen und Bahnen kostenlos alle Ausstellungsorte erreichen. Bei der Anfahrt mit dem Auto empfehlen die Veranstalter, den Pkw auf dem Park-and-Ride-Parkplatz an der Schwanenwiese abzustellen und ab dort den ÖPNV zu nutzen.

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documenta in Kassel öffnet für Fachpublikum

Kassel (dpa) – Mit der documenta fifteen verwandelt sich Kassel wieder in ein wichtiges Zentrum der Kunstwelt.

Heute beginnen in der nordhessischen Stadt die sogenannten Preview-Tage der neben der Biennale in Venedig bedeutendsten Präsentation von Gegenwartskunst. Fachbesucher und Journalisten haben drei Tage Zeit, die Schau zu erkunden, bevor sie am Samstag offiziell für 100 Tage öffnet.

Die documenta findet alle fünf Jahre statt. Die 15. Ausgabe wurde von dem indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa gestaltet. Die Gruppe will die indonesische Lumbung-Architektur in den Fokus stellen. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will Ruangrupa auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Tausende Journalisten und Fachbesucher

Zum Auftakt der documenta fifteen werden an diesem Mittwoch um 11.00 Uhr mehr als tausend Journalisten zu einer Pressekonferenz erwartet. Insgesamt haben sich nach Angaben der Organisatoren über 7000 Fachbesucher aus aller Welt angekündigt. Ab 10.00 Uhr ist die Ausstellung zugänglich. 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Werke an 32 Standorten.

Statt auf Stars mit großen Namen setzt Ruangrupa vor allem auf Kollektive und Organisationen aus aller Welt. Unter den Teilnehmern ist etwa eine dänische Organisation, die Geflüchtete mit Rechtsberatung und Sprachkursen unterstützt, eine Gruppe aus Bangladesch, die sich um Müllvermeidung bemüht, sowie Bienenzüchter aus Kassel.

Was zu sehen sein wird? Sehr viel «lumbung», kündigte documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann kürzlich an. Die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. «Man wird die documenta fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können.»

Antisemitismus-Vorwürfe überschatten den Start

Heute beginnen in Kassel die sogenannten Preview-Tage der documenta. Foto: Swen Pförtner/dpa

Überschattet wird die documenta fifteen von einer Antisemitismus-Debatte. Ein Bündnis warf Ruangrupa zu Beginn des Jahres vor, bei der Schau seien auch Organisationen eingebunden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt. Seither ringen die Beteiligten bis hin zu Kulturstaatsministerin Claudia Roth um eine Balance zwischen «Antisemitismus hat keinen Platz auf der documenta», «Kunstfreiheit ist ein zentraler Punkt» und «Herkunft allein kann nicht bestimmend sein, was gezeigt wird und was nicht».

Dem Besucherinteresse tut die Debatte offenbar keinen Abbruch: 54.000 Tickets wurden nach Angaben der documenta schon vorab verkauft. Das Tagesticket kostet 27 Euro. Zur Eröffnung am Samstag haben sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, angekündigt. Die documenta fifteen ist bis zum 25. September geöffnet.

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Hackerangriff auf IT-Firma ist Erpressungsversuch

Darmstadt (dpa) – Bei dem Hackerangriff auf einen hessischen IT-Dienstleister handelt es sich nach Angaben des Innenministeriums in Wiesbaden um einen Erpressungsversuch. Dabei sei sogenannte Ransomware, eine Art Schadprogramm, eingesetzt worden, teilte das hessische Innenministerium am Dienstag auf Anfrage mit. Weiterlesen

Leiter des Priesterseminars nach Freistellung tot entdeckt

Limburg (dpa) – Der Leiter des Priesterseminars im Bistum Limburg ist tot aufgefunden worden. Das teilte das Bistum am Freitag mit, ohne Details zu den Todesumständen des Geistlichen zu nennen.

Der Priester sei am Mittwoch von Bischof Georg Bätzing im Zusammenhang mit Vorwürfen wegen übergriffigen Verhaltens angehört und vorläufig von seinen Ämtern freigestellt worden. Dies sei von den kirchlichen Ordnungen so vorgesehen, um die Vorwürfe prüfen und aufklären zu können. Das Bistum nannte keine Details zu den erhobenen Vorwürfen.

Einen Tag später sei der ranghohe Priester dann tot entdeckt worden. Zuvor hatten mehrere Medien unter Berufung auf eine interne E-Mail des Bistums über den Tod von Regens Christof May berichtet.

Todesermittlungsverfahren eingeleitet

Die Staatsanwaltschaft Limburg geht davon aus, dass sich der Leiter des Priesterseminars selbst das Leben genommen hat. «Nach den umfangreich geführten Ermittlungen gibt es keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder eine strafbare Handlung, die zum Tode des Verstorbenen geführt hat», teilte der Sprecher der Ermittlungsbehörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Limburg mit. Es sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden.

Von den Vorwürfen des «übergriffigen Verhaltens» des Geistlichen hatte die Staatsanwaltschaft Limburg nach Angaben des Sprechers bislang keine Kenntnis. Diese seien bisher nicht im Rahmen einer Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft oder die Polizei herangetragen worden.

Ein Polizeisprecher bestätigte, dass ein Mann am Donnerstagvormittag tot in der Nähe von Limburg aufgefunden worden sei. Es sei ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen von einem Suizid aus. Die Polizei wollte den Namen des Priesters weder dementieren noch bestätigen.

«Der Tod hinterlässt viele Fragen»

«Die Geschehnisse erschüttern uns im Bistum Limburg und weit darüber hinaus», teilte das Bistum weiter mit. «Der Tod trifft uns sehr, ruft Bestürzung und Fassungslosigkeit hervor und hinterlässt viele Fragen.»

Der aus dem Westerwald stammende Priester sei jahrelang in verantwortungsvollen Ämtern gewesen. Er hatte das Priesterseminar im Bistum Limburg seit dem Herbst 2018 geleitet. Im Dezember 2019 war er außerdem Domkapitular des Bistums geworden. Das Domkapitel ist ein Gremium aus sieben Priestern, das den Bischof bei der Leitung des Bistums unterstützt. Der Limburger Bischof Bätzing ist zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Das Bistum sprach der Familie des Gestorbenen seine Anteilnahme aus. «Zugleich sind wir in Gedanken auch bei denen, die die Vorwürfe gemeldet haben», hieß es. «Wir werden alles tun, um im Bistum in dieser wahrlich herausfordernden Situation eng zusammenzustehen.»

Haben Sie suizidale Gedanken oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de

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