Hohe Verbraucherpreise: Reallöhne stark gesunken

Wiesbaden (dpa) – Im vergangenen Jahr sind die Reallöhne in Deutschland so stark gesunken wie noch nie seit Beginn der statistischen Zeitreihe im Jahr 2008. Die vergleichsweise hohe Inflation von 7,9 Prozent hat die Steigerung der Nominallöhne von 3,4 Prozent vollständig zunichte gemacht und zusätzlich die Kaufkraft der Arbeitnehmer ins Negative gedrückt. Nach vorläufigen Auswertungen nannte das Statistische Bundesamt für die Reallöhne einen Rückgang von durchschnittlich 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Weiterlesen

Frauen verdienen weiter weniger pro Stunde als Männer

Wiesbaden (dpa) – Frauen erhalten in Deutschland weiter durchschnittlich geringere Stundenlöhne als Männer. Im Jahr 2022 betrug die Differenz 4,31 Euro, wie das Statistische Bundesamt am Montag berichtete. Das waren 18 Prozent weniger als der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Männer von 24,36 Euro. Über die Jahre hat sich der geschlechterspezifische Verdienstunterschied verringert, denn im Jahr 2006 betrug er noch 23 Prozent. Im Osten sind die Unterschiede dabei weiterhin wesentlich geringer als im Westen. Weiterlesen

Extra-Geld vom Chef als Inflationsausgleich

Von Roland Losch, dpa

München (dpa) – Millionen Arbeitnehmer in Deutschland haben bereits eine steuer- und abgabenfreie «Inflationsausgleichsprämie» erhalten oder zugesagt bekommen. Alle anderen können weiter hoffen: Noch zwei Jahre lang haben Unternehmen die Chance, ihren Beschäftigten bis zu 3000 Euro netto auszuzahlen. Bei den ab Januar beginnenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst, die Post, die Lebensmittelindustrie und das Gastgewerbe gehört die Prämie zur Verhandlungsmasse.

Nach einer Umfrage des Ifo-Instituts wollen 42 Prozent der Betriebe eine Prämie zahlen, 14 Prozent nicht, 44 Prozent sind noch unentschlossen. «Besonders die Beschäftigten in der Industrie und bei großen Betrieben könnten von dieser steuerfreien Prämie profitieren», sagte Ifo-Expertin Johanna Garnitz am Freitag. Im Handel dagegen erwäge nur ein Drittel eine Prämie – im Schnitt 1500 Euro.

«Wir gehen davon aus, dass die Inflationsausgleichsprämie auch Bestandteil weiterer Tarifabschlüsse sein und somit noch vielen Beschäftigten zugutekommen wird», sagt Michael Schrodi, finanzpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Die Einmalzahlungen sollen den Beschäftigten in Zeiten explodierender Preise helfen – ohne die Betriebe mit dauerhaft höheren Personalkosten zu belasten und eine Lohn-Preis-Spirale in Gang zu setzen, die die Inflation weiter anheizt.

Diese Branchen zahlen die Prämie

Die 4,5 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie und der Chemie- und Pharmaindustrie erhalten 3000 Euro netto in zwei Tranchen 2023 und 2024 ausbezahlt – zusätzlich zu Lohnerhöhungen. So haben es Gewerkschaften und Arbeitgeber in den neuen Tarifverträgen der Branchen vereinbart. Von der Prämie profitieren damit nicht nur die Mitarbeiter von Dax-Konzernen wie BASF, Bayer, BMW, Fresenius, Henkel, Mercedes und Siemens, sondern auch die Beschäftigten unzähliger kleiner Betriebe.

Vor zwei Wochen beschloss auch der katholische Wohlfahrtsverband Caritas, seinen 650.000 Mitarbeitern 3000 Euro netto zu zahlen. Das sei ein erster Teilabschluss der anstehenden Tarifrunde 2023, «wir haben das bei den Verhandlungen auf jeden Fall im Blick», sagte Caritas-Manager Norbert Altmann.

Meinungen

Die Gewerkschaft Verdi begrüßt Einmalzahlungen, wie sie zum Beispiel die Deutsche Bank, die Commerzbank und die ING-Diba außerhalb der Tarifrunde leisten. «Allerdings sehen wir diese Zahlungen nicht als Alternative oder gar Ersatz zu tabellenwirksamen Entgelterhöhungen, da sie schnell «verpuffen» und auf Dauer nichts bleibt», sagt Norbert Reuter, Leiter der Tarifpolitischen Grundsatzabteilung bei Verdi. Bei den im Januar beginnenden Tarifverhandlungen für die 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Lohn. «Unser Ziel ist es, Einmalzahlung «on top» zu verhandeln.»

Ifo-Präsident Clemens Fuest dagegen sagt: «Tarifpolitisch ist es sinnvoll, angesichts der hohen wirtschaftlichen Unsicherheit Einmalzahlungen statt permanenter Lohnerhöhungen vorzusehen.» Er kritisiert aber, dass der Staat dies subventioniert: «Die Steuer- und Abgabenfreiheit der 3000 Euro Einmalzahlung ist finanzpolitisch nicht sinnvoll. Derartige Boni erhalten vor allem Beschäftigte mit mittleren und hohen Einkommen, staatliche Hilfen sollten sich in der aktuellen Lage aber auf den Bereich niedriger Einkommen beschränken», sagt der Wirtschaftsforscher.

Dass dem Staat und den Sozialversicherungen Beiträge entgehen, stört auch Gewerkschafter Reuter. Wie die Beschäftigten sparten auch die Unternehmen, sie seien «aber nicht von daraus resultierenden Leistungseinschränkungen bei sozialen Ausgaben und Sozialversicherungsleistungen betroffen».

Preiserhöhungen und Fachkräftemangel

Gastgewerbe, Handwerk und Gesundheitsdienste suchen händeringend Fachkräfte, im Gütertransport fehlen laut Branchenverband BGL annähernd 90.000 Fahrer. Vereinzelt zumindest nutzen Unternehmen die Möglichkeit, mit der Prämie für sich zu werben. Der Logistikkonzern Kühne + Nagel zum Beispiel zahlt zweimal 500 Euro netto. BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhard sagt aber, das könne kein Maßstab sein für den kleinen Durchschnittsbetrieb. Und dass «auch ein solcher «Gigant» bei Weitem nicht die volle Höhe des gesetzlich Möglichen ausschöpft, kann zweifelsohne als Fingerzeig im Hinblick auf die für 2023 drohende Rezession gedeutet werden».

«Ein Bäcker, der statt 1500 plötzlich 15.000 Euro pro Monat für Strom und Gas bezahlen muss, braucht über Lohnerhöhungen oder Einmalzahlungen nicht mehr nachzudenken», hatte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gesagt. Auf der anderen Seite haben laut Ifo-Institut viele Unternehmen die gestiegenen Energiekosten als Vorwand genutzt, um Preise zu erhöhen und ihre Gewinne auszuweiten – etwa im Baugewerbe, im Handel, in der Verkehrsbranche und im Gastgewerbe.

Der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Freddy Adjan, zählt auch Nestlé, Unilever und Coca-Cola dazu: «Das sind Krisengewinnler.» Nestlé bestritt das. Notwendige Preisanpassungen würden so verantwortungsvoll wie möglich umgesetzt.

In den 2023 anstehenden Tarifrunden in der Lebensmittelindustrie und im Gastgewerbe mit insgesamt über zwei Millionen Beschäftigten fordert die NGG mindestens 10 Prozent mehr Lohn. «Wenn das in den Tarifverhandlungen passt, kann oben drauf noch eine Inflationsprämie kommen. Aber nicht umgekehrt», sagt Adjan. «Und überall dort, wo wir gerade nicht in Tarifverhandlungen sind, erwarten wir, dass die Konzerne jetzt schnell eine Inflationsausgleichsprämie auszahlen.»

Der Kaffeeröster Jacobs, die Schokoladenhersteller Ferrero, Lindt und Storck, die Molkerei Meggle und die Hotelkette Steigenberger zum Beispiel zahlen laut NGG zwischen 300 und 1000 Euro. Auch die Beschäftigten bei Lidl und Rewe, den Sana-Kliniken, RWE und der Deutschen Bahn bekommen Prämien. Für eine Zwischenbilanz sei es aber noch zu früh – da sind sich Adjan und Schrodi einig.

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Bundesregierung lehnt Boni-Pläne der Lufthansa ab

Berlin (dpa) – Die Bundesregierung lehnt Pläne der Lufthansa zur Auszahlung von Boni an ihre Vorstände trotz milliardenschwerer Staatshilfen in der Pandemie ab. «Die Bundesregierung sieht das ausdrücklich anders», sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch. «Nach ihrem Verständnis würde das Ansammeln von Bonuszahlungen in Verbindung mit einer späteren Auszahlung nach Beendigung der Stabilisierungsmaßnahmen, die es im WSF gegeben hat, gegen die getroffenen Vereinbarungen verstoßen.» Man werde das mit der Lufthansa besprechen. Dabei seien «interessante rechtliche Fragen» zu klären. Weiterlesen

Öffentlicher Dienst: Verdi erwartet hohe Streikbereitschaft

Berlin (dpa) – Rund fünf Wochen vor dem Beginn von Tarifverhandlungen für die Kommunen und den Bund erwartet die Gewerkschaft Verdi eine hohe Streikbereitschaft im öffentlichen Dienst. Der Frust über den Zustand des öffentlichen Dienstes und die Erwartungen an die Tarifrunde seien bei den Beschäftigten hoch, sagte Verdi-Chef Frank Werneke in Berlin.

«Eine so hohe Beteiligung an Mitgliederbefragungen zur Forderungserstellung oder an Auftaktveranstaltungen in den Regionen hat es in der Dimension noch nicht gegeben.» Am 24. Januar beginnen Verdi und der Beamtenbund dbb Tarifverhandlungen für rund 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen. Weiterlesen

Reallöhne sinken wegen hoher Inflation immer stärker

Wiesbaden (dpa) – Die anhaltend hohe Inflation entwertet die Gehälter der Menschen in Deutschland immer stärker. Im dritten Quartal waren die Einkommen zwar nominal 2,3 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum, wurden aber von den um 8,4 Prozent gestiegenen Verbraucherpreisen mehr als aufgezehrt.

Daraus ergibt sich nach weiteren Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ein realer, also um die Preisentwicklung bereinigter Lohnverlust von 5,7 Prozent. Dies ist der höchste Verlust seit Einführung der Statistik im Jahr 2008, wie die Behörde am Dienstag berichtete. Weiterlesen

Schere zwischen Top- und Geringverdienenden öffnet sich mehr

Bad Ems (dpa/lrs) – Mehr Lohnspreizung: Der Verdienst der Besserverdienenden ist in Rheinland-Pfalz zwischen April 2018 und April 2022 etwas stärker gestiegen als derjenige der Geringverdienenden. Das Statistische Landesamt in Bad Ems definierte dabei nach Mitteilung vom Freitag Geringverdienende als das Zehntel aller Beschäftigten mit den niedrigsten Bruttostundenverdiensten. Sie bekamen 2022 maximal 10,50 Euro pro Stunde. Weiterlesen

Umfrage: Frauen in Krise mit mehr Geldsorgen als Männer

Garching (dpa) – Frauen machen sich in der Krisenstimmung einer Umfrage zufolge größere Geldsorgen als Männer. Demnach sehen 51 Prozent der Frauen der Entwicklung ihrer finanziellen Lage besorgt entgegen, während es bei den Männern 43 Prozent sind. Das ermittelte das Umfrageinstitut Bilendi im Auftrag des Lebensversicherungskonzerns Swiss Life, der die Umfrage veröffentlichte.

Das Unternehmen lässt seit 2019 jährlich repräsentativ abfragen, wie unabhängig und selbstbestimmt sich die Menschen in Deutschland fühlen. Die wichtigsten Faktoren dabei sind Entscheidungsfreiheit im Leben, keine Notwendigkeit zu persönlichen Einschränkungen und finanzielle Unabhängigkeit. Bei der diesjährigen Umfrage waren es unabhängig vom Geschlecht 56 Prozent, die sich selbstbestimmt fühlten, verglichen mit 63 Prozent ein Jahr zuvor. Weiterlesen

Hohe Energiepreise: Deutschland verliert fast 110 Milliarden

München (dpa) – Der rasante Anstieg der Energiepreise kostet Deutschland nach Berechnungen des Ifo-Instituts fast 110 Milliarden Euro an verlorenem Realeinkommen. Entsprechend weniger wird nach Einschätzung der Münchner Ökonomen bei Tarif- und Gehaltsverhandlungen an Arbeitnehmer zu verteilen sein.

«Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben», sagte Ifo-Konjunkturforscher Timo Wollmershäuser. Das Institut veröffentlichte die Studie vor dem Hintergrund der laufenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Weiterlesen

Ostdeutsche Fachkräfte verdienen weniger als westdeutsche

Berlin (dpa) – Mehr als 71 Prozent der Fachkräfte in Ostdeutschland verdienen weniger als die westdeutschen Fachkräfte im Mittel. Insgesamt sind dies 1,59 Millionen Fachkräfte in den neuen Ländern, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des AfD-Abgeordneten René Springer hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt. Weiterlesen

10,5 Prozent mehr Lohn für öffentlichen Dienst gefordert

Gewerkschaften
Von Basil Wegener und Vanessa Reiber, dpa

Berlin (dpa) – Die Gewerkschaften ziehen mit einer Forderung von 10,5 Prozent mehr Einkommen in die Tarifverhandlungen für rund 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen. Mindestens solle es 500 Euro mehr im Monat geben. Verdi-Chef Frank Werneke und der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach wiesen bei der Präsentation der Forderungen ausdrücklich darauf hin, dass die Beschäftigten für ihre Ziele energisch kämpfen würden. Die Mobilisierungsbereitschaft sei hoch, sagte Werneke am Dienstag in Berlin.

Anders als in den Vorjahren verzichteten die Gewerkschaften angesichts der ungewöhnlich hohen Inflation und der Energiepreiskrise auf einen umfassenden Forderungskatalog. «Sondern es geht um Einkommenssicherung», sagte Werneke. Viele Beschäftigten wüssten nicht, wie sie sich und ihre Familien über Wasser halten könnten. «Einige können ihre Mieten oder Heizkosten nicht mehr zahlen».

Die Ausbildungsvergütungen und Praktikantenentgelte sollen um 200 Euro monatlich angehoben werden. Nach einer Laufzeit von zwölf Monaten soll nach dem Willen der Gewerkschaften neu über das Einkommen verhandelt werden. Auf Beamtinnen und Beamte soll der angestrebte Abschluss – so die Forderung – zeit- und inhaltsgleich übertragen werden. Weiterlesen

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