Saarland hebt Maskenpflicht weitestgehend auf

Saarbrücken (dpa/lrs) – Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens sowie der Lage in den Krankenhäusern hat das Saarland eine weitgehende Aufhebung der Maskenpflicht beschlossen. Wie bereits von Gesundheitsminister Magnus Jung angekündigt, muss vom 2. Februar an kein Mund-Nasen-Schutz mehr in Bussen und Bahnen getragen werden, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Das beschloss der saarländische Ministerrat. Die Aufhebung der Maskenpflicht betrifft auch Gemeinschaftsräume von Obdachlosenunterkünften und Einrichtungen zur Unterbringung von Flüchtlingen und Spätaussiedlern. Weiterlesen

Neue Studie für Frühwarnsystem bei Infektionen

Mainz (dpa/lrs) – Rheinland-Pfalz hat eine Studie für ein geplantes Frühwarnsystem bei Infektionen gestartet. Im Auftrag des Gesundheitsministeriums sammelt die Unimedizin Mainz seit Dezember 2022 bis Mai 2023 wöchentlich Daten zu Corona-Ansteckungen. Das künftige Frühwarnsystem solle dazu dienen, «bei Bedarf frühzeitig zielgerichtete Gegenmaßnahmen ergreifen zu können», teilte das Gesundheitsministerium in Mainz am Freitag mit. Weiterlesen

Coronavirus: Wer braucht künftig noch die Impfung?

Von Gisela Gross, dpa

Berlin (dpa) – Große Impfzentren sind geschlossen, Inzidenzwerte in den Hintergrund gerückt. Und das Covid-19-Impfzertifikat? Schon lange nicht mehr vorgezeigt. Aus Kliniken ist zu hören, Covid-19-Patienten seien Teil des Alltags geworden. Trotz dieser Entwicklungen: Auch drei Jahre nach dem ersten bestätigten Corona-Fall in Deutschland am 27. Januar 2020 werden Überlegungen zum Impfen gegen Corona nicht hinfällig. Ein Überblick.

Der Stand

Seit einigen Monaten sind neue Impfstoffe vorhanden, die an die Omikron-Variante angepasst wurden. Laut Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollen bestimmte Gruppen wie Menschen ab 60 eine zweite Auffrischimpfung damit bekommen, um den Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf zu verbessern. Die Impfquoten für zweite Booster sind bisher jedoch niedrig und schwanken regional stark. «Ich war zwischenzeitlich enttäuscht. Ich hätte mir eine größere Akzeptanz der empfohlenen Impfungen gewünscht», sagt Stiko-Chef Thomas Mertens.

Bevölkerung

Trotz Impflücken – Fachleute sprechen unter dem Strich von einer guten Grundimmunität. Der Virologe Christian Drosten gab kürzlich im Podcast «Coronavirus-Update» zu bedenken, dass das Virus jetzt viel besser übertragbar sei als zu Beginn der Pandemie. Einer der Hauptgründe für die relative Ruhe derzeit sei die Bevölkerungsimmunität, die die Verbreitung des Erregers eindämme.

Dauerhafte Ruhe?

Wie lange dieser Schutz anhält, wird die Forschung im Auge behalten. «Das müssen wir künftig beim Aufkommen neuer Varianten sehr genau beobachten, etwa anhand von Krankenhausaufnahmen», sagte der Direktor der Klinik für Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander. Auch wenn es wegen der immer noch relativen Neuheit von Sars-CoV-2 keine Daten zu längeren Zeiträumen gibt, sehen manche Forscher Anlass zu Optimismus. Der Immunologe Andreas Radbruch etwa geht anhand der Daten zum ersten Sars-Virus (2002/03) von anhaltender Immunität aus.

Künftige Herbst-Booster?

Manche Mediziner äußern die Vorstellung, dass gegen Corona künftig stets im Herbst geimpft werden sollte, wie vor der Grippewelle. Sander ist allerdings skeptisch, ob die kommenden Corona-Wellen bereits so planbar in die Wintermonate fallen werden wie typischerweise bei Grippe: «Bis wir wirklich synchrone, streng saisonale Corona-Wellen haben, dürfte es noch eine Weile dauern.» Daher seien regelmäßige Corona-Impfungen bei bestimmten, gefährdeten Gruppen womöglich alle ein bis zwei Jahre vorstellbar.

Und was sagt die Stiko? Man müsse davon ausgehen, dass primär bestimmte Risikogruppen in Zukunft weitere Auffrischimpfungen bekommen sollten, sagt Mertens. Den zeitlichen Abstand könne man wissenschaftlich noch nicht genau benennen, womöglich sei ein Jahresabstand vernünftig.

Wer besonders gefährdet ist

Stark vereinfacht könne man sagen, dass das Risiko für einen schweren Covid-19-Krankheitsverlauf mit dem Alter und der Zahl der Vorerkrankungen zunehme, sagt der Stiko-Chef. «Im Einzelnen muss das jeder mit seinem Arzt besprechen.» Hinzu kämen Menschen, deren Immunsystem wegen Erkrankungen und/oder Medikamenten nicht zu 100 Prozent funktioniert – bei ihnen können Mertens zufolge auch weitere Schutzmaßnahmen wie Abstand und Masken sinnvoll sein. Menschen, bei denen die Impfung gar nicht wirkt, sollten Sander zufolge im Fall einer Corona-Infektion auch sehr früh behandelt werden. «Zum Beispiel mit antiviralen Präparaten lässt sich das Risiko einer schweren Erkrankung sehr deutlich verkleinern.»

Schutz vor (Wieder-)Ansteckung

«Der Schutz vor schwerer Erkrankung durch die Impfungen ist sehr gut, aber das Vermeiden einer Reinfektion ist mittels Impfung höchstens für einen kurzen Zeitraum möglich», sagte Mertens. Für Menschen ohne Risiken für schweres Covid-19 erwarte er daher derzeit auch keine Ausweitung der Impfempfehlung. Für den Charité-Infektiologen Sander ist denkbar, dass Jüngere mit gesundem Immunsystem womöglich nur noch alle paar Jahre eine Auffrischung brauchen – falls das Virus selbst nicht mit wiederholten Infektionen für die Auffrischung sorgt. Perspektivisch sei auch mit weiterentwickelten Impfstoffen zu rechnen.

Impfmotivation

Die Zeit der Lockaktionen, etwa mit Gratis-Bratwurst für Impfwillige, sind bekanntlich vorbei. Anstrengende, langfristige Arbeit stehe bevor, um gefährdete Menschen künftig mit Impfangeboten zu erreichen, sagte Sander. Eines stört ihn: «Manche verbreiten jetzt im Nachhinein das Narrativ, dass die Corona-Impfung überflüssig gewesen sei. Dabei war sie vielmehr der entscheidende Schalter, um aus der Pandemie herauszukommen.»

Der erste Nachweis einer Corona-Infektion in Deutschland war am 27. Januar 2020 in Bayern bekanntgegeben worden. Mit Stand 20. Januar 2023 wurden dem RKI mehr als 37,6 Millionen im Labor bestätigte Fälle gemeldet. Hinzu kommen unzählige weitere unter dem Radar. Die Zahl der Gestorbenen in dem Zusammenhang liegt mittlerweile bei mehr als 160 000.

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Bundesländer verbrennen über 17 Millionen Corona-Masken

Berlin (dpa) – Vier Bundesländer haben insgesamt über 17 Millionen abgelaufene Corona-Masken verbrannt. Dies geht aus einer Umfrage der «Welt» bei allen Ländern hervor.

So wurden in Baden-Württemberg 6,1 Millionen, in Sachsen 5,5 Millionen, in Nordrhein-Westfalen fünf Millionen und in Mecklenburg-Vorpommern 656.000 Masken vernichtet. Elf Bundesländer teilten mit, bisher keine Corona-Masken entsorgt zu haben, einige planten dies aber. Thüringen konnte über die Art der Verwertung keine Angaben machen. Auch das Bundesgesundheitsministerium in Berlin hat in den vergangenen Monaten Masken «energetisch verwertet». Die Zahl liege bislang «unter einer Million Stück», teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Weiterlesen

Immer mehr Menschen in Deutschland haben einen Jagdschein

Berlin (dpa) – In Deutschland haben immer mehr Menschen einen Jagdschein. In der Jagdsaison 2021/22 (1. April bis 31. März) seien es 407.370 Männer und Frauen gewesen, teilte der Deutsche Jagdverband anlässlich der Internationalen Grünen Woche der Deutschen Presse-Agentur mit.

Das seien 6986 mehr als in der Saison zuvor. 1991/92 hätten bundesweit 318.678 Menschen einen Jagdschein gehabt. Die traditionelle Agrarmesse in Berlin geht bis zum 29. Januar. Weiterlesen

Drei Jahre Corona – was bisher in Deutschland geschah

Berlin (dpa) – Vor nun fast drei Jahren wurde die erste Corona-Infektion in Deutschland bekannt. Mittlerweile sind rund 38 Millionen Infektionen registriert und etwa 64 Millionen Menschen per Impfung grundimmunisiert worden. Mehr als 164.000 Infizierte sind an oder mit Corona gestorben. Ein Rückblick:

2020

27. Januar: Die erste Infektion in Deutschland ist bestätigt: ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München.

25./26. Februar: Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen melden erste nachgewiesene Fälle. Weitere Bundesländer folgen, am 10. März hat Sachsen-Anhalt als letztes Land seinen ersten Fall.

9. März: In NRW gibt es die ersten Todesfälle in Deutschland.

12./13. März: Immer mehr Theater und Konzerthäuser stellen den Spielbetrieb ein. Die Fußball-Bundesliga pausiert. Wenige Tage später kündigen erste Konzerne an, Fabriken vorübergehend zu schließen.

16. März: An den Grenzen zu Frankreich, Österreich, Luxemburg, Dänemark und der Schweiz gibt es Kontrollen und Einreiseverbote. In den meisten Bundesländern sind Schulen und Kitas geschlossen. Weiterlesen

Personalnot in Restaurants und Cafés wächst weiter

Von Christine Schultze, dpa

Berlin/Frankfurt (dpa) – Schon jetzt fehlen bundesweit Zehntausende Arbeitskräfte im Gastgewerbe – und die Personalnot dürfte sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen.

Nach Einschätzung des Branchenverbandes Dehoga gibt es in Deutschland derzeit um die 50.000 offene Stellen in Restaurants und Cafés, Hotels, Pensionen und anderen Betrieben. «Im Frühjahr werden die Zahlen noch einmal deutlich steigen», sagte eine Dehoga-Sprecherin. Insgesamt gehe man aber auch dank intensiver Bemühungen um die Stärkung der Ausbildung von einem «positiven Trend» bei der Beschäftigung aus.

Nachdem sich während der Corona-Pandemie zahlreiche Mitarbeiter andere Jobs, beispielsweise im Einzelhandel und in der Logistik, gesucht hatten, seien viele von ihnen mittlerweile wieder zurückgekehrt, erklärte die Sprecherin. Im Oktober 2022 lag die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten noch um 3,7 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus. Hoffnungen setze man auf die geplante Einwanderungsreform, so die Dehoga-Sprecherin. «Wir brauchen neue rechtliche Möglichkeiten für eine gezielte Erwerbsmigration aus Drittstaaten.» Insgesamt bietet das Gastgewerbe in Deutschland mehr als eine Million sozialversicherungspflichtige Jobs.

Neue Betriebe haben es teils schwer

Gesucht würden Fach- und Arbeitskräfte in allen Bereichen – von der Vollzeitkraft bis zu Minijobbern. Vor allem für die meist kleinen und mittelständischen Betriebe in ländlichen Regionen gestalte sich der Wettbewerb um Mitarbeiter schwierig. Aber auch neue Betriebe haben es teils schwer, Personal zu finden und zu binden, wie Madjid Djamegari sagt. Der Betreiber des Frankfurter Gibson Club und Vorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt bekommt das auch in seinem vor einem halben Jahr eröffneten Restaurant Club Social Mexicano am Eschenheimer Tor in Frankfurt zu spüren. In dem Betrieb gebe es eine hohe Fluktuation, immer wieder sei er auf Leiharbeitskräfte angewiesen und müsse viel Aufwand betreiben, um ein passendes Team zu etablieren, sagt Djamegari. Wettbewerbern ergehe es ähnlich – teils wendeten sie ihren kompletten Marketingetat für die Personalgewinnung auf.

Der Personalmangel werde durch einen naturgemäß höheren Krankenstand in den Wintermonaten zusätzlich verschärft. Dadurch können manche Betriebe nur noch drei oder vier Tage pro Woche öffnen und müssen die Reservierungszeiten einschränken, was wiederum auf die Umsätze drückt und die Schwierigkeiten noch vergrößert. Dass der Branche Bewerber fehlen, führt Djamegari auch auf geänderte Ansprüche und Vorstellungen junger Menschen zurück. «Die Work-Life-Balance ist ein Riesenthema», sagt der Gastronom. Selbstverwirklichung stehe hoch im Kurs – deshalb wirke die arbeitsintensive Gastro-Branche, in der man auch viel Verantwortung übernehmen müsse, gerade für junge Leute wenig verlockend. Die Probleme seien nicht neu, hätten sich durch die Corona-Pandemie aber noch verschärft.

Immerhin: Beim Umsatz hat sich das Gastgewerbe im vergangenen Jahr vom Corona-Schock deutlich erholt. Preisbereinigt stieg er nach einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 47 Prozent gegenüber dem noch von Lockdowns geprägten Vorjahr 2021. Der Wert aus dem Vorkrisenjahr 2019 wurde aber um 11 Prozent verfehlt. Einschließlich der kräftigen Preiserhöhungen der vergangenen Monate hatten Gaststätten und Hotels im Schnitt aber 1 Prozent mehr Umsatz als 2019. Gegenüber 2021 stiegen die nominalen Erlöse um 57 Prozent.

Gastronom Djamegari verweist darauf, dass sich gerade talentierten Servicekräften gute Verdienstmöglichkeiten böten. Den Bewerbern gehe es aber nicht nur um Geld – auch flexiblere Arbeitszeiten mit Freizeit an den Wochenenden seien für viele ein Thema, und nicht wenige Gastronomen gingen darauf auch mit entsprechenden Angeboten ein. Trotzdem schaffen es nicht alle, ausreichend Mitarbeiter zu finden, wie ein Lokal in Wiesbaden, das nach einem Umbau während der Pandemie gar nicht erst wieder aufmachen konnte – weil einfach nicht genügend Arbeitskräfte da waren, wie Djamegari sagt. Hinzu kämen derzeit weitere hohe Belastungen durch die Inflation und die hohen Energiekosten. Das lasse sich nur über eine Professionalisierung und Prozessoptimierung bewältigen, sodass größere Betriebe und Ketten derzeit deutlich besser dastünden.

Mit Personalengpässen und Arbeitskräftemangel haben allerdings auch die im Bundesverband der Systemgastronomie zusammengeschlossenen Unternehmen zu kämpfen. Man habe in den vergangenen Jahren erhebliche Investitionen vorgenommen, etwa in die Modernisierung von Restaurants, Digitalisierung sowie in innovative Produkte und nicht zuletzt in das Personal, erklärte eine Verbandssprecherin. Wenngleich die vergangenen Jahre gezeigt hätten, wie schnell sich die Rahmenbedingungen ändern können, sei man für das laufende Jahr vorsichtig optimistisch.

Entgelte vielfach nur knapp über Mindestlohn

Weniger Zuversicht für das Gastgewerbe insgesamt herrscht bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Dreh- und Angelpunkt bei der Personalgewinnung seien nun einmal die Entgelte, die vielfach nur knapp über dem Mindestlohn lägen, sagt der NGG-Vorsitzende Guido Zeitler. Eine Mitgliederbefragung der Gewerkschaft, an der sich kürzlich vorwiegend langjährige Beschäftigte der Branche beteiligt hätten, habe ergeben, dass etwa ein Drittel von ihnen längerfristig keine Perspektive in ihrem Beruf sehe.

Junge Menschen ohne eigene Familie kämen vielleicht mit Arbeitszeiten von teils zehn Stunden und mehr bis in die späten Abendstunden und mit Schichtdiensten zurecht. Doch spätestens wenn die Beschäftigten Kinder haben, werde es schwierig. Langfristig dürfte die Branche deshalb auf noch größere Personalengpässe zusteuern, glaubt Zeitler – gepaart mit kürzeren Öffnungszeiten, mehr Schließtagen und eingeschränkten Buchungsmöglichkeiten. Mehr Mitarbeiter gebe es nur bei besserem Einkommen. 3000 Euro pro Monat brutto müssten für Fachkräfte künftig das Minimum sein. Die Branche brauche «einen echten Neustart», so Zeitler.

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RKI: 238 Corona-Tote binnen eines Tages

Berlin (dpa) – Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Morgen mit 74,8 angegeben. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 5.00 Uhr wiedergeben. Am Vortag hatte der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 80,1 gelegen (Vorwoche: 115,7; Vormonat: 236,6).

Diese Angaben liefern jedoch nur ein sehr unvollständiges Bild der Infektionszahlen. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Es zählen aber nur positive PCR-Tests in der Statistik. Zudem können Nachmeldungen und Übermittlungsprobleme zur Verzerrung einzelner Tageswerte führen. Weiterlesen

Neujahrsfest in China: Reisewelle verbreitet Virus rasanter

Von Andreas Landwehr, dpa

Peking (dpa) – «Drei Jahre war ich schon nicht mehr zuhause», sagt Herr Wang, der zum chinesischen Neujahrsfest erstmals wieder seine Eltern in der Heimat besucht. Die beiden sind über 70 Jahre alt, leben in Jingzhou, zweieinhalb Stunden entfernt von der zentralchinesischen Metropole Wuhan, wo Ende 2019 die weltweit ersten Infektionen mit dem Corona-Virus entdeckt worden waren.

Dass er bei seiner Reise das Virus mitbringen und Eltern oder Verwandte infizieren könnte, befürchtet er nicht. «Sie sind jetzt auch schon alle krank gewesen», sagt Wang, der in der Hauptstadt mit seiner Frau einen Kramladen betreibt. «Für ältere Menschen ist es echt gefährlich, aber sie haben es gut überstanden.»

Wie Wang reisen Hunderte Millionen Chinesen zum chinesischen Neujahrsfest erstmals wieder in ihre Heimatorte. Es ist traditionell die größte jährliche Völkerwanderung. Wegen der Lockdowns und anderer Einschränkungen durch die Null-Covid-Strategie hatte dieser familiäre Höhepunkt des Jahres für viele Chinesen seit 2020 ausfallen müssen.

Jahr des Hasen wird begrüßt

In diesem Jahr wird nach dem traditionellen Mondkalender in der Nacht zum Sonntag (MEZ: Samstag 17.00 Uhr) das Jahr des Hasen begrüßt. Chinesische Wahrsager erwarten ein Jahr mit Harmonie und Konfliktlösung. Alle Hoffnungen richten sich darauf, dass die Pandemie irgendwie überwunden werden kann.

Nach der abrupten Kehrtwende von Null-Toleranz zur völligen Lockerung Anfang Dezember sind jetzt alle Beschränkungen weggefallen, so dass die Chinesen wieder frei reisen können. Der Nachholbedarf ist groß: Zwei Milliarden einzelne Passagierreisen werden über die 40-tägige Hauptreisezeit vorhergesagt – das sind rund 70 Prozent des Reisevolumens im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie.

Von den bisher betroffenen Metropolen wie Peking, Shanghai und Guangzhou wird das Virus in kleine und mittelgroße Städte und ländliche Gebiete in den inländischen Regionen getragen. Die Reisewelle ist einer der Gründe, warum sich das Virus im bevölkerungsreichsten Land der Welt gerade noch viel schneller als ursprünglich erwartet ausbreitet.

Laufender Ausbruch eine «einzige große Welle»

«Die Geschwindigkeit, mit der der Höhepunkt erreicht und zur Normalität zurückgekehrt wird, war vergleichsweise schnell – auf eine Weise, die unsere Erwartungen übertrifft», berichtet Vizepremier Liu He. Hatten Experten wegen der Reisewelle zunächst nach dem Neujahrsfest einen zweiten Höhepunkt erwartet, formt sich der laufende Ausbruch jetzt zu einer einzigen großen Welle, wie das in London ansässige Forschungsinstitut Airfinity berichtet.

«Wir erwarten jetzt, eine größere, länger andauernde Welle, mit der die Infektionen einen höheren Spitzenwert erreichen», sagt Matt Linley von Airfinity. Nach den Städten sind jetzt medizinisch weniger gut versorgte Regionen betroffen, wo besonders viele alte Menschen leben. In den rückständigen, ländlichen Regionen kümmern sie sich meist um die Enkelkinder, während die Eltern als Wanderarbeiter in den Städten das Geld verdienen und heimschicken.

In China sind besonders alte Menschen nicht ausreichend geimpft. 25 Millionen sollen völlig ungeschützt sein. Ein Viertel der über 60-Jährigen ist laut Staatsmedien nicht geboostert. Oft sind die Impfungen viel zu lange her, um richtig wirken zu können. Moderne ausländische Impfstoffe lässt China aus politischen Gründen nicht zu.

Einige inländische Provinzen wie Hubei und Hunan könnten jetzt eine Nachfrage nach Intensivbetten erleben, die ihre Kapazitäten um das Sechsfache übersteigt, wie Airfinity-Direktor Linley warnt. «Unsere Vorhersagen rechnen mit einer bedeutenden Belastung für Chinas Gesundheitswesen in den nächsten zwei Wochen.» Er hält es für wahrscheinlich, «dass viele behandelbare Patienten wegen überfüllter Krankenhäuser und Mangels an Versorgung sterben».

Dramatische Lage

Die Lage ist dramatisch, aber die Regierung spielt das Ausmaß und die Schwere der Ansteckungswelle herunter. Nachdem fast drei Jahre eindringlich vor den Gefahren von Covid-19 gewarnt worden war, wird jetzt am liebsten nur noch von einer «Corona-Erkältung» gesprochen.

In dieser oder der nächsten Woche könnte nach den Modellrechnungen von Airfinity der Höhepunkt der Infektionswelle mit 4,8 Millionen Neuinfektionen pro Tag erreicht sein. Die Zahl der Toten dürfte demnach noch während der Neujahrsfeiertage nächste Woche auf den höchsten Stand von 36.000 am Tag steigen – deutlich mehr als bisher mit 25.000 vorhergesagt.

Chinas Wirtschaft wächst 2022 nur noch um drei Prozent

Peking (dpa) – Vor dem Hintergrund der chaotischen Corona-Lage und anderer wirtschaftlicher Probleme hat China sein Wachstumsziel für das abgelaufene Jahr verfehlt. Wie das Statistikamt in Peking am Dienstag mitteilte, legte die zweitgrößte Volkswirtschaft im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent zu. Das Wachstum im vierten Quartal wurde mit 2,9 Prozent angegeben.

Die Regierung hatte für 2022 ein Ziel von rund 5,5 Prozent angestrebt, was nicht erreicht werden konnte. 2021 war Chinas Wirtschaft noch um 8,4 Prozent gewachsen. Ökonomen hatten im Vorfeld mit einem noch schwächeren Wachstum gerechnet. So prognostizierte die Weltbank ein Jahreswachstum von lediglich 2,7 Prozent für die chinesische Wirtschaft. Weiterlesen

Corona-Experte Wendtner hält Lockerungen für verfrüht

Berlin (dpa) – Der Münchner Infektiologe Clemens Wendtner hält die Abschaffung weiterer Corona-Schutzmaßnahmen im Winter für überhastet und der allgemeinen Pandemie-Müdigkeit geschuldet. «Das ist die Grundlage, warum aus meiner Sicht zum Teil irrationale und vorschnelle Entscheidungen getroffen wurden», sagte der Corona-Experte der «Augsburger Allgemeinen» (Montag). «In einer Saison, in der Viruserkrankungen ihren Höhepunkt haben, ist es sehr fragwürdig, Dinge zu schnell zu lockern.» Weiterlesen

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