Zugunglück in Bayern: Was wir wissen – und was nicht

Garmisch-Partenkirchen (dpa) – Ein Zug entgleist, fünf Menschen sterben: Am Freitag hat sich bei Garmisch-Partenkirchen eines der schwersten Zugunglücke der vergangenen Jahre ereignet. Die Ursache ist unklar.

Es ist seit 2016 der vierte Zugunfall in Deutschland, bei dem Menschen starben. Alle vier Unfälle ereigneten sich in Bayern. Doch in Bad Aibling 2016, in Aichach 2018 und in Schäftlarn im Februar 2022 ging es um Kollisionen zweier Züge. Hier ist es anders.

Was wir wissen

DER HERGANG

Die Regionalbahn RB59458 startet am Freitag kurz nach 12.00 Uhr am Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen Richtung München. Am letzten Tag vor den Ferien sind in der Mittagszeit auch viele Schüler in dem Zug mit Doppelstockwagen. Am nächsten Bahnhof Farchant kommt die Bahn nicht an: Gegen 12.15 Uhr entgleist der Zug auf Höhe des Ortsteils Burgrain. Drei Waggons rutschen von den Gleisen, die an der Stelle direkt neben der Bundesstraße 2 verlaufen. Sie kippen um, einer bleibt auf dem Dach liegen. Augenzeugen sprechen Medien zufolge von Rauch – vermutlich ist es aber eher Staub, der aufstieg. Mehr als 500 Einsatzkräfte bergen in weniger als einer Stunde alle Fahrgäste aus dem teils komplett zerstörten Zug und bringen sie in Krankenhäuser.

DIE OPFER

Vier Frauen und ein Jugendlicher sind bei dem Unglück ums Leben gekommen. Zuletzt war am Samstag das fünfte Opfer unter einem umgestürzten Waggon geborgen worden, ein 13-Jähriger aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Unter den getöteten Frauen sind zwei 30 und 39 Jahre alte Mütter aus der Ukraine. Sie waren dem Vernehmen nach mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet. Zudem starben eine 51-Jährige aus Wiesbaden sowie eine 70-jährige Frau aus dem Landkreis München. Eine 34-jährige Frau befindet sich laut Polizei nach wie vor in einem kritischen Zustand. Insgesamt wurden mehr als 40 Menschen verletzt, mehrere davon schwer.

DIE ERMITTLUNGEN

Die Polizei hat eine Soko «Zug» eingesetzt, zeitweise war die mit rund 70 Ermittlern besetzt. Auch am Dienstag waren mehr als 40 Ermittler mit der Aufklärung befasst. Ein Experte der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung und ein externer Gutachter seien ebenfalls beteiligt. Zum einen werden nun Zeugen befragt, darunter Bahnmitarbeiter und Fahrgäste. Mit vielen sei bereits gesprochen worden, sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag. «Natürlich ist jeder, der im Zug saß, ein potenzieller Zeuge.» Zum anderen werden nun die Trümmer untersucht. Das kann Wochen oder Monate dauern.

Was wir nicht wissen

DIE URSACHE

Klar ist nur: Waggons sprangen aus den Gleisen. Warum, müssen Experten klären. Offensichtlich rücken dabei Schienen und Fahrgestelle ins Visier. Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) sagte, den Experten vor Ort zufolge sei ein technischer Defekt die wahrscheinlichste Ursache. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich ähnlich. Dem BR sagte er am Montag, Fahrgestelle von Waggons seien sichergestellt worden, und es werde auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen. Der Professor für das Fachgebiet Schienenfahrzeuge an der TU Berlin, Markus Hecht, sagte der «Wirtschaftswoche», defekte Schienen seien die wahrscheinlichste Ursache. «Es kommt eigentlich nur eine Gleisverwerfung als Ursache in Frage», sagte er der Zeitung. «Die Gleise verformen sich oft erst in dem Moment, wenn ein Zug über die Gleise fährt. Deshalb bleibt das Führungsfahrzeug auf der Schiene stehen.» Ursache könne etwa ein Instandhaltungsfehler am Gleis sein.

MÖGLICHE VERANTWORTLICHE

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt gegen drei Personen wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung. Bei den Beschuldigten handelt es sich um Mitarbeiter der Deutschen Bahn. Doch was ihnen genau vorgeworfen wird, welche Rolle sie spielten – das ist zunächst nicht offiziell bekannt. Bis zum Abschluss der Ermittlungen sei offen, ob die Bahnmitarbeiter wirklich Mitschuld trügen, betonte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München II, Andrea Grape. «Es gilt auch hier wie stets in solchen Fällen die Unschuldsvermutung bis zum endgültigen Abschluss der Verfahrens.»

MÖGLICHE VORHERIGE SCHÄDEN

Ob es auf der Strecke schon vorher Probleme gab, ist nicht klar. Nach einem Bericht der Zeitung «Die Welt» plante die Bahn auf der Unglücksstrecke Sanierungsarbeiten. Demnach sollten vom 25. Juni bis 9. Juli zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen eine Gleislageberichtigung und Schienenerneuerungen stattfinden. Die Zeitung beruft sich auf eine Liste mit rund 3000 geplanten Maßnahmen. Zwischen 5. und 9. Juli sollten demnach Schienen in Garmisch-Partenkirchen erneuert werden – wo genau, zeigt die Liste nicht. Burgrain, der Unfallort, ist ein Ortsteil. Die Bahn äußert sich wegen laufender Ermittlungen nicht.

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Viele Tote nach Zugunglück im Iran

Teheran (dpa) – Bei einem Zugunglück im Iran sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Mehrere Dutzend weitere Passagiere seien bei dem Unfall nahe der Stadt Tabas verletzt worden, teilte die iranische Nachrichtenagentur Isna am Mittwoch unter Berufung auf den Rettungsdienst mit.

Demnach war der Zug auf der Strecke zwischen der Pilgerstadt Maschhad und der Wüstenstadt Jasd entgleist. Der Innenminister und der Transportminister waren vor Ort, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die genaue Ursache war zunächst unklar.

Bilder der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zeigten entgleiste und umgestürzte Waggons inmitten von Staub. Rettungskräfte eilten zu dem Unglücksort etwa 50 Kilometer außerhalb von Tabas. Auch Hubschrauber waren im Einsatz, um Schwerverletzte zu retten. Fast 350 Passagiere sollen im Zug gewesen sein. Acht von elf Waggons sprangen nach Angaben des Gouverneursamts der Provinz Chorasan aus dem Gleis.

Ein Reisender schilderte Isna die Momente des Unglücks, als der Zug plötzlich scharf bremste: «Die Passagiere haben ihr Gleichgewicht verloren und flogen wie Bälle umher. Die Scheiben unseres Abteils gingen in die Brüche», sagte der Augenzeuge. «Wir konnten aber durchs zerbrochene Fenster entkommen».

Das Unglück erinnert an eine schwere Zugkatastrophe 2016, als im Nordosten Irans Dutzende Menschen getötet und verletzt wurden. Damals wurden die Rettungsarbeiten auch dadurch erschwert, dass der Unglücksort in einer abgelegenen Region lag. Der schwerste Bahnunfall im Iran ereignete sich 2004, als ein mit Chemikalien beladener Güterzug bei Nischabur explodierte und mehr als 300 Menschen in den Tod riss.

Güterverkehr: Deutsche Bahn und SNCF brauchen Milliarden

Straßburg (dpa) – Die Deutsche Bahn (DB) und die französische Staatsbahn SNCF wollen heute im elsässischen Straßburg gemeinsam für eine milliardenschwere Investition im europäischen Güterverkehr werben.

Eine automatische Kupplung für Güterzüge soll es ermöglichen, den Güterverkehr auf der Schiene schneller und günstiger zu machen und die Klimaziele im Verkehrssektor einzuhalten.

Nur in Europa werden Güterwaggons wie schon vor mehr als 100 Jahren noch per Hand aneinander gekuppelt. Dafür muss ein 20 Kilogramm schwerer Stahlbügel über den Haken des nächsten Waggons gewuchtet und gespannt werden. Stunden können so vergehen, bis ein ganzer Zug zur Abfahrt bereit ist. Weiterlesen

Ukrainerinnen unter Opfern von Garmisch-Partenkirchen

Zugunglück
Roland Losch und Kathrin Zeilmann, dpa

Garmisch-Partenkirchen (dpa) – Unter den vier beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen getöteten Frauen sind auch zwei Mütter aus der Ukraine, die mit ihren Kindern nach Bayern geflüchtet waren.

Das fünfte Todesopfer sei ein 14-Jähriger aus der Region, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Pfingstmontag dem Bayerischen Rundfunk. Eine Person schwebe weiterhin in Lebensgefahr. Weiterlesen

Porsche und Punks: Sylt kann auch 9-Euro-Ticket

Westerland/Timmendorfer Strand (dpa) – Viel wurde vorab gespottet und debattiert über Sylt als Traumziel von 9-Euro-Ticket-Käufern – den befürchteten Ausnahmezustand erlebte die Insel am Pfingstwochenende aber nicht.

Die Polizei sprach am Montag von einer normalen Einsatzlage. «Aus polizeilicher Sicht war die Insel zwar voll, aber die Pfingstfeiertagsstimmung und Einsatzbelastung war keine andere als in den Jahren vor der Corona-Zeit.» Weiterlesen

Fahrgastverband: Zu wenig Kapazitäten für 9-Euro-Ticket

Berlin/München (dpa) – Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht sich nach dem ersten Härtetest für das 9-Euro-Ticket am Pfingstwochenende in seiner Kritik bestätigt.

«In den Hauptreisezeiten war die Nachfrage auf den Hauptstrecken so stark, dass Züge nicht abfahren konnten. Und einige Bahngesellschaften – etwa die Metronom in Norddeutschland – haben die Fahrradbeförderung ausgeschlossen, weil sie dem Ansturm nicht Herr wurden», sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das Chaos sei vorhersehbar gewesen und Folge eines politischen Angebots, ohne dafür über die nötigen Kapazitäten im Bahnverkehr zu verfügen. Weiterlesen

Wissing will tiefgreifende Reformen für besseren Nahverkehr

Verkehrsminister
Von Andreas Hoenig und Sascha Meyer, dpa 

Berlin (dpa) – Verkehrsminister Volker Wissing will mit Schwung aus den 9-Euro-Tickets tiefgreifende Verbesserungen für einen dauerhaft attraktiveren öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erreichen.

«Wir müssen die Chancen nutzen, mehr Menschen für den ÖPNV zu begeistern», sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Wir wollen neue Fahrgäste gewinnen.» Dafür sollte das Angebot verständlicher, einheitlicher und damit kundenfreundlicher werden. Wissing sprach sich auch für praktische Nahverkehrs-Apps und einfachere Tarife aus. Weiterlesen

9-Euro-Ticket-Boom: Debatte über künftige Ticket-Preise

Berlin (dpa) – Nach dem Boom beim 9-Euro-Monatsticket und der starken Nachfrage im Pfingstverkehr der Bahn fordern Verbraucherschützer, Kommunen sowie Verkehrspolitiker dauerhaft günstige Nahverkehrspreise sowie zusätzliche Milliarden-Zuschüsse.

Der Städte- und Gemeindebund sprach sich dafür aus, auch nach Auslaufen des auf drei Monate befristeten 9-Euro-Tickets für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ein bundesweit unbegrenzt gültiges ÖPNV-Billigticket anzubieten. Die SPD-Verkehrsexpertin Dorothee Martin sieht die aktuelle Rabattaktion als Chance, fordert aber auch grundlegende Verbesserungen. Die «Wirtschaftsweise» Veronika Grimm reagierte zurückhaltend auf den Vorstoß für ein Billigticket für jedermann. Weiterlesen

Viele Verletzte bei Zugunglück in der Slowakei

Bratislava (dpa) – Beim Zusammenstoß eines Personenzuges mit einer Lokomotive sind in der Slowakei viele Menschen verletzt worden. Der Fernsehsender TV Markiza schätzte die Zahl der Verletzten am Freitagabend zunächst auf bis zu hundert, später auf rund 50.

Das Verkehrsministerium in Bratislava und die staatliche Eisenbahngesellschaft erklärten der Nachrichtenagentur TASR, die Lokomotive sei auf den wegen eines Defekts stehengebliebenen Zug aufgefahren, dem sie eigentlich zu Hilfe kommen sollte. Angaben zur Verletztenzahl wurden zunächst nicht gemacht. Weiterlesen

Zug entgleist bei Garmisch-Partenkirchen – Verletzte

Garmisch-Partenkirchen (dpa/lby) – Ein Zug ist bei Garmisch-Partenkirchen entgleist. Mehrere Menschen wurden am Freitag verletzt, wie schwer, war zunächst unklar.

«Es gibt zumindest wohl Leichtverletzte», sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, Stefan Sonntag. «Es ist ein großer Einsatz, der gerade läuft.» Es kippten wohl auch Waggons um. Weiterlesen

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