Städtetag schlägt Alarm: Stadtwerke wegen Gaskosten in Nöten

Mainz (dpa/lrs) – Die explodierenden Preise für Erdgas haben die Stadtwerke in Rheinland-Pfalz nach Einschätzung des Städtetags voll erwischt. «Den Stadtwerken im Land geht es nicht gut», sagte Geschäftsführer Michael Mätzig im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das gelte auch für große Stadtwerke, die früher Rücklagen in Millionenhöhe hatten. «Die müssen das Gas jetzt teilweise für das Zwanzigfache dessen einkaufen, was sie vor einem Jahr bezahlt haben», sagte er. Auf der anderen Seite drohe ihnen nach Schätzungen eine Verzehnfachung der Zahlungsausfälle durch Kunden, die ihre Rechnungen nicht mehr zahlen könnten.

Viele Stadtwerke hätten Liquiditätsprobleme oder würden sie bekommen, sagte Mätzig. «Deswegen fordern wir vom Bund einen Schutzschirm und können nicht verstehen, dass das zurückgewiesen wurde.» Der Städtetag versuche daher, mit dem Land eine Lösung zu finden. «Schlimmstenfalls könnte ein Stadtwerk in die Insolvenz gehen. Das würde eine Kettenreaktion auslösen, die dann auch die Verbraucher erfasst.» Man könne zwar auf einen milden Winter hoffen, aber so könnten die Städte nicht planen.

«Die Gefahr ist real», sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) in einem Interview des Fernsehnachrichtenmagazins «SWR aktuell Rheinland-Pfalz». «Das ist eine große Sorge, die uns begleitet.» Derzeit müssten selbst mittelgroße Stadtwerke zweistellige Millionenbeträge zahlen, wenn sie Energie einkauften. Falls ein Teil der Kunden die erhöhten Verbraucherpreise nicht mehr zahlen könne, bringe das die Stadtwerke in Liquiditätsprobleme. Bund und Länder müssten die Stadtwerke jetzt unterstützen, weil eine Insolvenz dieser Unternehmen auch zu Ausfällen bei Stadtbussen oder anderen kommunalen Einrichtungen wie Schwimmbädern führen könne. «Es braucht von Bund und Ländern einen Schutzschirm.» Ebling ist auch Vorsitzender des Städtetags Rheinland-Pfalz und Bundesvorsitzender des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU).

«Es wird nicht alle Stadtwerke in gleichem Maß betreffen. Aber im nächsten Jahr werden viele Liquiditätsprobleme bekommen», warnte Städtetagsgeschäftsführer Mätzig. Das habe Folgewirkungen für die Kommunen und die Bürger, denn die Stadtwerke kümmerten sich auch um den Öffentlichen Nahverkehr und die Schwimmbäder. «Stadtwerke sind bislang ein Anker in der Stadt gewesen», betonte er. Sie seien für die Funktionsfähigkeit der Kommunen absolut systemrelevant. «Was wir gerade erleben, ist der Ernstfall», sagte Mätzig.

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen