Hausbesuche sollen Flut-Opfern bei Anträgen helfen

Altenahr (dpa/lrs) – Rund neun Monate nach der Flut sollen geschulte Berater der Investitions- und Strukturbank (ISB) bei Hausbesuchen den Opfern der Katastrophe beim Ausfüllen der Anträge helfen. «Es gibt viele zerstörte Häuser nach wie vor», sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der Vorstellung des Projekts am Montag in Altenahr-Kreuzberg. «Wir haben bereits viele Hilfsangebote auch für die Antragstellung an den Infopoints.» Aber viele Menschen machten davon – aus unterschiedlichen Gründen – bisher keinen Gebrauch.

«Offenbar sind viele Menschen im Ahrtal derart in ihren Grundfesten erschüttert und sie stehen vor einem solch großen Berg an Problemen, dass sie nicht in der Lage sind, sich aktiv die Hilfe zu suchen bei der Antragstellung oder anderen Dingen», stellte Dreyer fest. «Genau sie wollen wir mit Hausbesuchen erreichen und ihnen entsprechende Hilfsangebote vermitteln.»

Viele wüssten auch noch nicht, ob und was ihre Versicherungen übernähmen. «Die Bevölkerung ist darauf angewiesen, dass die Versicherungen großzügig mit den Anträgen der Bürger umgehen.» Darüber sei die Landesregierung mit den Versicherungen im Gespräch.

Am 20. April sollen die Hausbesuche beginnen – zunächst in Kreuzberg, Altenahr und Heppingen. Gleichzeitig werde eine 0800er-Telefonnummer bekannt gegeben, bei der sich Betroffene aus anderen Gemeinden direkt melden können, dann würden Hausbesuche dort auch vorgezogen. Die Ortsgemeinde Altenahr mit ihren rund 1900 Einwohnerinnen und Einwohnern und den Ortsteilen Altenahr, Altenburg, Kreuzberg und Reimerzhoven wurde von der Sturzflut im vergangenen Sommer schwer getroffen. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Von 660 Häusern wurden 520 geschädigt.

Die digitalen Anträge bei der ISB könnten noch bis Ende Juni 2023 gestellt werden, sagte Ulrich Link vom ISB-Vorstand. Beim Hausrat seien seit September 2021 bereits 95 Prozent von 8400 Anträgen bewilligt worden.

Bis zur Jahresmitte sollten auch rund 80 Prozent der Anträge auf Entschädigung wegen beschädigter Häuser entschieden sein. Rund 1300 solcher Anträge lägen vollständig vor, davon seien etwa 50 Prozent (670) bearbeitet. Bei 400 davon sei bereits die erste von vier Tranchen ausgezahlt. Vollständig ausgezahlt seien bislang drei Anträge. Dies könne künftig schneller gehen, weil inzwischen auf die vierwöchige Widerspruchsfrist verzichtet und der erste Abschlag von 20 Prozent direkt ausgezahlt werden dürfe. Zudem habe die ISB mehr geschultes Personal.

Im Portal der ISB seien insgesamt 2250 Anträge auf Entschädigung für Wohngebäude angelegt, aber noch nicht vollständig ausgefüllt, sagte Link. «Wir sind aber von 8000 bis 9000 Anträgen ausgegangen.» Diese Lücke solle mit Hilfe der Hausbesuche geschlossen werden.

Thomas Pütz vom Helfershuttle berichtete von einer eigenen Umfrage im Ahrtal, bei der auch erhoben werden solle, ob Menschen noch Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge bräuchten. Bisher seien 418 Häuser vor allem in Mayschoß, Rech und Dernau abgefragt worden. «Die Situation ist sehr bedrückend», berichtete Pütz. «Viele fühlen sich immer noch allein gelassen.»

 

 

 

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