Experten wollen Missbrauchsskandal an Uniklinik aufarbeiten

Homburg (dpa/lrs) – Fast zweieinhalb Jahre nach Bekanntwerden eines Skandals um mutmaßlichen sexuellen Missbrauch von Kindern am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) wollen Experten die Fälle aufarbeiten. Die unabhängige Kommission ging am Dienstag unter dem Vorsitz des früheren Präsidenten des Bundeskriminalamtes und heutigen Bundesvorsitzenden des Weißen Rings, Jörg Ziercke, in Homburg an den Start. Er sagte: «Wir wollen den Betroffenen die persönliche und öffentliche Anerkennung zuteil werden lassen, die sie bisher vermissen. Wiedergutmachung und Entschädigung gehören selbstverständlich dazu»

Ende Juni 2019 war bekanntgeworden, dass ein 2016 gestorbener Assistenzarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKS in Homburg von 2010 bis 2014 mehrere Kinder bei Untersuchungen sexuell missbraucht haben soll. Die Staatsanwaltschaft hatte damals wegen 34 Verdachtsfällen ermittelt – das Verfahren aber nach dem Tod des Arztes eingestellt. Die Eltern der betroffenen Kinder waren über Jahre nicht informiert worden: Das erfolgte erst im Sommer 2019.

Ziercke betonte, die sechsköpfige Kommission wolle, wenn die Betroffenen zustimmen, bekannte Fälle nachträglich beleuchten und mögliche bisher unbekannte Verdachtsfälle zutage fördern. Zum Auftrag des Gremiums gehöre zudem «die Analyse der Tatumgebung» und das Erkennen «tatfördernder Strukturen». Auch Schutzkonzepte, Prävention und eine Einschätzung einer Opferentschädigung stünden auf der Liste. Die Kommission werde mindestens bis Ende 2022 arbeiten.

 

 

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