Regisseurin: Festspiele hinterfragen Geschlechterbilder

Worms (dpa/lrs) – Die Nibelungen-Festspiele in Worms wollen in der diesjährigen Inszenierung «Brynhild» (7. bis 23. Juli) unter anderem Weiblichkeits- und Männlichkeitsbilder hinterfragen. «Wir werden eintauchen in ein dystopisches Universum, in der wir die Idylle der Mythologie neu formatieren und feministisch überschreiben», sagte Regisseurin Pinar Karabulut am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

In der historischen Vorlage gebe es mit Brünhild und Kriemhild zwei starke Frauen, die trotzdem dem «patriarchalen Darstellungsmuster» unterworfen würden. «Dies will ich in der Inszenierung dieses Jahr ändern. Alle Frauen auf der Bühne sollen selbstermächtigt handeln und ihre eigene Legende neu schreiben», kündigte Karabulut an.

Feminismus bedeute für sie nicht nur, die weibliche Seite in den Vordergrund zu stellen, sondern alle Rollenbilder zu hinterfragen. «Männer leiden unter dem Patriarchat genauso wie Frauen.»

Karabulut hat sich unter anderem mit der Inszenierung von Klassikern wie Fjodor Dostojewski und Franz Kafka einen Namen gemacht. «In meinen Inszenierungen seziere ich die Figuren auf ihre tiefste Psychologie», sagte die 1987 in Mönchengladbach geborene Künstlerin. Für sie seien Klassiker «zeitlose Stoffe über menschliche Leidenschaften wie Liebe, Hass, Freundschaft, Zorn, Mut, Geduld, Eifersucht, Rache». Auf der Bühne führe sie diese Leidenschaften der Figuren zusammen mit der Surrealität des Lebens.

Den «magischen Ort» vor dem Wormser Kaiserdom wolle sie in «Brynhild» als «dystopische» (alptraumhafte) Landschaft bespielen lassen, sagte Karabulut. «Epochen, Ideologien, Naturelemente, alles überlagert sich, und am Ende bleibt ein Ort der Sehnsucht. Ein Ort, welcher dich in die Zukunft, die Vergangenheit und in die Abgründe deines Unterbewusstseins führen kann.»

Autorin des Stücks ist Maria Milisavljevic – als erste weibliche Autorin in Worms. Die Festspiele in einer der ältesten Städte Deutschlands finden seit 2002 statt. Das Nibelungenlied um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen gilt als eine der Lieblingssagen der Deutschen.

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