Fischsterben an der Oder – «Sowas noch nicht erlebt»

Frankfurt (Oder) (dpa) – Der Berufsfischer Henry Schneider hat sich erschüttert über das massive Fischsterben in der Oder geäußert. Die wirtschaftlichen Folgen seien noch nicht abschätzbar. «Sowas haben wir noch nicht erlebt. Tote Fische sind überall zu sehen. Es sind viele», sagte der Fischermeister. Er führt in Brieskow-Finkenheerd im Kreis Oder-Spree, nicht weit entfernt von Frankfurt (Oder), einen Familienbetrieb in der fünften Generation.

Für sein aktuelles Geschäft sieht er bislang keine direkten Folgen. «Wir kommen gut über den Sommer», sagte Schneider. Da die Oder extremes Niedrigwasser führe, habe er bereits vor drei Wochen die Fischerei in der Oder eingestellt und sei auf andere Gewässer ausgewichen. Ob Laich- und Jungfische gestorben seien, lasse sich erst in einigen Monaten sehen. «Es kann schlimm ausgehen, oder es kann sein, dass die Anrainer mit einem blauen Augen davon kommen.»

Unterdessen beschäftigt sich auch der brandenburgische Landtag mit dem Fischsterben. Die Linksfraktion teilte mit, sie habe beantragt, das Thema im Umweltausschuss zu beraten. Das Ministerium solle dabei über Ursachen und Konsequenzen berichten.

Ursachen noch ungeklärt

«Die Bilder von den toten Fischen in der Oder sind schlimm. Jetzt muss es darum gehen, schnell die Ursachen zu klären und die Fischkadaver zu entsorgen, um Gefahren für Menschen und Umwelt abzuwenden», sagte der umweltpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Thomas Domres, laut Mitteilung. «Da das Fischsterben offenbar auf polnischer Seite schon vor Tagen aufgetreten ist, muss außerdem geklärt werden, warum der Informationsfluss zwischen polnischer und deutscher Seite nicht geklappt hat.»

Das Landesamt für Umwelt teilte mit, dass es keine offizielle Meldung von polnischer Seite erhalten habe. Das Umweltressort gehe auf die polnische Seite zu, hatte das Landesamt am Mittwoch außerdem mitgeteilt.

Nach Angaben der polnischen Umweltbehörde wurden Wasserproben allerdings als unbelastet deklariert. «Die aktuellen Ergebnisse bestätigen kein Vorhandensein von toxischen Substanzen, darunter auch Mesitylen, auf dem gesamten untersuchten Flussabschnitt, der sich über fünf Wojwodschaften erstreckt», teilte die Behörde am Donnerstag per Twitter mit. Das Wasser der Oder werde täglich untersucht.

Die Flussbadestelle in Schwedt an der Oder wurde derweil vorsorglich gesperrt, wie eine Sprecherin der Kreisverwaltung Uckermark am Donnerstag in Prenzlau (Brandenburg) sagte. Der Verein, der die Badestelle betreibe, habe damit auf die Empfehlung des Landkreises Uckermark reagiert, Kontakt mit dem Flusswasser zu meiden. Auch andere Landkreise riefen nach Bekanntwerden des Fischsterbens in Frankfurt (Oder) und umliegenden Regionen dazu auf, die Berührung mit dem Wasser zu vermeiden.

In der Oder ist es zu einem massiven Fischsterben gekommen. Behörden in Brandenburg warnen davor, das Flusswasser zu nutzen oder in Kontakt damit zu kommen. In Polen ermittelt die Staatsanwaltschaft Wroclaw (Breslau) wegen eines möglichen Umweltdelikts. Ob giftige Chemikalien die Ursache sind, war am Donnerstag weiterhin unklar.

 

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