Özdemir und Buschmann schlagen «Containern» ohne Strafe vor

Von Anne-Beatrice Clasmann, dpa

Berlin (dpa) – Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) wollen dafür sorgen, dass niemand mehr dafür bestraft wird, dass er noch genießbare Lebensmittel aus Abfallcontainern holt. Eine Gesetzesänderung auf Bundesebene ist allerdings vorerst nicht geplant.

Vielmehr werben die beiden Bundesminister in einem gemeinsamen Schreiben an die Justizminister und -senatoren der Länder dafür, einen Vorschlag des Landes Hamburg von 2021 zu unterstützen. Dieser sieht eine Änderung der Richtlinien für das Straf- und Bußgeldverfahren vor, die von den Ländern beschlossen werden könnte.

Danach sollte das sogenannte Containern nur noch bestraft werden, wenn ein Hausfriedensbruch vorliegt, «der über die Überwindung eines physischen Hindernisses ohne Entfaltung eines wesentlichen Aufwands hinausgeht oder gleichzeitig den Tatbestand der Sachbeschädigung erfüllt». Mit anderen Worten: Wer über eine niedrige Mauer steigt, um an den Abfallcontainer des Supermarktes zu gelangen und Lebensmittel mitnimmt, soll dafür nicht wegen Diebstahls belangt werden. Wer auf der Suche nach noch verzehrfähigen Lebensmitteln ein Tor aufhebelt und beschädigt, müsste dagegen weiterhin mit einer Strafe rechnen.

Einer von vielen Bausteinen

«Wenn sich Menschen weggeworfene Lebensmittel mit nach Hause nehmen, ohne dabei eine Sachbeschädigung oder einen Hausfriedensbruch zu begehen, dann muss das nach meiner Meinung nicht weiter strafrechtlich verfolgt werden», sagte Buschmann. Özdemir sagte, die Änderungen bei den Richtlinien zum Verfahrensrecht könnten einer von vielen Bausteinen im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung sein – «hier können auch die Bundesländer einen konkreten Beitrag leisten».

Laut Bundeslandwirtschaftsministerium werden jedes Jahr in Deutschland rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt. Jeder Verbraucher in Deutschland wirft demnach im Schnitt 78 Kilogramm pro Jahr weg. Das sind 59 Prozent der Lebensmittelabfälle. Etwa 17 Prozent der Lebensmittel werden in Restaurants, Kantinen und bei anderen Formen der Außer-Haus-Verpflegung weggeworfen. Bei der Verarbeitung gehen laut Ministerium rund 1,6 Millionen Tonnen verloren, etwa durch fehlerhafte Verpackungen, das sind 15 Prozent der Lebensmittel. Im Handel entstehen demnach sieben Prozent der Lebensmittelabfälle, etwa durch zu große Bestellmengen, die nicht vollständig verkauft werden. Der Schwund, der in der Landwirtschaft entsteht, etwa bei der Lagerung oder durch Schlachtabfälle, macht demzufolge rund zwei Prozent aus.

Problem nicht an der Wurzel gepackt?

Rolf Sommer vom WWF Deutschland sagt: «Die Legalisierung des Containerns ist ein guter Schritt, aber damit packt die Bundesregierung das Problem Lebensmittelverschwendung nicht an der Wurzel an.» Was am Ende in der Tonne lande, werde nur besser verteilt. Besser wäre eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen – für alle Wirtschaftsbeteiligten auf allen Herstellungs- und Vertriebsebenen.

Auch Rezzo Schlauch, der sich als Anwalt 2020 für zwei junge Tübinger eingesetzt hatte, die beim Containern erwischt worden waren, kritisierte den Vorstoß als nicht weitgehend genug. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Das halte ich für halbgar, wenn man da einen klaren Schnitt machen will, muss man die Strafbarkeit von Containern aufheben.» Die Klimaaktivisten der Gruppe «Letzte Generation» hatten im vergangenen Jahr Straßen mit der Begründung blockiert, sie wollten Druck auf die Bundesregierung ausüben, damit diese ein «Essen-Retten-Gesetz» auf den Weg bringe.

Das Bundeskabinett hatte kurz vor Weihnachten einen Gesetzentwurf von Buschmann zum Sanktionenrecht beschlossen, der unter anderem eine kürzere Haft bei nicht bezahlter Geldstrafe vorsieht. Über eine weitere Reform, bei der beispielsweise das Schwarzfahren von der Straftat zur Ordnungswidrigkeit herabgestuft werden könnte, hat die Regierung dagegen noch nicht entschieden. Im Zusammenhang mit einer geplanten allgemeinen Überprüfung einzelner Paragrafen des Strafgesetzbuches, die dem Vernehmen nach aber noch etliche Monate in Anspruch nehmen dürfte, könnte dann auch überlegt werden, ob zum Containern auch noch eine Änderung im Strafrecht kommen soll.

Eine solche Änderung ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP nicht explizit vorgesehen. Dort heißt es lediglich: «Wir werden gemeinsam mit allen Beteiligten die Lebensmittelverschwendung verbindlich branchenspezifisch reduzieren, haftungsrechtliche Fragen klären und steuerrechtliche Erleichterung für Spenden ermöglichen.»

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Neue Behörde kämpft gegen illegales Glücksspiel und Sucht

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) will konsequent gegen illegales «Zocken» im Internet vorgehen. Ziel sei der Schutz der Menschen vor Spiel- und Wettsucht und diese früh zu erkennen. «Wir haben ein schlagkräftiges Team, das hochmotiviert und hervorragend ausgebildet ist», sagte Vorstand Ronald Benter am Dienstag. Die neue Behörde hat nach eineinhalb Jahren Aufbauarbeit am 1. Januar 2023 mit 75 Beschäftigten ihre Arbeit in Halle aufgenommen. Darunter sind Juristen und IT-Experten. 104 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen es laut Benter künftig sein.

Zentrale Aufgabe der Behörde ist es, den deutschen Online-Glücksspielmarkt zu regulieren, indem sie länderübergreifende Glücksspielangebote im Internet prüft und nach strengen Kriterien genehmigt. Sie kann den Angaben zufolge Zwangsgelder von bis zu 500 000 Euro verhängen, auch mehrmals, sagte Vorstand Benjamin Schwanke. Er leitet mit Benter die Behörde. Möglich sind zudem Zahlungsstopps an die Anbieter und Internet-Sperren (IP-Blocking). «Wir werden dafür sorgen, dass es sich nicht lohnt, sich illegal zu verhalten», sagte Schwanke. Weiterlesen

Saarland macht Deutschland-Ticket für junge Leute günstiger

Saarbrücken (dpa/lrs) – Das Saarland macht das geplante Deutschland-Ticket zum Preis von 49 Euro für jüngere Menschen noch etwas günstiger. Schülerinnen und Schüler, Azubis und Freiwilligendienstleistende sollen künftig für 365 Euro im Jahr rund um die Uhr alle Busse und Bahnen des Nahverkehrs nutzen können – dank des Deutschland-Tickets sogar bundesweit, wie Saar-Mobilitätsministerin Petra Berg (SPD) am Dienstag ankündigte. Das «Junge-Leute-Ticket» werde eingeführt, wenn auch das Deutschland-Ticket offiziell starte, denkbar sei zum 1. Mai. Weiterlesen

Saarland: Weiter Maskenpflicht in Bahnen und Bussen

Saarbrücken (dpa/lrs) – Im Saarland bleibt es weiter bei der Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Das hat der Ministerrat am Dienstag in Saarbrücken entschieden und es in der nächsten Corona-Verordnung bis einschließlich 10. Februar festgeschrieben. Vor allem an Orten, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenkämen, trage eine Mund-Nasen-Bedeckung dazu bei, Infektionen zu verhindern, teilte die Staatskanzlei nach der Sitzung mit. Weiterlesen

Nationalmannschafts-Arzt Tim Meyer hört nach 21 Jahren auf

Frankfurt/Main (dpa) – Nach sechs Weltmeisterschaften und 21 Jahren hört Tim Meyer als Teamarzt der deutschen Männer-Nationalmannschaft auf. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstag in Frankfurt/Main mitteilte, geschieht dies auf Wunsch des 55 Jahre alten Sportmediziners von der Universität Saarbrücken. Nach dem WM-Debakel von Katar und dem Rücktritt von DFB-Direktor Oliver Bierhoff verliert Bundestrainer Hansi Flick damit einen langjährigen Mitarbeiter.

«Meine Wertschätzung für den Menschen und den Mediziner Tim Meyer ist riesig. Seine Expertise und sein Know-how haben mich immer wieder verblüfft. Er wird uns fehlen als Arzt – und auch als Ratgeber sowie interessanter und kluger Gesprächspartner», sagte Flick.

«Es war eine tolle Zeit, für die ich dem Deutschen Fußball-Bund und allen Bundestrainern, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, unheimlich dankbar bin», sagte Meyer in der Verbandsmitteilung. Er gehörte schon zur DFB-Auswahl unter Teamchef Rudi Völler, dann unter Jürgen Klinsmann, Joachim Löw und Flick und war bei 289 Länderspielen dabei. «Bereits vor der WM hatte ich mit meiner Frau besprochen, dass ich aufhören möchte, weil meine zeitliche Gesamtbelastung einfach an Grenzen stieß. Mit dem Vollzug wollte ich nicht in die Diskussionen der unmittelbaren Nach-WM-Zeit geraten, um keinen falschen Eindruck zu erwecken.»

Meyer bezeichnete den WM-Triumph 2014 in Brasilien als emotionalen Höhepunkt seiner Tätigkeit beim DFB. In der Corona-Pandemie sorgte er mit einem medizinischen Konzept dafür, dass der Spielbetrieb unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga (DFL) weiterging. Meyer bleibt Vorsitzender der Medizinischen Kommission beim DFB. Künftig will er sich verstärkt in der internationalen Fußballforschung und -beratung engagieren.

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Urteil wegen Mordes an Tankstelle wird rechtskräftig

Bad Kreuznach (dpa) – Das Urteil des Landgerichts Bad Kreuznach im Tankstellen-Mordprozess ist rechtskräftig geworden. Die Staatsanwaltschaft und der Verurteilte nahmen beide ihre Revision ohne nähere Begründung zurück, wie ein Gerichtssprecher am Dienstag mitteilte. Weiterlesen

Bericht: Starke Stürme, Hitze, Dürre werden häufiger

München (dpa) – Zunehmend heftige Stürme lassen nach Einschätzung des Rückversicherers Munich Re in den kommenden Jahren steigende Naturkatastrophenschäden auf der Erde befürchten. Im vergangenen Jahr verursachten Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und andere Naturkatastrophen weltweit volkswirtschaftliche Schäden von 270 Milliarden Dollar, wie die Munich Re am Dienstag mitteilte.

Das war nach Analyse des Unternehmens zwar weniger als 2021 (320 Mrd), reihte sich aber in die «schadenintensiven» vergangenen fünf Jahre ein. Teuerste Katastrophe des vergangenen Jahres war demnach mit 100 Milliarden Dollar der Hurrikan «Ian», der Ende September die US-Ostküste traf. Weiterlesen

Louis Klamroths solide Premiere bei «Hart aber fair»

Berlin (dpa) – Neue Töne bei «Hart aber fair»: Louis Klamroth hat am Montagabend seinen Einstand als Moderator der erfolgreichen Polit-Talkshow im Ersten gehabt. Der 33-Jährige nahm sich bei der Livesendung zum Thema «Ein Land wird ärmer – wer zahlt die Krisenrechnung 2023?» unverkennbar seinen Vorgänger Frank Plasberg zum Vorbild.

Klamroth setzte aber auch eigene Akzente. Statt einer Stimme aus dem Off stellte der Moderator selbst die Kern-Standpunkte seiner Runde vor. Als er seinen Gast Monika Schnitzer ansprach, redete Klamroth die Professorin gendernd als «Wirtschaftsweisin» an.

Zuschauerlob bei Twitter

Trotz der Anwesenheit von hoher Politprominenz wie SPD-Chef Lars Klingbeil und CDU-Politiker Jens Spahn holte der Moderator vor allem den Familienvater Engin Kelik mit seinen Alltagssorgen eines Normalbürgers immer wieder prominent in die Runde. Das trug Klamroth bei Twitter Zuschauerlob ein. Weiterlesen

Dax nach starkem Jahresstart leicht im Minus

Frankfurt/Main (dpa) – Der deutsche Aktienmarkt gibt nach der Rally zu Jahresanfang ein klein wenig nach. Der Leitindex Dax verlor am Dienstagvormittag 0,29 Prozent und erreichte 14.749,59 Punkte. Zu Wochenbeginn hatte das Börsenbarometer bei 14.832 Punkten den höchsten Stand seit März 2022 erreicht.

Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es am Dienstag um 0,71 Prozent auf 27.366,02 Punkte abwärts. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 0,41 Prozent.

An der tonangebenden Wall Street hatten am Montag nach starkem Auftakt die Anschlusskäufe gefehlt – der US-Leitindex Dow Jones Industrial und der marktbreite S&P 500 schlossen letztlich im Minus.

Lotto-Fee Miriam Hannah tippt mit ihrer Omi

Saarbrücken (dpa/lrs) – Lotto-Fee Miriam Hannah (40) spielt selbst gerne Lotto. «Ich habe eine Tippgemeinschaft mit meiner Omi», sagt die Moderatorin, die die Ziehung der Lotto-Zahlen im Internet präsentiert, in Saarbrücken. «Wir wählen immer neue Zahlen aus.» Große Gewinne hätten sie bisher noch nicht gehabt. Das höchste sei eine dreistellige Summe gewesen. «Ich tippe gerne Zahlen, bei denen man erstmal das Gefühl hat: Das kommt niemals. Dabei fühle ich mich am wohlsten», sagt Hannah der Deutschen Presse-Agentur. Weiterlesen

«Klimaterroristen» zu «Unwort des Jahres» 2022 gekürt

Marburg (dpa) – Das «Unwort des Jahres» 2022 lautet «Klimaterroristen». Das gab die sprachkritische «Unwort»-Aktion am Dienstag in Marburg bekannt. Der Ausdruck sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, begründete die Jury ihre Wahl. Sie kritisierte die Verwendung des Begriffs, weil Aktivistinnen und Aktivisten mit Terroristen «gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden». Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury.

Die seit 1991 stattfindende «Unwort»-Wahl soll auf einen unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so für einen bedachten Umgang mit Begriffen sensibilisieren. Weiterlesen

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