Hochwasser weckt an der Ahr schlimme Erinnerungen

Bad-Neuenahr Ahrweiler (dpa/lrs). Stundenlanger Regen und die Hochwasser-Bilder aus dem Norden und Osten Deutschlands: Viele Menschen an der Ahr sind in diesen Tagen angespannt und sorgenvoll, empfinden aber auch Mitgefühl mit den Betroffenen, die ihre Häuser verlassen müssen oder um die Stabilität der Deiche kämpfen. «Bei vielen Menschen kribbelt es, wenn Regen fällt», sagt Ahr-Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Wenn es Bindfäden regne und der Himmel dunkelgrau sei, ertappe sie sich selbst auch dabei, dass sie sich sagen müsse, «es regnet jetzt nur zwei Stunden und es ist nicht bedrohlich». «Es gibt aber auch viele sehr traumatisierte Menschen im Kreis, die nicht schlafen können und keinen Bissen runter bekommen, wenn es regnet.» Sie hoffe, dass sie die Hilfsangebote nutzten und diese auch ausreichten.

Der Pegelstand an der Mittelahr sei zwar derzeit auch etwa 1,30 bis 1,40 Meter über dem Normalzustand, ein Hochwasser wie im Norden Deutschlands oder gar während der Flutkatastrophe am 14./15. Juli 2021 drohe aktuell aber nicht. «Die Situation ist noch nicht problematisch an der Ahr und es sieht auch so aus, als ob es relativ ruhig bleibt», betont Weigand. Aber auch: «Wir beobachten ständig die Pegel.» Der Bewuchs am Ahrufer sei zudem noch sehr spärlich. «Seit der Flut sieht sie anders aus und ist breiter, wenn viel Regen fällt, ist sie laut und fließt schneller.» Auch das beunruhige viele Menschen.

Die Landrätin forderte die Menschen auf, sich auch selbst zu informieren. Die Möglichkeiten dafür seien besser als in der Katastrophennacht vor rund zweieinhalb Jahren. Inzwischen gebe es die «Meine Pegel»-App und in Rheinland-Pfalz online einsehbare Karten, die über die Gefahren möglicher Sturzfluten informieren. Die Nutzer können bis in einzelne Orte, sogar bis in ihre Wohnstraße, hineinzoomen und dort die Folgen verschieden starker Starkregen einsehen. Weigand forderte aber Bewohner und Bauunternehmer auf, darauf zu achten, die Ahrufer frei zu halten und dort nicht etwa Baumaterial abzulegen.

Weigand appelliert an die Bundesländer und den Bund, den Katastrophenschutz auszubauen und stärker auf unterschiedliche Wetterereignisse in den unterschiedlichen Regionen zuzuschneiden. «Das kostet Arbeit und Geld, ist aber notwendig», betont die Landrätin. «Die extremen Wetterereignisse infolge des Klimawandels werden häufiger und heftiger.» Der Kreis Ahrweiler baue gerade eine Stabsstelle für Brand- und Katastrophenschutz auf. Außerdem gebe man – ungeachtet der Bemühungen der Landesregierung – in diesem Jahr noch einmal rund fünf Millionen Euro für den Brand- und Katastrophenschutz aus. Auch die Kommunen vor Ort investierten in ihre Feuerwehren.

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