Drogentod einer 13-Jährigen richtet Fokus auf Drogenpolitik

Berlin (dpa). Bessere Aufklärung speziell bei Jugendlichen und Projekte wie das noch neue Drug-Checking: Nach dem mutmaßlichen Drogentod einer 13-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern ist das Entsetzen groß und der Blick richtet sich auf die Drogenpolitik.

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD) fordert: «Die jüngsten Fälle müssen uns jedoch dazu anhalten, jetzt mehr Kraft und Geld in den Ausbau der Prävention an Schulen zu investieren.» Außerdem geistert seit Dienstag der Name «Blue Punisher» durch die Nachrichten – eine solche Ecstasy-Pille soll das Mädchen vor seinem Tod eingenommen haben. Aber was genau ist das, was macht es so gefährlich und wie verbreitet ist Ecstasy noch in Deutschland?

Blienert: Kleine knallbunte Pillen können tödlich enden

Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) waren von den 1990 Menschen, die im Jahr 2022 an den Folgen ihres illegalen Drogenkonsums gestorben sind, 392 unter 30 Jahre alt und 21 minderjährig. Blienert sagte nun der Deutschen Presse-Agentur: «Es rettet Leben, wenn Kinder und Jugendliche ganz früh bereits wissen, dass die kleinen knallbunten Pillen höchst gefährlich und sogar tödlich enden können. Und dass sie auch wissen, dass die Pillen auch zu einem tödlichen Höllentrip werden können, selbst wenn sie die Pille von einem netten Kumpel auf dem Schulhof geschenkt bekommen.» Darüber müsse man mit den Jugendlichen reden – zu Hause, in der Schule, in Vereinen, beim Sport, in Clubs.

Gab bereits Warnungen vor «Blue-Punisher»-Tabletten

Die knallbunten Pillen – im Fall der 13-Jährigen war es mutmaßlich eine blaue Pille mit Totenkopfmotiv. Diese sind oft hoch dosierte Ecstasy-Pillen, doch das ist nicht immer so, wie das Bundeskriminalamt erläutert. Bei «Blue Punisher» handele es sich nicht um eine separate Droge, sondern um ein Logo oder Motiv einer Ecstasy-Tablette. Tabletten mit dem gleichen Logo könnten aus unterschiedlichen Quellen stammen und völlig unterschiedliche Zusammensetzungen und Wirkungen haben.

«Das Logo “Blue Punisher” ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt, konkrete Zahlen zur Verbreitung einzelner Ecstasylogos existieren nicht», hieß es beim BKA. «In der Vergangenheit gab es bereits verschiedene Warnmeldungen verschiedener nationaler und internationaler Institutionen zu diesem Logo, dass hier eine erhöhte Dosierung des Wirkstoffes, in aller Regel MDMA, vorliegen könnte.» Welchen Wirkstoff die in Mecklenburg-Vorpommern konsumierten Tabletten enthielten und ob hier eine erhöhte Wirkstoffkonzentration vorlag, sei bisher nicht bekannt.

Neues Projekt – «Drug-Checking rettet Leben!»

Blienert blickt anlässlich der aktuellen Geschehnisse und Debatte auch auf ein noch ganz neues Projekt: «Die tragischen Ereignisse bestätigen einen weiteren Fakt: Druck-Checking rettet Leben!» Erste Modellprojekte dazu gibt es in Berlin. «Wie der Name bereits verrät, werden in den Drogenteststationen illegale Drogen auf Verunreinigungen und Zusammensetzung geprüft», erklärt Blienert. Erst am vergangenen Freitag (23.6.) beschloss der Bundestag, dass die Länder solche Modellvorhaben erlauben können sollen, «wenn mit der Analyse eine Risikobewertung und gesundheitliche Aufklärung verbunden ist».

Aber: Bis die Ergebnisse einer solchen Laboranalyse vorliegen, dauert es drei Tage bis maximal eine Woche. Blienert sieht aber auch andere Vorteile als die reinen Analyseergebnisse: «Außerdem ist das ein sehr einfacher Weg, um mit Drogen-Konsumierenden schnell und unkompliziert in ein Beratungsgespräch zu kommen», sagte er. «Mit der Erlaubnis zum Drug-Checking kommen wir in der Drogenpolitik einen wichtigen Schritt weiter: weg von Strafe, hin zu Schutz und Hilfe!»

Ecstasy-Handel ging während der Pandemie zurück

Dass allein das Äußere nicht viel über die Gefahr aussagt, die von einer Droge ausgeht, betont auch das BKA. Auch Ecstasy-Tabletten mit anderen Logos – also nicht «Blue Punisher» – könnten andere oder erhöhte Wirkstoffgehalte aufweisen. Generell ging der Handel mit Ecstasy in den vergangenen Jahren eher zurück – etwa 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent.

«Dieser Rückgang lässt sich aber durchaus mit der Corona-Pandemie und den entsprechenden Ausgangsbeschränkungen erklären, da der Ecstasykonsum sehr häufig eine große Rolle bei Partys und Feiern spielt, die in dieser Zeit nicht möglich waren», erklärt das BKA dazu. Aktuelle Zahlen für das Jahr 2022 gebe es noch nicht. «Es ist aber von einem mindestens gleichbleibenden wenn nicht gegebenenfalls ansteigenden Niveau auszugehen.»

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