Mit 85 auf Demos und Drehs – Jane Fonda kämpft weiter

Von Barbara Munker, dpa

Los Angeles (dpa) – Jane Fonda hat ihren 85. Geburtstag vorgefeiert und dabei auf eine große Party mit Promi-Gästen verzichtet. «Am 21. Dezember werde ich 85 Jahre alt, aber ich feiere meinen Geburtstag am 10. November in Atlanta mit einer Spendenaktion», teilte die Hollywood-Ikone schon Ende Oktober ihren zwei Millionen Instagram-Followern mit. Fondas Management bestätigte der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage, dass für den eigentlichen Geburtstag kein Event geplant sei.

Schon ihren 80. Geburtstag hatte Fonda ganz ihrem langjährigen Herzensprojekt gewidmet. Die Einkünfte der Spenden-Gala fließen in ihre Hilfsorganisation GCAPP, mit der die Schauspielerin und Aktivistin im US-Staat Georgia Heranwachsende unterstützt, etwa mit Programmen zur Verhütung von Teenagerschwangerschaften.

Sie könne ihr Leben nicht verlängern, aber sie könne es «breiter und tiefer» machen, sagte Fonda im November der US-Zeitschrift «People». «Ich hoffe, ich kann jungen Menschen ein Beispiel sein, so dass sie keine Angst davor haben, älter zu werden».

Sie wurde bei Demos schon festgenommen

Fonda, die sich neben der Schauspielerei seit den 60er Jahren für Frieden, Feminismus und verstärkt für den Umweltschutz einsetzt, ist ganz die liberale Aktivistin geblieben. Mit knallrotem Mantel und rotem Hut trat sie Anfang Dezember bei einem «Fire Drill Fridays»-Protest in Washington kämpferisch vor die Menge. Seit 2019 ist Fonda bei den Demonstrationen gegen den Klimawandel dabei, mehrmals schon wurde sie festgenommen.

Von ihrer Krebserkrankung wollte sie sich nicht bremsen lassen, hatte sie im September erklärt, als sie die Öffentlichkeit per Instagrambotschaft wissen ließ, dass bei ihr ein sogenanntes Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert worden war. Sie habe mit Chemotherapie begonnen und vertrage das recht gut, schrieb die zweifache Oscar-Preisträgerin in dem sozialen Netzwerk. Erkrankung und Behandlung würden ihren Einsatz für den Klimaschutz nicht bremsen, beteuerte sie.

Eine knappe Woche vor ihrem Geburtstag teilte Fonda nun eine gute Nachricht ihrer Ärzte. Ihr Krebs sei in Remission, sie könnte die Chemotherapie einstellen. Dies sei das «beste Geburtstagsgeschenk aller Zeiten», jubelte sie auf Instagram.

Fonda spielt in Roadtrip-Komödie «80 for Brady» mit

Auch vor der Kamera mischt Fonda mit 85 Jahren noch mit. «Was soll ich dazu sagen? Lily Tomlin, Rita Moreno, Sally Field und ich haben gerne ein bisschen Spaß!», schrieb sie Mitte Dezember auf Instagram zu einem Filmposter für die Roadtrip-Komödie «80 for Brady», die im Februar in die Kinos kommen soll. Der Film mit dem grauhaarigen Damen-Quartett (im Alter von 76 bis 91 Jahren) ist von einer wahren Geschichte inspiriert. Vier beste Freundinnen reisten 2017 zum Super Bowl, um den Star-Quarterback Tom Brady zu erleben. Der American-Football-Superstar spielt in dem Streifen natürlich mit.

Damit treffen die alten Freundinnen Fonda und Tomlin (83) wieder aufeinander, die seit 2015 über sieben Staffeln hinweg die Netflix-Comedy-Serie «Grace und Frankie» drehten. Darin spielen sie langjährige Ehefrauen, deren Männer sich unerwartet als schwul outen. Notgedrungen ziehen die Managerin und die Kunstlehrerin zusammen und meistern mit vereinten Kräften das neue Leben.

Debütfilm mit Anthony Perkins

Fonda hat eine bewegte Vergangenheit. Sie war zwölf Jahre alt, als ihre Mutter sich das Leben nahm. Sie wuchs bei der Großmutter im US-Staat Connecticut auf. Als Tochter des Bühnen- und Filmstars Henry Fonda und Schwester von Peter Fonda lag ihr die Schauspielerei im Blut. An dem berühmten New Yorker Actors Studio lernte sie ihr Handwerk.

New Yorker Theaterkritiker feierten sie 1960 als «beste Nachwuchsschauspielerin». In der romantischen Komödie «Tall Story» (1960) stand sie mit Anthony Perkins erstmals vor der Filmkamera. Dem französischen Regisseur Roger Vadim, der zuvor Brigitte Bardot entdeckt hatte, folgte sie wenig später nach Paris. Er gab ihr mehrere Rollen und machte sie durch den erotischen Science-Fiction-Streifen «Barbarella» zum weltberühmten Sexsymbol.

Zurück in Hollywood holte sich Fonda als Marathontänzerin in dem Drama «Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss» ihre erste Oscar- Nominierung. Den begehrten Preis gewann sie zweimal: 1971 für ihre Prostituiertenrolle in «Klute» und 1978 für das Vietnamkriegsdrama «Coming Home». Es folgten Filme wie «Das China-Syndrom» und das Familiendrama «Am Goldenen See» – der erste und einzige Film, in dem Fonda an der Seite ihres bereits todkranken Vaters auftrat.

Sie baute sich ein Fitness-Imperium auf

Beim Filmfest in Venedig 2017 wurden Fonda und Robert Redford mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk gefeiert. Gleichzeitig stellten sie ihren neuen Liebesfilm «Unsere Seelen bei Nacht» vor, ihr vierter gemeinsamer Film nach «Ein Mann wird gejagt», «Barfuß im Park» und «Der elektrische Reiter».

Mit Aerobic-Videos, später auch mit Stretching und Yoga, baute Fonda in den 1980er Jahren ein Fitness-Imperium auf. Jahrzehnte später erhielt sie ein künstliches Kniegelenk und eine neue Hüfte. Im vorigen April sprach sie über das Älterwerden. «Ich bin mir sehr bewusst, dass ich dem Tod näher bin. Und das macht mir eigentlich nicht so viel aus», sagte sie in der Fernsehsendung «CBS Sunday Morning». «Die Tatsache ist, dass ich mit fast 85 noch lebe und arbeite. Wow! Wen kümmert es, wenn ich meine alten Gelenke nicht mehr habe? Und nicht mehr Ski fahren, Rad fahren oder joggen kann?» Man könne sich mit 60 richtig alt fühlen und mit 85 «richtig jung».

Die Schauspielerin war dreimal verheiratet. Fonda bekam eine Tochter mit ihrem ersten Ehemann Roger Vadim. Mit dem Aktivisten und Politiker Tom Hayden hatte sie zudem einen leiblichen Sohn und eine Adoptivtochter. Fondas dritter Ehemann war der Medienunternehmer Ted Turner, von dem sie 2001 geschieden wurde.

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Elon Musk will als Twitter-Chef zurücktreten

Von Hannes Breustedt, dpa

San Francisco (dpa) – Elon Musk will als Twitter-Chef zurücktreten – allerdings erst, wenn ein Nachfolger gefunden ist. Der Eigentümer des Kurznachrichtendienstes twitterte am Dienstag (Ortszeit): «Ich werde als CEO zurücktreten, sobald ich jemanden finde, der blöd genug ist, den Job zu übernehmen! Danach werde ich nur noch die Software- und Server-Teams leiten.»

Twitter-Nutzer hatten sich zuvor in einer von Musk eingeleiteten Umfrage mehrheitlich für dessen Rücktritt ausgesprochen. Es deutet derzeit allerdings wenig darauf hin, dass Musk zügig einen geeigneten Kandidaten für den Top-Job findet. So oder so dürfte er als Eigentümer großen Einfluss behalten.

Musk hatte vor der Abstimmung bereits gewarnt, dass es keine Interessenten gebe, die in der Lage seien, «Twitter tatsächlich am Leben zu halten». Er selbst hatte den Spitzenposten im Zuge seines rund 44 Milliarden Dollar schweren Kaufs der Internetplattform im Oktober übernommen. Musk hatte allerdings schon wiederholt signalisiert, dass dies keine Dauerlösung sein dürfte. Er gehe davon aus, seine Arbeitszeit bei Twitter zu reduzieren und die Führung dort mit der Zeit abzugeben, sagte Musk vergangenen Monat.

Der Tech-Milliardär leitet auch noch andere Unternehmen wie den Elektroautobauer Tesla und die Raketenfirma SpaceX. Bei deren Investoren sorgen Musks großes Engagement und die andauernden Turbulenzen bei Twitter für Unmut und Befürchtungen, dass er seine anderen Unternehmen vernachlässigt und ihrem Ruf schadet. Einige wichtige Aktionäre von Tesla haben sich bereits öffentlich beschwert, dass Musks Fokus zu stark auf Twitter liege und er als Vorstandschef des Autokonzerns zurzeit ausfalle. Tesla steht ohnehin unter Druck – die Aktie ist in drei Monaten um rund 50 Prozent gesunken.

Anzeigenkunden verschreckt

Musks bislang knapp zwei Monate als «Head of Twitter» waren von Chaos und Kontroversen geprägt. Nach einer Reihe höchst umstrittener Entscheidungen wurde der Gegenwind für den 51-jährigen Starunternehmer zuletzt immer stärker. So fiel die am Sonntag von ihm selbst eingeleitete Twitter-Umfrage dann auch recht klar aus: Von 17,5 Millionen Stimmen waren 57,5 Prozent für den Rücktritt. Zuvor hatte Musk versichert, sich an das Ergebnis des Votums zu halten. Laut US-Medienberichten war seine Suche nach einem neuen Chef schon vor der Abstimmung im Gange – bislang jedoch ohne Erfolg.

In der vergangenen Woche eskalierte die Lage bei Twitter immer weiter. So sperrte Musk – trotz seines immer wieder betonten Bekenntnisses zur Redefreiheit – zunächst einen automatisierten Account zur Nachverfolgung seines Privatjets und später zeitweise auch die Nutzerkonten einiger US-Journalisten. Weiteren Ärger löste sein Vorhaben aus, Nutzerinnen und Nutzern künftig nicht mehr zu erlauben, ihre Präsenz auf bestimmten Konkurrenz-Plattformen zu bewerben – darunter Facebook, Instagram oder Mastodon. Musk versprach in der Nacht zu Montag in einem weiteren Tweet, größere Änderungen der Richtlinien künftig ebenfalls zur Abstimmung zu stellen.

Das Votum über seinen Rücktritt als Twitter-Chef ist nicht die erste Umfrage, die Musk auf der Internetplattform durchführen ließ. Im vergangenen Jahr ließ Musk sich zum Beispiel mit einer Twitter-Abstimmung verpflichten, ein Zehntel seiner Tesla-Aktien zu verkaufen. Im November ließ er abstimmen, ob der ehemalige US-Präsident Donald Trump wieder auf dem Kurznachrichtendienst tätig werden darf. Ja, darf er, lautete mit knapper Mehrheit die Antwort, woraufhin Twitter den Account wieder entsperrte. Trump war im Zuge von Sympathiebekundungen für Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington gestürmt hatten, von Twitter verbannt worden.

Musks Twitter-Kauf hatte von Anfang an für viel Argwohn gesorgt. Der Multimilliardär begründete die Übernahme als Aktion zur Stärkung der Redefreiheit. Kritiker befürchteten jedoch eine weitere Verrohung der Internetplattform und sorgten sich, dass der Eigentümerwechsel zu ungezügelteren Hassbotschaften, Hetze und Desinformationen führen könnte. Musk gelang es nicht, diese Bedenken auszuräumen. Im Gegenteil: Mit einer Kündigungswelle, erratischen Regeländerungen und anderen brisanten Entscheidungen erschütterte er das Online-Netzwerk und verschreckte Anzeigenkunden – die wichtigste Einnahmequelle.

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Netflix: Fast 33 Millionen Haushalte sehen «Harry & Meghan»

Santa Barbara/London (dpa) – Die Doku-Serie «Harry & Meghan» ist laut Netflix schon in fast 33 Millionen Haushalten angesehen worden. Der Streamingdienst gab am Dienstag bekannt, dass die sechs Episoden (drei am 8. Dezember veröffentlicht, weitere drei am 15. Dezember) bis Sonntag (18. Dezember) zusammen weltweit schon rund 179,26 Millionen Stunden gestreamt worden seien. Geteilt durch die Gesamtdauer von 5,5 Stunden ergebe dies 32,6 Millionen Haushalte. Netflix ist nach eigenen Angaben mit 223 Millionen zahlenden Mitgliedern «der größte Streaming-Entertainment-Dienst weltweit». Der britische Prinz Harry (38) und seine Frau, Herzogin Meghan (41), erzählen in der Doku-Serie, wie sie ihren Abgang aus dem britischen Königshaus erlebt haben und erheben auch Vorwürfe gegen den Palast. Die Royal Family schweigt zu der Biographical Documentary.

Selenskyj in USA erwartet – Patriot-Flugabwehr für Ukraine

Washington (dpa) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird an diesem Mittwoch zu seiner ersten Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der US-Hauptstadt Washington erwartet. Die US-Regierung bestätigte am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) entsprechende Berichte.

Selenskyj werde in Washington unter anderem von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen und vor dem US-Kongress sprechen. Biden will den Angaben zufolge im Zuge des Treffens mit seinem ukrainischen Kollegen auch bekanntgeben, dass die USA der Ukraine das Patriot-Flugabwehrsystem liefern werden.

Selenskyj brach nach eigenen Angaben am Morgen zu der Reise auf, um über weitere Waffenlieferungen zu verhandeln. «Ich bin in die USA abgeflogen, um die Stabilität und Verteidigungsfähigkeit der Ukraine zu stärken», teilte Selenskyj am Mittwoch per Twitter mit

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne – etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau – ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Ins Kampfgebiet reiste der ukrainische Präsident bereits mehrmals – im Gegensatz zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, der bislang kein einziges Mal an der Front gewesen ist. Weiterlesen

USA: Patriot-Flugabwehr für Ukraine

Washington (dpa) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird an diesem Mittwoch zu seiner ersten Auslandsreise seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der US-Hauptstadt Washington erwartet. Die US-Regierung bestätigte am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) entsprechende Berichte. Selenskyj werde in Washington unter anderem von US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus empfangen und vor dem US-Kongress sprechen. Biden will den Angaben zufolge im Zuge des Treffens mit seinem ukrainischen Kollegen auch bekanntgeben, dass die USA der Ukraine das Patriot-Flugabwehrsystem liefern werden.

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne – etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau – ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Ins Kampfgebiet reiste der ukrainische Präsident bereits mehrmals – im Gegensatz zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, der bislang kein einziges Mal an der Front gewesen ist. Weiterlesen

Erster Trailer für Nolans «Oppenheimer» im Netz

Los Angeles (dpa) – Regisseur Christopher Nolan (52, «The Dark Knight») hat den ersten Trailer für seinen neuen Film «Oppenheimer» veröffentlicht. In dem Video wechseln sich Bilder riesiger Feuerbälle mit Szenen ab, in denen Hauptfigur J. Robert Oppenheimer (gespielt von Cillian Murphy) zu sehen ist.

Angedeutet werden unter anderem Berechnungen zum Bau einer Atombombe sowie die Entwicklung einer Testbombe. «Wir stellen uns eine Zukunft vor, und unsere Vorstellungen schockieren uns», sagt der Atomphysiker. Die letzte Einstellung zeigt eine zitternde Hand über einem roten Knopf. Weiterlesen

Jill Biden: Joe schreibt mir jedes Jahr ein Gedicht

Washington (dpa) – US-Präsident Joe Biden schenkt seiner Ehefrau Jill jedes Jahr ein selbst geschriebenes Gedicht. «Er hat ein Buch, das er für mich gekauft hat. Und jedes Jahr schreibt er ein Gedicht», sagte Jill Biden zu Drew Barrymore. Die US-Schauspielerin hatte die Bidens im Weißen Haus für ihre «Drew Barrymore Show» besucht. Die Sendung wurde am Montag (Ortszeit) ausgestrahlt. Weiterlesen

Supreme Court: Vorerst kein Auslaufen von Abschieberegelung

Washington (dpa) – Das Oberste Gericht in den USA hat die geplante Aufhebung einer umstrittenen Abschieberegelung vorerst blockiert. Die sogenannte Titel-42-Regelung erlaubt unter Verweis auf die Corona-Pandemie eine schnelle Zurückweisung von Migranten an der Grenze zu Mexiko. Sie war unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump eingeführt worden und sollte eigentlich in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) auslaufen.

Nun muss sich die US-Regierung bis heute Nachmittag zu einem Eilantrag mehrerer Bundesstaaten äußern, die die Abschieberegelung aufrecht erhalten wollen. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Anordnung des Vorsitzenden des Gerichts, John Roberts, hervor. Weiterlesen

Harvey Weinstein in drei Punkten schuldig gesprochen

Von Barbara Munker, dpa

Los Angeles (dpa) – Harvey Weinstein sitzt seit 2020 bereits eine langjährige Haft wegen Sexualstraftaten ab – jetzt kommen weitere Jahre hinter Gitter dazu: zwölf Geschworene in Kalifornien haben den ehemaligen Hollywood-Mogul in drei Anklagepunkten, darunter Vergewaltigung, schuldig gesprochen. Nach mehr als 40-stündigen Beratungen über zehn Tage hinweg gab die Jury am Montag (Ortszeit) im Gericht in Los Angeles das Urteil bekannt.

Doch es war keine totale Niederlage für den 70-jährigen Weinstein. In einem Fall wurde er freigesprochen, in drei weiteren Anklagepunkten konnten sich die acht Männern und vier Frauen nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen. Für diese drei Vorwürfe, darunter Vergewaltigung und erzwungener Oralverkehr, stellte die Richterin ein sogenanntes Fehlverfahren («Mistrial») fest.

Bis zu 24 Jahre Haft möglich

Im Falle eines Schuldspruchs in allen Anklagepunkten drohten Weinstein über 60 Jahre Haft. Laut Mitteilung der Staatsanwaltschaft sind nun immerhin noch bis zu 24 Jahre Haft möglich. Das Strafmaß soll zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.

Weinstein, im grauen Anzug, habe den Kopf nach unten gesenkt, als das erste Schuldurteil verlesen wurde, berichteten im Gericht anwesende Journalisten. Das seit Oktober laufende Verfahren drehte sich um sieben Anklagepunkte, darunter Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe. Die Vorwürfe stammten von vier Frauen in einem Zeitraum von 2004 bis 2013. Die meisten Übergriffe sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben.

Klägerinnen sagten teils unter Tränen aus

Teils unter Tränen und mit drastischen Details hatten die Klägerinnen die angeblichen Übergriffe von Weinstein beschrieben. Nach Darstellung von Weinsteins Verteidigern waren sexuelle Handlungen einvernehmlich oder einige der vorgebrachten Vorwürfe von den Frauen frei erfunden. Weinsteins Anwälten zufolge hätten die Klägerinnen mit dem einflussreichen Filmproduzenten Sex gehabt, um in Hollywood weiterzukommen.

Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten als «degenerierten Vergewaltiger» dargestellt, der seine Macht dazu benutzt habe, Frauen nachzustellen und wie ein Raubtier zu handeln.

Unter den Klägerinnen war unter anderem Jennifer Siebel, die jetzige Ehefrau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newsom. Als angehende Schauspielerin und Produzentin habe sie 2005 mit Weinstein über berufliche Projekte sprechen wollen, sei aber dabei in einem Hotelzimmer von ihm vergewaltigt worden, sagte sie im Zeugenstand aus. In den beiden Anklagepunkten, die Siebel betrafen, konnte die Jury kein einstimmiges Urteil fällen.

Dies sei «enttäuschend» gewesen, sagte Siebels Anwältin Elizabeth Fegan in einer Mitteilung, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Doch die Tapferkeit und den Mut, den die Frauen im Zeugenstand bewiesen hätten, werde dadurch nicht geschmälert. Dank ihrer «heroischen Taten» werde Weinstein nun wahrscheinlich den Rest seines Lebens hinter Gitter – «wo er hingehört» – verbringen, schrieb Fegan.

Die drei Schuldsprüche betrafen ein als Jane Doe 1 umschriebenes Model, das im Zeugenstand erklärt hatte, sie sei im Februar 2013 für ein Filmfestival aus Rom nach Hollywood gereist. Weinstein sei unter dem Vorwand, reden zu wollen, in ihr Hotelzimmer gekommen. Er habe sie dort zum Oralverkehr gezwungen und vergewaltigt, sagte sie unter Tränen aus.

Sprecher: «Harvey ist natürlich von dem Urteil enttäuscht»

«Harvey ist natürlich von dem Urteil enttäuscht», sagte Weinstein-Sprecher Juda Engelmayer in einer Mitteilung. Sie glaubten aber, dass der Fall von Jane Doe 1 in einem Berufungsverfahren anzufechten sei. Weinstein sei entschlossen, weiter juristisch vorzugehen.

Mit dem Verfahren in Kalifornien stand Weinstein ein weiteres Mal wegen sexueller Übergriffe vor Gericht. Ein Prozess in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung endete 2020 mit einem Schuldspruch in zwei von fünf Anklagepunkten und einer Haftstrafe von 23 Jahren. Das Verfahren in New York markierte einen Meilenstein der Rechtsgeschichte, doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Weinsteins Anwaltsteam hat kürzlich Berufung gegen dieses Urteil eingelegt. Eine Entscheidung darüber könnte 2023 fallen. Doch mit dem neuerlichen Schuldspruch dürfte der einst mächtige Hollywood-Mogul, der mit seiner Firma Erfolgsfilme wie «Der englische Patient», «Pulp Fiction», «Good Will Hunting» oder «Gangs of New York» produzierte, seine Hoffnungen auf eine baldige Freilassung aufgeben.

Film «She Said» handelt von Enthüllungen

Vor fünf Jahren, im Oktober 2017, hatten die Schauspielerin Ashley Judd und andere Frauen erstmals in einem investigativen «New York Times»-Artikel öffentlich ausgepackt. Weitere Frauen warfen dann in einem Bericht der Zeitschrift «The New Yorker» Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Der neue Film «She Said» der deutschen Regisseurin Maria Schrader dreht sich um ebendiese Enthüllung des Weinstein-Skandals durch zwei Journalistinnen der «New York Times».

Weltweit sahen Betroffene eigene Erlebnisse in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder. Unter dem Schlagwort «Me too» («Ich auch») fanden sie öffentlich Gehör – mit Folgen für weitere einflussreiche Leute, die angeprangert, gefeuert oder angeklagt wurden. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

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Kapitol-Ausschuss will Trump vor Gericht bringen

Washington (dpa) – Wegen seiner Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 drohen dem früheren US-Präsident Donald Trump strafrechtliche Konsequenzen. Der Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses, der sich seit gut anderthalb Jahren um die Aufarbeitung der Geschehnisse bemüht, empfahl dem Justizministerium bei seiner letzten öffentlichen Anhörung in Washington einstimmig, strafrechtliche Schritte gegen Trump und andere Beteiligte einzuleiten. Ob und wann es dazu kommt, ist offen, denn die Entscheidung ist rechtlich nicht bindend. Dennoch ist der Schritt ein deutliches Signal und eine Strafverfolgung Trumps, der bei den Präsidentschaftswahlen 2024 erneut als Kandidat der Republikaner antreten will, wahrscheinlicher geworden.

Die Anschuldigungen gegen den Ex-Präsidenten wiegen schwer: Das Gremium wirft ihm unter anderem vor, die Menge zum Aufruhr angestiftet zu haben. Am 6. Januar 2021 hatten die Anhänger des heute 76-Jährigen den Sitz des US-Kongresses gestürmt, in dem die Wahlniederlage des Republikaners gegen Joe Biden beglaubigt werden sollte. Die aufgestachelte Menge drang gewaltsam in das Gebäude ein – fünf Menschen starben bei der Attacke. Vorgeworfen werden Trump und weiteren Beteiligten wie seinem ehemaligen Rechtsberater John Eastman auch die Behinderung eines öffentlichen Verfahrens, Verschwörung gegen die US-Regierung und Falschbehauptung gegenüber dem Staat. Weiterlesen

Frank Zappas Jazzrock-Alben zum 50. Jubiläum

Von Antje Raupach, dpa

Berlin (dpa) – Das Jahr 1971 ging für Frank Zappa nicht gut zu Ende: Erst brannte am 4. Dezember beim Auftritt mit seiner Band The Mothers of Invention der Konzertsaal im Casino von Montreux ab, bei dem ein Großteil seiner Soundanlage zerstört wurde. Und dann, nur wenige Tage später, am 10. Dezember, schubste ihn ein junger Mann in den Bühnengraben bei seinem Konzert im Londoner Rainbow Theatre. Der US-Musiker stürzte drei Meter in die Tiefe und verletzte sich so schwer, dass er neun Monate im Rollstuhl sitzen musste und bis zu seinem Tod 1993 an chronischen Rückenschmerzen litt.

Aber anstatt in Lethargie zu verfallen und sich im eigenen Elend zu suhlen, zog sich der als Bürgerschreck verschriene Anfang 30-Jährige in sein Haus im kalifornischen Laurel Canyon nahe Los Angeles zurück. Von dort aus steuerte er die Zusammenstellung einer 20-köpfigen Band und veranstaltete Aufnahme-Sessions, an deren Ende eine weitere Tournee und zwei Alben in einem Jahr (1972) herauskamen, die eine Zäsur im Werk Zappas markieren: «Waka/Jawaka» und «The Grand Wazoo».

Ein richtiger Zappa-Rausch

«Zappas neue Gruppe ist eine Sensation», schrieb ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur im September 1973 begeistert über den Auftritt Zappas in der Hamburger Musikhalle. «Komplizierte Linien, bei denen die Instrumente ungewöhnlich eingesetzt wurden, verdichteten sich zu rhythmischen Geflechten», hieß es weiter.

Und in der Tat versetzen die beiden Jazzrock-Alben, die zum 50. Jubiläum in einer großen Box mit vier CDs zu den Aufnahme-Sessions und einer Blu-ray-Audio-Disc mit den beiden besagten Alben mit neuen Dolby Atmos erscheinen, den Hörer in einen richtigen Zappa-Rausch: Blues-, Jazz-, Rock- und Big-Band-Anklänge verbinden sich zu komplexen und anregenden Sound-Blöcken, die es locker mit einer fordernden Attitüde eines Werkes des Kalibers «Bitches Brew» (1970) von Miles Davis aufnehmen können.

Die beiden Alben bilden eine Zäsur in Zappas Werk – und der Musikhistorie: «Frank Zappa verbindet in dieser Phase Elemente von Rock und Jazz mit Ideen der zeitgenössischen Musik zu einem zunehmend komplexen, eigenständigen Stil», sagte Prof. Udo Dahmen, künstlerischer Direktor und Geschäftsführer der Popakademie Baden-Württemberg, der Deutschen Presse-Agentur.

Seitdem gilt er als Avantgardist

Zappa experimentiere unter anderem im Song «Big Swifty» mit ungeraden Metren. «Der Gesang wird im Wesentlichen auch wie ein Instrument behandelt», so Prof. Dahmen. «Er weist mit der Arbeit bereits auf spätere Schaffensphasen, in der zunehmend komplexe, ungewöhnliche instrumentale Besetzungen, Taktarten und entsprechende schnelle Wechsel von verschiedenen musikalischen Parts typisch werden, die durchaus humorig-zynische, zappa-eske Anspielungen enthalten.»

«Waka/Jawaka» und «The Grand Wazoo» brachten Zappa endgültig den Ruf des Dauer-Avantgardisten ein. Aber die Vorfälle im ausgehenden Jahr 1971 hatten noch eine andere weitreichende Folge für die Musikhistorie: Deep Purple waren zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Montreux, um Aufnahmen zu ihrem neuen Album «Machine Head» zu produzieren. Der Brand am Ufer des Genfersees inspirierte sie zu ihrem Welthit «Smoke on the Water» – und damit wurde in nur einer Nacht ein weiteres Kapitel Musikgeschichte geschrieben.

Das 4-CD + Blu-ray Audio Box-Set «Waka/Jawaka And The Grand Wazoo (50th Anniversary Suite)» erscheint am 16. Dezember bei Universal.

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