75 Jahre und kein bisschen leise: Iggy Pop rockt wieder

Von Philip Dethlefs, dpa

London (dpa) – Privat lässt es Iggy Pop mit seinen 75 Jahren längst ruhiger angehen als früher. Der «Godfather of Punk» zeigte sich sogar demütig mit Blick auf einstige Zerstörungsorgien. Auch musikalisch schlug er zuletzt mit dem Album «Free», einer Mischung aus Ambient und Jazz, deutlich leisere Töne an. Doch damit ist nun erstmal Schluss. Als wollte er es noch einmal allen zeigen, gibt Iggy Pop auf «Every Loser» wieder den wilden, wütenden Kerl.

«Ich bin rasend, du verdammter Mistkerl», singt er – noch milde übersetzt – im Refrain des mitreißenden Garagen-Rockers «Frenzy» und klingt dabei wie einer, der nach der Zeit der Pandemie dringend ein Ventil brauchte. «Ich habe die Krankheit satt», schimpft der ehemalige Frontmann der Stooges mit Übersteuerung ins Mikrofon. Das macht richtig Spaß, auch wenn – oder gerade weil – der 75-Jährige auf seine alten Tage so wenig bedrohlich wirkt wie seine Zeitgenossen Alice Cooper oder Ozzy Osbourne.

Soweit so wild – nach dem packenden Albumopener wird es etwas gemächlicher, jedoch nicht weniger cool. Eine lässige Bassline und markante Keyboard-Riffs verpassen «Strung Out Johnny» einen starken New-Wave-Einschlag, bevor der rifflastige Punk-Refrain einsetzt. Inhaltlich geht es um den Absturz in die Drogenabhängigkeit. Damit kennt sich der Sänger mit dem unverwechselbaren Bariton, der nach eigener Aussage seit über 20 Jahren clean ist, bestens aus.

«New Atlantis» kann wahrscheinlich als Ballade durchgehen. Es ist eine Liebeserklärung an Iggy Pops Wahlheimat Miami, die er im Song als «eine wunderschöne Hure von einer Stadt» bezeichnet. «Aber jetzt versinkt sie im Meer», singt er in Anspielung auf den steigenden Meeresspiegel, der die Metropole in Florida bedroht.

Kurzweilig und packend

Typisch Iggy Pop, er setzt sich auch im Alter keine Stilgrenzen. Wie selbstverständlich lässt der Mann, der meistens mit freiem Oberkörper rumläuft, kräftigen Punkrock («Modern Day Ripoff», «Neo Punk»), lässig groovende Balladen («Morning Show») und Power-Pop mit Synthesizern («Comments») zu einem kurzweiligen, packenden Album verschmelzen, das schon beim ersten Durchlauf zündet.

Die unglaublich coole, tiefe Stimme trägt alles – und wird begleitet von namhaften Musikern. Den Bass spielt Duff McKagan von Guns N’ Roses. Am Schlagzeug sind Chad Smith (Red Hot Chili Peppers), Travis Barker (Blink-182) und der kürzliche verstorbene Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins zu hören. Ex-Chili-Peppers-Mitglied Josh Klinghoffer spielt Gitarre und diverse Tasteninstrumente. Außerdem sind Dave Navarro und Eric Avery von Jane’s Addiction dabei. Viele der Musiker sind auch als Co-Songwriter gelistet. Produziert hat Andrew Watt, der schon mit Justin Bieber, Miley Cyrus und Pearl Jam gearbeitet hat.

Auf seine unvergleichliche Art hatte Iggy Pop angekündigt, mit diesem, seinem 19. Album «die Scheiße aus euch rauszuprügeln». Über solche Sprüche muss die Punk-Ikone mit 75 Jahren wahrscheinlich selbst schmunzeln. Schließlich ist Iggy Pop, der einst ein schüchterner Junge war und eigentlich Jim Osterberg heißt, schon lange kein verhasster und gefürchteter Antiheld mehr, sondern eine allseits beliebte Kultfigur.

Auf dem Albumartwork ist ein jüngerer Iggy Pop zu sehen. Die Fotos sind vermutlich Ende der 1970er Jahre entstanden. Wie passend. Denn «Every Loser» ist ein Album, das auch von Nostalgie lebt, von der Erinnerung an wildere Zeiten. Es ist ein großartiges und angemessenes Alterswerk. Vielleicht kein allzu harter, aber ein im positiven Sinne gepflegter musikalischer Tritt in den Allerwertesten.

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Ein Prinz packt aus: Harry-Biografie schockiert Briten

Von Christoph Meyer, dpa

London (dpa) – Gewalt, Sex, Verrat: In seinen Memoiren hat Prinz Harry (38) Einblicke in das Leben und die Auseinandersetzungen der britischen Royals gegeben, wie sie bislang unvorstellbar waren.

Das Buch sollte eigentlich erst am 10. Januar veröffentlicht werden, doch es gelangte bereits am Donnerstag versehentlich in Spanien in den Buchhandel. Seitdem bahnen sich die brisanten Details ihren Weg in die Öffentlichkeit und lassen den Briten die Kinnlade herunterfallen.

Schon wird gewarnt, Harry könne das britische Königshaus entzaubern und damit die gesamte Monarchie ins Wanken bringen. «Diese Institution kann nur mit Geheimnissen und fast vollständigem Schweigen funktionieren», sagte der Kolumnist und Fernsehjournalist Steve Richards dem Sender Sky News am Donnerstagabend.

Die schwersten Vorwürfe erhebt Harry im dem Buch gegen seinen Bruder Prinz William (40), der ihn im Streit zu Boden geworfen und verletzt haben soll. Auslöser waren demnach Vorwürfe gegen Harrys Frau Meghan (41). Die Rivalität mit dem großen Bruder klingt bereits im Titel des Buchs an: «spare» (zu Deutsch: «Reserve»). So soll sein Vater über ihn nach seiner Geburt gesprochen haben, behauptet Harry den Berichten zufolge. Die einst als unzertrennlich geltenden Brüder, die sich gegenseitig liebevoll «Willy» und «Harold» nannten, stehen sich demnach schon lange in einem bitteren Wettbewerb gegenüber. Harry bezeichnet William in dem Buch als «geliebten Bruder» und «größten Gegenspieler».

Tod der Mutter Diana beschäftigt Harry bis heute

Doch er beschwört auch Geister aus der Vergangenheit: Die tragischen Umstände des Tods seiner Mutter Diana, die im Jahr 1997 auf der Flucht vor Paparazzi in Paris verunglückte, beschäftigen ihn bis heute. Dem offiziellen Ermittlungsergebnis glaubt er nicht. Er wirft dem Königshaus vor, William und ihm nicht erlaubt zu haben, öffentlich eine Wiedereröffnung der Ermittlungen zu verlangen. Seinem Vater König Charles III. (74) bescheinigt er Gefühlskälte. Der habe ihn nicht einmal in den Arm genommen, als er ihm die erschütternde Nachricht vom Unfall der geliebten Mutter überbrachte, klagt Harry laut der «Sun».

Und Harry offenbart auch seine gemischten Gefühle gegenüber der langjährigen Nebenbuhlerin Dianas, Camilla (75). Diese sei ihm als «andere Frau» seines Vaters schon früh ein Begriff gewesen. Nach dem Tod seiner Mutter habe er befürchtet, sie könnte sich als «böse Stiefmutter» entpuppen, so die Berichte weiter. Weil sie Charles glücklich machte, habe er sie in der Familie willkommen geheißen, schrieb Harry. Doch das Flehen der Brüder, ihr Vater möge nicht noch einmal heiraten, blieb demnach ungehört. Charles und Camilla heirateten 2005. Inzwischen ist sie Königsgemahlin. Harry wirft ihr wie auch anderen Royals vor, unter der Hand Informationen an die Presse gegeben zu haben.

Drogen und erster Sex

Noch offenherziger äußert sich Harry laut den Berichten über seine eigene Jugend. Er gesteht, im Alter von 17 Jahren Kokain genommen zu haben, um sich «anders zu fühlen». Seinen ersten Sex will er im gleichen Alter mit einer deutlich älteren Frau auf einem Feld hinter einem Pub gehabt haben, die ihn «wie einen jungen Zuchthengst» behandelt habe. Es sei eine «demütigende Episode» gewesen, resümiert Harry.

Den größten Fehltritt seiner jüngeren Jahre lastet er aber teilweise auch William und dessen Frau Kate (40) an. Die sollen ihn 2005 ermutigt haben, ein Verkleidungsfest im Nazi-Kostüm zu besuchen – Fotos von Harry mit Hakenkreuz-Armbinde machten bald die Runde in der Presse und lösten einen Skandal aus. Harry musste öffentlich Abbitte leisten.

Militärdienst gegen Taliban

Keine Reue empfindet er hingegen dafür, während seines Militärdiensts als Hubschrauberpilot in Afghanistan 25 Talibankämpfer getötet zu haben. «Es war nichts, was mich mit Genugtuung erfüllt hat, aber ich hab mich auch nicht geschämt», schreibt Harry dem Sender Sky News zufolge.

Der Palast schwieg zunächst angesichts der Vorwürfe und Enthüllungen. Doch ob sich das durchhalten lässt, scheint fraglich. Die auf fast 600 Seiten ausgebreiteten Einzelheiten aus dem innersten Zirkel des sonst so zugeknöpften britischen Königshauses dürften noch tagelang die Schlagzeilen in Großbritannien dominieren. Schon wird spekuliert, der Palast könne Harry und Meghan ihre Titel als Herzog und Herzogin von Sussex aberkennen. Ob es soweit kommt, ist ungewiss, doch eines scheint klar: Eine Aussöhnung der zerstrittenen Brüder ist in weite Ferne gerückt.

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Hunderte Menschen verurteilt seit US-Kapitol-Attacke

Washington (dpa) – Seit der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols vor genau zwei Jahren haben die Strafverfolgungsbehörden Hunderte Menschen wegen der Attacke festgenommen und angeklagt.

Insgesamt wurden seit damals mehr als 950 Menschen im Zusammenhang mit dem Angriff festgenommen, wie das US-Justizministerium kurz vor dem zweiten Jahrestag der Attacke mitteilte. Viele von ihnen seien wegen verschiedener Straftaten angeklagt worden. In gut 350 Fällen auf Bundesebene sei bislang ein Urteil ergangen. Mehr als 190 Personen seien zu Haftstrafen verurteilt worden. Justizminister Merrick Garland sprach von einer der größten und komplexesten Untersuchungen in der US-Geschichte und betonte: «Unsere Arbeit ist noch lange nicht zu Ende.» Weiterlesen

Totales Chaos: Weiterer Machtkampf im US-Repräsentantenhaus

Washington (dpa) – Nach drei Tagen Wahlchaos im US-Kongress geht der Machtkampf um das höchste Amt im amerikanischen Parlament an diesem Freitag in die nächste Runde.

Nach fünf weiteren ergebnislosen Wahlgängen bei der Abstimmung über den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses stimmte die Parlamentskammer am Donnerstagabend (Ortszeit) dafür, die Sitzung auf diesen Freitag (Ortszeit/18.00 Uhr MEZ) zu vertagen. Der republikanische Kandidat Kevin McCarthy ist wegen einer parteiinternen Rebellion in den vergangenen Tagen bereits in insgesamt elf Wahlgängen durchgefallen. Das Wahldrama lähmt den Kongress und ist für den 57-Jährigen eine historische Blamage.

Die Republikaner haben in der Kammer nur eine ganz knappe Mehrheit. Daher bräuchte McCarthy fast alle Stimmen seiner Parteikollegen, um auf den mächtigen Posten gewählt zu werden, der in der staatlichen Rangfolge in den USA auf Rang drei nach dem Präsidenten und dessen Vize folgt. Doch diverse Republikaner vom rechten Rand der Fraktion verweigerten McCarthy die Unterstützung. Dadurch erreichte er nicht die nötige Zahl an Stimmen. Weiterlesen

Anthony Hopkins spielt mit Addams-Family-«Händchen» Klavier

Los Angeles (dpa) – Hollywood-Star Anthony Hopkins hat sich mit einer außergewöhnlichen Klaviereinlage als Fan des neuen Streaming-Hits «Wednesday» geoutet. Der 84-jährige Brite postete auf Instagram ein Video von einer als «Eiskaltes Händchen» der Familie Addams geschminkten Hand (im englischen Original «The Thing» genannt), die sich mit aufgemalten Narben und spinnenartigen Bewegungen einem Klavier nähert und darauf zu spielen beginnt. Weiterlesen

Ralf Moeller sieht bei Schwarzenegger «nur noch Schneestaub»

Los Angeles/Recklinghausen (dpa) – Schauspieler Ralf Moeller (63, «Gladiator», «The Scorpion King») verbringt die Weihnachtstage in seiner Wahlheimat Los Angeles – und in Erwartung eines Ski-Urlaubs mit Arnold Schwarzenegger. Nach den Feiertagen werde er nach Sun Valley im US-Bundesstaat Idaho aufbrechen, verriet Moeller – gebürtig aus Recklinghausen, aber in Hollywood berühmt geworden – der Deutschen Presse-Agentur. Dort treffe er seinen Freund, «Terminator»-Schauspieler Schwarzenegger, und weitere Bekannte zum Skifahren. Schwarzenegger, gebürtiger Österreicher, stehe mit seinen 75 Jahren ganz hervorragend auf den Brettern, sagte Moeller. «Da sehe ich hinter ihm nur noch Schneestaub.»

Musk will erst einmal keine weiteren Tesla-Aktien verkaufen

New York (dpa) – Tesla-Chef Elon Musk hat versprochen, im kommenden Jahr keine weiteren Aktien des Elektroautobauers zu verkaufen. Und auch 2024 werde es wahrscheinlich keine weiteren Verkäufe mehr geben, sagte Musk bei einem Live-Konferenz-Angebot («Spaces») des Kurznachrichtendiensts Twitter, der Musk seit Kurzem gehört, am späten Donnerstagabend. Der umstrittene Konzernlenker hatte zuletzt Tesla-Aktien für fast 40 Milliarden Dollar verkauft. Die Einnahmen dienten vor allem der Finanzierung der 44 Milliarden Dollar teuren Twitter-Übernahme. Musk ist derzeit auch noch Twitter-Chef, hat hier aber den Rückzug angekündigt. Weiterlesen

Wintersturm in den USA: Tote bei Glätte-Unfällen

Bei Verkehrsunfällen infolge eines schweren Wintersturms sind im US-Bundesstaat Kansas drei Menschen ums Leben gekommen. Ursache seien Schnee und eisglatte Straßen gewesen, teilte die Polizei laut einem Bericht der Zeitung «USA Today» am Donnerstag (Ortszeit) mit. Angesichts frostiger Temperaturen sei der Zustand der Straßen vielerorts weiter sehr schlecht.

Der Wetterdienst hatte zuvor vor einem «historischen» Wintersturm gewarnt. Das Sturmtief werde extreme Kälte, heftige Schneefälle und Eiswind bringen. US-Medien warnten unter Berufung auf Wetterexperten vor der möglichen Entstehung eines besonderen und schweren Sturms, eines sogenannten «Bombenzyklons». In den Bundesstaaten Montana, South Dakota und Wyoming seien bereits Werte um minus 45 Grad Celsius gemessen worden. «Dies ist nicht wie ein Schneetag aus Kinderzeiten», warnte Präsident Joe Biden. Weiterlesen

Abschlussbericht zur Kapitol-Attacke: «Ursache war ein Mann»

Washington (dpa) – Der Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol hat kurz vor Weihnachten seinen Abschlussbericht veröffentlicht. In dem mehr als 800 Seiten langen Dokument wird dem früheren US-Präsidenten Donald Trump unter anderem eine mehrteilige Verschwörung vorgeworfen, um das Ergebnis der Präsidentenwahl 2020 aufzuheben. Der gestern publizierte Bericht kommt zu dem Schluss: «Die zentrale Ursache des 6. Januar war ein Mann, der ehemalige Präsident Donald Trump.» Bei seiner letzten öffentlichen Anhörung am Montag hatte das Gremium bereits eine strafrechtliche Verfolgung Trumps in vier Anklagepunkten empfohlen.

«Die Arbeit des Untersuchungsausschusses unterstreicht, dass unsere demokratischen Institutionen nur so stark sind wie das Engagement derjenigen, die mit deren Aufsicht betraut sind», schrieb die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in einem Vorwort zu dem Bericht. Dessen Ergebnisse müssten ein Aufruf an alle US-Amerikaner sein, «unsere Demokratie wachsam zu bewahren und unsere Stimme nur denjenigen zu geben, die unsere Verfassung pflichtbewusst verteidigen». Weiterlesen

US-Wirtschaft im Sommer stärker als gedacht gewachsen

Washington (dpa) – Die US-Wirtschaft ist im Sommer etwas stärker gewachsen als bisher bekannt. Das Bruttoinlandsprodukt legte im dritten Quartal auf das Jahr hochgerechnet um 3,2 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington nach einer dritten Schätzung mitteilte. Bisher war ein Wachstum von 2,9 Prozent ermittelt worden. Im ersten Halbjahr war die Wirtschaftsleistung noch geschrumpft.

Laut Ministerium basiert das Wachstum vor allem auf den Ausfuhren und den Konsumausgaben. Demnach erhöhten die Verbraucher ihre Ausgaben um 2,3 Prozent, nachdem bisher ein Anstieg von 1,7 Prozent ermittelt worden war. Die Bauausgaben entwickelten sich hingegen schwach und belasteten das Wachstum. Ausschlaggebend dafür sind in erster Linie die kräftig gestiegenen Hypothekenzinsen. Weiterlesen

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