Große Mehrheit der Haushalte heizt mit Gas, Öl und Kohle

Wiesbaden (dpa) – Mit etwa 71 Prozent heizt ein Großteil der Privathaushalte in Deutschland nach wie vor mit fossilen Energieträgern. Am weitesten verbreitet sind Gasheizungen, wie das Statistische Bundesamt am Montag anhand vorläufiger Daten des vorab ausgewerteten Mikrozensus mitteilte. Die Hälfte (51 Prozent) der Haushalte gab an, damit zu heizen. Ein Fünftel (20 Prozent) lebte in Wohnungen mit Ölheizungen, weniger als 0,5 Prozent heizten mit Kohle. Lediglich 3 Prozent der Haushalte nutzten erneuerbare Energien wie Biomasse, Solarenergie oder Erdwärme zum Heizen. Der Rest verwendete nach eigenen Angaben Fernwärme (18 Prozent), Strom (4 Prozent) sowie Holz oder Holzpellets (rund 4 Prozent). Weiterlesen

Wie die Regierung den Sprit für den Osten sichern will

Von Monika Wendel, Martina Herzog und Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Schwedt/Oder (dpa) – Monatelang plagten viele Ostdeutsche große Sorgen, dass das EU-Ölembargo gegen Russland für sie nach hinten losgeht. Noch höhere Spritpreise, Firmenpleiten, Jobverluste – all das schien möglich. Denn die Versorgung von Berlin, Brandenburg und weiterer Regionen mit Treibstoff hängt an der PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt. Die wiederum ist bisher von russischem Öl aus der Pipeline «Druschba» abhängig, auf das die Bundesregierung ab dem 1. Januar verzichten will.

Zwei Wochen vor dem Stichtag scheint Ersatz gefunden: Über drei Wege soll so viel nicht-russisches Öl nach Schwedt kommen, dass die Raffinerie weitgehend ausgelastet und die Versorgung gesichert ist – so verkündete es jetzt Staatssekretär Michael Kellner aus dem Bundeswirtschaftsministerium. Einige Fragen sind noch offen. Einige Antworten gibt es.

• Wie ist der Stand beim Ölembargo?

Das wegen des Ukraine-Kriegs in der EU vereinbarte Embargo ist bereits seit dem 5. Dezember in Kraft. Es gilt offiziell nur für russisches Öl, das per Tanker geliefert wird. Deutschland und Polen haben zusätzlich versprochen, auch auf Pipeline-Öl zu verzichten. Das soll ab Januar greifen. Am 5. Februar folgt ein dritter Schritt: ein EU-Importstopp für verarbeitete Erdölprodukte aus Russland, zum Beispiel Diesel oder Kerosin. Damit – und mit einem zusätzlich vereinbarten Ölpreis-Deckel – will die EU die russische Kriegskasse austrocknen.

• Was ist eigentlich das Problem für PCK?

Vor Beginn des Ukraine-Kriegs deckten Ölimporte aus Russland rund 35 Prozent des deutschen Bedarfs. Grob gesagt kam davon ein Drittel per Tanker. Zwei Drittel flossen über die «Druschba» nach Schwedt und die Raffinerie nach Leuna in Sachsen-Anhalt. In Leuna orientierte sich der französische Besitzer Total schnell um und erklärte von sich aus den Verzicht auf russisches Öl zum Jahresende. Doch in Schwedt zeigten die PCK-Mehrheitseigner – zwei Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft – lange kein Interesse an einer Abkehr vom russischen Öl.

Mitte September entzog die Bundesregierung deshalb den Rosneft-Töchtern per Treuhandverwaltung faktisch die Kontrolle über PCK. Zusätzlich gab die Regierung weitreichende Zusagen für das Werk an der Oder, darunter eine zweijährige Beschäftigungsgarantie für die 1200 Mitarbeiter und ein Investitionspaket für eine grünere Zukunft. Offen blieb, wie das «Druschba»-Öl genau ersetzt werden soll.

• Wie sieht die Lösung jetzt aus?

Bis zu 55 Prozent des Bedarfs sollen über Tanker nach Rostock und von dort über eine bestehende Pipeline nach Schwedt gebracht werden. Die Leitung ist im Moment zu klein, um noch mehr Rohöl zu transportieren. Sie gilt auch als reparaturanfällig. Deshalb sollen zusätzliche Mengen über den polnischen Hafen Danzig kommen, über den sich auch die Raffinerie in Leuna versorgt.

Damit kommt PCK nach Kellners Worten ab 1. Januar auf eine Auslastung von gut 70 Prozent. Das sei eine Zusage der polnischen Seite. Hinzu kämen Verträge mit Kasachstan: «Das Ziel ist es, die Auslastung von über 70 Prozent im Januar im Laufe des Jahres weiter zu steigern, wenn sich die neuen Bezugsquellen im kommenden Jahr eingespielt haben.» Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach machte es konkreter: Derzeit sei die Raffinerie zu 85 Prozent ausgelastet. «Ich bin optimistisch, dass auch die Verhandlungen mit Kasachstan gelingen werden, um diese letzte Lücke zu schließen.»

Offen ist, wie der Stand mit Kasachstan genau ist. Die Anteilseigner hätten «eigene Verträge mit Kasachstan verhandelt», sagte Kellner auf Fragen des Linken-Politikers Klaus Ernst, der die Sanktionspolitik ablehnt. Die Option Kasachstan hat auch eine Tücke: Das Öl flösse durch die «Druschba» teils über russisches Territorium nach Deutschland. Ob Moskau das auf Dauer zulässt? Eine Unsicherheit, sagt auch Kellner.

• Wird der Sprit an ostdeutschen Tankstellen knapp und teuer?

Die brandenburgische Landesregierung gab sich schon in den vergangenen Wochen zuversichtlich, dass sich zu Jahresbeginn nichts dramatisch ändert. Zur gefundenen Lösung sagte Wirtschaftsminister Steinbach jetzt: «Nach dem Wegfall des russischen Öls ab Januar ist dies ein ebenso wichtiger Baustein für die Sicherung der Rohölversorgung der PCK-Raffinerie wie für die Versorgungssicherheit mit Öl in der Region.»

Kellner sagt auch seit längerem, dass die Preise an den Tankstellen wohl nicht auf Dauer höher als in Westdeutschland würden. Jetzt versicherte er: «Die sichere Versorgung mit Benzin, Diesel und Heizöl ist und bleibt die oberste Prämisse der Bundesregierung in dieser Krise.»

Nur: Russisches Öl ist wegen des Kriegs derzeit deutlich billiger als andere Ölsorten, die nun viele haben wollen. Da könnte sich ein Preiseffekt ergeben, wenn Rohöl teurer eingekauft werden muss. Und mit dem Embargo für russischen Diesel und Co. ab Februar verknappt sich das Angebot dieser Produkte. Auch das könnte nach Einschätzung von Experten zumindest vorübergehend die Preise antreiben.

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Neue Öl-Sanktionen gegen Russland gelten

Brüssel (dpa) – Rohöl aus Russland darf von heute an nur noch in Ausnahmefällen in die Europäische Union importiert werden. Grundlage der Einfuhrbeschränkung ist eine im Juni von den 27 Mitgliedstaaten beschlossene Sanktionsverordnung wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Sie trat bereits kurz nach dem Beschluss in Kraft, sah aber für das Öl-Embargo Übergangsfristen vor.

Ebenfalls ab heute gilt eine Regelung, die Russland dazu zwingen soll, Erdöl künftig für höchstens 60 US-Dollar pro Barrel an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Der Preis von umgerechnet etwa 57 Euro pro 159 Liter wird dann um bis zu 9 Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl der Sorte Urals liegen.

Beide Maßnahmen sollen dazu beitragen, die russischen Handelsgewinne zu begrenzen und dadurch auch Russlands Fähigkeiten zur Kriegsführung einzuschränken. Nach Angaben eines EU-Beamten sind von dem Embargo rund drei Millionen Barrel Rohöl pro Tag betroffen. Bei einem langfristigen Durchschnittspreis von 70 Dollar (67 Euro) pro Barrel würden Russland damit pro Tag Erlöse in Höhe von etwa 210 Millionen Dollar (200 Millionen Euro) entgehen. Dass die Ölmenge komplett an andere Abnehmer verkauft werden kann, gilt als ausgeschlossen. Weiterlesen

Energieverbrauch der Industrie weiter gestiegen

Bad Ems (dpa/lrs) – Der Energieverbrauch der rheinland-pfälzischen Industrie ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 um knapp 3,5 Prozent gestiegen. Im Zehn-Jahres-Vergleich nahm der Verbrauch um 1,8 Prozent zu, wie das Statistische Landesamt am Donnerstag mitteilte. Insgesamt verbrauchte die Industrie im vergangenen Jahr 87.284 Gigawattstunden. 72 Prozent wurden von der wichtigen chemischen Industrie genutzt (plus 3,8 Prozent). Die Branche braucht einen beachtlichen Teil der Energieträger wie Öl und Gas allerdings nicht zur Energiegewinnung, sondern als Ausgangsstoff für Produkte. Wie im Vorjahr seien knapp 35 Prozent des Energieverbrauchs der Industrie auf diese Art der Verwendung entfallen, teilte das Landesamt mit.

 

 

An van-Gogh-Gemälde festgeklebt: Aktivistin verteidigt Protest

London (dpa) – Eine Klimaaktivistin, die sich in London aus Protest gegen Ölförderung an einem Bild des Malers Vincent van Gogh festgeklebt hatte, hat die Aktion vor Gericht verteidigt. Sie sei sicher, dass der Besitzer des Gemäldes dem Protest zugestimmt hätte, sagte Emily Brocklebank am Dienstag vor dem Westminster Magistrates Court in London. «Jeder gute Mensch würde dem Versuch zustimmen, das Leben auf der Erde zu erhalten.» Weiterlesen

Milliardeneinnahmen der Ölkonzerne lassen Gewinne sprudeln

Verbraucher
Von Benedikt von Imhoff, dpa

London (dpa) – Die Milliardengewinne der Ölkonzerne treiben die Dividenden ihrer Aktionäre in die Höhe. Weltweit hätten Ölproduzenten im dritten Quartal Dividenden in Höhe von 46,4 Milliarden US-Dollar (44,7 Mrd Euro) ausgezahlt, zitierte die britische Nachrichtenagentur PA am Mittwoch aus einer Studie der Londoner Investmentgesellschaft Janus Henderson. Das sei ein Plus von mehr als drei Vierteln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Der Anstieg war angesichts der verkündeten Ergebnisse von Energieriesen wie BP, Shell oder Saudi Aramco erwartet worden. Seit Jahresbeginn hatten die Ölpreise wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine und einem Nachfrageboom durch die Erholung nach der Pandemie enorm zugelegt. Dennoch dürfte die Analyse die Debatte um eine Übergewinnsteuer vorantreiben. Weiterlesen

Ampel-Fraktionen wollen aus Energiecharta aussteigen

Berlin (dpa) – Die Ampel-Koalition will aus einem umstrittenen internationalen Energieabkommen aussteigen, um den Klimaschutz voranzubringen. Geplant sei, wie Frankreich oder die Niederlande zügig aus der sogenannten Energiecharta auszutreten, teilten Bundestagsabgeordnete von SPD, Grünen und FDP am Freitag mit.

Das 1998 in Kraft getretene Abkommen soll Investitionen in Energieprojekte schützen und steht bei Umweltorganisationen schon länger in der Kritik. Es erlaubt Investoren etwa Klagen gegen Staaten vor Schiedsgerichten. Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge lobte den jetzigen Schritt als «Meilenstein».

Zugleich einigten sich Abgeordnete der Regierungsfraktionen darauf, das europäisch-kanadische Freihandelsabkommen Ceta schnell zu ratifizieren. Das entsprechende Gesetz soll in der am 28. November beginnenden Bundestagssitzungswoche aufgesetzt werden. Weiterlesen

Raffinerie PCK: Erstmals Rohöl-Lieferung über Hafen Danzig

Berlin/Schwedt (Oder) (dpa) – Die Raffinerie PCK in Schwedt im Nordosten Brandenburgs hat zum ersten Mal Rohöl über den Hafen im polnischen Danzig erhalten. Neben der Raffinerie in Leuna (Sachsen-Anhalt) sei damit auch für Schwedt ein weiterer alternativer Lieferweg für nicht-russisches Rohöl gegeben, teilte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mit. Zuvor hatte RBB24 darüber berichtet. Wie viel Öl künftig zusätzlich über den Hafen Danzig bezogen werden kann, blieb unklar.

Es geht seit Monaten um die Frage, wie Versorgungsengpässe und eine zu geringe Auslastung der Anlage mit Beginn des Öl-Embargos gegen Russland ab Januar verhindert werden können. Die Raffinerie in Schwedt versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Weiterlesen

Hohe Preise bescheren Ölkonzernen Milliardengewinne

London/Paris/Madrid (dpa) – Kräftig gestiegene Öl- und Gaspreise infolge des Ukraine-Kriegs haben bei den Energie- und Ölkonzernen erneut die Kassen klingeln lassen. Shell, Repsol und Totalenergies legten wieder Milliardengewinne vor und konnten damit die Vorjahreswerte deutlich toppen. Allerdings stehen die Konzerne wegen ihrer hohen Gewinne in der Kritik von Regierungen, die mit den hohen Energiekosten kämpfen.

Der französische Öl- und Gaskonzern Totalenergies steigerte im dritten Quartal trotz einer erneuten Wertberichtigung in Russland den Gewinn um 43 Prozent auf 6,6 Milliarden US-Dollar. Totalenergie musste auf einen Anteil an einem russischen Gasproduzenten 3,1 Milliarden Dollar abschreiben. Bereinigt um Sondereffekte wie vor allem der Abschreibung erzielte Totalenergie mit knapp 9,9 Milliarden Dollar ein Rekordergebnis, wie das im EuroStoxx 50 notierte Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das war deutlich mehr als von Experten erwartet. Weiterlesen

Kehrtwende: Fracking-Bann in Großbritannien bleibt

London (dpa) – Der neue britische Premierminister Rishi Sunak räumt weiter mit der Politik seiner Vorgängerin Liz Truss auf. Das Fracking-Moratorium, das die Truss-Regierung wegen der rasant steigenden Energiepreise aufheben wollte, bleibt nun doch in Kraft. Das bestätigte ein Regierungssprecher.

Sunak hatte diesen Schritt zuvor im Parlament bereits angedeutet. Seine Regierung halte sich an das Wahlprogramm der Konservativen Partei, hatte Sunak auf eine entsprechende Frage im Unterhaus gesagt. Darin bekennen sich die Tories zu dem 2019 verhängten Stopp.

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. In Deutschland ist die Methode verboten. Weiterlesen

Energiekrise bremst Klimaschutz

Berlin (dpa) – Die Energiepreiskrise als Folge des Ukraine-Krieges lässt in den G20-Staaten die Subventionen für fossile Energien stark steigen und bremst damit den Klimaschutz.

Trotz Fortschritten bei erneuerbaren Energien und Energieeffizienz drohe sich die Gruppe der großen Wirtschaftsnationen (G20) «in die falsche Richtung zu bewegen», warnte Germanwatch bei der Vorlage des Jahresberichts von Climate Transparency, an dem die deutsche Umwelt- und Entwicklungsorganisation mitgearbeitet hat. Deutschland bekommt zwar für die Energieeffizienz der Wirtschaft gute Noten, schneidet aber bei Pro-Kopf-Emissionen im Verkehr schlecht ab.

«Wir stecken mitten in einer Krise, die die Grundlagen unserer Gesellschaften bedroht», heißt es in dem Bericht. «Hitzewellen, Dürre, Überschwemmungen und Waldbrände richten Zerstörung an: Jeden Tag sterben Menschen, verlieren andere ihr Zuhause und ihren Lebensunterhalt, werden Ökosysteme zerstört.» Es blieben weniger als zehn Jahre, um die Erderwärmung unter 1,5-Grad zu halten. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Temperatur unter 2 Grad, besser noch auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Die G20-Staaten verantworten 75 Prozent der weltweiten Emissionen. Weiterlesen

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