Antisemitische Verschwörungsmythen in Österreich verbreitet Studie

Wien (dpa) – Mehr als ein Drittel der Menschen in Österreich glaubt laut einer Umfrage an judenfeindliche Mythen.

Unter den 2000 Befragten unterstützten 36 Prozent die Aussage, dass Juden die internationale Geschäftswelt beherrschten, hieß es in der vom Parlament beauftragen repräsentativen Studie, die präsentiert wurde. Ein ebenso großer Teil fand, dass Juden versuchen würden, Vorteile aus ihrer Verfolgung im Holocaust zu ziehen. Weiterlesen

TU entwickelt Digitalmodelle von zerstörten Synagogen

Darmstadt (dpa) – Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Darmstadt wollen weitere von den Nationalsozialisten im Rhein-Main-Gebiet zerstörte Synagogen am Computer rekonstruieren. Geplant sind zunächst 13 Digitalmodelle von jüdischen Gotteshäusern in Darmstadt, Mainz und Frankfurt. Die TU setzt damit nach eigenen Angaben vom Mittwoch ein 1995 begonnenes Projekt des Fachgebiets Digitales Gestalten fort. Weiterlesen

Steinmeier besucht jüdischen Friedhof in Worms

Worms (dpa) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zu Beginn seines Besuchs in Rheinland-Pfalz am Mittwoch den jüdischen Friedhof «Heiliger Sand» in Worms besichtigt. Steinmeier traf am Eingang des von der Unesco geschützen Kulturdenkmals zunächst unter anderem Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky und Landesinnenminister Michael Ebling (SPD). Die Gruppe ging gemeinsam zu historischen Doppelgrabsteinen und zu Grabsteinen von Rabbinern aus Worms. Weiterlesen

Steinmeier übergibt Unesco-Urkunde für Schum-Stätten

Mainz (dpa/lrs) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergibt am Mittwoch (14.00 Uhr) in Mainz bei einer Feierstunde die Anerkennungsurkunde der Unesco für das Welterbe der sogenannten Schum-Stätten. Die Bezeichnung steht für die rheinland-pfälzischen Städte Speyer, Worms und Mainz, die im Mittelalter Zentren jüdischer Gelehrsamkeit waren.

Die dortigen Stätten waren im Juli 2021 ins Welterbe der Unesco aufgenommen worden, der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation mit Sitz in Paris. Weiterlesen

Berliner Schau zeigt Objekte aus Yad Vashem

Von Christina Storz und Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Berlin (dpa) – Es waren bereits gefährliche Zeiten, als die jüdische Familie Margulies aus Nazi-Deutschland floh. Im März 1939 schaffte es Vater Menashe Margulies, Textilhändler aus Chemnitz, Visa für die Niederlande zu bekommen. Der 15-jährige Sohn Szalay sollte in Berlin eigentlich Schiffskarten kaufen. Stattdessen ergatterte er für 2544 Reichsmark vier Flugtickets der Lufthansa von Berlin nach Haifa. Blieb noch ein großes Hindernis: Das Familienklavier sollte keinesfalls zurückbleiben. Tatsächlich gelang es den Flüchtenden irgendwie, das Instrument nach Palästina zu verschiffen.

84 Jahre später ist das Piano zurück in Deutschland. Wenige Tage vor dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird es ab Dienstag in der Ausstellung <<Sechzehn Objekte>>  im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags zu besichtigen sein. Es sind 16 Stücke aus einer Sammlung von 42 000 Artefakten der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Diese bringt zu ihrem 70. Bestehen erstmals eine kleine Auswahl in das Land, in dem ihre Besitzer einst zuhause waren, aus dem sie vertrieben oder verschleppt und ermordet wurden. Es ist eine berührende Rückkehr nach einer sehr langen Reise.

Yad Vashem-Leiter kommt nach Deutschland

«Ich wollte natürlich ganz unterschiedliche Objekte haben, nicht nur jüdische Artefakte», sagt Ruth Ur, die Kuratorin der Ausstellung und Geschäftsführerin des deutschen Freundeskreises von Yad Vashem. «Es geht nicht um jüdische Menschen, es geht um Deutsche in erster Linie.» Gerade da Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt Europas werde, könne es keine passendere Botschaft geben: «Ein Klavier, das den Holocaust überlebt hat, kommt zurück nach Deutschland, um zu zeigen, wie wichtig Musik ist.» Überlebt hat in Israel auch der damals 15-jährige Szalay, heute Shlomo, geboren 1923, vor fast hundert Jahren.

«Es ist wichtig zu zeigen, dass zwischen jedem einzelnen Objekt und Deutschland eine Verbindung besteht», sagt der Leiter von Yad Vashem, Dani Dajan, der Deutschen Presse-Agentur. Sie stünden exemplarisch für je ein Bundesland. Zur Eröffnung der Ausstellung und zu politischen Gesprächen kommt der 67-Jährige zum ersten Mal in seinem Leben nach Deutschland.

Die Erinnerung muss wach gehalten werden

Er hatte sich eigentlich geschworen, nie deutschen Boden zu betreten – um nie zu vergessen, was mit jüdischen Menschen in Deutschland passiert sei. «Es hatte nichts mit Hass zu tun, es hat nur mit Erinnern zu tun», sagt Dajan. Doch sei es der «gleiche Grund, der mich jetzt nach Deutschland bringt: das Erinnern». Mit seiner Reise wecke er Aufmerksamkeit, «und so werden wir das Erinnern verstärken und dazu beitragen, dass es nie wieder passiert».

Wenn man geht, unter Zwang, wahrscheinlich für immer, was nimmt man mit? Für die 1937 geborene Lore Stern aus Kassel war es ihre Puppe Inge, die 1941 mit ihr nach Portugal und schließlich in die USA reiste. Von dort wanderte Lore Stern 1991 nach Israel aus und mit ihr die Puppe. Auch für Anneliese Dreifuss aus Stuttgart war es ein Spielzeug, eine winzige Keramikküche, die die Emigration in die Vereinigten Staaten überlebte.

Als der Hamburger Leon Cohen ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, wollte er auf eines nicht verzichten: seinen selbst gefertigten Thora-Schrein. Als ihn die Nazis weiter nach Auschwitz verschleppten, ließ Cohen den Schrein dann doch zurück. Die Leiterin eines Kinderheims verwahrte ihn. So kam der Schrein nach Yad Vashem und nun nach Berlin.

Die Dinge erzählen von den Menschen

In der Ausstellung steht er ganz in der Nähe einer Vitrine mit einem unscheinbaren Fetzen Stoff – ein Fragment der Fahne des Jugendbunds Maccabi Hatzair. Als Mitglieder des Bundes 1943 deportiert werden sollten, zerrissen sie die Fahne und versprachen sich gegenseitig, sie wieder zusammenzusetzen, wenn sie sich in Israel wiedersähen. Eine von ihnen, Anneliese Borinski, schaffte es tatsächlich, ihr Stück Stoff im Vernichtungslager Auschwitz und auf einem Todesmarsch bei sich zu behalten. Sie war die einzige, die ihren Teil der Fahne nach Israel bringen konnte.

Dinge des Erinnerns, wenn niemand mehr aus erster Hand erzählen kann: «Wir sind in einem Wettlauf gegen die Zeit», sagt Yad-Vashem-Leiter Dajan. «Wenn die Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind, dann müssen wir sicherstellen, dass wir ihre Erinnerung weitertragen.»

Weiterlesen

«Es war schwer, für das Buch so tief zu gehen»

Von Weronika Peneshko, dpa

Haifa (dpa) – Überleben. Und dann Überlebende sein. Das ist Rachel Hanan etwa seit ihrem 16. Lebensjahr.

Ein Jahr zuvor, ziemlich genau an ihrem 15. Geburtstag, war sie ins Vernichtungslager Auschwitz gekommen. An diesem Tag verlor sie ihre Mutter Ethel und ihren Vater Fivish, ihre Brüder Zvi und Yehuda. An welchem Tag auch ihre Schwester Chaya und deren Tochter Etia getötet wurden, ist nicht bekannt. Damals wusste sie das alles aber noch nicht. Sie wusste nicht, was nach der Selektionsrampe kommt. Und sie wusste auch noch nicht, dass ein ganz bestimmter Geruch wie von verbrannten Hühnerknochen sie an diese Zeit erinnern wird. Fast 80 Jahre später weiß Hanan, dass Auschwitz sie immer wieder in ihren Alpträumen heimgesucht hat.

50 Jahre hat Rachel Hanan geschwiegen und ihre Erlebnisse weitgehend für sich behalten. In ihren am 18. Januar erschienenen Memoiren «Ich habe Wut und Hass besiegt» veröffentlichte sie die Geschichte ihrer Gefühle erstmals in Buchform. «In der Vergangenheit wollte ich mich auf die positiven Gefühle in meinem Leben fokussieren, das war wichtig, um mich zu heilen und zu entwickeln und um das zu erreichen, was ich erreichen wollte», sagt sie in Retrospektive. Nicht einmal mit ihrem Mann hatte sie darüber gesprochen, auch wenn er sie Nacht für Nacht in den Armen hielt, wenn sie im Schlaf schrie.

«Es war schwer, für das Buch so tief zu gehen. Sogar schwerer, als wenn man als Teil einer Delegation zurück nach Auschwitz reist», sagt sie im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. «Während der Arbeit am Buch habe ich über Wochen tief in meinen Gefühlen gegraben, es war psychische und körperliche Anstrengung und dementsprechend nicht leicht.»

In erster Linie wurde ihre Geschichte für ihre eigenen Nachkommen und Freunde aufgeschrieben. Das Buch, das zunächst nur auf Deutsch erscheint, später auch ins Englische und Hebräische übersetzt werden soll, sei hier als Mahnung an junge Menschen gerichtet. «Nirgendwo auf der Welt sollen solche oder ähnliche schreckliche Dinge jemals wieder geschehen.»

Ein Stück Brot wird zur letzten Hoffnung

Die mittlerweile 93 Jahre alte Rachel Hanan kommt ursprünglich aus dem heute rumänischen Unterwischau. Damals war die Region von Ungarn besetzt – einem Verbündeten der Nationalsozialisten. In ihrem Buch beschreibt sie die Tage vor der Deportation – und wie unbekümmert sie noch war. Sie erzählt von ihrer in Auschwitz stressbedingt ausgefallenen Menstruation und der Angst, niemals Kinder bekommen zu können. Sie erzählt auch, wie sie sich beim Todesmarsch ins Konzentrationslager Theresienstadt – bloß noch ein Skelett und 25 Kilogramm leicht – an ein Stück Brot klammerte und es ihre letzte Hoffnung war. Bis heute wirft sie niemals Brot weg, auch wenn sie Jahrzehnte später und Tausende Kilometer entfernt in der nordisraelischen Stadt Haifa lebt.

Der jüdische Staat habe der langjährigen Sozialarbeiterin bei der Heilung geholfen. «Dass das jüdische Leben zurückkommt, ist das Allerwichtigste. Ich freue mich seit meinem ersten Tag in Israel über jeden Erfolg, jedes Gebäude, das gebaut wird, und über jeden Baum, der auf dem Land wächst, über Kinder, die im Kindergarten spielen und nicht gewaltsam in Vernichtungslager gebracht werden. Auch wenn ich manches kritisch sehe, was in meinem Land geschieht, bin ich sehr froh darüber, dass meine Kinder hier in Israel leben, und nicht irgendwo anders in der Welt.»

Aufklärungsarbeit für junge Menschen in Auschwitz

Trotz allem ist sie in der Vergangenheit immer wieder nach Auschwitz zurückgekehrt, um jungen Menschen nahezubringen, was sie in dem Vernichtungslager erlebt hat. Ihre Memoiren sollen diese Arbeit weiterführen, wenn sie irgendwann nicht mehr ist. Ihre Hoffnung für die Gegenwart und Zukunft ist, dass jedermann sich wie «a mentsch» verhält. So bezeichnet man im Jiddischen jemanden, der voller Integrität und Ehre ist.

Im Penguin Verlag sind am Mittwoch außerdem die Memoiren der Holocaust-Überlebenden Tova Friedman erschienen. Sie war als Vierjährige nach Auschwitz deportiert worden und wurde mit sechseinhalb Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter befreit. Heute ist sie gemeinsam mit ihrem Enkel auf Tiktok unterwegs – dort klären sie über die Gräuel des Holocausts auf. Die beiden Bücher erscheinen zeitlich sehr nah an einem wichtigen Gedenktag – dem 27. Januar, als Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit wurde.

Flug-Ausschluss: Lufthansa entschädigt jüdische Reisende

Frankfurt/Main (dpa) – Die Lufthansa hat jüdische Reisende finanziell entschädigt, denen im Mai pauschal der Weiterflug nach Budapest verweigert worden war.

Man habe mit der «überwiegenden Mehrheit der Passagiere» eine Einigung erzielt, bestätigte ein Unternehmenssprecher einen Bericht des Branchendienstes «Simply Flying», ohne weitere Details zu nennen.

Laut Bericht soll Lufthansa jedem einzelnen betroffenen Passagier 21.000 Dollar (rund 20 125 Euro) Wiedergutmachung zahlen, was zu Gesamtkosten von rund 2,6 Millionen Dollar führen würde. Dazu kommt ein erheblicher Image-Schaden. Weiterlesen

Steinmeier zu Antisemitismus: «Schmerzt mich zutiefst»

Hannover (dpa) – Nach den Schüssen auf die Tür des Rabbinerhauses in Essen hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur «Wachsamkeit» aufgerufen. In Deutschland zeige sich «Antisemitismus wieder viel unverhohlener und offener», sagte Steinmeier am Montag in Hannover. Jüdinnen und Juden würden diffamiert, verhöhnt, tätlich angegriffen. Das Staatsoberhaupt erinnerte an den Angriff eines rechtsextremen Attentäters in Halle vor drei Jahren.

«Wie sehr wünschte ich sagen zu können, dass dieser Anschlag in Halle zu einer wirklichen Wende geführt hätte. Aber ich kann es nicht sagen: Die Zahl antisemitischer Straftaten steigt in Deutschland», sagte Steinmeier. Weiterlesen

Gedenken an Pogromnacht: Schweigemarsch in Mainz

Mainz (dpa/lrs) – Die Jüdische Gemeinde Mainz-Rheinhessen hat zum Jahrestag der Pogromnacht von 1938 vor der Ausgrenzung von Menschen durch rechtsextreme Parteien gewarnt. «Unsere Toten mahnen uns zur Wachsamkeit», sagte die Gemeindevorsitzende Anna Kischner am Mittwoch in der Neuen Synagoge in Mainz. An einem Schweigemarsch im Anschluss an eine Gedenkstunde zum Ort der Deportationen von Juden im Jahr 1942 nahmen rund 250 Menschen teil.

«Wir wollen uns in diesen veränderlichen Zeiten mit der Vergangenheit in Beziehung setzen», sagte Kischner. Vor einem Jahr hätte niemand gedacht, dass es wieder Krieg in Europa gebe, beim Heizen gespart werden müsse und Inflation herrsche. «Wenn Diktatoren keinen Ausweg finden, suchen sie einen Schuldigen», sagte Kischner. In der Vergangenheit seien dies immer wieder Menschen jüdischen Glaubens gewesen. Es sei bedrückend, dass in etlichen europäischen Ländern rechtsextreme Parteien großen Zulauf finden könnten: «Das Gedächtnis der Völker ist kurz.» Weiterlesen

Schum-Stätten liegen Innenminister Ebling am Herzen

Mainz (dpa/lrs) – In der Ressortverantwortung für die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz will sich Innenminister Michael Ebling (SPD) besonders um die Präsentation der mittelalterlichen jüdischen Stätten kümmern. «Wir haben jetzt sieben Welterbestätten in einem Bundesland», sagte Ebling im Redaktionsgespräch der Deutschen Presse-Agentur. «Die Schum-Stätten in Speyer, Worms und Mainz liegen mir besonders am Herzen.»

Der Name Schum-Stätten bezieht sich auf die hebräischen Anfangsbuchstaben Schin (sch) für Schpira (Speyer), Waw (u) für Warmaisa (Worms) und Mem (m) für Magenza (Mainz). Die Schum-Stätten umfassen die Tradition der jüdisch-mittelalterlichen Gelehrsamheit ebenso wie die erhaltenen Stätten – darunter Reste der 1104 errichteten Synagoge in Speyer, die um 1120 erbaute Mikwe in Speyer als ältestes erhaltenes Ritualbad in Europa, der Friedhof «Heiliger Sand» in Worms und das dortige Raschi-Haus mit einem Gewölbekeller aus dem 12./13. Jahrhundert sowie der Friedhof «Judensand» in Mainz mit dem ältesten erhaltenen Grabstein aus dem Jahr 1049. Weiterlesen

Scholz: Antisemitismus-Kampf hat allerhöchste Priorität

Berlin (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat erneut scharfe Kritik an jeder Art von Relativierung des NS-Massenmords an den Juden Europas geübt. «Antisemitismus – und dazu zählt die Relativierung des Holocaust – werden wir in Deutschland nicht dulden», sagte der SPD-Politiker am Sonntag in Berlin.

Die Äußerungen von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas von Mitte August im Kanzleramt nannte Scholz eine «empörende Entgleisung». Das habe die Bundesregierung der palästinensischen Führung auch unmissverständlich klargemacht. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen