Menschliche Knochenfragmente von Verbrechensopfern bestattet

Berlin (dpa) – Letzte Ruhe für Opfer von Verbrechen im Namen der Wissenschaft: Mit einer öffentlichen Trauerfeier sind am Donnerstag in Berlin mehrere Tausend Knochen bestattet worden. In fünf Gebeinekisten wurden die bei Grabungen gefundenen etwa 16.000 Knochenfragmente auf dem Waldfriedhof in Dahlem zu Grabe getragen.

«Die inhumane Praxis des Forschungsrassismus sah für die Überreste keine Bestattung vor und warf sie in Gruben», sagte Daniel Botmann vom Zentralrat der Juden. «Heute tragen wir zahlreiche Leben, deren Stimmen und Biografien ausgelöscht wurden, zu ihrer letzten Ruhestätte.» Weiterlesen

TU entwickelt Digitalmodelle von zerstörten Synagogen

Darmstadt (dpa) – Wissenschaftler der Technischen Universität (TU) Darmstadt wollen weitere von den Nationalsozialisten im Rhein-Main-Gebiet zerstörte Synagogen am Computer rekonstruieren. Geplant sind zunächst 13 Digitalmodelle von jüdischen Gotteshäusern in Darmstadt, Mainz und Frankfurt. Die TU setzt damit nach eigenen Angaben vom Mittwoch ein 1995 begonnenes Projekt des Fachgebiets Digitales Gestalten fort. Weiterlesen

Scholz: Historische deutsche Verantwortung für Holocaust

Berlin (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat an die historische Verantwortung Deutschlands für Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert. «Unvergessen ist das Leid von sechs Millionen unschuldig ermordeten Jüdinnen und Juden – genauso wie das Leid der Überlebenden», schrieb der SPD-Politiker am Freitag auf Twitter. Damit dies nie wieder geschehe, erinnere man am Holocaust-Gedenktag an die historische Verantwortung Deutschlands.

Der Bundestag wollte am Vormittag der Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Bei einer Gedenkstunde des Bundestages um 10.00 Uhr kommt unter anderem die Holocaust-Überlebende Rozette Kats zu Wort. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet die Sonderveranstaltung, an der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnimmt. Weiterlesen

Hubig zum Gedenktag: Erinnerungsarbeit bleibt unverzichtbar

Mainz (dpa/lrs) – Auch bald 80 Jahre nach dem nationalsozialistischen Völkermord an den Juden bleibt aus Sicht der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) die Erinnerungsarbeit an den Schulen unverzichtbar. Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am Freitag erklärte sie: «Die Kinder und Jugendlichen von heute sind diejenigen, die unsere Gesellschaft in der Zukunft tragen. Wenn wir möchten, dass auch sie die Chance haben, in einer freien und gerechten Welt zu leben, dann müssen die Kinder und Jugendlichen den Wert von Demokratie kennen – und das bedeutet auch, sie müssen unsere Verantwortung in der Geschichte kennenlernen und verstehen.» Weiterlesen

Forschungsprojekt erkundet Familiengeschichten in NS-Zeit

Mainz (dpa/lrs) – Wissenschaftler der Universität Koblenz wollen im Auftrag des Landtags Rheinland-Pfalz in einem Forschungsprojekt die Erinnerungen von Familien an die NS-Zeit erkunden. In den Generationen der Enkel und Urenkel werde das Erleben der Vorfahren oft verzerrend dargestellt, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering am Mittwoch in Mainz. Dies gefährde die notwendige Erinnerungskultur. Zu den Zielen des vom Landtag beauftragten Projekts gehört daher auch die Entwicklung neuer pädagogischer Konzepte für die Holocaust-Gedenkarbeit.

Das Projekt begann mit einer am Mittwoch gestarteten Online-Befragung, bei der sich die Wissenschaftler rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhoffen. Anschließend sollen mit einer Auswahl von etwa 30 Menschen in rund zehn Familien Tiefeninterviews geführt werden. Die Ergebnisse sollen voraussichtlich im Juni nächsten Jahres vorgestellt werden. Weiterlesen

Studie: Holocaust ist für viele Niederländer ein Mythos

Frankfurt/Amsterdam (dpa) – Das Ausmaß des Holocaust ist vielen Niederländern und ganz besonders jungen Menschen 78 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz unbekannt. Manche sprechen sogar von einem Mythos. Das ist das Ergebnis einer Studie der Claims Conference, die wenige Tage vor dem Internationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus veröffentlicht wurde.

Die Claims Conference wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet, um Ansprüche jüdischer Überlebender gegen Deutschland durchzusetzen und kümmert sich auch heute um Holocaust-Überlebende und ihre Nachkommen. Befragt wurden 2000 Niederländerinnen und Niederländer ab 18 Jahre. Dabei wurden die Ergebnisse der zwischen 1980 und 1994 geborenen Millennials und der seit 1995 geborenen sogenannten Generation Z gesondert erfasst.

Obwohl es in den Niederlanden mehrere Durchgangslager gab, von denen aus die Juden in Konzentrationslager wie Auschwitz deportiert wurden, konnten 59 Prozent aller Befragten und 71 Prozent der Millennials und Generation Z (Gen Z) kein einziges Durchgangslager im eigenen Land nennen. So konnten nur 22 Prozent aller Befragten und 17 Prozent der Millennials und Gen Z Westerbork nennen, das niederländische Durchgangslager, in das Anne Frank gebracht wurde, bevor sie nach Auschwitz deportiert wurde. Weiterlesen

CDU will Maaßen nach neuen umstrittenen Äußerungen loswerden

Berlin (dpa) – Nach umstrittenen Äußerungen von Hans-Georg Maaßen haben mehrere CDU-Politiker den früheren Verfassungsschutzpräsidenten zum Parteiaustritt aufgerufen oder mit einem Antrag auf Parteiausschluss gedroht. «Sollte Herr Maaßen bei unserer nächsten Bundesvorstandssitzung am 13. Februar noch Mitglied der CDU sein, werde ich einen entsprechenden Antrag an den Bundesvorstand stellen, ihn aus unserer Partei auszuschließen», sagte CDU-Bundesvize Karin Prien am Dienstag in Kiel. Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin warf Maaßen unter anderem das wiederholte Verwenden antisemitischer und verschwörungstheoretischer Codes und die Verharmlosung von Rassismus vor.

CDU-Generalsekretär Mario Czaja forderte Maaßen zum Parteiaustritt auf. «Für seine Äußerungen und das damit zum Ausdruck gebrachte Gedankengut ist in unserer Partei kein Platz», schrieb Czaja ebenfalls bei Twitter. Weiterlesen

Berliner Schau zeigt Objekte aus Yad Vashem

Von Christina Storz und Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Berlin (dpa) – Es waren bereits gefährliche Zeiten, als die jüdische Familie Margulies aus Nazi-Deutschland floh. Im März 1939 schaffte es Vater Menashe Margulies, Textilhändler aus Chemnitz, Visa für die Niederlande zu bekommen. Der 15-jährige Sohn Szalay sollte in Berlin eigentlich Schiffskarten kaufen. Stattdessen ergatterte er für 2544 Reichsmark vier Flugtickets der Lufthansa von Berlin nach Haifa. Blieb noch ein großes Hindernis: Das Familienklavier sollte keinesfalls zurückbleiben. Tatsächlich gelang es den Flüchtenden irgendwie, das Instrument nach Palästina zu verschiffen.

84 Jahre später ist das Piano zurück in Deutschland. Wenige Tage vor dem diesjährigen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar wird es ab Dienstag in der Ausstellung <<Sechzehn Objekte>>  im Paul-Löbe-Haus des Deutschen Bundestags zu besichtigen sein. Es sind 16 Stücke aus einer Sammlung von 42 000 Artefakten der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Diese bringt zu ihrem 70. Bestehen erstmals eine kleine Auswahl in das Land, in dem ihre Besitzer einst zuhause waren, aus dem sie vertrieben oder verschleppt und ermordet wurden. Es ist eine berührende Rückkehr nach einer sehr langen Reise.

Yad Vashem-Leiter kommt nach Deutschland

«Ich wollte natürlich ganz unterschiedliche Objekte haben, nicht nur jüdische Artefakte», sagt Ruth Ur, die Kuratorin der Ausstellung und Geschäftsführerin des deutschen Freundeskreises von Yad Vashem. «Es geht nicht um jüdische Menschen, es geht um Deutsche in erster Linie.» Gerade da Chemnitz 2025 Kulturhauptstadt Europas werde, könne es keine passendere Botschaft geben: «Ein Klavier, das den Holocaust überlebt hat, kommt zurück nach Deutschland, um zu zeigen, wie wichtig Musik ist.» Überlebt hat in Israel auch der damals 15-jährige Szalay, heute Shlomo, geboren 1923, vor fast hundert Jahren.

«Es ist wichtig zu zeigen, dass zwischen jedem einzelnen Objekt und Deutschland eine Verbindung besteht», sagt der Leiter von Yad Vashem, Dani Dajan, der Deutschen Presse-Agentur. Sie stünden exemplarisch für je ein Bundesland. Zur Eröffnung der Ausstellung und zu politischen Gesprächen kommt der 67-Jährige zum ersten Mal in seinem Leben nach Deutschland.

Die Erinnerung muss wach gehalten werden

Er hatte sich eigentlich geschworen, nie deutschen Boden zu betreten – um nie zu vergessen, was mit jüdischen Menschen in Deutschland passiert sei. «Es hatte nichts mit Hass zu tun, es hat nur mit Erinnern zu tun», sagt Dajan. Doch sei es der «gleiche Grund, der mich jetzt nach Deutschland bringt: das Erinnern». Mit seiner Reise wecke er Aufmerksamkeit, «und so werden wir das Erinnern verstärken und dazu beitragen, dass es nie wieder passiert».

Wenn man geht, unter Zwang, wahrscheinlich für immer, was nimmt man mit? Für die 1937 geborene Lore Stern aus Kassel war es ihre Puppe Inge, die 1941 mit ihr nach Portugal und schließlich in die USA reiste. Von dort wanderte Lore Stern 1991 nach Israel aus und mit ihr die Puppe. Auch für Anneliese Dreifuss aus Stuttgart war es ein Spielzeug, eine winzige Keramikküche, die die Emigration in die Vereinigten Staaten überlebte.

Als der Hamburger Leon Cohen ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde, wollte er auf eines nicht verzichten: seinen selbst gefertigten Thora-Schrein. Als ihn die Nazis weiter nach Auschwitz verschleppten, ließ Cohen den Schrein dann doch zurück. Die Leiterin eines Kinderheims verwahrte ihn. So kam der Schrein nach Yad Vashem und nun nach Berlin.

Die Dinge erzählen von den Menschen

In der Ausstellung steht er ganz in der Nähe einer Vitrine mit einem unscheinbaren Fetzen Stoff – ein Fragment der Fahne des Jugendbunds Maccabi Hatzair. Als Mitglieder des Bundes 1943 deportiert werden sollten, zerrissen sie die Fahne und versprachen sich gegenseitig, sie wieder zusammenzusetzen, wenn sie sich in Israel wiedersähen. Eine von ihnen, Anneliese Borinski, schaffte es tatsächlich, ihr Stück Stoff im Vernichtungslager Auschwitz und auf einem Todesmarsch bei sich zu behalten. Sie war die einzige, die ihren Teil der Fahne nach Israel bringen konnte.

Dinge des Erinnerns, wenn niemand mehr aus erster Hand erzählen kann: «Wir sind in einem Wettlauf gegen die Zeit», sagt Yad-Vashem-Leiter Dajan. «Wenn die Zeitzeugen nicht mehr unter uns sind, dann müssen wir sicherstellen, dass wir ihre Erinnerung weitertragen.»

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Mehr als 45 Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag

Mainz (dpa/lrs) – Zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wird es in Rheinland-Pfalz mehr als 45 Veranstaltungen geben. Mit Stadtführungen, Lesungen, Ausstellungen oder Vorträgen wird an das Schicksal der Opfer der Nazi-Diktatur erinnert, wie der Landtag Rheinland-Pfalz am Montag in Mainz mitteilte. Die zentrale Gedenkveranstaltung des Landtags am 27. Januar findet in der Konstantinbasilika in Trier statt, gemeinsam mit Abgeordneten aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und dem Saarland. Weiterlesen

Gedenken an Pogromnacht: Schweigemarsch in Mainz

Mainz (dpa/lrs) – Die Jüdische Gemeinde Mainz-Rheinhessen hat zum Jahrestag der Pogromnacht von 1938 vor der Ausgrenzung von Menschen durch rechtsextreme Parteien gewarnt. «Unsere Toten mahnen uns zur Wachsamkeit», sagte die Gemeindevorsitzende Anna Kischner am Mittwoch in der Neuen Synagoge in Mainz. An einem Schweigemarsch im Anschluss an eine Gedenkstunde zum Ort der Deportationen von Juden im Jahr 1942 nahmen rund 250 Menschen teil.

«Wir wollen uns in diesen veränderlichen Zeiten mit der Vergangenheit in Beziehung setzen», sagte Kischner. Vor einem Jahr hätte niemand gedacht, dass es wieder Krieg in Europa gebe, beim Heizen gespart werden müsse und Inflation herrsche. «Wenn Diktatoren keinen Ausweg finden, suchen sie einen Schuldigen», sagte Kischner. In der Vergangenheit seien dies immer wieder Menschen jüdischen Glaubens gewesen. Es sei bedrückend, dass in etlichen europäischen Ländern rechtsextreme Parteien großen Zulauf finden könnten: «Das Gedächtnis der Völker ist kurz.» Weiterlesen

Steinmeier: 9. November erinnert für immer an den Holocaust

Berlin (dpa) – Der 9. November wird in Deutschland nach Darstellung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für immer an den «Zivilisationsbruch des Holocausts» erinnern. «Immer wird uns der 9. November zum Kampf gegen den Antisemitismus auffordern», sagte Steinmeier am Mittwoch zur Eröffnung einer Tagung im Schloss Bellevue in Berlin.

Der 9. November 1938 sei nicht der Beginn der Judenverfolgung gewesen. «Aber was an diesem Tag der offenen Gewalt geschah, war der für alle sichtbare Vorschein der dann folgenden, genau geplanten und mit brutaler Konsequenz durchgeführten Entrechtung, Verschleppung und schließlich Vernichtung der Juden Deutschlands und Europas.»

Am 9. November 1918 war vom Berliner Reichstag aus die Republik ausgerufen und so das Ende der Monarchie besiegelt worden. Am 9. November 1938 fanden die Pogrome der Nazis gegen die jüdische Bevölkerung statt. In ganz Deutschland brannten Synagogen, wurden Geschäfte geplündert und zerstört, Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, willkürlich verhaftet und ermordet. Der 9. November 1989 schließlich steht für den Fall der Berliner Mauer und das Ende der Teilung Deutschlands. Weiterlesen

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