Element of Crime: «Lange Nächte um die Ohren»

Von Gerd Roth, dpa

Berlin (dpa) – Es riecht nach abgestandenem Bier. Irgendwo ist sicher auch eine Rotweinflasche umgefallen. Und knapp neben dem Aschenbecher glimmt eine Kippe. Fehlt nur noch etwas Musik. Nicht zu wild, bloß nicht laut. Leicht melancholisch könnte gut passen. Element of Crime zum Beispiel. Mit «Morgens um vier» liefert die Band einen wunderbaren Soundtrack für die Stunden irgendwo zwischen Absacker und Katerstimmung. Das Album kommt an diesem Freitag (7.4.) raus.

Die Bilder hat die Band mit den Videos für die beiden Singles «Unscharf mit Katze» sowie «Dann kommst du wieder» gleich mitgeliefert. Es wird gefeiert, geredet, an Bars gesessen, getrunken, geraucht. «Das passt auf eine Weise, weil die Band diese Art von Geschichte auch hat», sagt Sänger Sven Regener der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «Wir kommen aus diesem alten Westberliner Mauerstadt-Ding, aus einer Welt, wo man sich traditionell und immer schon lange Nächte um die Ohren haut.»

Fast vier Jahrzehnte ist die vom gebürtigen Bremer Regener gegründete Band inzwischen musikalisch in dieser Welt unterwegs. Neben dem Sänger, der auch als Schriftsteller etwa mit der Fortsetzungsgeschichte um «Herr Lehmann» erfolgreich ist, gehören noch Gitarrist Jakob Friderichs, Schlagzeuger Richard Pappik und seit vergangenem Jahr Markus Runzheimer am Bass dazu, der den gestorbenen Bassisten und Produzenten David Young ersetzte.

Runzheimer war schon länger Ersatzmann für Young. «Deshalb war das ein relativ fließender Übergang», sagt Regener. Die zweite Position hält er für nicht mehr so wichtig. «Ein Musikproduzent spielt nach über 35 Jahren bei einer Band wie uns auch nicht mehr so eine übergroße Rolle», sagt er. Anleitung für das Aufnehmen eines Albums sei nicht mehr notwendig. «Wir brauchen nur jemanden als zusätzliche Instanz, der uns eine Menge abnimmt und die Sache mit etwas mehr Distanz betrachtet.» Mit Patrick Meyer sei jemand gefunden, der gut passe und «die Band sehr gut kennt, versteht und schätzt – das ist das Wichtigste dabei».

«Die Band lebt»

Die lange gemeinsame Zeit zeigt für Schlagzeuger Pappik, «dass die Band lebt und Lust hat weiterzumachen. Immer wieder, auch wenn es mal zwischendurch eine Pause gab.» Für Regener alles keine Absicht. «Auch das ist etwas, was man sich nicht vornimmt und sagt: Hey, wir wollen diese Band jetzt so lange wie möglich durch dieses Leben und die Welt prügeln. Nein, im Gegenteil, es ist eher komisch, dass das schon so lange läuft. Wir halten das gar nicht für einen Verdienst.»

Das 15. Studioalbum, darunter 2005 der wohl größte Erfolg «Mittelpunkt der Welt» mit dem Hit «Delmenhorst», ist musikalisch dann auch keine Überraschung. Was bei Element of Crime nicht schlimm sein muss. Die Band liefert seit Jahren verlässlich gute Songs. Es geht ruhig zu, nicht zu laut, nicht zu schnell.

Der Stil erinnert häufig an Calexico. Gerade auch dann, wenn die wunderbar melancholischen Trompetensoli von Regener zu hören sind. Vor allem gibt es viel Gitarre, gern auch mal geslided. Dann klingt es manchmal nach Country, was es nicht ist. Dazu sind die Rock- und Popelemente zu beherrschend. Zehn Songs, rund 40 Minuten voll von gut hörbarer Musik.

Hinzu kommen Regeners Texte mit diesen mitunter unendlich wirkenden Sätzen, gern über mehrere musikalische Phrasen gestreckt. Etwa: «Liebe ist – wie schon Johannes Mario Simmel, sagst du, völlig richtig eines seiner besten Bücher nannte – nur ein Wort und das fehlt dir, sagst du, im Alltag nicht so sehr» in «Liebe ist nur ein Wort». Es geht viel um Verlust («Ohne Liebe geht es auch»), Zweisamkeit («Nur der Anfang»), Rückkehr («Dann kommst du wieder»), schräge Beobachtungen («Morgens um vier») oder den manchmal auch tieferen Sinn im Alltäglichen («Wieder Sonntag»).

«Eine völlig ungeregelte Zone des Bewusstseins»

Für den 62-Jährigen unterscheidet sich das Schreiben der Songs klar vom großen Konzept eines Buches. Erste Ideen kämen immer spontan, wenn er sich lange genug mit einer Melodie beschäftigt habe. «Es ist eine völlig ungeregelte Zone des Bewusstseins. Daher ist es die reine Wildnis. Da herrscht das Gesetz des Dschungels, da überleben nur die stärksten Ideen.»

Texte und Musik müssen für die Band auch stärker sein als Krisen, wie etwa die Corona-Zeit. «Es gab immer irgendwelche Krisen, wenn wir Platten aufgenommen haben. Die Welt ist so», sagt Regener. «Dennoch ist es wichtig, dass man Musik macht, dass man trotzdem Lieder entstehen lässt. Damit die Welt sich weiterdreht!»

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Berliner Jusos: CDU schneidet SPD den Atem ab

Berlin (dpa) – Die Berliner Jusos bleiben auch nach der Vorstellung des Koalitionsvertrags von CDU und SPD bei ihrer klaren Ablehnung eines schwarz-roten Bündnisses. «Für uns wirkt der Koalitionsvertrag wie ein schwarzes Korsett mit roten Schleifen», sagte die Juso-Landesvorsitzende Sinem Taşan-Funke der Deutschen Presse-Agentur.

«An einigen Stellen wird zwar verhindert, dass sozialdemokratische Politik der letzten Jahre zurückgedreht wird. An vielen Stellen aber schneidet er der SPD den Atem ab», sagte sie. Weiterlesen

Sven Regener: Bei Songtexten herrscht Gesetz des Dschungels

Berlin (dpa) – Der Schriftsteller und Songschreiber Sven Regener sieht beim Texten Unterschiede zwischen Literatur und Musik. «Für die Bücher braucht man eine grundsätzliche Idee, mit der man anfängt, und dann ergeben sich die kleinen Sachen eigentlich von selber», sagte Regener («Herr Lehmann») der dpa in Berlin.

«Bei Songs ist es nochmal anders, da ist immer zuerst die Musik und dann muss ich ja den Text finden, wenn die Musik so weit fertig ist. Das hat was sehr Spontanes.» Mit seiner Band Element of Crime hat der Sänger zehn Songs für das Album «Morgens um vier» aufgenommen, das am Freitag (7.4.) erscheint. Weiterlesen

Angriff auf Jugendliche in Tram: «Es ist Rassismus»

Berlin (dpa) – Die Schülerin kämpfte bei ihrer Aussage mit den Tränen: Mehr als ein Jahr nach einem mutmaßlich rassistischen Angriff in Berlin-Prenzlauer Berg hat die heute 18-Jährige im Prozess gegen sechs Angeklagte als erste Zeugin ausgesagt. Immer wieder sei sie beschimpft, nach dem Aussteigen auch körperlich attackiert worden.

«Es ist Rassismus», sagte die Abiturientin vor dem Amtsgericht Tiergarten. Die Angeklagten – drei Frauen und drei Männer im Alter von 25 bis 55 Jahren – hatten zuvor die Vorwürfe gänzlich oder weitgehend zurückgewiesen.

Laut Anklage sollen zunächst zwei der Frauen die damals 17 Jahre alte Dilan am Abend des 5. Februar 2022 in einer Straßenbahn rassistisch beschimpft haben. Eine dieser Frauen und eine weitere Angeklagte sollen die Schülerin, der sie nie zuvor begegnet waren, nach dem Aussteigen an einer Haltestelle geschlagen und getreten haben. Die Männer sollen die mutmaßlichen Täterinnen angefeuert haben. Die Anklage lautete auf Beleidigung, Bedrohung sowie gefährliche Körperverletzung und Beihilfe dazu. Weiterlesen

Nasenspray-Impfung gegen Corona: Erfolg an Hamstern

Berlin (dpa) – Ein in Berlin entwickelter Nasenspray-Impfstoff gegen Corona hat laut einer Studie zumindest im Tierversuch Vorteile im Vergleich zu bisherigen Sars-CoV-2-Vakzinen. Das Präparat mit abgeschwächten Coronaviren wurde an Hamstern in verschiedenen Schemata und im Vergleich zu etwa einem mRNA-Impfstoff erprobt, wie ein Team um Geraldine Nouailles von der Charité im Journal «Nature Microbiology» berichtet.

Es handelt sich noch um ein frühes Stadium, bisher gab es keine Tests am Menschen. Auch die Frage der Schutzdauer über den Zeitraum des Experiments hinaus ist unklar, wie Mitautor Emanuel Wyler vom Max Delbrück Center (MDC) der Deutschen Presse-Agentur sagte. Weiterlesen

Gutachten zu Mitschnitt von Bushido und Ex-Manager liegt vor

Berlin (dpa) – Rund 14 Monate nach dem Auftauchen eines Tondokuments im Prozess gegen den Ex-Geschäftspartner von Rapper Bushido liegt dem Landgericht Berlin ein Gutachten zu dessen Authentizität vor. Der österreichische Sachverständige, der es erstellt hat, soll im Prozess vernommen werden und seine Untersuchung darlegen. Einen Termin dafür gibt es noch nicht, wie der Vorsitzende Richter Martin Mrosk am Montag sagte. Angefragt sei jedoch, ob der Gutachter Ende April nach Berlin kommen könne.

Bushidos Anwalt, Steffen Tzschoppe, sieht sich durch das vorläufige Gutachten bestätigt. Nach dem Fazit des Audio-Experten sei «der Datei mit vorsichtiger Skepsis zu begegnen», sagte Tzschoppe der Deutschen Presse-Agentur. Die Datei sei für ihn schon immer eine Fälschung gewesen, um seinen Mandanten zu diskreditieren. Der Verteidiger des angeklagten Ex-Managers, Hansgeorg Birkhoff, wies dies zurück. Aus Sicht der Verteidiger des Clanchefs und drei seiner Brüder widerlegt die rund zweistündige Tondatei die Darstellung von Bushido. Weiterlesen

Koalitionsvertrag in Berlin: Milliarden für den Klimaschutz

Berlin (dpa) – CDU und SPD in Berlin haben in ihrem Koalitionsvertrag ein Milliardenprogramm für den Klimaschutz vereinbart. «Wir wollen die vereinbarten Ziele schneller erreichen», sagte der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner bei der Vorstellung des Vertrags. «Es hat auch etwas mit Lebensqualität in unserer Stadt zu tun.»

Die Ausgaben dafür seien Investitionen in die Zukunft. «Das kriegen Sie nicht kostenlos gestemmt», sagte Wegner, der neuer Regierender Bürgermeister in der geplanten schwarz-roten Koalition werden will.

Im Koalitionsvertrag ist vorgesehen, ein Sondervermögen «Klimaschutz, Resilienz und Transformation» mit einem Volumen von zunächst fünf Milliarden Euro zu schaffen. Die neue Koalition sei bereit, Ende 2024 bei Bedarf weitere bis zu fünf Milliarden Euro dafür in die Hand zu nehmen. «CDU und SPD sehen die Bewältigung der Klimakrise als eines der drängendsten Themen unserer Zeit an», heißt es im Vertragstext. Weiterlesen

Vier Schwerverletzte bei Klinikbrand in Berlin

Von Serhat Koçak, Marc Kalpidis, dpa

Berlin (dpa) – Großalarm in Berlin-Kreuzberg: Bei einem Brand im Vivantes Klinikum Am Urban sind drei Patienten und eine Krankenpflegerin schwer verletzt worden. Unter den Patienten ist eine Frau, die zum Zeitpunkt des Feuers in einem Aufzug festsaß und lebensgefährliche Verletzungen erlitt, wie die Feuerwehr in der Nacht zu Montag mitteilte.

Demnach wurden insgesamt rund 40 Menschen versorgt, einige seien als leicht verletzt eingestuft worden, in mehreren Fällen bestand der Verdacht auf Rauchgasvergiftungen. Außerdem seien zwei Feuerwehrleute bei ihrem Einsatz leicht verletzt worden, teilte die Feuerwehr mit.

Rund 100 Einsatzkräfte waren in der Nacht am Brandort in Kreuzberg. Einem Sprecher der Feuerwehr zufolge scheint das Feuer mit brennenden Krankenbetten im Flur begonnen zu haben. Wie diese in Brand geraten konnten, blieb zunächst unklar. Laut Polizeiangaben wurde ein verdächtiger Mann festgenommen, vorsätzliche Brandstiftung sei nicht auszuschließen. Der Rauch verteilte sich über acht Stockwerke des Klinikgebäudes, die Rettungsstelle wurde evakuiert. Die Flammen konnten schließlich gelöscht werden.

Das Feuer überraschte die Menschen in der Klinik mitten in der Nacht. «Wir mussten die gesamte Rettungsstelle evakuieren», sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr in der Nacht zu Montag. «Ein Glück, dass wir die Frau aus dem noch Aufzug retten konnten und es nicht noch mehr Schwerverletzte geworden sind.»

Das Vivantes Klinikum Am Urban verfügt laut seiner Homepage über 12 medizinische Fachabteilungen, eine zentrale Notaufnahme und 614 Betten. Dort werden demnach pro Jahr rund 65.000 Patienten behandelt. Insgesamt kümmern sich rund 300 Ärztinnen und Ärzte sowie 605 Pflegekräfte um das Wohl der Patientinnen und Patienten.

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Corinna Harfouch: Gelassener im Alter

Berlin (dpa) – Der Vorteil vom Ältersein ist nach Ansicht von Corinna Harfouch (68) «eine gewisse Gelassenheit, die man entwickelt». «Dass man nicht sofort immer alles durchsetzen muss, sondern dass man auch warten kann. Dass man sich nicht blöd rumstreitet, sondern einen Weg findet, wie das aufhört», sagte die Schauspielerin der Deutschen Presse-Agentur. Weiterlesen

CDU und SPD in Berlin stellen Koalitionsvertrag vor

Berlin (dpa) – Sieben Wochen nach der Wiederholungswahl in Berlin stellen CDU und SPD heute ihren Koalitionsvertrag vor. Die Verhandlungen hatten gut drei Wochen gedauert und verliefen von außen betrachtet vergleichsweise harmonisch. Die Spitzen beider Parteien lobten zwischendurch immer wieder fast überschwänglich die aus ihrer Sicht gute und konstruktive Atmosphäre. Bisher wird Berlin von einer Koalition aus SPD, Grünen und Linken regiert.

Zu den Schwerpunkten des schwarz-roten Regierungsprogramms gehören mehr Wohnungsbau, ein Milliardenprogramm für mehr Klimaschutz, eine Verwaltungsreform sowie eine bessere Ausstattung von Polizei und Feuerwehr. Wichtig ist beiden Parteien auch ein Bekenntnis zu einer bunten, vielfältigen Stadt, in der Menschen aller Couleur zu Hause sind und sich entfalten können. Weiterlesen

Musik als Perspektive – Grönemeyer-Album «Das ist los» Gegen die Angst

Von Gerd Roth, dpa

Berlin (dpa) – Da sucht einer. Nach von Isolation und Krisen, selbst Krieg geprägten Jahren braucht es sicher keine einfachen Antworten – aber Perspektiven, Wege, Aufbruch. Herbert Grönemeyer sucht mit seiner Musik. Das Resultat geht gut ins Ohr, ist teils mächtig tanzbar. 13 Songs, ein für seine Verhältnisse langes Album, markieren den vielschichtigen Blick des Musikers auf zwischenmenschliche Gefühle und gesamtgesellschaftliche Nöte. Der Titel wirkt wie ein Hinweis: «Das ist los» ist da.

Fragen über Fragen aus den vergangenen Jahren

«So eine Zeit wie in den letzten drei Jahren habe ich mit 66 auch noch nie erlebt. Wir alle nicht», sagt der Sänger. Die daraus resultierenden Fragen liefert er gleich mit: «Was schreibt man dann? Was ist da? Wie denkst du, wie fühlst du dich? Was hast du zu erzählen? Hast du überhaupt was zu erzählen? Wie geht es mit deinen Ängsten? Wie skeptisch bist du? Wie optimistisch bist du?»

Kunst wie etwa Musik sei «schon auch dafür da, Ängste ernst zu nehmen und gleichzeitig aber auch eine Perspektive zu formulieren». Dafür hat sich Grönemeyer zusammen mit Produzent Alex Silva in ein Haus nach Umbrien zurückgezogen. Er vergleicht es mit der Situation eines Malers: «Man sitzt zunächst wie vor einer weißen Leinwand.» Aber dann. «Diese italienische Lebensart, so eine luftige Heiterkeit, das hat uns dann schnell dabei geholfen, den Einstieg zu finden.»

Die Songs markieren nun eine hügelige Landschaft zwischen menschlichen Gefühlen und harten Realitäten, vieles noch im Nebel, aber manche Perspektive ist schon zu erkennen. Die Klavierballade «Tau» beschreibt Glück und Zweisamkeit: «Wir teilen die Kräfte auf». Im Opener «Deine Hand» singt Grönemeyer von Hoffnung, die «gerade so schwer zu finden» sei. Aber da ist eben auch jemand, der ihn gibt, «den Halt, den ich so dringend brauch’, um nicht zu brechen».

Ein Album voller Lebensfreude

Musikalisch lässt sich Grönemeyer durch seine Landschaften treiben. So wird das Album auch zu einer Zeitreise mit Anklängen früher Kraftwerk-Rhythmen («Herzhaft»), 80er Rock («Genie») oder 90er Pop («Das ist los»). Treibende Beats («Oh Oh Oh») wechseln sich ab mit Elektro- («Angstfrei») oder Hiphop-Sounds («Turmhoch»). Da steckt auch ganz viel Lebensfreude drin.

Ein Ausdruck für diese Lebensfreude kann Tanzen sein, von Grönemeyer in mehreren Songs aufgegriffen. «Nicht umsonst tanzen alle Kulturen, tanzen Kinder, weil sie sofort merken, sie sind versetzt in eine völlig andere Stimmung», sagt der Künstler. Tanzen sei elementar, um sorglos zu werden, «ein wunderbares Vehikel, um einfach mal für eine Zeit den ganzen Müll aus dem Kopf zu kriegen».

Als Musiker beschreibt er «dieses irre Privileg» für sich: «Ich gehe auf die Bühne, spiele ein Konzert und die Leute freuen sich daran. Ich kann das anschieben, dass die Leute sich in Bewegung versetzen.» Die erste Tour nach langen Pandemie-Jahren startet am 16. Mai.

Dabei kann Grönemeyer mit «Der Schlüssel» auch auf einen Song zu Migration und Flucht zurückgreifen. «Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl, Herkunft», sagt er. «Aber natürlich ganz klar: Wo fühle ich mich geborgen und in welcher Gemeinschaft fühle ich mich geborgen? Das ist ein Heimatbegriff, der – wenn man den wirklich sehr behutsam benutzt – uns alle interessiert.» Grönemeyer sieht viel von notwendiger Solidarität. «Leute versuchen hier, Flüchtlingen mit ihren Möglichkeiten eine neue Art von Heimat zu bieten. Wir sind eine starke Gemeinschaft, deswegen sind wir auch in der Lage, so vielen Menschen Schutz zu bieten.»

Starke Frauen

Starke Frauen bestimmen immer wieder Teile des Albums. «Das Aufbegehren der Frauen im Iran, Afghanistan und überhaupt weltweit seit einigen Jahren schüttelt uns andere richtig durch und ist wichtig: Wir erkennen enorme Kraft, eine bedingungslose Radikalität für weibliche und humanistische Themen und den Kampf für echte Freiheit und es wird Zeit, dass die überall gesehen wird und Dinge sich nachhaltig ändern», sagt der Sänger.

«Ohne Druck keine Diamanten» singt Grönemeyer in «Turmhoch». Wie hat er den Weg zu seinen Songs empfunden? «Der Druck für mich bei diesem Album war enorm hoch. Ich glaube, das ist auch das Drama des Alters, dass der gefühlte Druck immer höher wird. Also auch der Anspruch an einen selber.» Erwartungen kommen allerdings auch von außen. Mit «Das ist los» hat Grönemeyer sein 17. Studioalbum eingespielt. Bisher elf davon landeten auf Platz eins.

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