Kamele in Australien: Vom kolonialen Wüstenschiff zur Plage

Tiere
Von Michelle Ostwald, dpa

Sydney (dpa) – In gleichmäßigem Schritt trabt eine Kamel-Karawane langsam aber majestätisch durch die glühende Wüstenhitze. Über ihr die unerbittliche Sonne, dahinter Sanddünen so weit das Auge reicht. Wer an Kamele denkt, hat meist solche Bilder aus der Sahara im Kopf.

Was die meisten nicht wissen: Die größte Population wildlebender Kamele der Welt ist nicht in Afrika oder den Vereinigten Arabischen Emiraten zuhause – sondern in Australien. Und das hat historische Gründe, denn als der unerforschte Kontinent einst von Europäern besiedelt wurde, waren ausdauernde und hitzebeständige Lastentiere gefragt. Heute hingegen dienen sie mehr dem Freizeitvergnügen.

«Kamele gab es hier bei uns eigentlich schon immer», sagt Shelley Lorensen. Sie ist die Präsidentin der Boulia Camel Races, einem Kamelrennen mitten im Outback. Boulia in Queensland zählt nur etwa 300 bis 400 Einwohner, doch zur Rennzeit im Juli tummeln sich 3500 Menschen in dem Örtchen. Viele reisen in Wohnwagen an oder schlafen in Zelten, um die Kamele durch den roten Wüstensand rennen zu sehen.

Unberechenbare Wettbewerbsteilnehmer

Bei dem dreitägigen Spektakel gibt es auch ein Rasenmäher-Rennen, Musik und ein Feuerwerk. Die Kamele seien aber die Hauptattraktion, sagt Lorensen. Ihr Wesen mache die Rennen unberechenbar: Die Reiter könnten die Tiere weder lenken noch kontrollieren: «Man kann sie zwar trainieren, aber selbst ein Kamel, das an einem Tag alle Rennen gewinnt, könnte sich am nächsten Tag einfach auf den Boden setzen.»

Kamele wurden seit den 1840er Jahren aus Indien, Afghanistan und von der arabischen Halbinsel nach Down Under eingeführt. Bei der Kolonialisierung halfen sie den Neuankömmlingen dabei, das Outback zu erkunden und transportierten gleichermaßen Waren und Menschen. Auch mehrere Großprojekte, wie die transaustralische Eisenbahn und die «Overland Telegraph Line» (transaustralische Telegrafenleitung), wurden mit der Hilfe von Kamelen umgesetzt. Zudem waren Siedlungen im Outback auf die «Wüstenschiffe» angewiesen, denn Lebensmittel wurden auf Kamelrücken selbst in die entlegensten Gegenden gebracht.

Kamele gebe es in Silverton an der Grenze zwischen New South Wales und South Australia schon seit Gründung des Ortes in den 1880er Jahren, sagt Duncan Pickering. Gemeinsam mit seiner Partnerin Petah Devine bietet er dort Kameltouren an. Das Paar träumte von einem Leben als Selbstversorger auf einer Farm mitten in den Weiten des Outbacks. Die Kamele ergaben sich eher zufällig: «Die Familie, die vor uns die Touren angeboten hat, hörte auf und gab uns 2017 unsere ersten beiden Tiere», erzählt Pickering der Deutschen Presse-Agentur.

Mittlerweile leben 13 Kamele auf der Farm. An der Arbeit mit den Wüstentieren fasziniert Pickering vor allem ihre Persönlichkeit: «Sie sind alle sehr individuell, aber gleichzeitig sehr zutraulich.» Neue Tiere zu trainieren sei aber eine Herausforderung: «Man muss erst ihr Wesen kennenlernen und miteinander warm werden.»

Geschätzt 1,2 Millionen Tiere

Und dennoch: Die beeindruckenden Lastentiere gelten in Australien seit einiger Zeit als Plage. Nachdem sie Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen von Autos und anderen Verkehrsmitteln nicht mehr zum Transport gebraucht wurden, ließ man sie im Outback frei. In der Wildnis haben sie sich stark vermehrt – in einem Bericht des Umweltministeriums von 2010 wird ihre Zahl auf etwa eine Million beziffert. Eine Reportage des Senders ABC ging 2020 von 1,2 Millionen Tieren aus – aber so ganz genau weiß es niemand.

Besonders in trockenen, heißen Zeiten trotten die wilden Höckertiere auf der Suche nach Wasser häufig in Siedlungen. Dabei reißen sie Zäune um und versuchen, an das Kondenswasser in Klimaanlagen zu kommen. Die Schäden sind oft groß – deswegen, und um ihre Vermehrung unter Kontrolle zu halten, lässt Australien Kamele regelmäßig und in großer Zahl abschießen. Lokalregierungen und Landbesitzer engagieren dafür Scharfschützen, teilweise werden Hubschrauber eingesetzt. Im australischen Aktionsplan für wilde Kamele wird betont, dass die Tötung möglichst schnell und schmerzlos ablaufen muss.

Kamele retten und Verwendung für sie finden

Schätzungen zufolge werden außerdem jedes Jahr 3600 bis 4000 Kamele getötet, um aus ihrem Fleisch Tierfutter herzustellen. Weitere400 Tiere werden für den Lebendexport genutzt und 1000 für den menschlichen Verzehr.

«Uns geht es vor allem darum, Kamele zu retten und gleichzeitig eine Verwendung für ihre Produkte zu finden», sagt Paul Martin, der 2015 die Firma «Summer Land Camels» gegründet hat. Auf seiner 324 Hektar großen Farm in Harrisville, Queensland, leben zwischen 400 und 500 Kamele, die im Outback gefangen und dann von Martin und seinem Team gezähmt wurden. Neben Ausritten bei Sonnenaufgang und einem Cocktailabend mit Kamelen können Besucher im Farmcafé Käse und Eis aus Kamelmilch oder einen «Camelccino» probieren. Das Aroma ist leicht süßlich, zudem hat Kamelmilch jede Menge Vitamin C und Eisen.

Von den vielen gesundheitlichen Vorteilen schwärmt auch Paul Martin: «Kamelmilch gerinnt nicht im Magen und führt deswegen nicht zu einer Entzündungsreaktion wie andere Milchsorten.» Aus diesem Grund sei die Milch auch für Menschen mit Laktose-Unverträglichkeit trinkbar.

Die Nachfrage nach Kamelprodukten nehme langsam zu, erzählt er. Neben den Milchprodukten verkauft «Summer Land Camels» auch Handcremes, Body Lotion und den ersten Kamelwodka der Welt. In einigen asiatischen Ländern kann man die Produkte bereits online kaufen. «An einer EU-Strategie arbeiten wir gerade», sagt Martin. Vielleicht gibt es die australischen Kamelprodukte dann bald auch in Europa.

 

 

Klima-Klage: Australien muss Inselbewohner entschädigen

Genf (dpa) – Australien hat laut einem Entscheid der Vereinten Nationen Inselbewohner im Pazifik zu lange nicht ausreichend vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt. Wegen der Versäumnisse sei der Staat verpflichtet, Bewohner der australischen Torres-Strait-Inseln zu entschädigen, hieß es in dem Entscheid des UN-Menschenrechtsausschusses am Freitag in Genf.

Acht indigene Inselbewohner hatten sich an das Gremium gewandt, das die Einhaltung von international vereinbarten bürgerlichen und politischen Rechten überwacht. Sie argumentierten in ihrer Klage, dass das Leben und die Kultur auf den Inseln in der Torres-Meerenge zwischen Nordaustralien und Papua-Neuguinea wegen des steigenden Wasserspiegels und häufigerer Überflutungen in Gefahr seien. Weiterlesen

Hunderte Wal-Kadaver sollen ins Meer geschafft werden

Hobart (dpa) – Nach dem Tod von etwa 200 Grindwalen an einem Strand in Tasmanien sollen die meisten Tierkadaver ins offene Meer geschafft werden. Der Verwesungsprozess der riesigen Meeressäuger an Land sei zu langsam, zitierte der australische Sender ABC einen Behördensprecher.

Als vor genau zwei Jahren schon einmal Hunderte Wale in der gleichen Bucht an der Westküste gestrandet waren, hatten die Einsatzkräfte die meisten toten Tiere an dem Strand gelassen. Damals hätten die Behörden auf eine natürliche Verwesung gehofft, «aber das geschah nicht in einem zufriedenstellenden Zeitrahmen», sagte Brendon Clark vom «Tasmania Parks and Wildlife Service». Die Folge: Vom Ocean Beach ging damals ein schrecklicher Gestank aus. Weiterlesen

Proteste gegen die Monarchie am Trauertag für die Queen

Canberra (dpa) – Im Commonwealth-Land Australien sind kurz nach dem Begräbnis von Queen Elizabeth II. Proteste gegen die Monarchie entbrannt. Anlässlich eines von der Regierung ausgerufenen nationalen Trauer-Feiertags gingen am Donnerstag Tausende Menschen auf die Straße, um eine Abkehr von der Krone und eine Umwandlung des Landes in eine Republik zu fordern, wie australische Medien berichteten. Demonstrationen gab es unter anderem in den Metropolen Melbourne, Sydney und Adelaide.

Vor dem britischen Konsulat in Brisbane verbrannten Protestierende eine australische Flagge – die Nationalflagge trägt im oberen Eck den Union Jack, die Nationalflagge des Vereinigten Königreichs. In Sydney wurde eine Hommage an Elizabeth II. in den Farben der Flagge der australischen Ureinwohner übermalt. Weiterlesen

Massenstrandung von Walen: Nur noch 35 Tiere am Leben

Hobart (dpa) – Am Tag nach der Massenstrandung von etwa 230 Grindwalen in einer Bucht der australischen Insel Tasmanien sind Berichten zufolge nur noch 35 Tiere am Leben. Helfer waren am Donnerstag im Einsatz, um die Körper der Meeressäuger mit Wassereimern und nassen Tüchern zu befeuchten. Der Sender «ABC» sprach von einem «Rennen gegen die Zeit». Allein in der Nacht seien fünf weitere Tiere verendet, sagte Brendon Clark vom «Tasmania Parks and Wildlife Service».

Die Grindwale (auch Pilotwale genannt) waren in der abgelegenen Macquarie-Bucht im Westen der Insel gestrandet. Zunächst soll Augenzeugen zufolge noch die Hälfte von ihnen am Leben gewesen sein. Vor genau zwei Jahren waren in der gleichen Bucht 470 Grindwale gestrandet, 111 von ihnen überlebten. Weiterlesen

Wieder Massenstrandung von Walen in Tasmanien

Hobart (dpa) – Genau zwei Jahre nach der bislang größten bekannten Massenstrandung von Grindwalen in Australien sind in der gleichen Bucht erneut zahlreiche Meeressäuger an Land gespült worden. Die Tiere wurden am Mittwoch in der flachen Macquarie-Bucht im Westen von Tasmanien entdeckt. Um wie viele Wale welcher Art es sich handelt und wie viele von ihnen noch am Leben sind, war nach Angaben der örtlichen Behörden zunächst unklar. Experten suchten nach einer Erklärung für das rätselhafte Phänomen.

Ende September 2020 waren in der gleichen Region hunderte Wale gestrandet. Insgesamt hatten sich damals rund 470 Grindwale in die abgelegene Bucht verirrt. Es war die größte bekannte Massenstrandung in der Geschichte des fünften Kontinents. Bei einer aufwendigen Rettungsaktion konnten nur 111 Tiere gerettet werden. Weiterlesen

Erste tödliche Känguru-Attacke in Australien seit 1936

Perth (dpa) – In Australien hat es Berichten zufolge erstmals seit 1936 wieder einen tödliche Känguru-Angriff auf einen Menschen gegeben. Ein 77-jähriger Mann, der das Beuteltier als Haustier hielt, sei am Wochenende attackiert worden und später an seinen schweren Verletzungen gestorben, berichtete der australische Sender ABC.

Einsatzkräfte in Redmond südlich von Perth hätten versucht, dem Verletzten zu helfen. Jedoch sei das Känguru aggressiv gewesen und habe die Retter nicht in die Nähe des Mannes gelassen. Das Tier wurde getötet. Trotz aller Rettungsversuche starb der Mann. Was den Angriff auslöste, war noch unklar. Weiterlesen

Die Queen und das Commonwealth – Hat der Bund eine Zukunft?

Britische Monarchie
Von Carola Frentzen und den dpa-Korrespondenten

Canberra (dpa) – Dem Commonwealth of Nations, oder kurz Commonwealth, gehören heute 56 Staaten an, von denen 15 den britischen Monarchen als Staatsoberhaupt haben. Der weltumspannende lose Nationenbund lag Elizabeth II. sehr am Herzen.

Einst wurde er gegründet, um den Autonomiebestrebungen ehemaliger Kolonien wie Kanada, Kenia oder Australien entgegenzuwirken. Aber einige Mitglieder, wie zuletzt Barbados, haben sich bereits von der Krone abgewandt und zu Republiken erklärt. Manche glauben, dass der Tod der Langzeitregentin auch andere Länder zum Überdenken der historischen Verbindung zum britischen Königshaus bewegen könnte. Weiterlesen

Historisches Klimaschutzgesetz in Australien

Klimawandel
Von Michelle Ostwald, dpa

Sydney/Lismore (dpa) – Als Mark O’Tooles Knoblauch-Farm in Lismore immer weiter im Hochwasser versinkt, kann er gerade noch seine 79-jährige Nachbarin aus den Fluten retten. «Als ich ankam, flog die Hintertür auf, und der Fluss rauschte durch ihr Haus. Sie lag auf ihrem Bett, das sich im Wasser hin- und herdrehte», erzählt der 54-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Anschließend harren beide mit O’Tooles Sohn und zwei weiteren Nachbarn in einem Boot aus – dreieinhalb Tage ohne Trinkwasser oder Essen. Dann kommt die gefährliche Rettung per Militärhubschrauber, die live im australischen Fernsehen zu sehen ist. Weiterlesen

Russisch-ukrainische Umarmung: Wandbild sorgt für Proteste

Melbourne (dpa) – Ein großes Wandgemälde, das einen russischen und einen ukrainischen Soldaten in einer Umarmung zeigt, hat in Australien für Proteste gesorgt. Das umstrittene sogenannte Mural in Melbourne stammt von dem Künstler Peter Seaton, der sich mittlerweile für das Werk entschuldigt und es in der Nacht zum Montag entfernt hat.

In einem Video auf Instagram erklärte er, seine Absicht sei es lediglich gewesen, den Frieden zu fördern. Der ukrainische Botschafter in Australien hatte zuvor auf Twitter protestiert und von einem «für alle Ukrainer beleidigenden Gemälde» gesprochen. Weiterlesen

Zwei Deutsche in Australien wegen Drogenschmuggels angeklagt

Sydney (dpa) – Zwei Deutsche sind in Australien wegen des Schmuggels einer großen Menge von Drogen angeklagt. Der Mann und die Frau (beide 69 Jahre alt) seien aus dem afrikanischen Simbabwe kommend am 4. Juli auf dem Flughafen von Sydney gelandet, teilte die australische Nationalpolizei am Mittwoch mit. Dort seien bei einer Durchsuchung ihres Gepäcks zehn Kilogramm Methamphetamin entdeckt worden, die im Futter von zwei Koffern versteckt gewesen seien. Die beiden Deutschen seien daraufhin der illegalen Einfuhr einer «kommerziellen Menge einer grenzkontrollierten Droge» beschuldigt worden, teilte die Polizei mit. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen