Nino Haase gewinnt: Parteiloser Oberbürgermeister für Mainz

Mainz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz hat seit 1949 zum ersten Mal einen parteilosen Oberbürgermeister – und dieser ist zugleich der Jüngste in diesem Amt. Der 39 Jahre alte Nino Haase kam bei der Stichwahl am Sonntag auf 63,6 Prozent der gültigen Stimmen, wie die Stadt mitteilte. Für seinen Konkurrenten von den Grünen, Christian Viering, stimmten 36,4 Prozent der Mainzer. Rund 162 000 Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,1 Prozent.

Aufgeregt hatte Haase an der Seite seiner Frau Mandy in einem Mainzer Bierkeller die Auszählung im Internet verfolgt. Unter den rund 200 Freunden und Weggefährten waren auch der Landtagsfraktionschef und der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler, Joachim Streit und Stephan Wefelscheid. Schon kurz vor 19.00 Uhr rief Haase erleichtert: «Diese Wahl ist gewonnen!» Und: «Ab morgen wird gearbeitet!» Sein erster Termin am Montagmorgen: ein Radiointerview um 7.15 Uhr.

Nachdem alle Bezirke ausgezählt worden waren erklang «We are the Champions» von Queen in der Kneipe. «Heute Abend wird engagiert gefeiert», sagte Haase und kündigte an, er wolle in den nächsten acht Jahren parteiübergreifend zusammenarbeiten und weiterhin der Bevölkerung zuhören.

Wahlverlierer Viering gratulierte Haase noch bevor die letzten Bezirke ausgezählt waren. «Es ist ein deutliches Ergebnis und das gilt es jetzt zu akzeptieren», sagte der 38-Jährige in einem anderen Lokal, in dem sich die Grünen versammelt hatten. «Jetzt gibt man sich die Hand und schaut gemeinsam nach vorne», sagte Viering und machte sich auf den Weg zum Wahlsieger. Trotz seiner Niederlage sah der Grüne auch Grund zur Freude: Sein Ergebnis sei in absoluten Zahlen das stärkste, «was jemals ein Grüner bei einer Direktwahl in Mainz geholt hat». Nun gehe es für eine Fraktion, die größte im Rathaus, um eine «konstruktive und offene Zusammenarbeit» mit Haase, der teils auch grüne Themen bediene.

Die Stichwahl ist eine Zäsur für die größte Stadt in Rheinland-Pfalz. Seit 1949 hatte die SPD den Oberbürgermeister gestellt. Die Wahl war notwendig geworden, weil OB Michael Ebling (SPD) an die Spitze des Innenministeriums gerückt war.

Der neue Oberbürgermeister beginnt seine achtjährige Amtszeit in einer komfortablen Situation. Vor allem dank der Steuereinnahmen von Biontech gehört das lange schwer verschuldete Mainz inzwischen zu den reichsten Städten der Republik. Haase muss mit einer Ampel-Mehrheit im Stadtparlament regieren, allerdings sind 2024 Kommunalwahlen.

«Haase ist zwar kein Rot-Grün-Gelber, aber erscheint im Wahlkampf pragmatisch und kompromissfähig», sagte Politikwissenschaftler Uwe Jun von der Universität Trier. «Er hat inhaltliche Angebote an Rot und Grün gemacht und ist von den Gelben eh nicht so weit entfernt.»

Haase war schon aus dem ersten Wahlgang am 12. Februar deutlich als Favorit hervorgegangen. Er hatte 40,2 Prozent der Stimmen erhalten und seine sechs Mitbewerber damit klar hinter sich gelassen. Für Viering hatten 21,5 Prozent der Mainzer Wähler gestimmt.

Haase war bei den Mainzern der bekannteste der sieben Kandidaten für den OB-Posten. Als Sprecher einer Bürgerinitiative, die 2018 mit einem Bürgerentscheid den Bibelturm-Entwurf für einen Neubau des Gutenberg-Museums gekippt hatte, hatte sich der Diplom-Chemiker und Unternehmer bekannt gemacht. 2019 war er schon einmal zur OB-Wahl angetreten – als Kandidat der CDU – und in die Stichwahl gekommen.

Damals hatte er sich aber gegen Amtsinhaber Ebling geschlagen geben müssen, allerdings auch beachtliche 44,8 Prozent geholt. Nach dieser Niederlage 2019 war er kommunalpolitisch nicht mehr besonders aufgefallen, bis Ebling Innenminister wurde und deshalb ein neuer OB gewählt werden musste.

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