Leitlinien erarbeitet: Land führt Informatik ab Klasse 7 ein

Saarbrücken (dpa/lrs) – Im Saarland werden ab dem Schuljahr 2023/24 alle Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschulen und Gymnasien ab Klassenstufe 7 verpflichtend zwei Stunden Informatikunterricht erhalten. Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) und Informatik-Professorin Verena Wolf stellten am Dienstag in Saarbrücken die Leitlinien vor, die nun in konkrete Lehrpläne umgesetzt werden sollen.

«Digitalisierung und der damit verbundene Transformationsprozess wird von uns als zentrale Herausforderung der Bildungspolitik im 21. Jahrhundert gesehen», sagte Streichert-Clivot. Ziel sei es, das digital gestützte Lernen und Lehren an den Schulen und die Vermittlung notwendiger Kompetenzen zum Leben und Arbeiten in dieser digitalen Welt voranzubringen. «Nicht zuletzt ist es für uns auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit», so die Ministerin. Es gehe darum, die Entwicklungschancen und Aufstiegschancen, aber auch die Einkommensperspektiven für Kinder und Jugendliche bei ihrem späteren Eintritt in den Arbeitsmarkt erheblich zu verbessern. «Und das im Grunde genommen auch unabhängig von Herkunft und Geschlecht», sagte Streichert-Clivot.

Ein Aspekt, den Verena Wolf mit Blick auf 18 Prozent Frauenanteil in der IT-Branche und im Informatik-Studiengang an der Saar-Uni bestätigte. «Ich finde es frustrierend, dass dieser Anteil in den letzten Jahrzehnten kaum gestiegen ist», sagte sie. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig das Interesse an informatischen Themen auch bei Mädchen zu wecken und ein realitätsnahes Bild informatiknaher Berufe zu vermitteln. Auch für Kinder aus technik- und technologiefernen Haushalten könnten sich dadurch bessere Einkommenschancen ergeben.

«Kinder verbringen mehr und mehr Zeit in der digitalen Welt. Das Problem ist, ihnen fehlt das Wissen und die Kompetenz, um reflektiert zu handeln und kritisch über digitale Phänomene zu urteilen», sagte Wolf. Durch einen qualifizierten Unterricht könnten sie diese «digitale Mündigkeit» jedoch erlangen. Wie das Fach in den Lehrplan eingebettet werde, muss laut Bildungsministerin die künftige Landesregierung klären. «Wir wollen nicht, dass die Schülerinnen und Schüler zusätzlichem Stress ausgesetzt werden», sagte sie. Ziel sei es, das Fach sinnvoll mit bestehenden Fächern zu verzahnen.

 

 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen