Bischof zum Weltfriedenstag: Zukunft braucht Vergebung

Worms (dpa) – Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Kraft zur Vergebung in den Mittelpunkt einer Predigt zum Weltfriedenstag gestellt. Wenn Menschen in der Ukraine sagten, dass sie Russland nie vergeben könnten, habe er dies moralisch nicht zu werten, sagte der Geistliche am Sonntag in der Dominikanerkirche St. Paulus in Worms. «Dennoch lässt mich eine solche Aussage erschaudern.» Kohlgraf ist Präsident der deutschen Sektion von Pax Christi, der internationalen katholischen Organisation der Friedensbewegung.

«Natürlich gibt es keinen Anspruch auf Vergebung angesichts unbeschreiblicher Kriegsverbrechen, besonders gegen die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur eines Landes», führte Kohlgraf aus. Aber dann stellten sich die Fragen: «Wie soll dann die Welt in den nächsten Jahrzehnten gestaltet werden, wie kann es eine Zukunft geben?»

Auch in anderen kriegerischen Konflikten der Gegenwart könne gesagt werden: «Wir werden euch nie vergeben.» Aber Vergebung bedeute nicht, den Mantel des Schweigens über Verbrechen zu decken, sondern Gerechtigkeit herzustellen. «Vergebung heißt nicht Vertuschung oder Ignoranz.» So habe Bischof Desmond Tutu nach den Verbrechen der Apartheid in Südafrika die Vergebung als «Ausdruck höchster Freiheit und menschlicher Stärke» dargestellt. Der Verzicht auf Rache und Hass sei «ein starker Schritt in eine versöhnte Zukunft». Dabei erinnerte der Bischof auch an die Ursprünge von Pax Christi zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Frankreich, an die Geschichte der Versöhnung zwischen Franzosen und Deutschen sowie zwischen Polen und Deutschen.

Der Weltfriedenstag der katholischen Kirche wird seit 1968 jährlich am 1. Januar begangen.

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