Porträt einer Ikone: «Amanda Lear, die Geheimnisvolle»

Von Monia Mersni, dpa

Berlin (dpa) – Heute lebt sie zurückgezogen in Frankreich und malt. Doch viele Jahre war Amanda Lear aus dem Rampenlicht nicht wegzudenken. Weltweit war die Frau aus Frankreich bekannt: als Model, Muse, Musikerin. Sie tanzte über Bühnen, ging über rote Teppiche und saß in Talkshows. In Deutschland moderierte sie unter anderem in den 1990er Jahren die RTL-II-Sendung «Peep».

In einem Atemzug mit Lear werden oft namhafte Männer genannt. Pop-Art-Künstler Andy Warhol, Modeschöpfer Jean Paul Gaultier und Musiker David Bowie ebenso wie der Surrealist Salvador Dalí, der Medienzar Silvio Berlusconi und Rolling-Stone-Musiker Brian Jones. Dass Lear die Kunst beherrschte, aus ihrem eigenen Namen eine Marke zu machen, davon erzählt eine Dokumentation, die der Kultursender Arte am Freitag (21. April) um 21.55 Uhr als Erstausstrahlung zeigt: «Amanda Lear, die Geheimnisvolle – Nennen Sie mich Fräulein». Sie kann auch noch bis Mitte Oktober in der Arte-Mediathek geschaut werden.

«Unvergängliche Ikone der Popkultur»

Lässt man sich von den ersten Minuten der Dokumentation nicht abschrecken, in denen es fast ausschließlich um Lears Aussehen und körperliche Attribute geht, lernt man, dass die Künstlerin auch als «eine Quasselstrippe mit ganz viel Humor» charakterisiert wird. «Mit ihrer Extravaganz, ihrem Erfindungsreichtum und ihrem unbändigen Freiheitsdrang hat sie aus sich eine unvergängliche Ikone der Popkultur geschaffen», heißt es in der Ankündigung des Films. Dort werden ihre – erfolgreichen – Bestrebungen einer Karriere nach und nach aufgezeigt. Doch leider soll es nicht dabei bleiben.

Ein Großteil der Doku befasst sich mit den Fragen: Woher kommt Amanda Lear? Wie alt ist Amanda Lear? Und vor allem: Welches Geschlecht wurde Amanda Lear bei der Geburt zugeschrieben? Das ist schade. Denn wie es der Journalist Éric Dahan im Film sagt: «Dieses ständige Fragen nach ihrer Sexualität und das alles ist nicht nur geschmacklos, sondern völlig rückwärtsgewandt. Jeder hat ein Recht auf sein Geheimnis. Nicht alles muss an die Öffentlichkeit.» Der Film arbeitet sich vom Titel bis in die letzte Minute so an den Fragen ab, dass er dabei die Chance verpasst, etwa die damit einhergehenden Probleme für Lear zu beleuchten.

Vielleicht muss die Doku deshalb – anders als andere Arte-Vorgänger über Lear – mit alten Interview-Ausschnitten auskommen? In einem solchen Ausschnitt gesteht sie ein, nicht ganz unschuldig an dem Mysterium Lear zu sein. «Allerdings habe ich viel mit Zweideutigkeit gespielt, mit Ambivalenz – mea culpa (zu Deutsch: meine Schuld).»

Doch klar wird auch: Amanda Lear aus dem Scheinwerferlicht ist eine Figur, mit vielen Masken. Die Privatperson zieht es vor, in Südfrankreich umgeben von Olivenbäumen Bilder statt Masken zu malen.

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen