«Lust oder Qual» beleuchtet die Seiten des Alleinseins

Berlin (dpa) – Wahrscheinlich waren niemals so viele Menschen zeitgleich allein zuhause wie im Corona-Lockdown. Für manche war die Isolation ein Fluch, für andere ein Segen.

Pater Christian lebt im Trappistenkloster Engelszell in Oberösterreich. «Lockdown. Den habe ich gar nicht mitbekommen, den haben wir verschlafen im Kloster. Weil wir sind im Dauer-Lockdown», scherzt er. «Wir haben auf nichts in der Zeit verzichtet, weil wir gehen ja nicht aus.» Er bleibt lieber im Kloster. Für ihn ist das Alleinsein ein Weg, näher bei Gott zu sein.

Wie es Menschen in Deutschland und Österreich ergeht, die alleine sind – egal, ob nun gewünscht oder gezwungenermaßen -, davon erzählt eine Dokumentation, die 3sat diesen Mittwoch (5.4.) um 20.15 Uhr ausstrahlt: «Lust oder Qual – Die vielen Seiten des Alleinseins». Der Film kann auch für drei Monate in der 3sat-Mediathek geschaut werden.

Es betrifft nicht nur Alte

Neben Pater Christian lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer darin auch den Wissenschaftsjournalisten und Soziologen Jakob Simmank, «Back-Omi» Lucia, die Schriftstellerin und Filmemacherin Sarah, die Freunde Jorge und Ateş und die Comedienne Ina Jovanovic kennen. Suchen die einen bewusst die Ruhe, begeben sich die anderen aktiv auf die Suche nach Gesellschaft. Sie teilen ihre Erfahrungen und Ansichten und zeichnen ein Bild mit vielen unterschiedlichen Farben.

Einsamkeit wird oft mit Altsein verbunden. Doch Studien zeigen: Nicht nur alte, sondern auch junge Menschen kennen das Gefühl der Vereinzelung. Auch wenn sich jeder Mensch von Zeit zu Zeit einsam fühlen kann, scheinen bestimmte Bevölkerungsgruppen dabei häufiger betroffen zu sein.

Heute werde «Einsamkeit» fast schon synonym mit «Problem» genannt, für ein Problem gehalten – «und das halte ich für ein Problem», sagt der Wissenschaftsjournalist Jakob. Auch Lucia ist gern allein. «Mir fehlt halt nur die Scheckkarte von dem Zweiten», sagt die aktive Rentnerin und lacht. Jorge hingegen ist ungern alleine. «Gott sei Dank habe ich die Fantasie und die Möglichkeit zu fliehen – irgendwo in andere Welten, in meiner Imagination.» Durch einen Verein lernte er außerdem Ateş kennen.

Regelmäßige soziale Kontakte wirken präventiv gegen soziale Isolation und somit gegen eines der Hauptursachen für Einsamkeit. Vereine, wie der, der Ateş und Jorge zusammenbrachte, ein «Ministerium für Einsamkeit» in England, «Plauderbänke» in Österreich und andere Initiativen sollen helfen.

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