“Viele junge Winzer denken grün”

AHRWEILER. Spätestens vom Jahr 2018 an dürfen EU-weit überall gewerblich Weinreben angepflanzt werden. So sieht es jedenfalls derzeit aus. Der damit verbundene Wegfall der bislang geltenden Anbaugebietsgrenzen dürfte zu einer bedeutenden Zäsur in der Geschichte des Weinbaus an der Ahr führen. Das sagte Hubert Pauly, Präsident des Weinbauverbands Ahr, jetzt in einem Gespräch mit Eveline Lemke, der Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Ahrweiler und in Rheinland-Pfalz.

Der für die Ahr typische Steillagenweinbau werde durch die Neuregelung auf eine überaus harte Probe gestellt, befürchtet Pauly. Zur Bewirtschaftung eines Hektars Weinberg in einer nicht flurbereinigten Lage, in der nicht mit Seilwinden gearbeitet werden kann, seien 2400 Stunden Arbeitseinsatz jährlich nötig. Für flurbereinigte Seilzulagen werde immerhin noch mit 1500 Stunden kalkuliert. Flachlagen hingegen, wie sie beispielsweise für Rheinhessen typisch sind, könnten mit lediglich 300 Stunden, sieben mal schneller also, bewirtschaftet werden. "Die Winzer werden einer extremen Kostenkonkurrenz ausgesetzt sein", sagte Lemke, "es gilt, schon heute gezielte Gegenstrategien zu entwickeln."

Dass der Gesetzgeber den Weinfreunden neue Regeln für die Wein-Etikettierung zumutet, sei dabei wenig hilfreich, sagte Pauly. Was die Zukunft des Weinbaus an der Ahr betrifft, setzt er auf die derzeit heranwachsende neue Generation von Winzern. Ihr sei „daran gelegen, den Wein mit der Natur und nicht gegen sie anzubauen“, sagte er. „Viele jungen Winzer denken grün“, versicherte Pauly. Was den Einsatz von Kunstdünger betrifft, habe bis weit in die 1980er Jahre hinein der Grundsatz „viel hilft viel“ gegolten. Inzwischen aber habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Kunstdünger-Einsatz die Reben  empfindlich für Trockenheit macht. Bei den jungen Winzern dominierten heute der Einsatz von Gründüngung, der weitgehende Verzicht auf synthetische Düngemittel und Herbizide, selektiver Fungizid-Einsatz sowie der Einsatz von Pheromonen gegen den Traubenwickler, den gefährlichsten Schädling der Weintrauben.

Lemke interessierte sich dann auch dafür, wie die Winzer mit den klimabedingten steigenden Durchschnittstemperaturen umgehen wollen und war erfreut, von Pauly zu erfahren, dass die Ahrwinzer schon heute mit den traditionellen Burgunder-Sorten die richtigen Weine anbauen. "Mit regional hochwertigen Produkten, regionalen Vermarktungsstrukturen und Marken können die Ahrwinzer aber auch noch nach 2018 ihre Existenz erhalten", ist sich Lemke sicher.
 

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