Trockenheit und Hitze machen Landwirten große Sorge

Region.  Anhaltend hochsommerliche Witterungsbedingungen zeigen nach Feststellung der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz von Tag zu Tag zunehmend ihre Auswirkungen auf den landwirtschaftlichen Flächen im Land. Nur örtlich gab es am ersten Juliwochenende Entspannung durch kräftige Niederschläge, die jedoch in der Verbindung von Starkregen und Hagel auch wieder Schäden verursachten. Vielfach haben Trockenheit und Hitze insbesondere bei Getreide und Raps die Vegetation bereits aber so weit gestört, dass regional mit massiven Ertragseinbußen gerechnet werden muss. Die Aussichten können sich allenfalls noch in den Höhengebieten durch kurzfristige Niederschlage noch ändern.

Noch Anfang Juni rechnete auch die Kammer nach dem Stand der Kulturen bei Getreide und Raps mit einer guten Ernte. Dies gilt inzwischen nur noch für Standorte, die von den wenigen durchziehenden Regenfronten bedacht wurden. In den übrigen Gebieten hat sich die Situation allerdings deutlich zum Negativen hin verändert, und die Prognosen für die nächsten Tage versprechen keine Besserung, sondern eher das Gegenteil.<br />

Raps hat nach zögerlichem Start sehr lange und unterschiedlich geblüht und ist demnach in der Abreife verspätet. Die seit Wochen fehlenden Niederschläge und hohe Temperaturen führen jetzt zu einer zu schnellen Abreife mit Ertragseinbußen in der Folge. Weizen befindet sich noch in der Kornfüllungsphase. Bei anhaltender Hitze und ausbleibenden Niederschlägen ist mit einer verringerten Korngröße und somit deutlichen Mindererträgen durch reduzierte Mehlausbeute zu rechnen. Auf den etwas schwächeren Standorten wird sich die Situation nach Einschätzung der Kammer auch durch Regen nicht mehr verändern

Wintergerste ist weitgehend abgereift und steht vor der Ernte. Hier rechnet die Kammer noch mit den geringsten negativen Auswirkungen, wenngleich auch hier schwächere Hektolitergewichte (kg/hl) nicht auszuschließen sind. Sommer- oder Braugerste steht derzeit voll in der Kornfüllungsphase. Hitze und fehlende Niederschläge werden sich hier wohl am stärksten auf Erträge und Qualitäten auswirken. Bei einem Anhalten der Situation ist mit niedrigen Erträgen und vor allem schwachen Sortierungen und demzufolge auch erhöhten Eiweißgehalten (optimal ist 9,5 bis 11,5 Prozent) zu rechnen. Dies führt zu reduzierten Marktwarenanteilen und schlechten Marktleistungen.

Bei Roggen und der Weizen-Roggen-Kreuzung Triticale geht die zu beobachtende schnelle Abreife zu Lasten des Ertrages. Roggen und Triticale die als Ganzpflanzensilage (GPS) in Biogasanlagen Verwendung finden, mussten wegen zu schneller Abreife der Restpflanze vielfach vor der Teigreife der Körner mit niedrigeren Energiegehalten siliert werden

Zuckerrüben brauchen nach sehr guten Bedingungen der ersten Wachstumsphase zwar auch Wasser, stehen aber noch mehr als drei Monate auf dem Acker und können daher noch viel ausgleichen. Silomais, der als Futtermittel und Kraftstoff für Biogasanlagen dient, steht je nach Aussaatzeit sehr unterschiedlich und rollt derzeit zur Reduzierung der Verdunstung tagsüber die Blätter ein. Bei einem Anhalten der Situation wird in der nächsten Woche die Blüte beginnen, was bei einer derzeitigen Wuchshöhe von unter einem Meter sichere Mindererträge bedeutet. Für Sonnenblumen sind die Wetterbedingungen ideal. Ihr tief greifendes Wurzelwerk erreicht die Wasservorräte im Boden und treibt den oberirdischen Teil zu regelrechter Wachstumsexplosion.

Grünland hat derzeit kein Nachwuchsvermögen mehr. Infolgedessen wird in jedem Fall ein Schnitt in der Jahresleistung fehlen. Wenn die Hitze anhält, wird es auch auf den Weiden kritisch.

Entspannt ist die Lage derzeit noch im Weinbau, wo die tiefwurzelnden Reben auf genügend Feuchtigkeit im Boden zugreifen können. Allerding kann es bei anhaltend starker Sonneneinstrahlung vor allem dort, wo stark entlaubt wurde, zu Sonnenbrand an den Beeren kommen. Auch könnten die in den hiesigen Regionen so geschätzten langen Reifezeiten der Trauben am Stock verkürzt werden.

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