Zwei Jubiläen: 80. Geburtstag und das 50. Jahr nach Gewinn der Formel 1 Weltmeisterschaft – Der Nürburgring war einer seiner Lieblingsstrecken

Eine Hommage an John Surtees 

surtees john
Der Autor Hans-Peter Meyer mit dem Formel 1- und siebenfachen Motorradweltmeister John Surtees im belgischen Spa-Francorchamps.

Nürburgring/England. Wenn man nur wenige Kilometer vom Nürburgring entfernt geboren wurde und dort fast 60 Jahre gelebt hat, dann ist es sicherlich nichts Ungewöhnliches, wenn sich seit frühester Jugendzeit eine bleibende Motorsportbegeisterung entfacht hat, die auch mit nostalgischen Reminiszenzen an besondere Rennfahrergrößen verbunden ist. Einer dieser großen Motorsportler, der in diesem Jahr zwei bedeutsame Jubiläen feiert, ist der Engländer John Surtees. Vor wenigen Tagen, am 11. Februar, wurde er  80 alt und es ist 50 Jahre her, dass er den Formel 1 Weltmeistertitel gewann – auf Ferrari und am Nürburgring legte er damals den Grundstein für diesen Erfolg in der Formel 1-Weltmeisterschaft.Mit dem Namen von John Surtees sind für mich, der ich so nahe am Nürburgring zuhause war, viele unvergessliche Erinnerungen verbunden. An der Eifelrennstrecke hatte ich ihn zu seinen aktiven Zeiten oft erleben dürfen, zwei Formel 1 Grand-Prix hatte er dort gewonnen und auch das legendäre 1000-km-Rennen konnte er als Sieger beenden. Zum ersten Mal erlebt habe ich John Surtees, als ich 12 Jahre alt war, im Jahre 1962 am Nürburgring beim Formel 1 WM-Lauf auf einem Fahrzeug der Marke „Lola“. Seit dieser Zeit ist die besondere Sympathie für diesen großen Rennfahrer geblieben. Eine Begegnung der besonderen Art wurde mir Jahre später zuteil: anlässlich einer Oldtimer-Renn-Veranstaltung auf dem WM-Kurs im belgischen Spa-Francorchamps konnte ich John Surtees wieder respektive nochmals begegnen.

Michael Schumacher war sieben Mal Formel 1-Champion, Sebastian Vettel hat viermal den Titel gewonnen, John Surtees hat hingegen einen anderen bedeutsamen Rekord zu verzeichnen: Er ist der einzige Motorsportler, der auf zwei und vier Rädern Weltmeister geworden ist und hat damit Motorsportgeschichte geschrieben. Zwischen 1956 und 1960 wurde „Big John“, wie Surtees immer respektvoll genannt wurde, in den Klassen bis 350 ccm und bis 500 ccm auf einer MV Agusta insgesamt sieben Mal Motorrad-Weltmeister. Danach stieg er auf vier Räder um und wurde vor genau 50 Jahren im Jahre 1964 Formel 1-Weltmeister auf Ferrari. Motorrad- und Formel 1-Weltmeister zu sein, eine Leistung, die bis heute niemand mehr erreicht hat und dies in Zeiten, wo Sicherheit im Motorsport keine große Rolle spielte und zahlreiche Rennfahrer bei Unfällen ihr Leben verloren.

1970 gründete Surtees sein eigenes Formel 1-Team (Fahrer waren damals u.a. Rolf Stommelen und Jochen Mass), musste den Rennstall aber 1975 aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Danach wollte er aus bitterer Enttäuschung keine Rennstrecke mehr betreten. Diesen Vorsatz hat er aber schnell wieder aufgegeben, zu stark verwurzelt war der Engländer mit dem Motorsport. Am 11. Februar dieses Jahres ist John Surtees 80 Jahre alt geworden. Surtees, der in seiner aktiven Zeit als Fahrer und Teamchef im Umgang mit den Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung offenbar aufgrund seiner ehrgeizigen Zielsetzungen immer als schwierig galt, hatte sich verändert. Er reagierte freundlich, wenn man ihn ansprach und auch an den „alten“ Nürburgring, wo er 1963 und 1964 den Großen Preis, die Läufe zur Formel 1-WM gewann, hat er gute Erinnerungen. Die alte Nordschleife war für Surtees immer eine Herausforderung und zugleich eine seiner Lieblingstrecken.

In England pflegt er im eigenen Museum seine alten Motorräder und Rennwagen aus seiner erfolgreichen aktiven Zeit und besucht hin und wieder motorsportliche Events, bei denen er seine früheren Fahrzeuge präsentieren kann. Nach Spa hatte der Brite seine früheren WM-Motorräder mitgebracht und demonstrierte in seinem alten Renn-Overall auf dem legendären WM-Kurs in den Ardennen, dass er auch im betagten Alter immer noch hervorragend Motorrad fahren kann. Mit dabei in Belgien war seinerzeit auch sein „spät-geborener“ Sohn Henry, der zu Hause in England mit der Unterstützung seines erfahrenen Vaters eine erfolgreiche Kart-Karriere begonnen hatte und es später im Automobilsport bis in die Formel 2 schaffte.

Am 19 Juli 2009  kam Henry Surtees bei einem tragischen Rennunfall in Brands Hatch (England) im Alter von 18 Jahren ums Leben. Ein Reifen am Auto eines Konkurrenten hatte sich gelöst und traf Henry tödlich am Kopf. Es war der schwerste Schicksalsschlag für John. Menschen, die ihn näher kennen, sagen, seit dem Tod seines Sohnes Henry wirke der Vater oft, als sei er von einem Schatten umgeben. Dennoch, den Kontakt zum Motorsport hat er nicht abgebrochen, bei Oldtimerveranstaltungen und gelegentlich bei Grand Prix‘s ist er als Gast zu sehen. Um so erfreulicher das späte Wiedersehen in Spa-Francorchamps. „Die Begegnungen mit „Big John“, die viel emotionale Nostalgie aufkommen ließen, haben mich sehr nachhaltig beeindruckt. Dieser Mann ist schon zu Lebzeiten eine Legende. „

Text: © Hans-Peter Meyer

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