Mehr als nur Autofaszination

Nürburg. (ak) Der Ring hat mehr zu bieten als Schlagzeilen um Finanzierungen, mehr auch als Formel 1, Rockkonzerte oder Truck-Grand-Prix. Die Umgebung der Rennstrecke macht in der Erlebniswelt auf sich aufmerksam.

Wenn die grüne Hölle schon nicht die anfangs teuflisch guten Erwartungen in punkto Gästezahlen erfüllt, sollen die Besucher, die es zum Nürburgring zieht, zumindest bestens präpariert werden für die himmlisch schönen Reize der Umgebung. Nach dem Internetauftritt der Erlebnisregion Nürburgring gibt es am Infocenter nun auch offiziell einen so genannten Info Point, an dem die Sehenswürdigkeiten der beteiligten Verbandsgemeinden Adenau, Brohltahl, Kelberg, Vordereifel und der Stadt Mayen ins rechte Licht gerückt werden. Nachdem die bisherige Touristinfo des Kreises Ahrweiler vom Nürburgring abgezogen wurde, war klar: Ein Ersatz muss her. 

Lust auf mehr statt Frust am Boulevard: Der neue Info-Point nimmt die gesamte Region ins touristische Visier und nicht nur die Attraktionen eines einzelnen Landkreises. Der Vulkanismus als Geschenk der Erdgeschichte und die kulturhistorischen Schätze wie die Genovevaburg, die Altstadt von Adenau oder die Kelberger Geschichtsstraße sind bewährte und immer wieder anziehende Publikumsmagneten. Wandern, Radfahren oder in schneereichen Wintern auch Skilanglauf sind sportliche Highlights unabhängig von PS und Boliden, die rund um den Nürburgring immer beliebter werden.

Gemeinsam sind sie – vielleicht – stark

Diese Stärken werden nicht als Gegenprogramm zur Erlebniswelt am Nürburgring gesehen, sondern Motorsport, Naturerleben und Kultur sollen als Gesamtpaket wahrgenommen werden können. Daher stellt die Erlebnisregion ihren potenziellen Gästen die provokante Frage: „Beim Beobachten von Wildtieren mal einem Rennwagen begegnet?“ Es könne rund um den Ring eben sehr ruhig und genauso sehr aktiv sein. Quietschende Reifen und röhrende Hirsche werden gleichermaßen herangezogen, um die Gäste zu faszinieren.

Der neue Info-Point bringt die Besucher zunächst einmal mit einer Übersichtskarte auf Orientierungskurs. Was sicher eine gute Idee ist angesichts der Tatsache, dass bislang Tausende von Nürburgringfans zwar zielsicher die Rennstrecke ansteuern, aber über die Sehenswürdigkeiten in der Nähe noch immer viel weniger wissen, als vorhanden ist. Emotional ansprechendes Prospektmaterial liegt aus, an zwei Terminals können die Besucher online Übernachtungen buchen oder sich über Kultur, Natur und Freizeitangebote jenseits des Rennbetriebs informieren.

„Wir wollen mit dem Info-Point Anreize setzen, länger als nur für eine Veranstaltung in der Region zu bleiben“, sagte Kelbergs VG-Bürgermeister Karl Häfner, „und wir wollen auch erreichen, dass verstärkt ganze Familien herkommen und nicht nur die rennsportbegeisterten Männer. Während die sich auf dem Ring vergnügen, können andere Familienmitglieder auch anderen Interessen nachgehen wie Mountainbiken, Nordic Walking machen oder Wellness.“ Der Nürburgring solle, wie der CDU-Politiker betont, raus aus den bundesweiten Schlagzeilen und in den Köpfen der Menschen verbunden werden mit den positiven Freizeitqualitäten, die es schließlich genügend gebe. 

EAZ-Kommentar
„Es ist eine gute wie überfällige Idee, dem Rennzirkusambiente – das nur zu oft eine menschenleere Manege ist – die Reize der Region zur Seite zu stellen. Es sind allerdings altbekannte Reize ganz ohne Multimedia-Hightech und andere künstliche Sensationen, sondern das, was die Eifel seit eh und je ausmacht: wunderbare Natur, uralte Kultur und die Möglichkeit, sich sportlich nach Herzenslust auszutoben. Wie schön es wäre, wenn nach hinlänglicher Klärung des Finanzierungsdschungels mit entsprechenden Lerneffekten etwas einkehren würde, was ‚Gras drüber wachsen lassen’ im besten Sinne bedeutet. Nicht ein defekter Ringracer, der seine Existenz als Altmetall fristet, steht dann im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sondern die Schönheit einer Landschaft, die noch Chancen hat, bewahrt zu werden.“

Angelika Koch (a.koch@eifelzeitung.de)

 

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