Neue Spur zum Corona-Ursprung: Marderhunde als Überträger?

Berlin (dpa). Vorläufige Ergebnisse einer neuen genetischen Untersuchung stützen dem Berliner Virologen Christian Drosten zufolge die Vermutung eines natürlichen Ursprungs von Sars-CoV-2. Die noch nicht unabhängig geprüfte Analyse bringt Marderhunde auf dem Markt im chinesischen Wuhan als potenzielle Überträger des Coronavirus ins Spiel. Weiterlesen

Niedrigerer IQ durch Corona-Schulschließungen?

Trier (dpa) – Mehrere Experten interpretieren eine neue Studie zu schlechterem Abschneiden von Schülerinnen und Schülern bei IQ-Tests nach coronabedingten Schulschließungen zurückhaltend. Ein Forscherteam um Moritz Breit von der Uni Trier schreibt im Fachblatt <<PLOS ONE>, dass Schüler aus Rheinland-Pfalz rund sechs Monate nach Pandemiebeginn bei Intelligenztests deutlich weniger Punkte erzielten als Vergleichsgruppen in den Jahren 2002 und 2012.

Unabhängige Experten stellen das Ergebnis der Studie nicht per se in Frage, weisen aber darauf hin, dass sich die Ergebnisse nur schwer verallgemeinern lassen. So besuchte rund die Hälfte der teilnehmenden Schüler sogenannte Hochbegabtenklassen. Zudem sei denkbar, dass die Unterschiede zwischen 2012 und 2020 auch durch andere Faktoren beeinflusst wurden. Auch die Forscher um Breit diskutieren Einschränkungen ihrer Studie. Weiterlesen

Studie: Niedrigerer IQ durch Corona-Schulschließungen?

Trier (dpa) – Mehrere Experten interpretieren eine neue Studie zu schlechterem Abschneiden von Schülerinnen und Schülern bei IQ-Tests nach coronabedingten Schulschließungen zurückhaltend. Ein Forscherteam um Moritz Breit von der Uni Trier schreibt im Fachblatt «PLOS ONE», dass Schüler aus Rheinland-Pfalz rund sechs Monate nach Pandemiebeginn bei Intelligenztests deutlich weniger Punkte erzielten als Vergleichsgruppen in den Jahren 2002 und 2012.

Unabhängige Experten stellen das Ergebnis der Studie nicht per se in Frage, weisen aber darauf hin, dass sich die Ergebnisse nur schwer verallgemeinern lassen. So besuchte rund die Hälfte der teilnehmenden Schüler sogenannte Hochbegabtenklassen. Zudem sei denkbar, dass die Unterschiede zwischen 2012 und 2020 auch durch andere Faktoren beeinflusst wurden. Auch die Forscher um Breit diskutieren Einschränkungen ihrer Studie. Weiterlesen

EU-Dienst: 2022/23 war zweitwärmster Winter in Europa

Reading (dpa) – Dieser Winter ist nach Auswertungen des EU-Klimawandeldiensts Copernicus der zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1979 gewesen. In Osteuropa und Teilen Nordosteuropas seien weit überdurchschnittliche Temperaturen gemessen worden, teilte Copernicus am Mittwoch im englischen Reading mit. Zudem sei es in weiten Teilen West- und Südosteuropas sowie in Regionen Russlands trockener als im Durchschnitt gewesen. Unterdurchschnittlich waren die Temperaturen demnach auf der Iberischen Halbinsel. Der wärmste Winter war demnach 2019/20. Weiterlesen

«Ernährungskompass»-Autor Bas Kast gelingt neuer Bestseller

München (dpa) – Der in Landau geborene und in Berlin lebende Autor und Wissenschaftsjournalist Bas Kast (50) hat einen neuen Bestseller gelandet. Aus dem Stand habe es das am 1. März erschienene Buch «Kompass für die Seele» an die Spitze der «Spiegel»-Bestsellerliste vom kommenden Samstag geschafft, teilte die Verlagsgruppe Penguin Random House am Mittwoch in München mit. Den Durchbruch auf dem Buchmarkt hatte Kast 2018: «Der Ernährungskompass» verkaufte sich laut Verlag in den vergangenen fünf Jahren mehr als eine eine Million mal und wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Weiterlesen

Einsamkeit kann schmerzhaft und gesundheitlich riskant sein

Von Anja Sokolow, dpa

Berlin (dpa) – Wenn der Freundeskreis schrumpft, Partner sterben, die Gesundheit nicht mehr mitmacht oder auch das Geld für Kino und Restaurantbesuche fehlt, können vor allem ältere Menschen schnell in die Einsamkeit abrutschen. Ein Gefühl, das auch Helga Müller aus Berlin-Tempelhof kennt. Ihre Tochter lebt in Athen, die Freunde sind krank, verstorben oder weggezogen. «Ich gehe zwar jeden Tag raus, kaufe ein und mache meine Gymnastik, aber zum Reden fehlt mir jemand», sagt die 85-Jährige.

Seit fast zwei Jahren kann sich die Rentnerin immerhin auf ein ausgiebiges Gespräch pro Woche freuen. Der in verschiedenen Großstädten aktive Verein «Freunde alter Menschen» hat ihr Jan Römmler, einen Besuchspaten, vermittelt. «Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen und anderen schenken», sagt der 50-jährige gelernte Koch und Frührentner. Man sieht Helga Müller die Freude an. Sie strahlt, als Römmler sie zum Spaziergang abholt.

Familienministerin will Thema stärker beleuchten

Das Thema Einsamkeit rückt immer mehr in den Fokus von Politik und Wissenschaft. Im Juni 2022 gab Familienministerin Lisa Paus (Grüne) den Startschuss für eine «Strategie gegen Einsamkeit». «Ziel ist es, das Thema in Deutschland stärker zu beleuchten und Einsamkeit stärker zu begegnen», erklärt Axel Weber vom «Kompetenznetz Einsamkeit» (KNE), das das Ministerium wissenschaftlich unterstützt.

In einer Studie des KNE heißt es, dass vor der Covid-19 Pandemie rund 14 Prozent der Menschen in Deutschland einsam waren. Während der Pandemie sei der Anteil auf 42 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Allerdings wurden alle Menschen mitgezählt, die angaben, sich mindestens manchmal einsam zu fühlen.

«Wirklich dauerhaft einsam fühlt sich eine Minderheit. Die meisten Menschen fühlen sich geborgen», sagt Einsamkeitsforscherin Maike Luhmann von der Ruhr-Universität Bochum. Sie geht von etwa fünf Prozent an chronisch einsamem Menschen in der Bevölkerung aus.

Wie sich die Zahl der Einsamen seit der Corona-Pandemie entwickle, wisse man noch nicht. Statistiken seien generell schwierig. «Es gibt keine messbare Definition. In der Wissenschaft wird Einsamkeit als ein Zustand definiert, bei dem die sozialen Beziehungen nicht den Erwartungen der Menschen entsprechen. Dieser Punkt ist für jede Person irgendwo anders», so Luhmann.

Einsamkeitsforschung steckt noch in den Kinderschuhen

Es lasse sich auch nicht sagen, dass sich die Zahl der Einsamen in den vergangenen Jahrzehnten erhöht habe. «Wir wissen nicht, wie einsam die Menschen vor 20, 30 oder 50 Jahren waren», so Luhmann. Die Einsamkeitsforschung stecke in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Heute lebten zwar viele Menschen allein. Das bedeute aber nicht automatisch, dass sie sich auch einsam fühlten.

Das KNE will das bestehende Wissen über Einsamkeit bündeln und neues Wissen generieren. Unter anderem erarbeiten die Wissenschaftler laut Weber ein Einsamkeitsbarometer, um Daten über das Phänomen in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu gewinnen, die sich auch über den Zeitverlauf vergleichen lassen.

Einsamkeit kann krank machen: «Einsamkeit tut weh. Bei chronischer Einsamkeit werden im Gehirn dieselben Areale aktiviert wie bei Schmerz», so Psychologin Luhmann. Es gebe zwar keine klinische Diagnose im klassischen Sinne für das Gefühl und auch keine Therapien oder Medikamente. Man wisse aber, dass Einsamkeit mit großen Risiken einhergehe. So könne chronische Einsamkeit sowohl psychische als auch physische Erkrankungen wie Depressionen, koronare Herzerkrankungen, Schlaganfälle oder Herzinfarkte begünstigen.

Dauerstress in ständiger Alarmbereitschaft

«Wir sind soziale Tiere und dafür gemacht, in Gruppen mit anderen zu leben und dort besonders gut zu funktionieren. Einsamkeit ist gar nicht programmiert in unseren Körpern und unseren Seelen», ergänzt Eva Peters, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der Universität Gießen. Das Gefühl der Einsamkeit bedeute Dauerstress für den Körper, da er sich in ständiger Alarmbereitschaft befinde. Es fehle das soziale Umfeld als Puffer für mögliche Gefahrensituationen.

Eine weitere Gefahr bestehe in der fehlenden intellektuellen Herausforderung. «Wenn keine Interaktion und Reize kommen, verkümmert das Gehirn wie ein unbenutzter Muskel. Das kann der Beginn von Alzheimer und Demenz sein», so Peters.

«Einsamkeit kann einen Menschen von innen regelrecht auffressen», beobachtet Besuchspate Jan Römmler. So habe Helga Müller in der ersten Zeit einen verkümmerten Eindruck gemacht. «Inzwischen ist sie richtig aufgeblüht», so die Einschätzung Römmlers.

Politik ist gefragt

Eine der wichtigsten Maßnahmen gegen Einsamkeit aus Luhmanns Sicht: Prävention. «Gerade bei Älteren muss man viel in diese Richtung denken, sie ermutigen, dass sie sich, wenn sie es noch können, um ihre sozialen Beziehungen kümmern, sich ein Netz aufbauen.»

Vor allem auch die Politik sei gefragt, etwa bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes. «Orte und Gebäude müssten so konzipiert sein, dass sie allen Menschen zugänglich sind. Es geht letztlich immer um Teilhabe». Bei Älteren sehe sie auch eine große Chance in der Digitalisierung, so Luhmann. Helga Müller zum Beispiel besitzt aber weder Smartphone noch Internet. Auf den Verein Freunde alter Menschen wurde sie durch einen Artikel in einem Mieter-Magazin aufmerksam.

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Japans neue Trägerrakete startet fehl

Tanegashima (dpa) – Kurz nach dem Abheben einer neu entwickelten japanischen Trägerrakete hat die Raumfahrtagentur Jaxa die Selbstzerstörung der Rakete ausgelöst. Als Grund wurde genannt, dass der Antrieb der zweiten Raketenstufe nicht gezündet habe. Der Nachfolger der zuverlässigen Trägerrakete H2A – Japans erste Neuentwicklung einer großen Trägerrakete seit rund 30 Jahren – war am Dienstag vom Weltraumbahnhof Tanegashima im Südwesten des Inselreiches abgehoben.

Bereits am 17. Februar war der geplante Jungfernflug der Rakete in letzter Minute wegen eines Elektronikfehlers abgebrochen worden. Schon dieser Startversuch hatte zwei Jahre hinter dem Zeitplan gelegen. Nach den wiederholten Anläufen und dem Fiasko am Dienstag schrieb die konservative japanische Tageszeitung «Sankei Shimbun» von einer «Enttäuschung». Dabei sollte die H3 zum Katalysator für eine Expansion des japanischen Raumfahrtgeschäfts werden. Weiterlesen

RKI: Mehr Corona-Ansteckungen in Karnevalshochburgen

Berlin (dpa) – Nach der Karnevals- und Faschingszeit mit vielen Feiern und Veranstaltungen zeigen sich nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) mehr Corona-Ansteckungen.

Eine Zunahme der Inzidenzwerte sei «in Regionen mit stärkeren Karnevalsaktivitäten zu beobachten», heißt es im RKI-Wochenbericht von Donnerstagabend. Demnach setzte sich vergangene Woche ein bundesweiter Inzidenzanstieg auf niedrigem Niveau fort: Er wurde auf plus 14 Prozent im Vergleich zur Woche zuvor beziffert. Besonders stark stiegen die Werte jedoch in Rheinland-Pfalz (36 Prozent), Nordrhein-Westfalen (35 Prozent) und dem Saarland (34 Prozent) sowie in der Altersgruppe 20 bis 29 Jahre. Diese Angaben beziehen sich nur auf im Labor bestätigte Corona-Fälle. Weiterlesen

Zwei Amerikaner, ein Russe und ein Emirati an ISS angekommen

Cape Canaveral (dpa) – Zwei US-Amerikaner, ein Russe und ein Emirati sind an der Internationalen Raumstation ISS angekommen. Der «Crew Dragon» mit den vier Raumfahrern dockte am Freitag an der ISS an, wie Live-Bilder der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigten. Das Raumschiff schwebte eine Zeit lang 20 Meter von der Station entfernt, bis ein Softwarefehler behoben war. Dann wurde mit leichter Verspätung um 7.40 Uhr MEZ der erste Kontakt hergestellt. Die Raumkapsel der privaten Raumfahrtfirma SpaceX von Elon Musk war am Donnerstag vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida gestartet.

Damit flogen bereits zum wiederholten Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine vor rund einem Jahr und den daraus resultierenden immensen Spannungen zwischen den USA und Russland Raumfahrer beider Länder gemeinsam ins All. Eigentlich war der Start bereits für Montag geplant gewesen, hatte aber wegen Problemen an der Zündanlage kurzfristig abgebrochen und verschoben werden müssen. Weiterlesen

Tag des Artenschutzes: «Einmal verloren, ist immer verloren»

Von Kilian Genius, dpa

Berlin (dpa) – Nicht nur in tropischen Wäldern und eisigen Polarregionen sind Tiere und Pflanzen vom Aussterben bedroht – auch vor unserer Haustür sind mehrere Tausend Arten in Gefahr. Die Lage sei ernst, sagt der Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Klement Tockner, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir haben wenig Zeit, um gegenzusteuern.»

Mehr als 71 500 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten gibt es nach Angaben des Bundesamts für Naturschutz (BfN) in Deutschland. Rund 9000 von ihnen sind bestandsgefährdet. Anlässlich des Tags des Artenschutzes, der sich zum 50. Mal jährt, weist Tockner darauf hin, dass es sich dabei nur um bekannte Arten handelt. Etwa ein Drittel der Arten hierzulande sei noch nicht bekannt. «Arten sterben aus, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben», sagt der Ökologe. «Einmal verloren, ist immer verloren.»

«Wir erleben das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurier», sagt der Programmleiter Flächennaturschutz in Deutschland der Umweltorganisation WWF, Albert Wotke. Ändere sich nichts, könnten bis Ende des Jahrhunderts weltweit eine Million Arten ausgestorben sein. Eine bundesweite Rote Liste des BfN erfasst den Gefährdungsgrad von über 30.000 Arten in Deutschland. Eine Auswahl fünf gefährdeter und von Rückgängen betroffener Arten:

Feldhamster (Cricetus cricetus)

Der putzig aussehende Nager mit den typischen Hamsterbacken ist vom Aussterben bedroht. Mit der intensiven Nutzung landwirtschaftlicher Flächen begann ein drastischer Rückgang der Lebensräume und damit der Bestandszahlen. Heute leben nach Schätzungen des Naturschutzbundes (Nabu) nur noch 10.000 bis 50.000 Feldhamster in Deutschland. Der Goldhamster ist übrigens eine andere Art, die ursprünglich aus Syrien stammt.

Kuckuck (Cuculus canorus)

In der Klimakrise droht dem Kuckuck laut WWF sein parasitäres Brutverhalten zum Verhängniszu werden. Der Frühling bricht hierzulande immer früher an. Kommt der Kuckuck aus seinem Winterquartier in Afrika zurück, seien viele Vögel schon mit der Fütterung des Nachwuchses beschäftigt – sie brüten also nicht mehr. Der Kuckuck findet nach WWF-Angaben weniger Nester, in die er seine Eier legen kann. Der Singvogel mit dem prägnanten Ruf wird seltener, in Deutschland wird er als gefährdet eingestuft.

Schweinswal (Phocoena phocoena)

Er ist der einzige in Deutschland heimische Wal – und stark gefährdet. Nach Schätzungen von Greenpeace leben rund 20.000 Schweinswale in der Nordsee, in der Ostsee sind es nur noch 500. Die schnellen Schwimmer mit rundem Kopf und stumpfer Schnauze sterben oft als Beifang in Fischernetzen. Darüber hinaus reagieren sie laut Deutscher Wildtierstiftung sehr empfindlich auf Unterwasserlärm, den etwa große Schiffe verursachen. Dadurch könne ihr Gehör geschädigt werden, und sie verlören die Orientierung.

Hummel (Bombus)

Sie gehört zu den wichtigsten Bestäubern. Neben Wildpflanzen bestäuben Hummeln zum Beispiel Tomaten, Auberginen und Heidelbeeren. Nach WWF-Angaben gibt es weltweit 250 Arten – doch es wird zu warm für die pelzigen Insekten. Wegen der Erderhitzung und der Zerstörung ihrer Lebensräume ist die Existenz der Hummel demnach mehrfach bedroht. Die Deichhummel (Bombus distinguendus), einst in Deutschland weit verbreitet, wird als stark gefährdet eingestuft.

Vergissmeinnicht (Myosotis)

Die meisten Arten der hellblauen Frühlingsblume sind nicht in Gefahr. Doch das Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri), das weltweit nur noch am Bodensee und am Starnberger See vorkommt, ist vom Aussterben bedroht. Der Lebensraum der seltenen Pflanze verändert sich stark und wird immer kleiner – etwa durch die Bebauung von Uferbereichen.

Die Klimakrise und das weltweite Artensterben sind eng miteinander verwoben. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Erde ist laut WWF seit der Industrialisierung um etwa ein Grad Celsius gestiegen. Ein aktueller Bericht des Weltklimarats geht davon aus, dass sich die Erderhitzung noch drastischer auf Land- und Meeresökosysteme auswirkt als ursprünglich angenommen. Hinzu kommt die menschliche Nutzung der Lebensräume vieler Arten – für viele Tiere und Pflanzen wird es eng.

Doch es gibt Grund zur Hoffnung. «Unsere Ökosysteme sind nicht besonders artenreich, dafür aber sehr robust», sagt der Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), Christof Schenck. Und Artenschutz hat Erfolge: Der Seeadler kam in der Bundesrepublik nur noch mit vier Paaren vor, in der DDR waren es etwa 60 Paare. Heute leben nach Angaben des Umweltministeriums 850 Paare in Deutschland. Auch der Kranich, der heute mit rund 10.000 Paaren hierzulande brütet, war in der Bundesrepublik fast ausgestorben.

Der Weltnaturgipfel im kanadischen Montreal lässt Naturschützer und Forscher mit etwas Zuversicht in die Zukunft schauen. Die Staatengemeinschaft hat sich im Dezember vergangenen Jahres in Montreal darauf geeinigt, bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen.

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Neue Kammer in der Cheops-Pyramide nachgewiesen

Von Sabine Dobel, dpa

Kairo/München (dpa) – Ein internationales Forschungsteam in Ägypten hat in der berühmten Cheops-Pyramide von Gizeh eine neue Kammer entdeckt. Bereits vor Jahren hatten Messungen auf einen verborgenen Hohlraum hingewiesen.

Durch ein Endoskop, das durch einen schmalen Spalt zwischen zwei giebelartig angeordneten Steinen geführt wurde, sei nun die Existenz einer erstaunlich große Kammer bestätigt worden. Das teilte die Technische Universität München (TUM) mit, die mit einem Team an der Entdeckung beteiligt war.

Die Cheops-Pyramide zählt zu einem der Sieben Weltwunder der Antike. Der Fund sei nicht zuletzt besonders bedeutsam, weil die Pyramide als eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt gelte, erläuterten die TUM-Wissenschaftler. Im Inneren der Kammer seien keine Fußspuren oder ähnliche Hinweise auf menschliche Aktivitäten zu sehen. Daher nimmt die Forschungsgruppe laut TUM an, dass diesen Raum seit rund 4500 Jahren kein Mensch mehr zu Gesicht bekommen hat.

«Entdeckung eins Hohlraums ist schon etwas Besonderes»

Die Kammer befindet sich oberhalb des eigentlichen Zugangs an der Nordseite der Pyramide. Der zwischen 17 und 23 Meter über Bodenniveau liegende Korridor überschreite nach ersten Schätzungen sogar die ursprünglich vermutete Größe von mindestens fünf Meter Länge. Laut ägyptischem Antikenministerium soll der Korridor neun Meter lang und 2,10 Meter breit sein.

«Einen Hohlraum in einer Pyramide zu entdecken, ist schon etwas Besonderes. Aber dass diese Kammer groß genug ist, um mehrere Menschen aufzunehmen, das macht es noch viel bedeutender», sagt Christian Große vom Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung an der TUM. Die Münchner sind seit 2019 an dem internationalen Forscherteam namens ScanPyramids beteiligt, das seit 2015 die ägyptischen Pyramiden mit unterschiedlichen Mitteln und Technologien untersucht.

Ägyptologen werten den Fund als außergewöhnlich. «Es ist spektakulär, denn die Kammer ist wirklich groß», sagte der Ägyptologe Alexander Schütze von der Ludwig-Maximilians-Universität, der nicht an den Forschungen beteiligt war. Allerdings ist die Bedeutung der Kammer womöglich nur eine technische. «Es sieht für mich sehr danach aus, dass es sich um eine weitere Entlastungskammer handelt, die den immensen Druck der Steine von der Eingangskonstruktion nehmen sollte», sagte Schütze. «Der Fund wird auch das Verständnis der Bauweise vorantreiben.»

Der Münchner Ägyptologe Frank Müller-Römer, der sich mit dem Bau der Pyramiden befasst, sieht in dem Fund weiteres Potenzial. «Es sieht aus wie eine Entlastungskammer.» Es sei aber offen, was darunter sei und entlastet werden sollte. «Das sollte weiter untersucht werden.»

«Entlastungskammern sind grundsätzlich bekannt»

Nicht zuletzt über der Königskammer gibt es Räume, auf denen giebelartig angeordnete Steinen ruhen und die nach bisherigen Erkenntnissen zur Entlastung dienen. Die Steine über den Gängen und Kammern wiegen Millionen Tonnen.

«Entlastungskammern sind grundsätzlich bekannt», sagt auch der Bauforscher am Deutschen Archäologischen Institut Kairo, Martin Sählhof. Es erscheine ihm plausibel, wenn am früheren Eingang derartige Hohlräume konstruiert worden seien. Viele Fragen zu Statik und Bauprozess seien aber noch offen.

Bis heute gibt es Rätsel auf, wie die alten Ägypter vor rund 4500 Jahren die immensen Pyramiden mit den viele Tonnen schweren Blöcken bauten. Die Messungen des ScanPyramids-Teams sollen auch dazu beitragen, die Baugeschichte der Cheops-Pyramide und den inneren Aufbau besser zu verstehen.

Messungen mit der Myonentomografie

Grundlage für den Fund der versteckten Kammer waren Messungen mit der Myonentomografie gewesen, einem bildgebenden Verfahren zur dreidimensionalen Abbildung großvolumiger Objekte mittels kosmischer Strahlung. Diese ließen die Existenz eines Hohlraums in der sogenannten Großen Pyramide vermuten, wie die beteiligten Wissenschaftler 2017 in dem Fachmagazin «Nature» berichteten. Schon damals war das spektakulär – die Rede war in Medien von einer ersten Entdeckung dieser Größenordnung im Innern der Cheops-Pyramide seit dem 19. Jahrhundert.

Zur näheren Untersuchung setzte das TUM-Team unter Leitung von Christian Große solche Methoden wie Radar und Ultraschall ein. «Die Pyramiden gehören zum Weltkulturerbe. Deshalb müssen wir bei der Untersuchung besonders vorsichtig vorgehen, damit keine Beschädigungen entstehen», sagte Große. Radar- und Ultraschallmessgeräte könnten nicht nur zerstörungsfrei, sondern teilweise sogar kontaktfrei angewendet werden.

Die Myonentomografie hatte zunächst Dichteunterschiede im Bauwerk gezeigt, denen die Forscher weiter nachgingen. Sie hatten dann vermutet, dass es sogar zwei unterschiedlich große Hohlräume an verschiedenen Stellen in der Pyramide gibt. Der eine konnte nun bestätigt werden. Der andere Hohlraum im Zentrum der Pyramide könnte – falls er sich bestätigt – deutlich größer sein. Noch immer birgt die Pyramide Rätsel.

Liegt in einem der die Mumie des Pharao Cheops?

Weitere Forschungsarbeit sei nötig, hieß es bei der TUM. Die genaue Funktion des Kammer- und Schachtsystems im Innern der monumentalen Pyramide, die rund 140 Meter aufragt, ist nicht vollständig geklärt.

Spekuliert wurde sogar, ob in einer der Kammern die Mumie des Pharao Cheops liegen könnte. Der Sarkophag in der Königskammer war leer vorgefunden worden. Doch Forscher gehen eher davon aus, dass die Mumie nicht in der Pyramide ist. «Es gibt meines Erachtens keinen Grund, eine Art Versteck zu vermuten, wo man die Überreste beigesetzt hat», sagte Schütze. Die Pyramide war geplündert worden, wahrscheinlich bereits in der Antike.

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