Eklat bei documenta: Konsequenzen und Aufklärung gefordert

Von Carolin Eckenfels, Peter Zschunke und Gerd Roth, dpa

Kassel/Wiesbaden (dpa) – Nach dem Antisemitismus-Eklat um ein großformatiges Banner bei der documenta fifteen werden die Rufe nach Konsequenzen lauter.

Entsprechende Überlegungen äußerte nicht nur der Zentralrat der Juden – auch Bundeskanzler Olaf Scholz meldete sich über eine Regierungssprecherin zu Wort. Unterdessen gibt es erste Erklärungsversuche, welche Fehlplanungen dazu geführt haben könnten, dass das als antisemitisch kritisierte Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi installiert wurde. Weiterlesen

Pandemiebekämpfung: G20 einigen sich auf permanenten Fonds

Yogyakarta (dpa) – Die G20-Staaten haben sich auf die Einrichtung eines Fonds zur besseren Vorbereitung auf künftige Pandemien geeinigt.

Der Finanzvermittlungsfonds (FIF, Financial Intermediary Fund) unter Führung der Weltbank werde voraussichtlich gegen Ende des Monats nach einer Vorstandssitzung der Weltbank aktiv werden, sagte die indonesische Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati am Dienstagabend (Ortszeit) am Ende eines Treffens der G20-Finanz- und Gesundheitsminister in Yogyakarta. Indonesien hat in diesem Jahr den G20-Vorsitz. Weiterlesen

Gesundheits- und Finanzminister beraten über Pandemie-Fonds

Yogyakarta (dpa) – Die G20-Staaten wollen sich besser für künftige Pandemien wappnen und mit einem permanenten Fonds schneller auf Massenerkrankungen reagieren.

Der geplante Finanzvermittlungsfonds (FIF, Financial Intermediary Fund) sollte am Dienstag im Mittelpunkt eines Treffens der Gesundheits- und Finanzminister des Zusammenschlusses der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer im indonesischen Yogyakarta stehen. Der Inselstaat Indonesien hat in diesem Jahr den G20-Vorsitz.

Fünf Länder und die Europäische Union hätten bereits 1,1 Milliarden Dollar (eine Milliarde Euro) für den Fonds zugesagt, sagte Nadia Tarmizi, Sprecherin des indonesischen Gesundheitsministeriums. «Unser Ziel ist es, dass alle G20-Staaten Beiträge zum Fonds zusagen, weil wir 15 Milliarden Dollar (14,2 Milliarden Euro) mobilisieren wollen», erklärte sie. Die Gespräche sollten am Abend (Ortszeit) beginnen.

WHO-Chef: Pandemie ist nicht vorbei

Die Beratungen hatten am Montag mit einem Treffen der G20-Gesundheitsminister begonnen, an dem auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, teilnahm. Er warnte eindringlich davor, im Kampf gegen das Virus nachzulassen. «Die Wahrnehmung, dass die Pandemie vorbei ist, ist fehl am Platz», betonte der Äthiopier. Seine Behörde sei nach wie vor sehr besorgt, dass «ein Mangel an Corona-Tests und Sequenzierung uns für die Entwicklung des Virus blind macht».

Vertreter westlicher Länder verurteilten zum Auftakt erneut die Invasion Russlands in die Ukraine. Moskaus Vorgehen habe die globale Gesundheitsarchitektur sowie die Ernährungssicherheit übermäßig belastet, sagte die stellvertretende Sekretärin im US-Ministerium für Gesundheit, Andrea Palm. Russland habe zudem in der Ukraine Gesundheitseinrichtungen zerstört und Gebäude angegriffen, in den unschuldige Zivilisten, darunter Kinder, Zuflucht gesucht hätten.

Russlands stellvertretender Gesundheitsminister Oleg Salagay warf den Teilnehmern vor, das Treffen zu «politisieren». Er betonte: «Wir bitten unsere Kollegen innerhalb unseres Mandats zu bleiben und über die Gesundheitsversorgung zu diskutieren.»

Ende Oktober werden sich die G20-Gesundheitsminister zu weiteren Gesprächen auf Bali treffen – kurz vor Beginn des G20-Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs, das am 15. und 16. November auf der beliebten Urlaubsinsel stattfindet.

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Erneut Antisemitismus-Vorwürfe gegen documenta fifteen

Kassel/Frankfurt (dpa) – Kurz nach der Eröffnung der documenta fifteen fachen neue Vorwürfe die seit Monaten schwelende Antisemitismus-Debatte um die Schau weiter an.

Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, forderte die Verantwortlichen der Weltkunstausstellung in Kassel auf, einen Beitrag des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive zu entfernen.

Auf dem großflächigen Banner am Friedrichsplatz ist unter anderem ein Soldat mit Schweinsgesicht zu sehen. Er trägt ein Halstuch mit einem Davidstern und einen Helm mit der Aufschrift «Mossad». Das ist die Bezeichnung des israelischen Auslandsgeheimdienstes. «Das ist eine klare Grenzüberschreitung», sagte Mendel der Deutschen Presse-Agentur. «Diese Bilder lassen überhaupt keinen Interpretationsspielraum zu. Das ist klare antisemitische Hetze.»

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat sich bestürzt geäußert. «Als Mitglied der jüdischen Gemeinschaft, aber auch als Bürgerin dieses Landes bin ich entsetzt über den blanken Judenhass, der sich im Bild von Taring Padi zeigt. Personen mit Schläfenlocken und SS-Runen, dazu ein Schweinekopf mit der Aufschrift “Mossad”» – das sei plump antisemitisch, sagte Knobloch.

Banner wird verdeckt

Aufgrund einer Figurendarstellung des Kollektivs, die antisemitische Lesarten ermöglicht, habe sich das Kollektiv gemeinsam mit der Geschäftsführung und der Künstlerischen Leitung «entschieden, die betreffende Arbeit zu verdecken und eine Erklärung dazu zu installieren», teilte die documenta mit. Das Gemälde teilweise zu verdecken und der Grenzüberschreitung «durch Anbringung einer Fußnote die Spitze nehmen zu können, ist absurd», so Knobloch. Die antisemitischen Vorfälle rund um diese documenta seien zu einem Thema für die gesamte Gesellschaft geworden.

Anschuldigungen immer wieder zurückgewiesen

Dem indonesischen Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa war schon vor Monaten von einem Kasseler Bündnis vorgeworfen worden, auch Organisationen einzubinden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt.

Bislang hatte sich Mendel in der Debatte hinter die documenta gestellt. Er sagte, er sehe dort keinen Antisemitismus, kritisierte aber die fehlenden Positionen von jüdischen Künstlern aus Israel. Mendel betonte am Montag, nicht die gesamte Ausstellung sei als antisemitisch zu bezeichnen. «Man muss da differenzieren. Da ist sicher etwas schiefgelaufen. Aber so etwas sollte nicht passieren.» Die Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, läge nun bei den Kuratoren und der Leitung der documenta fifteen.

Deutliche Worte

Auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth fand deutliche Worte: «Das ist aus meiner Sicht antisemitische Bildsprache», teilte die Grünen-Politikerin mit. «Ich sage es noch einmal: die Menschenwürde, der Schutz gegen Antisemitismus, wie auch gegen Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit sind die Grundlagen unseren Zusammenlebens, und hier findet auch die Kunstfreiheit ihre Grenzen.» Die documenta müsse das umgehend gegenüber den Kuratoren und Künstlern deutlich machen und «die notwendigen Konsequenzen» ziehen.

«Auch mein persönlicher Eindruck ist, dass hier eine antisemitische Bildsprache vorliegt», teilte die stellvertretende documenta-Aufsichtsratsvorsitzende, Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne), mit. Sie habe deshalb umgehend Kontakt zur Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, aufgenommen mit dem Ziel, schnellstmöglich eine Klärung herbeizuführen.

Dorn zufolge ist Schormann bereits tätig geworden. Sie rechne damit, «dass wir uns zeitnah als Gesellschafter der documenta GmbH in einer Sondersitzung mit den Ergebnissen befassen werden», erklärte sie.

«Bei der Abbildung auf dem Kunstwerk, das nach meiner derzeitigen Kenntnis erst am Samstag auf dem Friedrichsplatz installiert wurde, handelt es sich um einen antisemitischen Verstoß, der nicht von der Hand zu weisen ist», teilte der Aufsichtsratsvorsitzende der documenta, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle, mit. Er habe die Geschäftsführung der Schau gleichzeitig um Aufklärung sowie um Einleitung notwendiger Maßnahmen gebeten.

Geselle warnte davor, die documenta fifteen nun unter Generalverdacht zu stellen. «In den Preview Days, die vergangene Woche von Mittwoch bis Freitag für Fachpublikum und Medien stattgefunden haben, waren keine antisemitischen Kunstwerke vorher feststellbar.»

«Dieses Werk muss weg, und es ist Aufgabe der documenta, sich nun mit Entschlossenheit der eigenen Verantwortung zu stellen», teilte Hessens Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker mit.

Rote Linie überschritten

Empört zeigte sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Der Rat sei für seine Bedenken gegenüber der diesjährigen documenta von vielen Seiten kritisiert worden. Sogar Rassismus sei ihm indirekt vorgeworfen worden.

«Es spielt jedoch keine Rolle, woher Künstler stammen, die Antisemitismus verbreiten», betonte Schuster. Kunstfreiheit ende dort, wo Menschenfeindlichkeit beginne. «Auf der documenta wurde diese rote Linie überschritten.» Die Verantwortlichen müssten jetzt ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und Konsequenzen ziehen, forderte er.

Deutliche Worte fand die israelische Botschaft in Berlin: «Die in einigen Exponaten gezeigten Elemente erinnern an die Propaganda von Goebbels und seinen Handlangern in dunklen Zeiten der deutschen Geschichte.» Alle roten Linien seien nicht nur überschritten, sie seien zertrümmert worden. «Diese Elemente sollten sofort aus der Ausstellung entfernt werden.»

Das American Jewish Committee Berlin forderte sogar die Entlassung der documenta-Geschäftsführerin. Schormann solle umgehend von ihren Aufgaben entbunden werden, «der offen zur Schau gestellte Antisemitismus unverzüglich unterbunden und die entsprechenden Werke entfernt werden», erklärte Direktor Remko Leemhuis.

Die Gesellschafter der Kunstschau – die Stadt Kassel und das Land Hessen – müssten jetzt für Klarheit sorgen, forderte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, «da die Geschäftsführung der documenta fifteen offensichtlich dazu nicht bereit oder in der Lage ist.» Die AfD im Landtag von Hessen verlangte gar, die documenta fifteen zu beenden.

Vor dem Hintergrund der Debatte um die 15. Ausgabe der documenta hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Eröffnung der Schau am Samstag schon die Grenzen der Kunstfreiheit betont. «Kunst darf anstößig sein, sie soll Debatten auslösen.» Kritik an israelischer Politik sei erlaubt. «Doch wo Kritik an Israel umschlägt in die Infragestellung seiner Existenz, ist die Grenze überschritten», hatte er gesagt.

Die documenta, seit 1955 in Kassel, gilt neben der Biennale in Venedig als weltweit bedeutendste Ausstellung zeitgenössischer Kunst. Sie wird nur alle fünf Jahre veranstaltet. Die Schau dauert bis zum 25. September.

 

 

 

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WHO-Chef bei G20-Treffen: «Blind für Entwicklung des Virus»

Yogyakarta (dpa) – Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angesichts der Bedrohung durch neue Corona-Varianten eindringlich davor gewarnt, im Kampf gegen das Virus nachzulassen.

«Die Wahrnehmung, dass die Pandemie vorbei ist, ist fehl am Platz», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus bei einem Treffen der Gesundheitsminister der G20-Staaten in der indonesischen Stadt Yogyakarta. Die Zahl der Neuinfektionen und der Todesfälle ist in den meisten Ländern mittlerweile stark zurückgegangen, was zur Aufhebung zahlreicher Einschränkungen geführt hat.

Seine Behörde sei nach wie vor sehr besorgt, dass «ein Mangel an Corona-Tests und Sequenzierung uns für die Entwicklung des Virus blind macht», erklärte der Äthiopier. Auch befürchte die WHO, dass die Lektionen aus der Pandemie wieder verlernt würden und sich der «Kreislauf aus Panik und Nachlässigkeit» wiederhole. Weiterlesen

100 Tage Kunst in Kassel: Alles Wissenswerte zur documenta

Kassel (dpa) – Sie wurde lange mit Spannung erwartet, jetzt beginnt die documenta fifteen.

Kassel stellt sich auf Hunderttausende Kunstfans ein, die in den kommenden 100 Tagen in die nordhessische Stadt pilgern werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um den Besuch der Weltkunstausstellung:

Wann findet die documenta statt?

Die neben der Biennale in Venedig weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst findet alle fünf Jahre statt und dauert 100 Tage. Die 15. Ausgabe startet am Samstag und endet am 25. September. Die regulären Öffnungszeiten sind von 10 bis 20 Uhr.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher?

Das Künstlerkollektiv Ruangrupa, das die künstlerische Leitung innehat, will die indonesische Lumbung-Architektur in den Mittelpunkt stellen. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will das aus Indonesien stammende Künstlerkollektiv auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen. Die Generaldirektorin der documenta, Sabine Schormann, kündigte kürzlich an, die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. «Man wird die documenta fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können.»

Wo gibt es Kunst zu sehen?

Insgesamt sind 32 Ausstellungsorte in den Kasseler Stadtteilen Mitte, Nordstadt und Bettenhausen sowie an und auf der Fulda mit angrenzenden Arealen wie Karlsaue oder Hafen geöffnet. Neben den klassischen Spielorten wie dem Museum Fridericianum und der documenta-Halle sind darunter ein Bootsverleih, ein ehemaliges Firmengelände sowie ein altes Hallenbad.

Die documenta fifteen gibt es übrigens auch zu hören – und das schon seit April. «lumbung Radio» ist ein offenes Internetradio, das aus einem interkommunalen Netzwerk unterschiedlicher Radiostationen und Audiopraktiken besteht. Der Sender überträgt zeitzonenunabhängig und in mehreren Sprachen Musik und Kunst. Laut Veranstaltern soll er «während der 100 Tage der documenta fifteen sowie hoffentlich auch danach rund um die Uhr aus der ganzen Welt in die ganze Welt» senden.

Welche Künstler sind dabei?

Das Kuratoren-Team hat als Teilnehmer 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler ausgewählt. Dazu zählt der inzwischen verstorbene US-Konzeptkünstler Jimmie Durham (1940-2021), von dem posthum ein Beitrag zu sehen sein wird. Durham hatte mehrfach auf der Kunstbiennale in Venedig ausgestellt und war bei der dreizehnten Auflage der documenta 2012 dabei. Ebenfalls vertreten ist Richard Bell, der als einer der politischsten Maler Australiens der Gegenwart gilt. Unter den Teilnehmern ist auch die dänische Organisation Trampoline House, die Geflüchtete mit Rechtsberatung und Sprachkursen unterstützt sowie die Gruppe Britto Arts Trust aus Bangladesch, die sich um Müllvermeidung bemüht.

Was ist zur Eröffnung geplant?

Nach der offiziellen Eröffnung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie dem Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, sind alle Ausstellungsorte für das Publikum offen. Begleitet wird der Tag unter anderem von Konzerten, Filmvorführungen, offenen Treffen und Workshops. Am Samstagabend sind Live-Musik und Partys in den Ausstellungsorten geplant. Kommen können alle, die ein gültiges Ticket haben. Auf dem Friedrichsplatz soll es außerdem eine Feier geben, zu der auch alle ohne Tickets eingeladen sind.

Wie sieht das Begleitprogramm der documenta aus?

Das Begleitprogramm ist vielfältig und reicht von Workshops und Führungen bis hin zu Gesprächsreihen und Partys. So finden an jedem zweiten Wochenende im Monat dreitägige «Meydans» mit verschiedenen Veranstaltungen statt, bei denen nach den Worten Ruangrupas «miteinander diskutiert, gestritten oder gefeiert» werden soll. Dazu zählen beispielsweise Lesungen und Diskussionsrunden sowie ein Weltmusikfestival und ein Food- und Flohmarkt. Beim letzten Meydan vom 9. bis 11. September sollen die Erfahrungen der documenta fifteen gemeinsam mit den Gästen der Schau in Workshops und Vorträgen reflektiert werden.

Die Kunstausstellung documenta ist zunächst für Fachbesucher geöffnet, ab dem 18. Juni steht sie allen Interessierten offen. Foto: Boris Roessler/dpa

Was kosten die Tickets?

Ein Tagesticket kostet 27 Euro – ermäßigt 19 Euro. Die Karte gilt auch für Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr. Dauertickets kosten 125 Euro. Ein Euro jedes verkauften Tickets geht den Organisatoren zufolge an langfristig angesetzte Nachhaltigkeitsprojekte in Deutschland und Indonesien: unter anderem an eine Aufforstungsaktion im Reinhardswald bei Kassel sowie an ein Projekt zur ökologischen Anreicherung von Ölpalmen- und Kautschukplantagen in der Region Jambi auf Sumatra. Wer Menschen mit weniger Geld einen Besuch der documenta ermöglichen möchte, kann ein Soli-Ticket spenden. Tickets gibt es auf der Webseite der documenta und an Tageskassen vor Ort.

Wie kommt man am besten zur documenta?

Der Intercity-Express (ICE) für Fernreisen hält am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe, Regionalzüge am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe und am Kasseler Hauptbahnhof. Ticketinhaber können von dort mit Bussen und Bahnen kostenlos alle Ausstellungsorte erreichen. Bei der Anfahrt mit dem Auto empfehlen die Veranstalter, den Pkw auf dem Park-and-Ride-Parkplatz an der Schwanenwiese abzustellen und ab dort den ÖPNV zu nutzen.

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Steinmeier besucht Tempelanlage Borobudur

Yogyakarta (dpa) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat zum Abschluss seines Staatsbesuchs in Indonesien den berühmten Tempel Borobudur besucht. Die 1200 Jahre alte Anlage ist der größte buddhistische Tempel der Welt und seit 1991 Unesco-Weltkulturerbe.

Steinmeier ließ sich unter anderem die Erhaltungsarbeiten an dem zwischen 780 bis 840 errichteten Bauwerk erklären, an denen sich Deutschland finanziell beteiligt. Das Erklimmen der verschiedenen Ebenen des Bauwerks geriet auch für ihn zur schweißtreibenden Angelegenheit.

An der Universität Gadjah Mada wollte der Bundespräsident später noch ein Gespräch über Ernährungssicherheit führen, die als Folge des Ukraine-Krieges in vielen Regionen der Welt gefährdet ist. Neben einem Treffen mit Sultan Hamengkubuwono X und Königin Hemas von Yogyakarta waren außerdem ein Besuch des Nationalmuseums und ein Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Dorfgemeinschaft vorgesehen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) wird durch die Tempelanlage Borobudur geführt. Der rund 1200 Jahre alte stufenförmige Tempel gilt als bedeutendstes buddhistisches Bauwerk auf Java und größter buddhistischer Tempel der Welt. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Steinmeier hatte zunächst zwei Tage lang Singapur und anschließend Indonesien besucht. Nach einem Gespräch mit dessen Präsident Joko Widodo bekräftigte Steinmeier am Donnerstag die Bereitschaft Deutschlands und der EU, sich künftig stärker in der Region zu engagieren.

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documenta in Kassel öffnet für Fachpublikum

Kassel (dpa) – Mit der documenta fifteen verwandelt sich Kassel wieder in ein wichtiges Zentrum der Kunstwelt.

Heute beginnen in der nordhessischen Stadt die sogenannten Preview-Tage der neben der Biennale in Venedig bedeutendsten Präsentation von Gegenwartskunst. Fachbesucher und Journalisten haben drei Tage Zeit, die Schau zu erkunden, bevor sie am Samstag offiziell für 100 Tage öffnet.

Die documenta findet alle fünf Jahre statt. Die 15. Ausgabe wurde von dem indonesischen Künstlerkollektiv Ruangrupa gestaltet. Die Gruppe will die indonesische Lumbung-Architektur in den Fokus stellen. «lumbung» ist in dem Inselstaat das Wort für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune, in der die überschüssige Ernte zum Wohle der Gemeinschaft gelagert wird. Diese Tradition des Teilens will Ruangrupa auf die Weltkunstausstellung in Kassel übertragen.

Tausende Journalisten und Fachbesucher

Zum Auftakt der documenta fifteen werden an diesem Mittwoch um 11.00 Uhr mehr als tausend Journalisten zu einer Pressekonferenz erwartet. Insgesamt haben sich nach Angaben der Organisatoren über 7000 Fachbesucher aus aller Welt angekündigt. Ab 10.00 Uhr ist die Ausstellung zugänglich. 14 Kollektive, Organisationen und Institutionen sowie 54 Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Werke an 32 Standorten.

Statt auf Stars mit großen Namen setzt Ruangrupa vor allem auf Kollektive und Organisationen aus aller Welt. Unter den Teilnehmern ist etwa eine dänische Organisation, die Geflüchtete mit Rechtsberatung und Sprachkursen unterstützt, eine Gruppe aus Bangladesch, die sich um Müllvermeidung bemüht, sowie Bienenzüchter aus Kassel.

Was zu sehen sein wird? Sehr viel «lumbung», kündigte documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann kürzlich an. Die Besucherinnen und Besucher erwarte eine vielfältige, experimentelle, auf kollektiven Prozessen aufbauende Schau. «Man wird die documenta fifteen als einen sinnlichen Ausstellungsbesuch mit – unter anderem – Malerei, Installationen, Filmen oder auch Musik und Performance erleben können.»

Antisemitismus-Vorwürfe überschatten den Start

Heute beginnen in Kassel die sogenannten Preview-Tage der documenta. Foto: Swen Pförtner/dpa

Überschattet wird die documenta fifteen von einer Antisemitismus-Debatte. Ein Bündnis warf Ruangrupa zu Beginn des Jahres vor, bei der Schau seien auch Organisationen eingebunden, die den kulturellen Boykott Israels unterstützten oder antisemitisch seien. Ruangrupa und die documenta wiesen die Anschuldigungen entschieden zurück. Später schaltete sich auch der Zentralrat der Juden in Deutschland ein. Eine zur Beruhigung gedachte Diskussionsreihe wurde abgesagt. Seither ringen die Beteiligten bis hin zu Kulturstaatsministerin Claudia Roth um eine Balance zwischen «Antisemitismus hat keinen Platz auf der documenta», «Kunstfreiheit ist ein zentraler Punkt» und «Herkunft allein kann nicht bestimmend sein, was gezeigt wird und was nicht».

Dem Besucherinteresse tut die Debatte offenbar keinen Abbruch: 54.000 Tickets wurden nach Angaben der documenta schon vorab verkauft. Das Tagesticket kostet 27 Euro. Zur Eröffnung am Samstag haben sich unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Hessens Ministerpräsident Boris Rhein sowie der Botschafter der Republik Indonesien, Arif Havas Oegroseno, angekündigt. Die documenta fifteen ist bis zum 25. September geöffnet.

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Steinmeier beginnt Besuch in Singapur

Singapur (dpa) – Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Dienstag einen zweitägigen Besuch in Singapur begonnen. Zum Auftakt traf er in dem südostasiatischen Stadtstaat mit Außenminister Vivian Balakrishnan zusammen.

Es ist die erste große Auslandsreise in Steinmeiers zweiter Amtszeit. Der Bundespräsident war im Februar wiedergewählt worden. Am Donnerstag und Freitag steht ein Staatsbesuch in Indonesien auf dem Programm. Zu den Gesprächsthemen gehört der Ukraine-Krieg und dessen Folgen für die Weltordnung. Es soll auch um die Gestaltung der Wirtschaftsbeziehungen gehen.

«Singapur und Indonesien sind enge und verlässliche Partner Deutschlands und Europas», sagte Steinmeier der Deutschen Presse-Agentur. «Sie streben, wie wir, nach fairem, regelbasierten Handel und engagieren sich in internationalen Gremien. Und: Sie haben sich klar zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine positioniert.» Den indopazifischen Raum bezeichnete er als eine Region, die für den Welthandel wichtig sei und zugleich sicherheitspolitisch unter Druck stehe, «gerade mit Blick auf ein immer autoritärer auftretendes China».

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r) und Tan Chong Meng, Vorstandsvorsitzender des Hafenbetreiber PSA, schauen sich auf einer Terrasse der Firmenzentrale der Port of Singapore Authority (PSA) den Hafen von Singapur an. Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Indonesien hat derzeit den Vorsitz in der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20), Deutschland den G7-Vorsitz. Die Bundesregierung hat das Land zum G7-Gipfel Ende Juni im bayerischen Elmau eingeladen. Steinmeier wird in der Hauptstadt Jakarta auch Präsident Joko Widodo treffen. Zuvor will er in Singapur noch mit Präsidentin Halimah Yacob und mit dem stellvertretenden Regierungschef Lawrence Wong sprechen.

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Reederei prescht mit Plastikmüll-Stopp vor

Umweltverschmutzung
Von Christiane Oelrich und Ahmad Pathoni, dpa 

Genf (dpa) – Am Ufer des Ciliwung-Flusses nahe der indonesischen Hauptstadt Jakarta türmen sich alte Joghurt- und Suppenbecher, Getränkebehälter, ausgedrückte Zahnpastatuben und leere Plastiktüten.

Das sind Folgen des Geschäfts mit Plastikmüll. Die Industrie spricht zwar von wertvollem Rohstoff, und Länder exportieren Plastik eigentlich zum Recyceln. Aber vieles landet in fernen Ländern eben doch an Flussufern und Stränden.

Doch es gibt Bewegung: Seit Januar 2021 ist der Export von nicht wiederverwertbaren Abfällen nach dem «Basler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihre Entsorgung» verboten. EU-Firmen dürften nur noch saubere und gut sortierte Kunststoffabfälle zum Recyceln exportieren. Und die drittgrößte Containerreederei der Welt, die französische CMA CGM, hat angekündigt, ab 1. Juni keinen Plastikmüll mehr zu transportieren. Das Versprechen wurde nach Angaben der Firma schon umgesetzt. Weiterlesen

Zahl der Toten nach Vulkanausbruch auf Java steigt weiter

Jakarta (dpa) – Drei Tage nach dem Vulkanausbruch auf der indonesischen Insel Java ist die Zahl der Toten weiter gestiegen.

Mindestens 22 Menschen seien bei der Eruption des 3700 Meter hohen Semeru ums Leben gekommen, 27 weitere würden noch vermisst, teilte der nationale Katastrophenschutz mit. Viele Opfer seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Bislang hätten erst 13 Tote identifiziert werden können.

Mindestens 68 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt und erlitten Brandwunden. Viele Häuser waren bei dem Ausbruch fast komplett unter Asche begraben worden. Etwa 2000 Betroffene wurden unter anderem in Moscheen und Regierungsgebäuden untergebracht. Weiterlesen

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