Parlament in Florida verschärft Abtreibungsrecht

Washington/Tallahassee (dpa) – Im US-Bundesstaat Florida sollen Abtreibungen künftig ab der sechsten Schwangerschaftswoche verboten werden.

Das von Republikanern dominierte Parlament in Tallahassee verabschiedete ein entsprechendes Gesetz. Der republikanische Gouverneur Ron DeSantis unterzeichnete es noch am späten Abend. Bislang sind Abtreibungen in dem Bundesstaat erst ab der 15. Schangerschaftwoche verboten.

«Wir im Bundesstaat Florida sind stolz, Leben und Familie zu unterstützen», erklärte DeSantis. Er kann die Verschärfung des Abtreibungsrechts als politischen Erfolg verbuchen. Dem konservativen 44-Jährigen werden Ambitionen auf eine Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner nachgesagt. Er gilt als stärkster parteiinterner Konkurrent von Ex-US-Präsident Donald Trump, der sich bereits offiziell beworben hat. Weiterlesen

Desirée Nosbusch könnte auf soziale Netzwerke verzichten

Hamburg (dpa) – Die Schauspielerin Desirée Nosbusch (58, «Der Irland-Krimi») fände es gesünder, wenn es die sozialen Netzwerke gar nicht gäbe. «Gerade für junge Menschen wäre mir das lieber. Weil ich glaube, dass man eine große Lebenserfahrung mitbringen muss, um all die anonymen Äußerungen richtig zu bewerten und zu nutzen», sagte Nosbusch der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Und fügte hinzu: «Denn man muss wissen, da draußen gibt es viele Menschen, die einfach Ungutes von sich geben. Und die urteilen, ohne zu wissen, was das auslösen kann.»

Für Jugendliche, die noch in einer Selbstfindungsphase seien, habe das manchmal traumatische Folgen. Weiterlesen

Neuer Origami-Herzen Weltrekord vor Angkor Wat

Siem Reap (dpa) – Millionen von Papierherzen vor der berühmten Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha: Mit dieser Aktion hat es das südostasiatische Land ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Insgesamt seien 3.917.805 Herzen im Origami-Stil gefaltet und aufgestellt worden, bestätigten die Juroren. Damit habe das Land den bisherigen Rekord von 2019 deutlich überholt: Damals waren in Großbritannien 53.704 Origami-Herzen gefaltet worden. Weiterlesen

Dreyer beim Fastenbrechen: 10 Jahre Schura

Mainz (dpa/lrs) – Während eines Besuches beim Fastenbrechen in Mainz hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer die Arbeit des seit nunmehr zehn Jahren bestehenden Islamverbandes Schura Rheinland-Pfalz gelobt. «Ihre junge und dynamische Gemeinschaft hat seit ihrer Gründung eine beachtliche Entwicklung vollzogen», sagte die SPD-Politikerin nach einer Mitteilung am Mittwochabend in Mainz. «Sie haben das Profil einer pluralistischen Religionsgemeinschaft entwickelt, die an der demokratischen Gestaltung unserer Gesellschaft engagiert mitwirken will.»

Der Verein Schura Rheinland-Pfalz – Landesverband der Muslime als erste Vertretung in Rheinland-Pfalz für Muslime verschiedener Glaubensrichtungen und Nationalitäten war am 24. Dezember 2012 als Zusammenschluss von zunächst sechs sunnitischen und zwei schiitischen Gemeinden entstanden, mittlerweile umfasst er nach eigenen Angaben 15 Mitgliedsgemeinden. Weiterlesen

Gesetz gegen digitale Gewalt: Hebel gegen Pöbler

Berlin (dpa) – Betroffene von rechtsverletzenden Äußerungen im digitalen Raum sollen sich künftig leichter zur Wehr setzen können. Zu einem entsprechenden Gesetz, das die Bundesregierung noch in diesem Jahr auf den Weg bringen will, hat das Justizministerium ein Eckpunkte-Papier vorgelegt.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) betonte, bei diesem Vorhaben gehe es nicht darum, die Meinungsfreiheit einzuschränken. «An den Spielregeln des demokratischen Diskurses wird das Gesetz nichts ändern. Was heute geäußert werden darf, darf auch künftig geäußert werden.»

Verringert werden solle aber der Aufwand für diejenigen, die im Internet bedroht, verleumdet oder beleidigt würden. «Betroffene haben es oft unnötig schwer, ihre Rechte selbst durchzusetzen», sagte Buschmann. Oft scheitere schon eine Identifizierung der handelnden Person an fehlenden Informationen oder am Faktor Zeit. Weiterlesen

Warum wieder mehr Kinder schwimmen lernen DLRG

Von Thomas Strünkelnberg, dpa

Bad Nenndorf (dpa) – Geschlossene Bäder, kaum Schwimmunterricht, kaltes Wasser – kleine Schwimmanfänger hatten es in den vergangenen Jahren schwer. Doch mit dem langsamen Abflauen der Corona-Pandemie haben wieder mehr Kinder schwimmen gelernt.

2022 seien insgesamt 78.716 Schwimmabzeichen abgenommen worden – mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Nenndorf mit. 2021 waren es demnach 38.112.

Rückstand ist «weiterhin erheblich»

«Wir nähern uns dem Niveau von vor der Pandemie», sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Sie sagte auch: «Der Rückstand durch lange Zeit geschlossene Bäder ist aber weiterhin erheblich.» Denn das Ergebnis liege immer noch um knapp 14 Prozent unter dem von 2019.

Die DLRG ist nach eigenen Angaben mit über 1,8 Millionen Mitgliedern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt – und der größte private Anbieter in der Schwimmausbildung.

Die Lebensretter verwiesen auch auf eine im Januar veröffentlichte Forsa-Umfrage – demnach kann jedes fünfte Grundschulkind nicht schwimmen. Fünf Jahre zuvor habe der Anteil der kleinen Nichtschwimmer noch bei zehn Prozent gelegen.

Auch mit den Grundfertigkeiten für das Schwimmen, für die es das Seepferdchen-Abzeichen gibt, sah es eher düster aus: Konnten 2017 noch 69 Prozent der Grundschulkinder das Seepferdchen vorweisen, war es im vergangenen Jahr nur noch etwa jedes zweite Kind.

Gefragte Abzeichen

Doch gerade bei den Seepferdchen geht es bergauf: Dort «liegen wir sogar über den Zahlen von 2019 – und dass, obwohl niedrigere Wasser- und Lufttemperaturen sowie vereinzelt komplett geschlossene Bäder infolge der Energiekrise hinderlich waren», betonte Vogt. Das merkten auch die Ausbilder: «Die Kinder sind irgendwann durchgefroren und müssen früher raus», sagte DLRG-Schwimmlehrer Arne Grosser unlängst. «Da dauert es dann länger als üblich, das Kursziel zu erreichen.»

Vogt sprach von einem «Aufholprozess». 56.248 Seepferdchen wurden im vergangenen Jahr vergeben, 55 Prozent mehr als 2021 (36 368) und sogar 17 Prozent mehr als 2019 (48 243). Zu sicheren Schwimmern werden Kinder nach DLRG-Einschätzung aber erst, wenn sie die Prüfung für das Bronze-Abzeichen, den sogenannten Freischwimmer, bewältigen. Und dieses Abzeichen hätten nur gut 40 Prozent der Zehnjährigen. «Es sollten jedoch 100 Prozent sein», forderte Vogt.

Sie machte klar: «Dafür braucht es aber mehr Wasserflächen und qualifizierte Lehrkräfte sowie mehr politisches Engagement, um für beides die Voraussetzungen zu schaffen.» Nur Schulen erreichten alle Kinder, daher müssten sie so viel Schwimmunterricht wie nötig geben können. Kürzlich hatte der Verband kommunaler Unternehmen angesichts der vielen Nichtschwimmer und unsicheren Schwimmer unter Kindern und Jugendlichen von einem «Weckruf für die Politik» gesprochen.

Wieder mehr Rettungsschwimmer

Ebenfalls ein gutes Zeichen: Mehr Rettungsschwimmer wurden ausgebildet. Denn wegen der Bäderschließungen wurden laut DLRG über einen Zeitraum von zwei Jahren nur halb so viele Rettungsschwimmer ausgebildet wie üblich. Jetzt geht der Trend offensichtlich wieder in die andere Richtung – im vergangenen Jahr wurden 50 Prozent mehr Rettungsschwimmer ausgebildet als 2021. Allerdings waren dies immer noch 10 Prozent weniger als 2019. Dennoch sagte Vogt: «Das stimmt uns optimistisch, dass wir in diesem Jahr vollends die Wende schaffen können.» Es werde aber dauern, den Rückstand aufzuholen.

Wie wichtig es ist, sicher schwimmen zu können, wollen Lebensretter und andere Verbände mit dem ersten bundesweiten Schwimmabzeichentag am 21. Mai zeigen: Dann sollen in vielen Frei- und Hallenbädern Prüfer das Schwimmabzeichen abnehmen. Vogt betonte: «Einen Tag lang wird das Schwimmen im Mittelpunkt stehen.»

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Junge Weinbaubetriebe setzen neue Schwerpunkte

Von Ira Schaible, dpa

Mainz (dpa) – Die Weinbaulandschaft in Deutschland ist im Wandel: Es gibt weniger, aber größere Betriebe. «Wir beobachten seit vielen Jahren einen Konzentrationsprozess im deutschen Weinbau», berichtet Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut. Viele Winzer haben keinen Nachfolger, geben auf und verkaufen an erfolgreiche Betriebe. Die gesamte Rebfläche in Deutschland bleibt aber konstant. Und eine Reihe junger Weinbauern und -bäuerinnen setzt andere Schwerpunkte als ihre Eltern und Großeltern.

Fast jeder fünfte Betrieb (19 Prozent) hatte 2020 mehr als zehn Hektar Rebfläche, wie Büscher sagt. Diese Weinbauern bewirtschafteten 62 Prozent der gesamtdeutschen Rebfläche. Zehn Jahre zuvor gehörte nur die Hälfte der gesamten Rebfläche zu den Betrieben mit mehr als zehn Hektar. Neuere Zahlen gibt es nicht.

Der klassische Winzer müsse inzwischen alles machen, auch Marketing, sagt Professor Jon Hanf von der Hochschule Geisenheim. Ein weltweites strukturelles Überangebot an Wein hat nach seiner Einschätzung die Wettbewerbsintensität deutlich gesteigert. Zur Arbeitsteiligkeit kämen höhere Löhne für Arbeitnehmer als für Familienangehörige. Daraus resultiere der Druck, in großen Einheiten produzieren zu müssen, um mehr Mengen zu verkaufen und arbeitsteilig arbeiten zu können. Die Konzentration der Betriebe sei die Folge.

Was macht die neue Generation von Winzern aus?

«Dort wo die junge Generation ins Weingut einsteigt, wird oftmals in neue Vinotheken oder Technologien investiert und auf Qualität gesetzt», berichtet Büscher. «Dafür werden dann größere Flächen benötigt, weil mit zunehmender Qualität die Erträge in der Regel sinken.»

So wie bei Thomas (40) und Martin (36) Philipps vom Weingut Philipps-Mühle am Mittelrhein. Das Müllerhandwerk des Vaters hatte in dem Familienbetrieb keine Zukunft mehr. Die Brüder bauten den Weinbau-Hobbybetrieb ihrer Eltern von 0,3 Hektar zu einem Vollerwerbsbetrieb mit rund sechs Hektar aus und eröffneten nahe der Loreley eine Vinothek mit Weincafé.

Shanna Reis führt in vierter Generation das Weingut Reis @ Luff im rheinhessischen Aspisheim – mit Unterstützung ihres Schwagers, der Eltern und Großeltern. Die 31-Jährige, die auch Jägerin, Buchautorin und Doktorandin ist, macht etwa ein Drittel der 30 Weine selbst, hat dabei auch eine junge Zielgruppe im Blick und schenkt im Hotel und Café ihrer Schwester aus – fünf Kilometer entfernt in Gensingen.

Einen hohen Qualitätsanspruch hat auch der 24 Jahre alte Carlo Schmitt von der Mosel, der den Familienbetrieb nach Ausbildung und Studium in dritter Generation führt. Er war elf Jahre alt, als sein Vater in einer Steillage tödlich verunglückte. Das Weingut habe danach drastisch auf 1,5 Hektar verkleinert werden müssen. Inzwischen sei es fast doppelt so groß und soll weiter wachsen.

Was ist der neuen Generation beim Weinanbau wichtig?

«Wir haben die bestausgebildete Winzergeneration jemals», sagt Jürgen Oberhofer vom Institut für Weinbau und Oenologie des DLR Rheinpfalz. «Früher war es reines Handwerk und heute benötigt man fast noch eine zweite Ausbildung zum Büromanager», beschreibt er die Herausforderungen. Aber: «Wein hat ein sehr gutes Image.» Und auch Quereinsteiger haben Interesse, einen Betrieb zu übernehmen. Oft fehle ihnen aber das Geld. «Denn in der Fläche ist viel Kapital gebunden.»

Für die jungen Weinbauern spielen Bio, Nachhaltigkeit und neue pilzwiderstandsfähige Rebsorten ( Piwis ) auch eine entscheidende Rolle. «Oftmals findet die Umstellung auf den Ökoweinbau in den Betrieben mit dem Generationswechsel statt», stellt Büscher fest. «Wenn die Generation Fridays for Future älter wird und auf den Weingeschmack kommt, wird sie sicherlich Weine bevorzugen, die von unbehandelten Trauben der nachhaltigen Rebsorten stammen.»

Die Brüder von der Philipps-Mühle haben 2021 mit der dreijährigen Umstellung auf Biowein begonnen und pflanzen jetzt auch Piwis. Shanna Reis aus Rheinhessen sagt: «Weinbau ist eine Monokultur. Wir pflanzen auch Wald an.» Nachhaltigkeit ist für sie «ein Herzensthema», aus wirtschaftlichen Gründen und mit Rücksicht auf unterschiedliche Vorstellungen der Generationen mit «Ziel und Augenmaß» umsetzbar.

Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

«Den Druck aus der Familie, das Weingut zu übernehmen, gibt es kaum noch», berichtet die Vorsitzende von Wein.Im.Puls in Württemberg, Mara Walz. Mehr als 60 Betriebe sind in der Vereinigung junger Winzer aus der Region zusammengeschlossen. Sie füllen unter anderem jedes Jahr eine weiße und eine rote Cuvée gemeinsam ab – also einen Wein aus verschiedenen Rebsorten. «Die neue Generation an Winzern ist offen. Wir sehen den Nachbarn nicht als Konkurrent, sondern als Kollegen», sagt die 31-Jährige. Dabei seien viele Freundschaften und auch schon Ehen entstanden.

Enger Austausch, Auslandserfahrung und Events: «Der Winzernachwuchs hat mit seinen frischen Ideen und unkomplizierten Weinpräsentation sehr stark dazu beigetragen, dass Wein hierzulande insgesamt als trendiges Produkt angesehen wird», sagt Büscher. «Das ist in anderen europäischen Weinerzeugerländern nicht immer der Fall.» Die junge Winzer-Generation mache vor allem eine «massive Professionalisierung aus», sagt Professor Hanf. Viele Studierende, die aus kleinen Weingütern stammten, wollten auch gar nicht mehr dahin zurück, sondern woanders in der Branche arbeiten.

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Virtuelle Influencer erobern Instagram und Co.

Von Taylan Gökalp, dpa

Berlin (dpa) – Sie hat die ganze Nacht gearbeitet. Im Trainingsanzug sitzt die Mode-Influencerin mit markantem pinkfarbenen Bob-Schnitt an einem Holztisch, der Blick in den Laptop vertieft, Stift in der Hand, aufgeschlagene Zeitschriften und ein Blatt Papier vor ihr. «Ich habe süßes Zeug skizziert. Erzählt niemandem, dass ich nicht geduscht habe», kommentiert die Japanerin namens «imma» das Foto in ihrem Instagram-Kanal. Was das Foto jedoch nicht verrät: imma ist gar kein echter Mensch.

Dass imma nur eine virtuelle Erscheinung ist, ist auf vielen ihrer Bilder für das bloße Auge kaum erkennbar. Wenn man sie aber in ihren Kurzvideos in Bewegung sieht, erkennt man klar, dass sie am Computerbildschirm entstanden ist. Nach Angaben des Unternehmens Aww Inc., das imma entwickelt hat, ist sie Japans erstes virtuelles Model. Auch in anderen Ländern, besonders im asiatischen Raum, sind in den vergangenen Jahren eine Reihe von virtuellen Influencern entstanden. Wie ihre echten Vorbilder zieren sie die Cover von Modezeitschriften, fungieren als Werbeträger und manche spielen sogar Konzerte vor Tausenden Zuschauern.

Klar als künstliche Figur zu identifizieren

Damit die optische Illusion um imma perfekt wird, teilt sie in den sozialen Medien regelmäßig Fotos, die sie mit echten Menschen zeigen. So etwa mit dem spanischen Cartoonisten Joan Cornella bei seiner Ausstellungs-Eröffnung in Tokio oder mit dem DJ Steve Aoki und dem Reggaeton-Star Maluma. Aber imma zeigt ihren Followern nicht nur ihr Jetset-Leben zwischen Modemetropolen und Weltprominenz, sondern auch ihre Gefühle. «Seit ich geboren wurde, habe ich es immer gehasst, einsam zu sein», kommentiert sie etwa ein Foto von sich mit traurigem Blick, übergroßem Kapuzenpullover und schwarzem Regenschirm in der Hand. «Was tust du, wenn du einsam bist?» In einem anderen Post erzählt sie von einem Streit mit ihrem Bruder.

Mit dieser Art von emotionaler Ansprache gehen die Macher von imma deutlich über das Virtuelle hinaus. Sie bauen eine persönliche Bindung zum Betrachter auf, indem sie ihre Figur bewusst als verletzlich darstellen. Das scheint gut anzukommen, denn auch wenn imma klar als künstliche Figur zu identifizieren ist, folgen ihr mehr als 400.000 Nutzer bei Instagram. Angesprochen auf die offensichtliche Künstlichkeit von immas Gefühlswelt, sagen ihre Schöpfer auf dpa-Nachfrage, dass ja auch echten Influencern oft vorgeworfen werde, ein unechtes Leben im Internet zu inszenieren. Letztentlich finde das Leben der Menschen so sehr im digitalen Raum statt, dass die Grenze zur Realität ständig verschwimme, heißt es aus dem Unternehmen weiter. «Alles, was wir online und in den Medien sehen, ist eine Erzählung und es ist jedermanns eigene Entscheidung, ob er es glaubt oder nicht.»

Fehlende Transparenz der zum Einsatz kommenden Programme

Das große Problem an dieser Form der emotionalen Ansprache durch künstlich erschaffene Wesen sieht der Medienexperte Oliver Zöllner vom Stuttgarter Institut für Digitale Ethik in der fehlenden Transparenz der zum Einsatz kommenden Programme. Nicht jeder Mensch könne sofort erkennen, dass es sich bei virtuellen Influencern nicht um reale Menschen handelt, sagt Zöllner auf Nachfrage der dpa. Und er fügt hinzu: «Auch die dahinterstehenden Geschäftsmodelle der Datengewinnung und -ausbeutung sind nicht jeder Person bekannt.» Zöllner spricht von einer Form der Ausbeutung, die tief in den menschlichen Wesenskern eingreife.

Gesteuert werden die virtuellen Influencer in der Regel von menschlichen Teams im Hintergrund, wie es auf der Internetseite virtualhumans.org heißt, die nach eigenen Angaben von Brancheninsidern betrieben wird. imma zum Beispiel wird in einem Studio, unter anderem mit Schauspielern und mittels Bewegungs-Erfassung (Motion Capture) zum Leben erweckt. Bei manchen Influencern ist aber tatsächlich Künstliche Intelligenz im Spiel, so etwa bei Kuki Ai, die sich auf ihrer Internetseite mittels eines Chatroboters mit ihren Fans unterhalten kann. In den sozialen Medien hingegen muss Kuki laut virtualhumans.org immer noch von echten Menschen gesteuert werden.

Vorteil gegenüber Mitbewerbern aus Fleisch und Blut

Aber virtuelle Influencer können nicht nur Gefühle, sondern auch Haltung. Lil Miquela etwa, die als eine der reichweitenstärksten virtuellen Influencer gilt, ist nicht nur erfolgreich als Musikerin und Werbegesicht großer Modefirmen, sondern auch als Aktivistin. In ihrem Instagram-Profil zeigt sie den Hashtag «#BlackLivesMatter». In einem Post zeigt sich die ewig 19-Jährige ihren rund 2,8 Millionen Followern mit kayalgefärbten Tränen, die über ihr Gesicht laufen, daneben der Satz: «Für die Normalisierung von hässlichem Weinen in der Öffentlichkeit.» Wie authentisch das auf ihre Fans wirkt, ist unklar. Das Time-Magazine jedenfalls wählte die Influencerin mit dem Pony-Schnitt und der markanten Zahnlücke im Jahr 2018 zu den 25 einflussreichsten Menschen im Internet – neben solchen Namen wie Donald Trump und Rihanna.

Fest steht auch, dass imma, Lil Miquela und Co. für Unternehmen einen unschlagbaren Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern aus Fleisch und Blut haben: Sie haben keine unberechenbaren menschlichen Launen und sind kostengünstiger. «Aber als Mensch hat man sie auch schnell durchschaut, wenn man sich ein bisschen mit ihnen beschäftigt. Und sie werden wahrscheinlich schnell langweilig», fügt Oliver Zöllner hinzu.

Mit Blick in die Zukunft deutet sich laut Zöllner an, dass die Menschen von Tech-Unternehmen immer weiter in virtuelle Räume eingeladen werden, «in denen wir auf vielfältige Art und Weise miteinander und auch mit virtuellen Figuren interagieren sollen». Es liege an den Menschen selbst, aus solchen technischen Möglichkeiten etwas zu schaffen, das für die Gesellschaft dienlich ist.

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Kostenlose E-Zigaretten für eine Million Raucher

London (dpa) – Die Regierung in Großbritannien will eine Million Raucher in England mit kostenlosen E-Zigaretten ausstatten, um sie zum Verzicht auf Tabak zu ermutigen. Ziel sei es, das Land bis 2030 rauchfrei zu machen, teilte das Gesundheitsministerium in London mit. «Rauchfrei» definiert die Regierung mit einer Raucherquote von weniger als fünf Prozent.

Das «Swap-to-Stop»-Programm soll von weiteren Maßnahmen flankiert werden – etwa finanzielle Anreize für Schwangere, auf den Glimmstängel zu verzichten. Derzeit greift in England den Angaben zufolge noch fast jede zehnte Frau während der Schwangerschaft zur Zigarette. Die Regierung geht über zwei Jahre von Kosten in Höhe von 45 Millionen Pfund (51,3 Millionen Euro) aus. Weiterlesen

Deutschland, ein Kaffee- und Kuchen-Land

Von Gregor Tholl, dpa

Hamburg/Köln (dpa) – Deutschland, das ist für viele Bier und Bundesliga, es kann aber auch Bienenstich und Buttercremetorte bedeuten. Für Millionen Menschen sind Kaffee und Kuchen – also der Verzehr von Apfelkuchen, Schwarzwälder Kirsch oder Frankfurter Kranz, Donauwelle, Eierschecke, Marmorkuchen und Mohnkuchen – etwas typisch Deutsches.

Oder sagen wir besser: ein Kulturgut im deutschsprachigen Raum, denn auch Engadiner Nusstorte aus der Schweiz oder Mehlspeisen aus Österreich wie Sachertorte und Linzer Torte sind Klassiker. Manche denken sogar, «k. u. k.» bei der früheren Österreichisch-Ungarischen Monarchie habe für Kaffee und Kuchen gestanden (und nicht für kaiserlich und königlich).

Doch Süßes kann auch eine bittere Seite haben, etwa beim Blick auf die Figur: In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur geben immerhin 18 Prozent an, seit der oft extrem bewegungsarmen Corona-Krise mehr Süßes zu essen. Gleich viel essen demnach 47 Prozent, weniger 26 Prozent. Der Rest macht keine Angabe oder gibt an, gar nichts Süßes zu essen.

Kaffeekonsum auf Rekordniveau

Die Lust auf Kaffee nahm in der Pandemie dagegen keineswegs ab. Bei Heißgetränken dominiert laut Umfrage der Kaffee weit vor Tee und Kakao. Wie der Deutsche Kaffeeverband berichtet, ist der ohnehin hohe Kaffeekonsum auf einem Rekordniveau. Pro Kopf und Tag konsumieren Kaffeetrinker in Deutschland demnach im Schnitt knapp vier Tassen. Vor fünf Jahren waren es erst 3,4 Tassen.

Für 2023 erwartet der Kaffeeverband, dass für die Zubereitung zu Hause erstmals mehr «ganze Bohnen» verkauft werden als gemahlener Röstkaffee. Vollautomaten liegen im Trend, wie Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer beim Kaffeeverband in Hamburg, sagt. «Inzwischen steht in jedem dritten Haushalt ein entsprechendes System.»

2022 sei trotz Inflation und preissensiblen Verhaltens ein starkes Kaffeejahr gewesen, sagt Preibisch. Beim Kaffeetrinken habe es «einen klaren Trend zum Außer-Haus-Markt» gegeben, nachdem die Corona-Beschränkungen in der Gastronomie wegfielen. «Die Leute wollen endlich wieder raus aus den eigenen vier Wänden, sie wollen endlich wieder draußen Kaffee trinken» – das Comeback der Kaffeepause.

Käsekuchen oder Sahnetorte?

Während die Kaffeeliebe also sehr deutlich ist, scheiden sich in Deutschland beim Thema Kuchen die Geister schon eher. Sahne- oder Buttercremetorte? Obst- oder Schokokuchen? Die neue repräsentative Umfrage serviert den Geschmack der Republik auf dem Silbertablett.

Die meisten Erwachsenen in Deutschland mögen demnach Käsekuchen am liebsten, wenn sie sich entscheiden sollen. 19 Prozent nennen ihn auf die Frage «Wenn Sie in ein Café gehen, was sagt Ihnen persönlich am meisten zu?». Dahinter folgen Obstkuchen (16 Prozent), Sahnetorte (13 Prozent) oder auch Kuchen mit Schokolade (9 Prozent), Waffeln (6 Prozent), Crêpes (5) oder schwere Buttercremetorte (5).

Der Udo-Jürgens-Schlager «Aber bitte mit Sahne» aus den 70ern ist hierzulande ein Evergreen: «Sie treffen sich täglich um viertel nach drei (…) am Stammtisch im Eck in der Konditorei», heißt es in dem sarkastischen Hit, in dem besungen wird, wie der Tod nach und nach die alten Freundinnen Mathilde, Ottilie, Marie und Liliane absahnt.

Was wird aus der Kaffeehauskultur?

Tortentempel voller Damen mit Hut sind ein Klischee – aber auch eine hübsche Erinnerung. Die Kaffeehäuser alter Art, in denen Kellnerinnen mit Spitzenschürze Kaffee servieren («Draußen nur Kännchen!»), sind in den letzten Jahren vielerorts geschlossen worden. Doch nicht nur in Städten wie Baden-Baden, Köln oder Wiesbaden gibt es noch traditionsreiche Cafés wie das «König», «Wahlen» oder «Maldaner».

Vom Konditorenbund heißt es jedoch: «Durch die extrem gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise ist die Ertragssituation aufs Äußerste gespannt.» Es bleibe schwierig, den Personalbedarf insbesondere im Cafébereich mit Fachkräften abzudecken. Fast 1,9 Milliarden Euro setzte das Konditorenhandwerk 2022 um – ähnlich viel wie vor Corona.

Eine Tortur, die Tortenliebhabern heute immer mal wieder angetan wird, ist das liegende Tortenstück. Bald heiße es «Scheibe Torte» statt «Stück Torte», wird das dünnere Stück bei selbem Preis in Zeiten der Preissteigerungen beklagt. Untergang des Kuchenlandes – gekippte Stücke sind wahren Fans als Tortentodsünde ein Graus.

Doch Kaffee und Kuchen wird nicht nur außer Haus verzehrt, sondern auch daheim. Millionen backen gern selbst. Ebenfalls Millionen greifen zu Tiefkühlkuchen. Das wohl bekannteste Herstellerunternehmen aus dem westfälischen Mettingen hat es dank jahrelanger Werbung geschafft, dass viele Leute den Markennamen zu einer Melodie aus der Oper «La Gioconda» von Amilcare Ponchielli mitsummen.

«Die Torte, an die fast alle denken, wenn sie den Namen Coppenrath & Wiese hören, ist die Schwarzwälder-Kirsch-Torte», sagt Dorothee Reiering-Böggemann, Bereichsleitung Marketing. Seit 1976 sei sie das Aushängeschild. «Bei den Verkaufszahlen liegt allerdings eine andere Torte an der Spitze: die «Meistertorte Mandel-Bienenstich».» Da niemand an der Kaffeetafel ausgeschlossen werden solle, gebe es unter anderem diese Torte auch vegan, da viele immer mehr darauf achteten, den Anteil tierischer Produkte in ihrer Ernährung zu reduzieren.

Tiefkühlgebäck-Marktführer Coppenrath & Wiese, der seit acht Jahren zur Oetker-Gruppe gehört, produziert nach eigenen Angaben unter anderem täglich bis zu 1,1 Millionen Blechkuchenstücke, 350 000 Cheesecakes, 300 000 Sahnetorten und mehr als 100 000 Backkuchen.

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Verband: Deutschlands Kaffeekonsum auf Rekordniveau

Hamburg (dpa) – Der ohnehin hohe Kaffeekonsum in Deutschland ist auf Rekordniveau gestiegen. Insgesamt werden derzeit pro Kopf und Tag durchschnittlich knapp vier Tassen pro Kaffeetrinker konsumiert, wie der Deutsche Kaffeeverband berichtet – unter Berufung auf in Auftrag gegebene Marktforschung. Das liegt unter anderem am Wegfall der Corona-Beschränkungen in der Gastronomie im vergangenen Jahr. Im Jahr 2021 waren es noch 3,6 Tassen und im Vorpandemiejahr 2019 etwa 3,5 Tassen. Kaffee ist in Deutschland mit Abstand das beliebteste Getränk, noch vor Mineralwasser und Bier.

Der Kaffeemarkt zeigt bei der Zubereitung zu Hause eine Verschiebung in Richtung ganze Bohnen. Ganze Bohnen (plus 8 Prozent) glichen sich mit rund 44 Prozent Marktanteil erstmals dem Segment des gemahlenen Kaffees an. Pads haben 6 Prozent Marktanteil, Kapseln etwa 5 Prozent. Weiterlesen

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